Bestellung der Lokomotiven |
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Nach dem vorgeschlagenen Muster der vier bekannten Hersteller
bestellten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB in mehreren Losen
insgesamt 50
Lokomotiven
der Baureihe Re 4/4. Während der Lieferzeit, galten in Bern neue Ideen und
so wurden die Maschinen überarbeitet und an die neuen Begebenheiten
angepasst. Das passierte schon bei den Baureihen
Ae 4/7 und
Ae 4/6. Bei der Letzteren sollte
ein neues
Laufwerk
Verbesserungen bringen. Die Ausrüstung dieser Lokomotiven unterschied sich sowohl im mechanischen, als auch im elektrischen Teil so deutlich, dass wir uns mit der Ablieferung der Einzelnen Lose und der darin enthaltenen Maschinen genauer befassen müssen.
Nur so gelingt es uns, einige überraschende Punkte zu erkennen.
Dabei kann vorgreifend schon gesagt werden, dass sich die grösste
Veränderung nach ungefähr der Hälfte aller Maschinen bemerkbar machte.
Grundsätzlich kann man jedoch die Baureihe in zwei
unterschiedliche Modelle aufteilen. So neu, wie dies klingen mag, ist die
Sache eigentlich gar nicht. Bei der Baureihe
Ae 4/7 wurden sogar drei
unterschiedliche Modelle ins Leben gerufen. Trotzdem war dort diese
Unterteilung für den Laien schlicht nicht zu erkennen. Dort, wo man die
Aufteilung nach den Herstellern möglich gewesen wäre, gab es jedoch keine
Indexe. Dabei entsprachen die veränderten Lokomotiven ab der Nummer 427 kaum den vorher abgelieferten Modellen. Die Typenbezeichnung der Reihe blieb aber immer Re 4/4 und wurde nie mit einem Index versehen. Jedoch waren die Re 4/4 der zweiten Version trotz den deutlichen optischen Unterschieden nicht so abweichend, wie man meinen könnte. Jedoch war es auch nicht nur eine neue Hülle um das Fahrzeug, sondern deutlich mehr.
Im Hinblick auf die später bei den Raureihen
Re 4/4
II und
Re 4/4
III erfolgten Praxis, mag das jedoch überraschen. Denn bei
den erwähnten beiden Maschinen waren die Veränderungen (Anderes
Getriebe)
deutlich geringer ausgefallen, als dies hier Fall gewesen war. Vermutlich
war man bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB hier noch nicht bereit
die Bedeutung des
Indexes
von den bisherigen Herstellern zu verschiedenen Unterbauarten zu ändern.
Wir beginnen daher zuerst mit der
Lokomotive, die dem
Pflichtenheft
und somit den ursprünglichen Vorgaben der Schweizerischen Bundesbahnen SBB
entsprach. Bevor wir uns aber die einzelnen Bestellungen ansehen, blicken
wir kurz auf ein kleines Datenblatt dieser Modelle, die wir zur
Unterteilung als Re 4/4 der
Bauart
A bezeichnen wollen, wenn das so auch nicht ganz korrekt sein wird, es
hilft uns bei der weiteren Unterteilung. |
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Die Lokomotiven Re 4/4 (Bauart A) |
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Baujahr: | 1946 – 1948 | Leistung: | 1'830 kW / 2'480 PS | |
Gewicht: | 57 t | V. Max.: | 125 km/h | |
Normallast: | 195 t | Länge: | 14'700 mm | |
Anzahl: | 26 | elektrische Bremse: | vorhanden | |
Vst-Leitung | teilweise vorhanden | Fronttüre | vorhanden | |
Unter den
Lokomotiven
der ersten Variante finden wir die sechs zuerst bestellten
Prototypen.
Diese wurden am 19. Januar 1944 bestellt und kamen zwei Jahre später zur
Auslieferung. Dabei entsprachen diese Maschinen in allen Punkten dem
Pflichtenheft
und besassen daher die
Vielfachsteuerung
III und die
elektrische
Bremse
Bauart
MFO. Eigentlich nicht überraschend, weil man sich bei den ersten Modellen
noch an den Vorgaben orientierte. Die Lokomotiven galten zwar als Prototypen, kamen aber nicht so deutlich zum Vor-schein, wie das bei anderen Se-rien der Schweizerischen Bun-desbahnen SBB der Fall war. Die Maschinen sollten zudem nach den Vorgaben der Schwei-zerischen Bundesbahnen SBB die Nummern 401 bis 406 erhal-ten.
Seit der Baureihe A 3/5
wurden damit bei den
Staatsbahnen
bei einer
Lokomotive
wieder drei-stellige Nummern verwendet.
