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Vor der Ablieferung der ersten
Lokomotive war spannend zu erwarten, was die Konstrukteure
für eine Maschine gebaut hätten. Schon damals wusste man, dass
Diesellokomotiven
leichter aufzubauen sind, als das elektrische Vertreter. technische
Probleme, waren daher bei diesen Maschinen seltener zu erwarten.
Entscheidend war eigentlich nur die Grösse des
Dieselmotors
und damit dessen Gewicht. Gerade zu jener Zeit waren die Arbeiten der Schweizer Lok-industrie nicht immer mit viel Erfolg gekrönt worden. Rück-schlägen waren daher an der Tagesordnung. Man erinnerte sich schmerzlich an die Baureihe Ae 4/6 mit ihren Mängeln, die nie behoben werden konnten. Aber man erinnerte sich auch an die
misslungenen
Prototypen
bei der Baureihe Ae 6/6. Die erste
grosse Diesellokomotive
nach der Am 4/6 wurde daher mit sehr viel
Spannung
erwartet. Die Ablieferung der ersten
Lokomotive begann noch im Jahre 1954. So konnte mit der
Nummer 1501 die erste Bm 6/6 der Schweizerischen Bundesbahnen SBB am 15.
Dezember 1954 in Münchenstein übergeben werden. Damit war seit langer Zeit
wieder eine
Diesellokomotive
an die
Staatsbahn
ausgeliefert worden. Wir erinnern uns, dass es bis dahin in der Schweiz
kaum solche Lokomotiven gab und die vier
Prototypen
sollten bereits zur grössten Serie werden. Wie bei jeder neuen
Lokomotive ging es zuerst auf die Waage. Es darf nicht
unerwähnt bleiben. Lokomotiven wurden um Gegensatz zu den beladenen Wagen
nicht als ganzes Fahrzeug gewogen. Vielmehr wählte man hier den Schritt
zur achsweisen Wiegung. Solche Waagen waren selten. Jedoch waren deren
Standorte immer in der Nähe der Hersteller angeordnet worden. Nun stand
auch eine Anlage im Raum Basel bereit. Gerade auf der Waage hatten die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB immer wieder die unliebsamsten
Überraschungen erlebt. Dazu gehörten sicherlich die viel zu schweren
Prototypen
der Baureihe Ae 6/6, die noch
zu gut in Erinnerung waren. Zudem gab es oft Probleme bei der
Verteilung der
Achslasten.
Ein Punkt, der immer wieder schwer zu berechnen war und daher kaum
ausgeglichen werden konnte. Doch auch hier waren zweimotorige
Diesel
etwas einfacher. Es kam also schon sehr schnell die
Bewährungsprobe für die Ingenieure. Trotz allen Berechnungen konnten
Differenzen zum Sollwert nicht ausgeschlossen werden. Doch nach dem
die
Lokomotive gewogen war, konnte Entwarnung gegeben werden.
