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Baujahr: | 1919 - 1923 | Leistung: | 1 500 kW / 2 040 PS | |
Gewicht: | 107 - 111 t | V. max.: | 75 km/h | |
Normallast: | 300 t bei 45 km/h | Länge: | 16 500 mm | |
Gegen Ende des 19ten Jahrhunderts verfügte die Schweiz über ein
umfangreiches Netz von Strecken. Dieses wurden von
Privatbahnen
mehr oder weniger erfolgreich betrieben. Namentlich bei den fünf grössten
Gesellschaften des Landes gab es starke Unterschiede. Die erfolgreiche
Gotthardbahn bediente sich an den Aktien anderer Gesellschaften.
Gekontert wurde sie dabei von der
Nordostbahn,
die jedoch dadurch den Verkehr vernachlässigte.
Aus diesen Machtkämpfen heraus wurde schliesslich 1898 per
Volksabstimmung beschlossen, dass die fünf grössten Bahnen zu einer
Staatsbahn
verbunden werden sollten. Diese als Schweizerische Bundesbahnen SBB
bezeichnete Staatsbahn, nahm 1902 mit den ersten verstaatlichten
Privatbahnen
den Betrieb auf. Dabei fehlte ausgerechnet die
Gotthardbahn, weil es da noch Probleme mit dem Rückkauf der
Aktien und Verträgen kam.
Während die junge Gesellschaft damit beschäftigt war, das
entstandene Chaos aufzuräumen, gelangte die Firma Maschinenfabrik Oerlikon
MFO mit der Idee einer elektrischen Eisenbahn an die
Staatsbahn.
Für den neuen Simplontunnel wurde ebenfalls eine elektrische Lösung
gesucht, da man aus den Erfahrungen der
Gotthardbahn erkannte, dass fast 20 Kilometer mit
Dampflokomotiven zu gefährlich sind. Aus den Erfahrungen der Burgdorf-Thun-Bahn BTB mit dem neuen Drehstrom von der Firma BBC, entschloss man sich den Tunnel am Simplon mit diesem System zu betreiben.
So kamen die wenigen ersten elektrischen
Lokomotiven für
Dreh-strom
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB ab dem Jahre 1909 von Brig aus, zum
Einsatz. Der Rest des Netzes wurde, wie die neu zur Gesellschaft gehörende
Gotthardbahn, mit Dampflokomotiven betrieben. Sie haben richtig gelesen, der Rest des Netzes betrieb man mit Dampflokomotiven. Die Versuche zwischen Zürich Seebach und Wettingen wurden beendet und die Fahrleitung wieder entfernt.
Die Industrie konnte ihre Versuche mit diesem System neu in Berner
Oberland bei der Spiez-Frutigen-Bahn durchführen. Daher wurde die Strecke
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB nicht mehr benötigt und der
vertraglich festgelegt Rückbau vorgenommen.
Bei der jungen
Staatsbahn
wollte man daran eigentlich nichts ändern. Man hatte andere Probleme zu
lösen, denn der veraltete Fahrzeugpark aus den Beständen der
Privatbahnen
musste schnell erneuert werden. Da konnte man sich nicht an neuen
Techniken versuchen. Zudem wurden am Gotthard dringend neue
Lokomotiven für die schweren
Güterzüge
benötigt. Warten, bis ein neues System funktionierte, konnte man dabei
nicht mehr.
So verwundert es nicht, dass sich die Schweizerischen Bundesbahnen
SBB darum bemühten neue
Schnellzugslokomotiven
der Baureihe
A 3/5 in grosser
Menge und die ersten Maschinen der Baureihe
C 5/6
zu beschaffen. Gerade die Güterlokomotive hatte das Pech, dass
gleichzeitig die ersten
Lokomotiven der Reihe
Fb 5/7 an die BLS geliefert wurden. Dadurch wurde sie nie zur
stärksten Lokomotive der Schweiz, auch wenn es eine gigantische Maschine
war. Es war damit klar, dass am Gotthard sicher noch für mindestens 20 Jahre die grossen Dampflokomotiven verkehren würden. Gerade die komplizierte Fahrleitung im Raum Brig, verhinderte dieses System.
Die Strecke über den Lötschberg kämpfte mit Problemen bei den
neuen
Lokomotiven. Hingegen zeigte die Baureihe
C 5/6,
dass sie sehr gut abgestimmt worden war. Einer ersten Serie dieser
Dampfmaschinen
stand daher nichts mehr im Weg.
Als jedoch am 28. Juli 1914 Österreich-Ungarn Serbien den Krieg
erklärte, ahnte noch niemand, dass diese Kampfansage, zu einem Weltkrieg
führen würde und sich dadurch in der neutralen Schweiz einiges ändern
würde. Die vom Krieg eingekesselte Schweiz bekundete grosse Mühe bei der
Beschaffung von
Kohlen.
Man behalf sich mit
Holz.
Am Gotthard musste man jedoch Kohlen benutzen und die waren extrem teuer
geworden.
