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Der moderne Bau von
Lokomotiven arbeitet mit Stahl. Während bei
den
Triebwagen
und
Triebzügen
zunehmend andere Werkstoffe vorkommen, setzte sich der schwere Stahl beim
Bau von Lokomotiven durch. Das war jedoch nicht immer von Vorteil, denn
die elektrische Ausrüstung von elektrischen Lokomotiven hatte ebenfalls
ein hohes Gewicht. Das führte dazu, dass die Nieten durch Schweissgeräte
ersetzt wurden und man so das vorgegebene Gewicht einhalten konnte.
Wie schwer das in der Vergangenheit war, zeigen die
Lokomotiven
mit
Laufachsen
deutlich. Der Verzicht auf diese zusätzlichen
Achsen,
war mit dem Verzicht auf Nieten verbunden. Trotzdem gab es in der
Vergangenheit immer wieder zu schwere Lokomotiven. Die Anlagen änderten
sich, so dass die Hersteller heute zwar mehr Gewicht zur Verfügung haben.
Das soll aber nicht heissen, dass es damit keine Probleme mehr geben
würde.
Bei der
Lokomotive ES64F4 stand Siemens vor einem weitaus
grösseren Problem. Die Technik, die eingebaut wurde war sehr schwer und so
hätte die Lokomotive ein extrem hohes Gewicht erhalten. Man musste, ob man
wollte oder nicht, beim Gewicht für den Kasten sparen. Nur so war eine
Mehrsystemlokomotive möglich, die über eine
Leistung
von bis zu 6‘400 kW verfügte. Zum Vergleich, der Konkurrent von Bombardier
hatte nur 5‘600 kW Leistung.
Man verwendete für den Bau der
Lokomotive Stahl. Wo es ging, wurde
dessen Dicke jedoch zur Einsparung von Gewicht, reduziert. Jedoch musste
man so auch auf den
selbsttragenden Kasten verzichten. Die Lösung für das
Problem mit dem Gewicht fand man daher bei der
Lokomotivbrücke,
die den Untergurt ersetzte. So gelang es, dass die Seitenwände nicht mehr
zur Kraftübertragung genutzt werden mussten. Man konnte bei den Wänden
viel Gewicht sparen.
Wenn wir zuerst bei der
Lokomotivbrücke
bleiben, schliessen wir diese mit den beiden
Stossbalken
ab. Diese wurden nach den üblichen Lösungen aufgebaut und besassen ein
Modell, das als Verschleissteil konstruiert wurde. So konnte man diesen
stark beanspruchten Teil schnell auswechseln, ohne dass der Kasten der
Lokomotive beschädigt worden wäre. Die Lösung kannte man bei Lokomotiven
aus Deutschland schon längere Zeit.
Die
Kupplungen
wurden als Standardkupplung nach
UIC
ausgeführt und in der
Lokomotivbrücke federnd gelagert. Die neuen Kupplungen sind dabei noch etwas
stärker, als die Normen vorgeben. Dadurch halten sie den hohen Belastungen
im schweren
Güterverkehr
besser stand. Daher hatte die
Lokomotive eine konventionelle aber modern
aufgebaute
Zugvorrichtung,
bestehend aus
Zughaken
und
Schraubenkupplung,
erhalten. Für die Stossvorrichtungen der Lokomotive verwendete man seitliche Puffer. Diese Puffer wurden als Crashpuffer ausgeführt und konnten bei leichten Kollisionen bereits einen Teil der Kräfte aufnehmen.
Zusätzlich half auch die Montagvorrichtung beim Abbau von Kräften,
die bei Kollisionen auftreten können. Auch hier waren solche Lösungen
mittlerweile zum Standard geworden und der Schutz der
Lokomotive wurde
gross geschrieben. Die Puffer erhielten rechteckige Pufferteller. Diese waren in der Anschaffung billiger und wurden hier auch benötigt, denn bei einer Länge von 19‘580 mm war die vierachsige Lokomotive länger, als die meisten Lokomotiven.