Die
Achslasten
waren sehr gut ausgeglichen und lagen nie über den verlangten 18
Tonnen. Mit durchschnittlich 17.5 Tonnen war es sogar möglich die
vollgetankte Lokomotive in den vorgegebenen Grenzen zu halten. Am darauffolgenden Tag wurde die neue Lokomotive auf eine erste Test-fahrt geschickt. Dabei wurde die Ma-schine von Basel über Rheinfelden nach Brugg eingesetzt. Eine Strecke, die über steile Ab-schnitte und über flache Bereiche verfügte. Für eine
Testfahrt
mit einer neuen
Lokomotive war sie ideal, denn auch die Distanz zum
Hersteller war nicht besonders gross, was vielleicht ein Vorteil sein
konnte. Auf dieser Strecke war immer wieder die heulende Lokomotive vom Typ Am 4/6 unterwegs, so dass man Ver-gleiche anstellen konnte. Zur Erinnerung sei erwähnt, dass die Gasturbine der Am 4/6 bei schneller Fahrt sehr laut heulte. Daher fiel die laut knurrende Reihe Bm 6/6 den Leuten sehr schnell auf. Sie war schlicht zu gut zu hören, denn
beim Lärm stand die neue Maschine der alten kaum nach. Daher
über-raschte das grosse Echo in der Presse nicht. Bis zum 13. Januar 1955 wurde es wieder
etwas ruhiger um die neue
Lokomotive. Auch die Ingenieure der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB genossen damals die Feiertage und erschienen
dazwischen kaum in den Büros. Für das gemeine Personal war das
natürlich nicht so, aber dieses hatte mit den ersten Gehversuchen von
Lokomotiven wenig zu tun. Im planmässigen Einsatz war die neuste
Lokomotive schlicht nicht zu finden. An diesem Tag im Januar 1955 wurde die
Maschine nach ersten Versuchen von den Schweizerischen Bundesbahnen
SBB der allgemeinen Presse und der Fachpresse vorgestellt. Dabei
bespannte die
Lokomotive einen Zug aus RIC-Wagen. Man befuhr damit die
Strecke von Bern über Herzogenbuchsee nach Solothurn. Die Rückfahrt
führte schliesslich über Lyss wieder nach Bern. Dabei standen in Büren
an der Aare weitere Lokomotiven zur Besichtigung bereit. Die weiteren Tage wurden mit
Versuchsfahrten verbracht. Dabei bespannte man mit der neuen
Lokomotive Züge um die Belastungen zu testen. Man kann
sagen, dass diese Fahrten dem üblichen Umfang entsprachen, denn
schliesslich musste auch geprüft werden, ob die Beanspruchungen für
das
Geleise
nicht zu gross sind. Selbst Tests zur Bestimmung der
Leistung
und deren Umsetzung auf die
Schienen
sind Bestandteile von solchen Fahrten. Ab dem 01. März 1955 standen dann zwei Loko-motiven zur Verfügung. Mit diesen wurden auch Fahr-ten im Rangierdienst unter-nommen. Dort ging es um ver-gleichende Messungen mit der Dampflokomotive C 5/6. Schliesslich musste die neue Maschine
gerade diese
Lokomotive ersetzen, was sicherlich keine leichte Aufgabe
sein sollte, denn gerade bei geringen Geschwindigkeiten hatten
Dampfmaschinen
eine sehr grosse
Zugkraft. Jedoch war die neue
Lokomotive nicht so benachteiligt, wie man meinen könnte.
Auch die
Diesellokomotiven
der neusten Generation für die Schweizerischen Bundesbahnen SBB waren
für grosse Kräfte bei geringen Geschwindigkeiten ausgelegt worden. Im
direkten Vergleich, lag dabei die die Baureihe Bm 6/6 deutlich über
der Dampflokomotive. Nur Papier ist bekanntlich geduldig. Daher blieb
nichts anderes, als der direkte Vergleich mit der C 5/6. Die beiden letzten beiden
Prototypen
kamen am 12. Juli und am 18. November in den Bestand. Dabei wurde die
Nummer 1503 aus Münchenstein geliefert. Der vierte und letzte Prototyp
mit der Nummer 1504 war die erste
Diesellokomotive,
die das Werk der SAAS in Meyrin verlassen hatte. Damit endete jedoch
vorerst die Lieferung von neuen Diesellokomotiven an die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB, denn jetzt begannen intensive Tests. Der Testlauf mit den vier neuen Diesellokomotiven
wurde nun auch auf erste kommerzielle Fahrten ausgedehnt. Zudem begann
auch die Schulung des Personals auf der
Lokomotive und in den Werkstätten. Daher war die neue
Maschine in planmässigen Einsatz nur zu finden, wenn eine Lokomotive
zu Verfügung stand. Damit wurde letztlich das ganze Jahr 1955
verbracht, bei dem es zu keinen besonderen Einsätzen der Lokomotiven
gekommen wäre. Da die Arbeit der Industrie getan war,
konnte man sich dort um die anderen beiden Typen kümmern. Dabei wurde
für diese beiden Baureihen eine neuartige
elektrische
Bremse vorgesehen. Damit diese
Bremse
getestet werden konnte, rüstete die SAAS im Frühling 1956 die Nummer
1501 damit aus. Somit verkehrte die erste und einzige Bm 6/6 mit einer
elektrischen
Widerstandsbremse.
