Betriebseinsatz 1960 - 1985 |
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Nachdem alle
Testfahrten
und Versuche mit der neuen Baureihe beendet werden konnten, erging die
Bestellung über die in Serie gebauten
Lokomotiven an die Industrie. Die Baureihe Bm 6/6 sollte
nun die letzten Dampflokomotiven der Reihe
C 5/6
ablösen. Daher wurden die neuen Lokomotiven schlicht und einfach an den
Standorten der Cholis untergebracht. Das waren die grossen
Rangierbahnhöfe
der Schweiz. Zuerst machten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB das in Basel, wo bereits die vier Prototypen stationiert waren. Dort war schon Personal vorhanden, das dank den Versuchen mit der Lokomotive vertraut war. Ein schneller Einsatz war damit kein
Problem. Die
Diesellokomotiven
wurden im
Rangierbahnhof
von Muttenz eingesetzt und machten dort das, was man sich im Direktorium
erhofft hatte, sie lösten die Reihe
C 5/6
ab. Die noch mit den Nummern 1505 bis 1514 bestellten Lokomotiven, wurden mit den neuen Nummern 18 505 bis 18 514 ausgeliefert. Die neuen fünfstelligen Nummern waren der Reihe Bm 4/4 zu verdanken. Deren Nummern 1401 und folgende, wurden
jedoch für die neuen elektrischen
Triebwagen
der Baureihe RBe 4/4 benötigt. Um
eine Doppelbelegung zu vermeiden, führten die Schweizerischen Bundesbahnen
SBB für Dieselloko-motiven
die
Gruppe
18 xxx ein. Die fünf 1960 abgelieferten
Lokomotiven
der Serie wurden in Münchenstein von der BBC übergeben und sogleich
innerhalb der Schweizerischen Bundesbahnen SBB verteilt. Die drei
Maschinen mit den Nummern 18 505 bis 18 508 wurden dabei über den Gotthard
geführt und sollten in Bellinzona stationiert werden. Sie sollten die
Reihe
C 5/6
in Chiasso ablösen und so den Gotthard endlich von den Dampflokomotiven zu
befreien. Die letzte Maschine ging jedoch nach
Lausanne, wo sie die Dampflokomotive vor dem
Hilfswagen
ablöste. Dabei ging es, wie könnte es anders sein auch wieder einer
C 5/6
an den Kragen. Die
Diesellokomotiven
begannen damit ihre Karriere im
Rangierdienst
der grossen
Grenzbahnhöfe
und verdingten sich dort und in Lausanne gleichzeitig als thermische
Reserve für den Hilfswagen. Genau dafür bestellte man seinerzeit diese
Maschinen. Ging es bisher immer darum, die Reihe C 5/6 im Rangierdienst zu ersetzen, hatten die Lokomotiven im Tessin zuerst eine ganz andere Aufgabe zu übernehmen. Der Grenzbahnhof Chiasso war seit einigen Jahren massiv überlastet und musste dringend entlastetet werden. Man führte deshalb einige Züge neu über Luino nach Italien. So war Chiasso zumindest vorübergehend von
einigen Zügen befreit worden. Die lange ersehnte Entlastung war
willkommen. Nur, war das nicht so einfach, wie es anfänglich klang, denn zwischen Cadenazzo und Luino fehlte schlicht die Fahrleitung. Die Strecke war bisher nie in die Listen der Favoriten für eine Fahrleitung aufgenommen worden. In Bern sah man nicht ein, warum man für
die ein bis zwei Reisenden pro Zug einen Fahrdraht
span-nen sollte. Das rächte sich nun, denn die schweren
Güterzüge
konnten eigentlich nur von der Reihe C 5/6
gezogen werden. Die alten Dampflokomotiven mussten also vor
die internationalen Züge gespannt werden. So war klar, als die ersten Bm
6/6 im Tessin auftauchten, auch sie sollten sich an diesem Verkehr
beteiligen. Schliesslich war die
Lokomotive
doch für den schweren
Güterverkehr
auf nicht elektrifizierten Strecken ausgelegt worden. Zumindest schusterte
man sich das im Direktorium in Bern so zurecht. Schliesslich hatten die
Cholis alle Fürsprecher verloren. So kam es, dass die neue Reihe Bm 6/6 neben
den alten
Dampfmaschinen
der Baureihe C 5/6
operierte und
Güterzüge
von Bellinzona nach Luino und zurück schleppte. Von
Ablösung
konnte dabei keine Rede sein, denn die neuen
Lokomotiven
setzten nur C 5/6