Zum Vergleich ist hier die Re
6/6 der schweizerischen Bundesbahnen SBB aufgeführt. Diese
Lokomotive
mit sechs
Achsen
ist mit 19‘310 mm vergleichsweise kurz ausgefallen. Damit war die
ES64F4 eine ausgesprochen lange Lokomotive. Unter den Stossbalken wurde auf jeder Seite ein Bahnräumer montiert. Diese Bahnräumer waren zwar in Deutschland nicht sonderlich beliebt, wurden aber in anderen Ländern zum Schutz der Laufwerke benötigt.
Auch in Deutschland, wo man die
Bahnräumer vor Jahren entfernte, setzte man zur Erhöhung der Sicherheit
auf diese neuartigen Bahnräumer, die so geformt waren, dass sie auch mit
Schnee zu recht kamen. Begeben wir uns auf die obere Seite der Lokomotivbrücke, kommen wir zu den an den Enden angeschweissten Führerständen.
Diese wurden ähnlich, wie jene der Baureihe 145, respektive
Re 484, aufgebaut und besassen auch
die etwas nach vorne gebogene und abgerundete
Front.
Jedoch unterschied sich die Gestaltung der ES64F4 leicht, was der
Lokomotive sicherlich optisch nicht schlecht bekommen sollte. Im oberen Bereich der Front wurden nebeneinander zwei Fenster eingebaut, die mit einem schmalen mittigen Steg verbunden wurden.
Man verwendete hier
Sicherheitsglas, das speziell für die Bahnen
entwickelt wurde und das die notwendige Festigkeit besass. Dank den kaum
gebogenen Scheiben war deren Anschaffung zudem recht günstig, was die
Ersatzteilbeschaffung sicherlich vereinfachte. Zur Reinigung der Frontfenster waren unterhalb Scheibenwischer montiert worden. Für jede Scheibe gab es einen eigenen Wischer, der dank einer speziellen Hebelmechanik so gestaltet wurde, was der Wischergummi immer senkrecht stand und so die Scheibe optimal reinigte.
Um festliegenden Schmutz zu entfernen war zudem eine
Scheibenwaschanlage vorhanden. So konnten die
Frontscheiben optimal gereinigt werden.
Um die Luftströmung seitlich zu verbessern, war eine breite
abgeschrägte Ecksäule vorhanden. Darin wurden jedoch keine Fenster
montiert, so dass diese breite Ecke einen grossen toten Winkel erwarten
liess. Jedoch war das bei den
Lokomotiven, die zu jener Zeit an die DB
geliefert wurden grundsätzlich so, so dass man hier einheitliche
Richtlinien umsetzte. Die Sicht für das
Lokomotivpersonal
war daher nicht optimal.
Der
Führerstand
besass eine überraschend lange Seitenwand. Diese wurde benötigt, damit die
Einbauten in diesem Bereich eingebaut werden konnten. Die Wände besassen
zudem seitliche Fenster, die geöffnet werden konnten. Damit sich die
Senkfenster nicht unbeabsichtigt öffnen konnten, waren sie mit einem
Klickverschluss arretiert. Erst wenn dieser gelöst wurde, konnte man das
Fenster öffnen.
Nach der Seitenwand wurden die auf beiden Seiten vorhandenen Türen
montiert. Es kamen überraschend breite Türen zum Einbau, die als
Besonderheit zwei Türfallen aufwiesen. Damit konnten die Türen sowohl vom
Boden, als auch von einem
Hochperron
aus, angenehm geöffnet werden. Seitliche
Griffstangen mit den Trittstufen des Aufstieges, ergänzten diese beiden Einstiege, die
zugleich den
Überlebensraum für den Lokführer markierten. Nach dem Führerstand folgte schliesslich noch eine kurze Wand. Danach wurden die beiden identisch aufgebauten Führerstände mit den Seitenwänden des Maschinenraumes verschweisst.
Um Gewicht zu sparen, wurden diese aus dünnem Blech aufgebaut. Zu
Steigerung der Festigkeit, verwendet man Sicken, die innen mit Streben
verbunden wurden. Querträger stabilisierten die beiden Seitenwände
zusätzlich. Ausser im Bereich der Führerstände gab es bei der Lokomotive keine Fenster. Die Seitenwände waren daher sehr einfach aufgebaut. Die Sicken, kannte man in der Schweiz zum Beispiel schon von den Lokomotiven Re 460, die ebenfalls zur Einsparung von Gewicht so aufgebaut wurden.