Dabei gab es nun auch eine Lösung für das Problem mit den entladenen
Batterien. Es war nicht möglich, den
Dieselmotor
ohne ausreichend
Spannung
bei den
Batterien
zu starten. Bei der Luft waren die Maschinen unkritisch, aber bei der
Batterie pingelig. Mit der in der Nummer 1501 verbauten
elektrischen
Bremse war es jedoch möglich, die
Lokomotive mit den notwenigen Schaltungen anzuschleppen.
Ein Vorgang, der jedoch ein zusätzliches
Triebfahrzeug
benötigte, aber den Einsatz der Lokomotive nicht gefährdete. Warum letztlich diese
elektrische
Bremse nicht bei allen
Lokomotiven eingebaut wurde, wurde nicht bekannt. Es muss
jedoch erwähnt werden, dass gerade das Fehlen dieser
Bremse
den grössten Mangel gegenüber den anderen Baureihen darstellte. Jedoch
wurde der für die
Kühlung
der
Widerstände
auf dem Dach benötigte Platz später anderweitig benötigt. Bei der Bm
6/6 war vermutlich das die Ursache. Die grosse Bewährung hatte die Lokomotive mit der Nummer 1502 am 05. September 1956 zu erfüllen. Die Lokomotive fuhr an diesem Tag mit einem 400 Tonnen schweren Zug in Basel los. Das Ziel der anstehenden Reise war das in 620 Kilometer Entfernung liegende Chiasso, welches am 06. September erreicht werden sollte. Damit stand eine Fahrt über den Gotthard
auf dem Programm. Eine Strecke, wo längst die neusten elektrischen
Lokomotiven verkehrten. Die abschliessenden Berechnungen ergaben, dass der Versuchszug mit der Bm 6/6 mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 44 km/h verkehrte. In den Steigungen des Gotthards wurden mit diesen 400 Tonnen noch Geschwindigkeiten bis 23 km/h erreicht. Natürlich lag man damit unter den Werten
der elektrischen
Lokomotiven, jedoch schlug die neue
Diesellokomotive
damit insbesondere am Gotthard die Baureihe
C 5/6. Was ebenfalls berechnet wurde, war der
Verbrauch. Für die Strecke wurden 2 273 Liter
Diesel
benötigt. Das führte zu einem Schnitt von 3.67 Litern pro Kilometer.
Im
Rangierdienst
stieg der durchschnittliche Verbrauch wegen dem Stopp and Go Verkehr
auf 4.83 Liter an. Der eingebaute
Tank
erlaubte der Maschine daher eine Distanz von rund 700 Kilometern
zurückzulegen. Wobei im Rangierdienst eher die Betriebsstunden
massgebend waren. Damit konnten nun die Tanklager für die
Kriegsreserven berechnet werden, denn nie sonderlich erwähnt, auch
hier sollten die Dampflokomotiven abgelöst werden. Dabei muss erwähnt
werden, dass gerade die Führung der Armee von der
Ablösung
wenig begeistert war, denn dort setzte man als thermische Reserve im
Kriegsfall auch die alten und bewährten Dampflokomotiven. Neuerungen
stand man daher eher kritisch gegenüber. Natürlich beeindruckte die neue Baureihe
die Fachwelt aus dem In- und Ausland. Eine Präsentation der Maschine
im Rangier- und Streckendienst brachte den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB am 30. Juli das Lob der verantwortlichen Ingenieure
der Britsh Railways BR ein. Eine Anerkennung, die in einem Land, wo
elektrische
Lokomotiven längst regierten sehr viel zu bedeuten hat,
denn gerade die BR hatte viele neue
Diesellokomotiven. Mit zunehmendem planmässigem Einsatz der