frei. Die wurden danach vor die anderen Güterzüge gespannt. Es wurden
einfach die in Basel nicht mehr benötigten Dampflokomotiven ins Tessin
verschoben. Somit füllten die vier Die-sellokomotiven nur die ent-standenen Lücken. Das war schon viel, denn ewig soll-te es nicht so weitergehen. Schliesslich war die Bm 6/6 in den Dienstplänen zusam-men mit den letzten C 5/6 eingeteilt worden. Dabei übernahmen die
Die-sellokomotiven
oft auch selber die Züge und fuhren mit höllischem Getöse dem Lago
Maggiore entlang nach Italien. Besonders laut wurde es, wenn in den
Bahnhöten
beschleunigt wurde. Das war nicht nur zum Schaden des
Lokomotivpersonals,
denn das konnte sich dank der
Diesellokomotive
auf einen früheren
Feierabend
freuen. Die
Lokomotive
benötigte nicht mehr die Intensive Pflege einer Dampflokomotive. So waren
die Bm 6/6 doch noch recht beliebt, denn wer freut sich nicht auf früheren
Feierabend. Ob sich nun der
Diesel
mit 18 km/h abmühte oder der Choli, war hingegen egal. Bei der Bm 6/6 war
es etwas angenehmer, aber auch nicht mehr. Doch dieser stark gestiegene Verkehr
brachte auch die ersten Masten und die Tatsache, dass die Strecke nach
Luino doch noch als eine der letzten der SBB Elektrifiziert wurde. Hier
sollten also, wie geplant, die Dampflokomotiven dank der neuen
Fahrleitung
von elektrischen
Lokomotiven
abgelöst werden. Das führte dazu, dass die erste Bm 6/6 den grossen
Auftritt bekam. Eine Aufgabe, die bisher immer eine Dampflokomotive
übernommen hatte. Eine Bm 6/6 des
Depots
Bellinzona war jene
Lokomotive, die einen der letzten Züge im reinen
thermischen Betrieb führte und so die vollständige Elektrifizierung aller
Strecken im Tessin einläutete. Die in Bellinzona gestartete Fahrt bestand
aus einer Bm 6/6, einem Messwagen und der geschleppt mitgeführten
Re 4/4 I. So ging es in
Richtung Luino. Die Bm 6/6 zog dabei den Zug und im Messwagen
kontrollierten die Experten die
Fahrleitung. Als die Bm 6/6 mit dem speziellen Zug Luino
erreichte, war es klar, der thermische Betrieb auf der Strecke nach Luino
war nun beendet worden, die
Fahrleitung
stimmte und konnte eingeschaltet werden. Die letzten Zweifel waren weg,
als die elektrische
Lokomotive
den
Stromabnehmer
an den
Fahrdraht
anlegte und mit dem Zug, jetzt mit geschleppter Bm 6/6, zurück nach
Bellinzona führte. Die Strecke war für elektrische Lokomotiven frei
gegeben worden. Im Jahre 1961 endete die Ablieferung der Reihe. Die Nummer 18 514 wurde am 01. März 1961 übergeben. Dabei fehlten aber noch die Bm 6/6 mit den Nummern 18 511 und 18 512, welche in Genf fertig gestellt wurden. Damit man die Ablieferung auch wirklich mit
der letzten Maschine abschliessen konnte, wurde die Bm 6/6 Nummer 18 514
erst am 13. Juni 1961 in Betrieb genommen. Somit war diese
Lokomotive
die letzte Bm 6/6, die zum Einsatz kam. Diese letzten Bm 6/6 ersetzten die Dampfloko-motiven, die in Brig, Rorschach, Bern und Winterthur vor dem Hilfswagen standen. Dabei reichten diese Lokomotiven jedoch nicht aus, um alle C 5/6 vor den Hilfswagen zu verdrängen. So war zum Beispiel in Erstfeld immer noch eine Dampflokomotive für den Hilfswagen vorhanden. Diese wurden jedoch nicht mehr durch Bm 6/6
ersetzt, denn mit den nagelneuen
Bm 4/4
hatte man eine viel besser passende
Lokomotive
bekommen. Speziell war aber die in Winterthur
stationierte zweite
Lokomotive
mit der Nummer 18 514. Diese hatte die Aufgabe die
Güterzüge
auf der Strecke zwischen Etzwilen und Singen am Hohentwiel zu führen. Die
restliche Schweiz war mittlerweile mit einem
Fahrdraht
überspannt worden. Die Strecke zwischen Etzwilen und Singen war die
allerletzte nicht elektrifizierte Strecke der Schweizerischen Bundesbahnen
SBB. Dort verkehrten jedoch nur noch Güterzüge. Neben diesem Einsatz auf der Strecke,
verzogen sich die grossen
Diesellokomotiven
in die
Rangierbahnhöfe.