Die Ursprünglich als Vorbild für diese Maschine dienende
Lokomotive BR 152 hatte diese Sicken jedoch noch nicht erhalten. Abgedeckt wurde der Maschinenraum mit einem aufgesetzten Dach. Nur im Bereich der Führerstände war das Dach mit der restlichen Struktur des Kastens verschweisst. So war der Zugang zum Maschinenraum über das abnehmbare Dach auch im Unterhalt gewährleistet.
Der so abgedeckte Kasten hielt die in der
UIC-Norm
505-1 definierte Umgrenzung ein, so dass die
Lokomotive international
eingesetzt werden konnte.
Der Kasten stützte sich über die zwischen Kasten und
Drehgestell
eingebaute
Sekundärfederung
auf zwei identische Drehgestelle ab. Man verwendete für die
Federung
eines Drehgestells insgesamt vier
Flexicoilfedern.
Der Vorteil dieser
Federn war die Belastbarkeit auf Torsion, so dass sie
die Drehung des Drehgestells zuliessen. Die kurze Schwindungsdauer der
Flexicoilfedern wurde mit hydraulischen
Dämpfern
kompensiert.
Die
Drehgestelle
wurden durch den an der
Lokomotivbrücke
angebrachten
Drehzapfen,
sowohl in Längsrichtung, als auch in Querrichtung, in der Position
gehalten. Dazu verwendete man bei der
Lokomotive keinen runden, sondern
einen rechteckigen Drehzapfen. Die Bewegungen des Drehgestells wurden
dabei mit Gummipaketen ausgeglichen. So konnte sich das Drehgestell trotz
des rechteckigen Drehzapfens verdrehen.
Der Rahmen für das
Drehgestell
wurde ebenfalls aus Stahl zusammengeschweisst. Dabei besass der
Drehgestellrahmen zwei gekröpfte Längsträger, die mit den drei
Querträgern zu einem Drehgestellrahmen zusammengeschweisst wurden. Dabei
war der mittlere Querträger massiv ausgeführt worden, da dort der
Drehzapfen aufgenommen werden musste. Damit wendete man hier ein Merkmal
der Drehgestelle von modernen
Reisezug- und
Triebwagen
an.
Neben den Aufnahmen für die einzelnen
Zugsicherungen,
die sich je nach Ausrüstung der
Lokomotive unterschieden, wurden auch die
beiden
Fahrmotoren
am
Drehgestellrahmen befestigt. Ebenso im
Drehgestell
eingebaut wurden die beiden
Triebachsen,
die mit dem Getriebekasten und den Achslenkern in der Position gehalten
wurden. Damit hatte die Lokomotive insgesamt vier Triebachsen erhalten.
Die
Achse
wurde mit aussen liegenden
Rollenlagern versehen. Diese Rollenlager wurden zweireihig ausgeführt, so dass sie eine
optimale Übertragung der Kräfte auf das Achslagergehäuse zuliessen. Die
Rollenlager waren geschlossen ausgeführt worden und wurden mit Fett
dauernd geschmiert. Sie benötigten kaum Wartung und funktionierten seit
Jahren zuverlässig, daher verzichtete man auf den Einbau einer permanenten
Lagerkontrolle.
Abgefedert wurde die
Achse
mit seitlich an den
Achslagern
angebrachten
Schraubenfedern.
So hatte jede Achse insgesamt vier
Federn erhalten. Da sich die
Triebachse
gegenüber dem
Drehgestellrahmen nicht verdrehen konnte, konnte man hier auf die
teuren
Flexicoilfedern verzichten und gewöhnliche Schraubenfedern verwenden. Jedoch musste man
auch die Schraubenfedern zur Dämpfung mit hydraulischen
Dämpfern versehen.
Auf der
Achse
aufgezogen wurden zwei
Monoblocräder.