Prototypen
vergrösserten sich die Klagen über den Lärm. Dabei störten sich die
Anwohner, aber auch die Arbeiter daran. Teilweise wurde sogar ins Feld
geführt, dass die alten Dampflokomotiven C 5/6
wesentlich ruhiger waren. Deshalb wurde 1959 der
Lokomotive mit der neuen Nummer 18 504 auf dem freien Dach
Schalldämpfer
montiert. Diese veränderten das Aussehen der Lokomotive deutlich,
brachten jedoch eine Verbesserung. Ab 1960 kamen schliesslich die erste in Serie gebaute Lokomotive in den Bestand. Dabei war diese mit den Schalldämpfern der Nummer 18 504 ausgerüstet worden. Bei den Prototypen hielt man sich hingegen noch zurück. Daher konnte man direkte Vergleiche
zwischen den einzelnen
Lokomotiven anstellen. Das führ-te dazu, dass unter der
Leitung der ORE in der Zeit vom 05. bis 09. September 1960 im Raum
Croy-Romainmôtier Versuche angestellt wur-den. Am Versuch beteiligt waren zehn Lokomotiven aus fünf verschiedenen Ländern. Aus der Schweiz waren dabei insgesamt vier Loko-motiven anwesend. Von der Baureihe Bm 6/6 waren die Nummer 18 503 und 18 505 ver-treten. Dabei fehlten bei diesem
Prototyp die
Schalldämpfer.
Flankiert wurden die beiden grossen Maschinen von einer
Rangierloko-motive
der Baureihe Em 3/3 und
von der nagel-neuen, weil noch nicht übernommenen
Loko-motive
Bm 4/4
mit der Nummer 18 401. Alle beteiligten Maschinen durchliefen
zwei Versuche. Dabei wurde die subjektive Lärmbelästigung durch
Personen und der tatsächliche Schallpegel erfasst. Es war so möglich,
die Lärmbeurteilung möglichst objektiv zu erfassen. Von den
beteiligten Maschinen schnitt eine am besten ab. Das war die aus der
Schweiz stammende Maschine der Baureihe
Bm 4/4.
Selbst die Nummer 18 505 konnte da nicht mehr mithalten. Im Gegensatz zu den
Prototypen
wurden die in Serie gebauten
Lokomotiven nicht mehr so intensiv erprobt. In den meisten
Fällen reduzierte man die Tests auf ein paar Fahrten, die bei allen
Maschinen nach dem gleichen Muster absolviert wurden. Man konnte
bekanntlich auf den Erfahrungen mit den Prototypen aufbauen und so
grosse Veränderungen nahm man bei der Serie gar nicht mehr vor. Nur
wegen dem
Schalldämpfer
veränderten sich keine Laufeigenschaften. Mit der Serie konnten deshalb die
Versuchsfahrten reduziert werden. Dabei wurden die
Prototypen
immer noch erprobt und die Serie planmässig eingesetzt. So kam es auch
zu Sonderfahrten. Ein Defilee der Arme führte eine Bm 6/6 mit ein paar
Wagen auf den Flugplatz von Dübendorf. Da dort keine
Fahrleitung
vorhanden war, konnte man nur zu einer
Diesellokomotive
greifen und die neue Baureihe Bm 6/6 stand gerade zur Verfügung. Abgeschlossen wurden die Versuche mit
einer
Probefahrt
unter Last. So unternahm eine
Lokomotive auf der Strecke zwischen Croy-Romainmôtier und
Le Day Anfahrversuche. Auf der 20 ‰ steilen Strecke im Jura wurden
Züge bis zu 700 Tonnen Gewicht beschleunigt. Die
Diesellokomotive
konnte dabei ihre grosse
Anfahrzugkraft
unter Beweis stellen. Die erreichten Geschwindigkeiten blieben jedoch
eher bescheiden, da die
Zugkraft
schnell abnahm.
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