Dort ersetzten sie die Reihe C 5/6
am
Ablaufberg.
Mit Ausnahme des
Depots
Erstfeld, standen überall Bm 6/6 vor den
Hilfswagen.
Sie wurden selten bewegt, womit deren Kilometerleistungen massiv sanken.
Für eine neue
Lokomotive
überraschend, aber genau für diesen Zweck hatte man die Bm 6/6 beschafft. Im neuen Bahnhof Chiasso Smistamento waren die Anlagen fertig gebaut und konnten betrieben werden. Nur die Fahrleitung mit der komplizierten Regelung für die Um-schaltung von Wechselstrom auf Gleichstrom funktionierte noch nicht.S So konnte man den
Rangierbahnhof
schlicht nicht nutzen, aber das musste man, denn der alte
Bahnhof
platzte aus allen Nähten. Die Tessiner waren dabei sehr erfinderisch und
so hatte man die Lösung gefunden. Die Züge nach dem neuen Bahnhof wurden mit Dieselloko-motiven geführt. So lange die Züge von Mendrisio kamen auch kein Problem, aber die starken Steigungen von Chiasso nach Mendrisio waren schon eine Knacknuss. Man löste das einfach, die elektrische
Lokomotive
wurde mitgenommen. So fuhr der
Diesel
im spannungslosen
Bahn-hof
ab und schleppte Zug und elektrische Lokomotive nach Balerna. Dort konnte
die elektrische Lokomotive einschalten und helfen. Die Positionen waren nun bezogen, die
letzten Dampflokomotiven wurden aus dem Verkehr genommen und die
Diesellokomotiven
übernahmen nun die Aufgaben im
Rangierdienst,
oder eben auf der einzigen nicht elektrifizierten Strecke der
Staatsbahn.
Unterstützt wurden die Bm 6/6 dabei jahrelang von den
Bm 4/4
und Em 3/3. Wurde einmal eine
Lokomotive
von ihrem Standort abgezogen, hiess das Ziel Biel, denn danach ging es
wieder nach Hause. Als der Winter 1974/75 schon bald das Ende
sah und man sich am Gotthard auf den Frühling freute, setzten in den
Bergen erneut Schneefälle ein. Das wäre eigentlich auch nichts besonders,
wenn diese Schneefälle beschränkt gewesen wären. So gab es in den Bergen
und damit in den Anrissgebieten der Lawinen sehr viel Neuschnee. Das
bereitete der Bevölkerung zunehmend Kopfschmerzen. Man kannte die Lawinen
hier und diese Menge Neuschnee, das konnte nicht gut kommen. Die Strecke war von mehreren Lawinen verschüttet worden. Es galt nun die Anlagen wieder von den Schnee-massen zu befreien. In Erstfeld machten sich die Mannen des Depots daran um das letzte mit Dampf betriebenen Fahrzeug des Unternehmens anzuheizen. Der
Rotary war nicht bereit und so dauert es etwas. Doch dann kam die
Dampfschneeschleuder
zum Einsatz. Die Folge war klar, die Strecke war wieder befahrbar, jedoch
nicht elektrisch. Um trotzdem wieder fahren zu können, musste
die
Fahrleitung
aber hergestellt werden. Das gelang sehr schnell, jedoch war oberhalb von
Wassen noch kein Durchkommen. Die Fahrleitung musste dort zum Teil sogar
neu erstellt werden. Aber am Abschnitt Wassen - Göschenen sollte es nicht
scheitern, dazu hatte man ja
Diesellokomotiven.