Diese leichten
Räder
hatten sich mittlerweile beim Lokomotivbau durchgesetzt und bewährten sich
sehr gut. Bei der
Lokomotive ES64F4 verwendete man Räder mit einem
Durchmesser vom 1‘250 mm. Diese konnten im Betrieb bis auf einen Wert von
1‘170 mm abgenutzt werden. Erst dann wurde der ganze
Radsatz
ausgewechselt und durch einen neuen oder revidierten Radsatz ersetzt. Obwohl der Radstand im Drehgestell mit 2‘900 mm recht hoch war, verzichtete man auf eine radiale Einstellung der Radsätze. Die Lokomotive war daher in der Lage Radien bis mindestens 80 Meter zu befahren.
Die Verwendung von
Querdämpfern zur Stabilisierung des
Drehgestells
und die eingebaute verstellbare
Spurkranzschmierung,
sorgten dafür, dass die
Lokomotive in der Schweiz die Bedingungen zur
Zugreihe R
erfüllte. Wegen dem hohen Gewicht der fertigen Lokomotive wurde in der Schweiz jedoch nicht jede Strecke frei gegeben.
Die
Lokomotive durfte daher nach der
Zugreihe R
verkehren, musste dazu jedoch die Strecken, die für die
Zugreihe D
zugelassen waren benutzen. Zwar bestand anfänglich diese Beschränkung
nicht, sie wurde aber für Lokomotiven mit Baujahr nach 2000 eingeführt.
Den Grund werden wir später noch genauer kennen lernen.
Sprach ich bisher von der
Lokomotive ES64F4 war das möglich, weil
es bei den Lokomotiven bisher keine Unterschiede gab. Das wird sich auch
in den weiteren Bereichen der Konstruktion nicht ändern. Jedoch wurde die
Lokomotive nach den Vorgaben des Bestellers eingefärbt. Dabei beschränken
wir uns nun auf die Lokomotiven der Baureihe Re 474 und somit auf die
Lokomotiven von SBB
Cargo. Die weiteren
Farbgebungen würden den Umfang dieses Artikels sprengen.
Der Kasten der Re 474 wurde in den Farben von SBB
Cargo gehalten. Dabei
verwendete man den neuen bei den
Lokomotiven
Re 482 eigeführten Anstrich mit
einem Grundton in blau. Nur die
Fronten wurden rot. Im Bereich der
Frontfenster war ein schwarzes Band vorhanden. Die Grundfarbe
wurde mit einem grauen Farbton für die
Lokomotivbrücke
abgerundet. Auch das Dach wurde zum grossen Teil grau gehalten.
Dieses Farbmuster sollte die Verbundenheit des Unternehmens mit
dem Mutterhaus verdeutlichen. Die dort jedoch verwendete weisse Farbe
wurde bei der
Lokomotive in den Anschriften verwendet. So prangt seitlich
der grosse Schriftzug
Cargo. Kleiner
gehalten wurden die Bahnanschriften, die mit SBB CFF FFS Cargo und dem
bekannten Logo verwirklicht wurden. Die Lokomotive hatte damit einen
einfachen aber gefälligen Anstrich erhalten.
Die technischen Anschriften, die bei einer modernen
Lokomotive für
mehrere Systeme umfangreicher waren, wurden im Bereich des Untergurtes
angebracht. Dazu verwendete man neben der weissen Farbe auch schwarze
Schriften. Die Nummer der Lokomotive wurde überall mit weisser Farbe
angebracht. Weitere Farbtupfer gab es bei der Lokomotive jedoch nicht
mehr, so dass man den Charakter einer Lokomotive für den
Güterverkehr
sehr gut traf.
Schliesslich bleiben noch die
Drehgestelle
und die
Bahnräumer.
Diese wurden ebenfalls in einem dunkeln Grau gehalten. So waren hier die
schnell auftretenden Verschmutzungen kaum zu erkennen. Damit beende ich
aber auch gleich die speziellen Punkte der Re 474, denn die nun folgenden
Komponenten und Lösungen können wieder auf die meisten
Lokomotiven
ausgedehnt werden, so dass wir jetzt wieder von der ES64F4 sprechen.