Entsprechend der höheren Kur-vengeschwindigkeiten der
Zug-reihe R
wurde die neue
Loko-motive
wie im
Pflichtenheft
vorgesehen als Re 4/4 bezeich-net. Eher exotisch wirkten die Nummern der
Maschinen ab 401. Die bisherigen elektrischen Lokomotiven waren
grundsätzlich mit fünfstelligen Nummern ausgerüstet worden. Es gab auch
keine Anzeichen, dass die Schweizerischen Bundesbahnen SBB beabsichtigt
hätten, diese Praxis zu ändern. Die neuen Lokomotiven wurden aber zwischen den Schnelltriebwagen RCe 2/4 mit den Nummern 301 bis 311 und den Schnelltriebzügen RBCFe 8/12 501 und 502 eingereiht. Das deutete darauf hin, dass man noch zögerte, die «neue Leichte» als richtige Lokomotive zu betrachten und man sie eher den Leichttriebwagen zuschlagen wollte. Klare Gründe, warum man die Maschinen nicht gleich mit den fünfstelligen Nummern versah, waren jedoch nicht zu finden.
Im Jahre 1945 erfolgte dann die Bestellung von weiteren
Lokomotiven
nach dem Baumuster der
Prototypen.
Diese Lieferung umfasste total zehn Maschinen, die mit den Nummern 407 bis
416 versehen wurden. Optisch wurden keine Veränderungen vorgenommen.
Wichtigster Unterschied zu den ersten sechs Lokomotiven war aber die
fehlende
Vielfachsteuerung.
Jedoch waren deren Einbau vorbereitet und hätte nachträglich erfolgen
können. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB vertrauten dieser Einrichtung wohl nicht so ganz, so dass man lieber darauf verzichtete, als danach viele Loko-motiven mit einer nicht funktionierenden Einricht-ung zu besitzen.
Hier wirkten sich sicherlich die negativen Erfahr-ungen mit der
Baureihe
Ae 4/6 aus. Dabei zeigten
jedoch die ersten Modelle der Reihe Re 4/4 mit der
Vielfachsteuerung
keine Probleme. Aber das war bei der anderen Maschine auch so. Am 14. März 1946, also zu einem Zeitpunkt, als erst zwei Lokomotiven dieser zweiten Teilserie abgelie-fert waren, wurden weitere Maschinen der Reihe Re 4/4 dieser ersten Ausführung bestellt.
Sie entsprachen immer noch den zuvor abge-lieferten
Lokomotiven
und bestand ebenfalls aus zehn Maschinen ohne
Vielfachsteuerung,
aber mit den nötigen Vorbereitungen, wie zum Beispiel den Leitungen.
Einzig die Steckdosen fehlten. Damit hatten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, insgesamt 26 Lokomotiven. Davon waren jedoch nur sechs für den Einsatz in Pendelzügen ausgerüstet worden.
Den anderen
Lokomotiven fehlte dazu die
Vielfach-steuerung.
Es muss hier jedoch noch erwähnt werden, dass diese Einrichtung nach der
Auslieferung nachgerüstet wurde. Wir können daher von den Modellen mit
Vielfachsteuerung und
elektrischer
Bremse
sprechen.
Nach der
Lokomotive mit der Betriebsnummer 426
überarbeitete man bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB das
Pflichtenheft.
Dabei wurden Forderungen ergänzt und entfernt. Die nächsten Maschinen der
Baureihe Re 4/4 sollten sich daher deutlich von den ersten, sich optisch
gleichenden Maschinen, abheben. Doch auch hier zuerst der Blick in das
Datenblatt dieser Lokomotiven und mit den wichtigsten Anpassungen im
Pflichtenheft.
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Die Lokomotiven Re 4/4 (Bauart B) |
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Baujahr: | 1950 – 1951 | Leistung: | 1'854 kW / 2'520 PS | |
Gewicht: | 57 t | V. Max.: | 125 km/h | |
Normallast: | 195 t | Länge: | 14'900 mm | |
Anzahl: | 24 | elektrische Bremse: | Nicht vorhanden | |
Vst-Leitung | Nicht vorhanden | Fronttüre | Nicht vorhanden | |
Diese
Lokomotiven wurden mit etwas robusteren
Fahrmotoren
und daher einer gering höheren
Leistung
versehen. Da diese Fahrmotoren jedoch schwerer waren, musste man, um die
Achslast
der Baureihe einzuhalten, auf die
Vielfachsteuerung
und die
elektrische
Bremse
verzichten. Diese funktionierte zwar, aber die Idee mit den
Pendelzügen
wurde aufgegeben und für die
Kompositionen
ohne Kabel, benötigte die Maschine die Einrichtung nicht. Zudem führte man deshalb auch Vereinfachungen beim Führer-stand durch, so dass sich diese Lokomotiven auch optisch deut-lich von den vorangehenden Maschinen unterschieden.
Eigentlich ist es einfach, denn ohne
Vielfachsteuerung
gab es keine
Pendelzüge.