So machten sich die vier in Chiasso stationierten Bm 6/6 zusammen mit
ebenso vielen
Bm 4/4
auf den Weg nach Göschenen. Als am 11. April 1975 die Strecke wieder in
Betrieb genommen werden konnte, kamen die Pakete zum Einsatz. Immer eine
Bm 6/6 mit
Bm 4/4
sollten den Zug auf den bis zu 26 ‰ steilen
Rampen
befördern. Nur, hatte man ein Problem mit dem Personal. Die Lokführer vor
Ort, also jene in Erstfeld, konnten mit der Bm 6/6 nicht fahren. Eine
Blitzschulung musste her. Das hiess, Bm 6/6 in 25 Minuten! So lange
benötigte der
Regionalzug
nach Göschenen. In Wassen starteten die röhrenden
Diesellokomotiven
mit Hilfe der elektrischen
Lokomotive
bergwärts. Die elektrische Maschine arbeite also auch mit und half so
lange sie konnte. Wenn dann der Abschnitt mit der beschädigten
Fahrleitung
kam, senkte die elektrische Lokomotive den
Stromabnehmer
und lies sich mitziehen. Jetzt kam es nur noch auf die Diesellokomotiven
und deren Personal an. Man konnte die Motoren aufheulen hören. Die Diesellokomotiven versuchten jetzt mit voller Leistung und dem entsprechenden Lärm den Zug so lange in Schwung zu halten, bis die rettende eingeschaltete Fahrleitung wieder erreicht wurde. Dabei konnte die Geschwindigkeit jedoch
nicht eingehalten werden. Das war auch nicht die Idee, denn die
Lokomotiven mussten den Zug nur so lange in Bewegung
halten, bis die elektrische Maschine wieder eine intakte
Fahrleitung
hatte. Diese Aktion zeigte zwei Sachen deutlich auf. Notfalls konnte man die Züge auch mit Diesellokomotiven über steile Strecken ziehen und so einen Notbetrieb ermöglichen. Andererseits erkannte man aber, dass man
dazu grosse
Dieselloko-motiven
mit sehr viel
Leistung
benötigte und dass man mit der Bm 6/6 auf dem richtigen Weg war. Nur
gebaut werden sollten keine weiteren Maschinen mehr. Man wollte die neue
Technik nutzen. Am 06. Oktober 1976 war es dann soweit, die erste Am 6/6 wurde übergeben und die Bm 6/6 verlor das Prädikat „leistungsfähigste Diesellok der SBB“ endgültig. Trotzdem war sie eine der grössten
Diesellokomotiven
der Schweiz und im Gegensatz zur gigantischen Am 6/6 verkehrte immer noch
eine Bm 6/6 planmässig vor
Güterzügen.
Angst haben, dass dort die Am 6/6 kommen könnte, musste sie nicht, denn
mit 20 Tonnen
Achslast,
war die Neue für die
Brücke
Heimishofen zu schwer. Der übliche Alltagstrott hatte die Bm 6/6
wieder verschlungen. Die
Lokomotiven waren in Basel und Chiasso im
Verschubdienst
tätig und hatten kaum mehr Einsätze auf der Strecke, denn die neuen
Verbauungen schützten die Gotthardstrecke besser vor Lawinen. Die Karriere
der
Diesellokomotive
entwickelte sich somit weder negativ noch positiv. Es war ein Arbeitstier
geworden, da dort wo es eingesetzt wurde, gute Arbeit leistete. Nach bald 25 Jahren im Einsatz standen die
ersten Maschinen der Baureihe Bm 6/6 zur
Revision
an. Besonders die vier
Prototypen
waren davon betroffen. Als die Nummer 18 502 am 10. Oktober 1984 aus der
Hauptwerkstätte
Biel entlassen wurde, stand sie in einem roten Farbkleid in der
Herbstsonne. Die erste Bm 6/6 war rot geworden und nach den neusten
Vorgaben gestrichen worden. Vorbei sollte es mit dem Alltagstrott sein.
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