Angetrieben wurde jede
Achse
mit einem
Fahrmotor,
der die Kraft über einen einfachen
Tatzlagerantrieb
auf die Achse übertrug. Dieser schon sehr alte
Antrieb,
der eine hohe ungefederte Masse aufweist, war lange Zeit nicht sonderlich
beliebt und konnte bei den modernen
Lokomotiven nur verwendet werden, weil
die neuen Fahrmotoren leichter geworden waren. Jedoch waren so nicht alle
Möglichkeiten der Lokomotive uneingeschränkt ausnutzbar. Die Lösung mit der Tatzlagertechnik führte jedoch dazu, dass die Lokomotive nur eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h erreichte. Bei höheren Geschwindigkeiten bewirkte die hohe ungefederte Masse zu starke Vibrationen.
Diese Vibrationen hätten die Betriebssicherheit der
Lokomotive
gefährdet, so dass man die Geschwindigkeit bei 140 km/h festlegte. Diese
Geschwindigkeit reichte jedoch für den
Güterverkehr
problemlos aus. Da der Tatzlagerantrieb keine radiale Einstellung der Radsätze zuliess, hatte die Lokomotive einen etwas schlechteren Kurvenlauf. Das führte dazu, dass die Höchstgeschwindigkeit nicht mehr für Reisezüge ausreichte.
Zudem gab es in der Schweiz später eine Beschränkung auf Strecken
mit
Zugreihe D.
Die älteren und kaum leichteren
Lokomotiven
Re 460 konnten dank modernen
Drehgestellen
alle Strecken weiterhin ohne Einschränkungen befahren.
Jedoch erlaubte der
Tatzlagerantrieb
eine einfachere Übertragung des Drehmoments auf die
Achse.
So wurde das im
Fahrmotor
erzeugte Drehmoment über das
Getriebe
auf die
Triebachse
und somit auf die beiden
Räder
übertragen. Ein Ausgleich der
Federung
war daher nicht mehr nötig, was die Konstruktion wesentlich vereinfachte.
Jedoch musste der Fahrmotor so in die ungefederte Masse eingerechnet
werden.
Das auf die
Achse
übertragene Drehmoment vom
Fahrmotor,
wurde in der
Lauffläche
mit Hilfe der
Haftreibung
und den
Schienen
in
Zugkraft
umgewandelt. Zur Verbesserung der
Adhäsion
und somit der Kraftübertragung war eine
Sandstreueinrichtung vorhanden, die jeweils auf die vorlaufende
Achse eines
Drehgestells
wirkte. Damit wurde eine optimale Umsetzung des Drehmoments erreicht.
Die nun vorhandene
Zugkraft
wurde über die Achslenker, die an den Achslagergehäusen montiert wurden,
auf den Rahmen des
Drehgestells
übertragen. Dort vereinigten sich die Zugkräfte der beiden
Achsen
und wurden dem
Drehzapfen
zugeführt. Schliesslich gelangte die Zugkraft über den Drehzapfen auf die
Lokomotivbrücke
und somit auf die
Zugvorrichtungen an den Enden des Fahrzeuges. Die
Lokomotive konnte somit Zugkraft ausüben.
Dank den gekröpften Längsträgern konnte man bei der
Lokomotive
einen tiefen Angriffspunkt für die
Zugkraft
erreichen. Damit konnte dem Kippeffekt des
Drehgestells
begegnet werden. Die Ausnutzung der Zugkraft war daher trotz dem Verzicht
auf Druck-/Zugstangen,
wie sie andere Hersteller verwendeten, optimal ausgefallen. Dies obwohl
die Kraft höher übertragen wurde. Siemens zeigte daher, dass nicht
unbedingt ein extrem tiefer Angriffspunkt der Zugkraft benötigt wurde.
Abgebremst wurde jede
Achse
mit auf den jeweiligen Radscheiben montierten
Scheibenbremsen.