Aus diesem Grund wurde der Übergang von der
Lokomotive zu den Wagen schlicht nicht mehr
benötigt. Das veränderte natürlich das Aussehen der beiden
Führer-stände. Angesichts des Einsatzes vor-wiegend im Flachland, konnte auf die elektrische Bremse der Lokomotiven gut verzichtet werden. Es ist jedoch anzunehmen, dass für diese Vereinfachungen nicht nur die Einsparungen beim Ge-wicht massgebend waren. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB wollten dadurch wohl auch dem gestiegenen Kaufpreis be-gegnen.
Dieser war seit den ersten
Lo-komotiven deutlich gestiegen und gab Anlass zu
Streitereien.
Der Stückpreis bei den Maschinen mit den Nummern 401 bis 426
betrug zwischen 650 000.- und 710 000.- Franken. Dabei fiel jedoch auf,
dass der Preis anstieg und die
Prototypen
mit dem grossen Aufwand für die Entwicklung nicht im oberen Bereich zu
finden waren. Das war sicherlich nicht logisch, da man die höchsten Kosten
bei den ersten Modellen vermuten würde. Dort fällt der Aufwand für die
Zeichnungen an und nicht bei der Serie.
Ab der
Lokomotive mit der Nummer 427 stieg der Preis pro
Maschine auf einen stolzen Betrag von 890 000.- Franken an. Dies obwohl
auf die
elektrische
Bremse und die
Vielfachsteuerung
verzichtet wurde. Jedoch wurden bessere und damit teurere
Fahrmotoren
eingebaut. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB sahen dies mit dem
Verzicht jedoch als ausgeglichen an. Daher musste den Streitigkeiten ein
Gericht ein Ende bescheren. Trotzdem bestellten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB von dieser Variante in zwei weiteren Serien von 20 und vier Lokomotiven insge-samt 24 Maschinen. Sie erhielten die Nummern 427 bis 450 und wurden ebenfalls als Re 4/4 bezeichnet.
Eine Unterteilung der beiden doch grundsätzlich unterschiedlichen
Modelle unterblieb, weil wichtige technische Punkte identisch waren.
Jedoch wendete man später eine andere Praxis an.
Entscheidend für diese Praxis war vermutlich die Tatsache, dass
alle
Lokomotiven der Baureihe Re 4/4 die gleichen
Normallasten
zuge-standen bekamen. So hätte man sie vor identischen
Personenzügen
einsetzen können. Dies fand jedoch nie statt, weil die
Vielfachsteuerung
bei den Nummern 407 bis 426 schnell nachgerüstet und damit
Pendelzüge
gebildet wurden. Die beiden
Bauarten
A und B blieben somit immer getrennt und es gab keine einheitliche Serie.
Nach der Ablieferung der Maschine mit der Nummer 450 am 01.
November 1951, endete die Lieferung von
Lokomotiven dieser Serie. Für den Einsatz im
Flachland hatte man genug Maschinen im Bestand und
für die Züge auf den steileren Abschnitten am Gotthard wurde auf den
Erfahrungen der Baureihe
Ae 4/4 der BLS-Gruppe
eine kräftigere Lokomotive mit sechs
Triebachsen
beschafft. Diese sollte ebenfalls nach der
Zugreihe R
verkehren.
Wir werden in den anschliessenden Kapiteln immer wieder auf die
Unterschiede der beiden Serien stossen. Daher verwende ich zur klaren
Zuordnung, die
Bauarten
A und B. Dabei gilt die Re 4/4 Bauart A, als die
Lokomotive mit der
elektrischen
Bremse. Diese Aufteilung ist jedoch nur hier
vorhanden und wurde bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB nicht
gemacht, dort waren es nur elektrische Lokomotiven Re 4/4 mit den Nummern
401 bis 450.
Später kam es in den
Dienstplänen
zur Unterscheidung in «Pendelzug
Re 4/4» und «Re 4/4 der zweiten Serie». Dabei durfte diese Bezeichnung
nicht mit der späteren Baureihe
Re 4/4
II verwechselt werden. Der Grund für diese Trennung der
Baureihe, werden wir im Kapitel mit dem Betriebseinsatz genauer ansehen,
denn dort fand ich auch der Grund für die Aufteilung, die es eigentlich
von der Bezeichnung her nie geben durfte.
Die Baureihe Re 4/4 der ersten Generation unterschied sich in
Modelle mit und ohne
elektrische
Bremse. Die anfänglich bei den meisten
Maschinen noch fehlende
Vielfachsteuerung
wurde jedoch nachgerüstet. Klarer und einfacher ist da schon eher die
Bauart A und B. In den folgenden Kapiteln werden
wir daher die Bezeichnungen A und B immer wieder vorfinden. Daher noch
einmal A mit und B ohne elektrische Bremse.
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