Damit wir uns ein Bild machen können, ein paar Hinweise. Die
Kosten für das Brennmaterial auf der Strecke Erstfeld – Göschenen waren so
gross, wie das Gehalt des eingesetzten Personals in einem Jahr. So konnte
auch eine
Staatsbahn
nicht arbeiten und so war man froh, dass der Verkehr einbrach und nun mit
den neuen
Lokomotiven in Frankreich zur Versorgung des Landes
arbeiten konnte. Davon nicht betroffen war man jedoch am Lötschberg. Während die elektrischen Züge durch den Simplon und über den Lötschberg ohne Einschränkungen verkehren konnten, hatten die A 3/5 und ihre Schwestern immer mehr mit dem Mangel an geeignetem Brennstoff zu kämpfen.
Auch der Ersatz mit
Holz
konnte nicht verhindern, dass Züge gestrichen werden mussten, weil es
keine
Kohlen
gab. Die Schweizerischen Bundes-bahnen SBB hatten also die Folgen des
Krieges direkt zu spüren bekommen.
Nach dem Krieg würde sich die Situation zwar wieder beruhigen, nur
wusste niemand wenn das sein sollte. Jedoch erkannte man, dass dieser
Frieden nicht von Dauer sein könnte. Ein erneuter Krieg hätte wieder zu
den gleichen Problemen geführt. Daher beschlossen die Leute im Direktorium
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB, dass man auf den elektrischen
Betrieb setzen wollte. Im Vordergrund standen dabei die wichtigsten
Hauptstrecken.
Trotz der Tatsache, dass man mit der Strecke im Wallis eine Anlage
mit
Drehstrom
hatte, entschied man sich bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB für das
am Lötschberg eingesetzte System mit
Wechselstrom.
Die einfache
Fahrleitung
und die mittlerweile gut funktionierenden
Lokomotiven der Baureihe
Fb 5/7 trugen sicherlich zu diesem Entscheid bei. Der Beginn
sollte zudem am Gotthard erfolgen, wo am meisten
Kohlen
verbraucht wurden.
Der Entscheid war gefallen, die Schweizerischen Bundesbahnen SBB
sollten auch elektrisch betriebene Züge, analog der Lötschbergbahn BLS,
erhalten. Niemand wusste, wie lange der Krieg noch andauern sollte und so
drängte man zur Eile. Daher wurde im Jahre 1917 die letzte Dampflokomotive
an die
Staatsbahn
ausgeliefert. Die neuen Maschinen sollten für den elektrischen Betrieb
beschafft werden.
Es überrascht dabei, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB in
dieser Not nicht auf die universelle Baureihe
Fb 5/7 der Lötschbergstrecke setzten, sondern eigene
Lokomotiven entwickelte. Die Reihe
Fb 5/7 konnte man schliesslich vor allen Zügen verwenden und so
hätte man nicht mehrere Typen benötigt. Nur wollte man am Gotthard mit den
neuen Lokomotiven auch den Verkehr vereinfachen und dazu war die
Lokomotive zu schwach.
Bei den Dampflokomotiven hatte man sich bei den
Reisezügen
auf drei
Triebachsen
gesteigert. Im schweren
Güterverkehr
war man bereits mit Maschinen mit fünf Triebachsen unterwegs. Die
universelle
Lokomotive der BLS hätte hier schlicht keine Steigerung
gebracht. Diese wollte man jedoch erreichen, denn eigentlich waren auch
die Maschinen der Reihe
C 5/6
am Gotthard bereits wieder überfordert und mussten mit der Reihe
C 4/5 unterstützt werden.
Aus diesem Grund wurde für den
Güterverkehr
eine zusätzliche
Triebachse
vorgesehen. Dazu sah man zwei
Prototypen
vor. Dabei sollten die Brown Boveri und Co BBC und die Maschinenfabrik
Oerlikon MFO je eine Maschine liefern. Damit hätte der Güterverkehr
deutlich vereinfacht werden können. Nur bisher existierten diese schlicht
noch nicht. Es lohnt sich jedoch, wenn wir schnell einen Blick auf diese
Modelle werfen.
Die Firma Brown Boveri und Co BBC entwickelte dazu die Baureihe Fc
2x 3/3. Wegen den schlechten Laufeigenschaften der vergleichbaren Reihe
bei der BLS, wurden der neuen
Lokomotive nachträglich noch führende
Laufachsen
eingebaut. Die Bezeichnung der Maschine änderte sich dadurch zu
Fc 2x 3/4. Die Lokomotive wurde
schliesslich mit der Nummer 12 201 an die Schweizerischen Bundesbahnen SBB
ausgeliefert und von diesen übernommen.
Eine weitere Bestellung dieser Baureihe sollte jedoch nicht mehr
erfolgen. Der Grund war die hier vorgestellte
Lokomotive und die Tatsache, dass die schwere Lokomotive
für den
Güterverkehr,
die von der Maschinenfabrik Oerlikon MFO geliefert wurde, etwas weniger
kompliziert aufgebaut worden war. Die später als Reihe
Ce 6/8 I bezeichnete Maschine
sollte daher ein Exot im Bestand der Schweizerischen Bundesbahnen SBB
bleiben.