Bei
Lokomotiven fehlte der Platz für Wellenbremsscheiben, so dass man hier
auf die Radbremsscheiben setzte. Damit war es nun auch möglich bei
Lokomotiven Scheibenbremsen zu verwenden und auf die veraltete
Klotzbremse
zu verzichten. Damit erhielt die Lokomotive einen ruhigen Lauf, da die
Laufflächen
nicht mehr aufgeraut wurden.
Scheibenbremsen
hatten sich bei hochwertigen Fahrzeugen durchgesetzt, da es sich bei
diesen
Bremsen
um sehr leistungsfähige und beständige Bremsen handelte. Gerade bei
Lokomotive mit einem hohen Gewicht und einer hohen Geschwindigkeit, war
das ein Vorteil, der nicht vernachlässigt werden durfte. So war klar, dass
man bei der Lokomotive nur eine
Radscheibenbremse verwenden konnte. Auf
den früher noch vorhandenen Putzklotz verzichtete man hingegen.
Für jede
Bremsscheibe
und somit für jedes
Rad
war ein eigener
Bremszylinder
vorgesehen. Daher war bei der
Lokomotive kein durchgehendes
Bremsgestänge
mehr vorhanden. Die so konstruierte
Bremse
war leicht und besass wenige Bauteile, die einen Ausfall grösser
Komponenten verursachen konnten. Der Bremszylinder drückte dabei mit der
Bremszange
von beiden Seiten die
Bremssohlen auf die Bremsscheibe und erhöhte so die Reibung.
Die Hälfte der
Bremszylinder
wurde als Federspeicher ausgelegt. Die Federspeicher wurden so verteilt,
dass sie jeweils ein
Rad
einer
Achse
abbremsen konnten. Diese
Federspeicherbremse diente daher als
Feststellbremse
der
Lokomotive. Damit konnte ein
Bremsgewicht
von bis zu 46 Tonnen erzeugt werden. Wegen den speziellen Vorschriften,
durften in der Schweiz davon jedoch nur 18 Tonnen angerechnet werden.
Im Betrieb wurden die
Bremszylinder
mit
Druckluft
bewegt. Dabei hatte die
Lokomotive zwei unterschiedliche
Bremssysteme erhalten. Dabei war die direkt wirkende
EP-Bremse
vorhanden. Diese wirkte sowohl auf die Lokomotive, als auch auf die
Lokomotiven, die an der
Vielfachsteuerung
angeschlossen wurden. Diese
direkten Bremsen
wurden landläufig auch als
Rangierbremsen bezeichnet und erlaubten ein unabhängiges Bremsen der Lokomotive. Die hauptsächliche Bremse war jedoch die von Knorr Bremsen gelieferte indirekt wirkende automatische Bremse. Der Druckabfall in einer Hauptleitung bewirkte, dass die Bremszylinder angezogen wurden. Dazu wurde ein Steuerventil benötigt. Das Steuerventil der ES64F4 war mehrlösig und konnte die gängigen Bremsstellungen P und G mit einer Hochdruckbremse in Form der R-Bremse herstellen.
Damit hatte die
Lokomotive eine moderne Hochleistungsbremse
erhalten. Die für die Bremsen und für andere Verbraucher benötigte Druckluft, wurde in einer eingebauten Luftaufbereitungsanlage hergestellt.
Diese Anlage lieferte, wie die
Bremsen,
die Firma Knorr. Die kompakte Baugruppe besass einen
Kompressor
vom Typ SL20-5-65, der für die Erzeugung der
Druckluft
nötig war. Dieser Kompressor hatte einen Enddruck von 10
bar, was den
üblichen Normen entsprach. Die Luft wurde anschliessend im
Lufttrockner
getrocknet.
Die so hergestellte
Druckluft
wurde schliesslich den
Hauptluftbehälter
aus Stahl zugeführt. Dort lagerte die Druckluft und konnte von den
Verbrauchern bezogen werden. Daher war den Hauptluftbehältern eine
Apparateleitung
angeschlossen worden. Diese Apparateleitung wurde zudem zu den
Stossbalken
geführt und stand dort als
Speiseleitung
zur Verfügung. Die Speiseleitung wurde bei der
Lokomotive jedoch als
HBL bezeichnet
und auch so beschriftet.
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