Die
Lokomotive für den
Güterverkehr
der Maschinenfabrik Oerlikon MFO wurde von Beginn an mit
Laufachsen
geplant und kam als Baureihe
Fc 2x 3/4 zur
Auslieferung. Durch die langen schmalen
Vorbauten
hatte diese Maschine ein aussergewöhnliches Aussehen erhalten. Dabei
zeigte jedoch der
Prototyp
mit der Nummer 12 251, dass er wegen seiner einfachen Bauweise sehr gut
funktionierte. Daher entschlossen die die
Staatsbahnen
für diese Baureihe.
Weltweit bekannt wurde diese Maschine für den schweren
Güterverkehr
schliesslich nicht durch die Bezeichnung der Baureihe
Fc 2x 3/4, sondern
durch den Namen Krokodil. Diese später als
Ce 6/8 II bezeichnete Serie sorgte jedoch dafür, dass man den
Prototyp
mit der Nummer 12 251 schlicht nicht mehr erkannte. Daher wird oft
fälschlicherweise angenommen, dass das Modell der BBC der Prototyp für die
bekannten Krokodile war.
Nur damit hatte man den
Güterverkehr
gesteigert und diese Steigerung sollte es auch bei den
Reisezügen
geben und da strebte man eine Lösung mit vier
Triebachsen
an. Die
Staatsbahn
setzte daher auch jetzt wieder auf spezielle
Lokomotiven für die schweren
Schnellzüge.
Jedoch benannte man dieses Modell nicht mehr als
Schnellzugslokomotive,
denn es wurde von einer elektrischen Lokomotive für die Bespannung von
Reisezügen gesprochen.
Auch jetzt wurden wieder die beiden Firmen mit der Lieferung eines
Prototyps
beauftragt. Da jedoch die Maschinenfabrik Oerlikon MFO mit der Lieferung
der Baureihe
Fc 2x 3/4
beauftragt wurde, kann bei dieser Maschine die Brown Boveri und Co BBC zum
Zug. Damit wir ein objektives Bild bekommen, müssen wir jedoch auch
schnell die
Lokomotive aus Oerlikon ansehen und da war besonders
spannend, dass es nicht bei einer blieb. Die MFO entwickelte daraufhin zusammen mit der Schweizer-ischen Lokomotiv- und Maschin-enfabrik SLM die Lokomotiven der Reihen Fb 3/5 und Fb 2x 2/3. Die Idee dieser beiden Ma-schinen war, dass mit drei Triebachsen die flachen Ab-schnitte bedient werden sollten.
Vier
Triebachsen
erachtete man in Oerlikon nur für steile Strek-ken als sinnvoll. Beide
Lokomotiven sollten jedoch hauptsächlich für Schnell-
und Personenzüge eingesetzt werden.
Letztlich konnte man daraus jedoch keine weitere Entwicklung
ableiten, so dass es bei diesen beiden
Prototypen
blieb. Da man jedoch bei den
Lokomotiven für
Reisezüge
auf die Trennung bei den Nummern verzichtete, wird die Fb 2x 2/3 der MFO
mit der Nummer 11 301 fälschlicherweise immer wieder zu den hier
vorgestellten Lokomotiven geschlagen. Die Maschine aus Oerlikon hatte
jedoch eine andere Bauform.
Hier weiter verfolgen wollen wir die Baureihe Fb 2x 2/3 mit der
Nummer 11 302, da diese
Lokomotive zum eigentlichen
Prototyp
für die hier beschriebenen Maschinen wurde. Nur, muss man bedenken, dass
diese Lokomotive abgeliefert wurde, als die hier beschriebenen Maschinen
schon längst bestellt und somit festgelegt waren. Erfahrungen gab es daher
keine. Der andauernde Krieg sorgte dafür, dass man sich bei den
Schweizerischen Bundesbahnen SBB beeilte.
Massgebend für die Typenwahl einer Serie war die Beurteilung der
eingegangenen Konstruktionsentwürfe. Da aber ein Hersteller allein nicht
in der Lage war, in der kurzen geforderten Zeit genügend Maschinen zu
liefern, musste auch auf eine solide Verteilung der Aufträge geachtet
werden. Aber auch die gleichmässige Auslastung der beteiligten Hersteller
war wichtig, so dass nicht eine Serie fertig war, während die anderen
Typen noch im Bau standen.
Zwar endete 1918 der Krieg und es hätte kein Grund zur Eile mehr
gegeben, denn man hatte wieder genügend und günstige
Kohlen.
Nur erkannte man auch, dass der geschlossene Frieden zwischen Deutschland
und Frankreich kaum von langer Dauer sein würde. So bestellten die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB die ersten in Reihe gebauten
Lokomotiven noch bevor man die bestellten
Prototypen
überhaupt fertig gestellt hatte.
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