Etwas Geschichte

Die Geschichte der Bezeichnungen von Wagen sollte trotz allem nicht zu kurz kommen. Jedes System, sei es noch so ausgeklügelt, hat Fehler. Bei den Lokomotiven haben wir das schon erfahren und bei den Wagen war es nicht besser. Wobei bei den Wagen das Problem noch grösser war. Besonders dann, als die Bahnen der einzelnen Länder verbunden wurden. Denn im Gegensatz zu den Lokomotiven verkehrten die Wagen über die Grenzen hinweg.

Der legendäre K2 der Schweiz war nicht gleich, wie ein K2 in Deutschland oder in Italien. Klar, zur Zeit einer Spanischbrötlibahn war das nicht so wichtig, denn jeder Bahn war ein eigenes Netz beschieden. Schnittstellen zwischen Bahnen gab es schlicht keine und wenn, arbeitete man nicht zusammen. So wurstelte jeder etwas vor sich hin. Schnell änderte sich das aber, denn die Netze wuchsen und so gab es plötzlich Schnittstellen zwischen zwei Netzen.

Reisezüge führten Kurswagen mit. Kurswagen sind Wagen, die mehreren verschiedenen Zügen mitgegeben werden und so den Leuten in dem Wagen eine spezielle Verbindung ermöglichen. So gab es Kurswagen, die zwischen Hamburg und Genua verkehrten und die immer wieder einem anderen Zug mitgegeben wurden. Wer aber von Hamburg nach Genua reisen wollte, konnte im Wagen sitzen bleiben. Kurswagen werden jedoch immer seltener.

Die Bahnen näherten sich dank den Kurswagen im Land und schon musste man ein System für die Bezeichnung der Wagen entwerfen. Man nahm dazu einfach Buchstaben und eine individuelle Nummer. So gab es keine Verwechslungen mit den Fahrzeugen mehr. Damit alles klar und sicher war, fügte man die Abkürzung der Bahngesellschaft hinzu. Die ersten Bezeichnungen und Nummern für Wagen entstanden und wurden weiter verbessert.

Teile davon können wir Heute noch erkennen, denn alles war nicht schlecht, jedoch war das System nicht international zu verwalten, denn es fehlten die Angaben über das Land. Mit den Bahnen, die einen Verkehr über die Grenzen einführten, gab es daher neue Probleme. Die Bahnen in Deutschland wählten einen anderen Weg als die Schweizer Bahnen und selbst Frankreich meinte, dass man Recht habe und arbeitete mit einem eigenen System.

So hatte man plötzlich drei Wagen mit der Nummer 12345. Nur, welchem Land gehörte welcher Wagen und was für ein Typ ist es? So gab es immer wieder Verwechslungen, wenn einmal ein Wagen die Grenze passierte. Schliesslich vergab man die Nummer in der Schweiz einem Güterwagen und in Deutschland einem Reisezugwagen. Damit war klar, trotz gleicher Nummer, verkehrt der Wagen in anderen Zügen, denn ein Güterwagen macht im Schnellzug keine gute Figur.

Wer nun meint, dass man sich schnell mit dem Chaos beschäftigte, liegt völlig falsch. Die Privatbahnen hatten andere Sorgen, denn es sollte viel Geld in die Kassen der Aktionäre fliessen und dazu ging man über Leichen.

Das war wörtlich zu nehmen, denn die Stimmung war alles andere als freundlich. Die Folgen waren klar, Geldmangel, Streik und Aussperrungen kamen auf.

Die Bahnen schienen am Ende zu sein. Wagen waren da schlicht unwichtig geworden. Wobei bei einem Konkurs die Gläubiger gerne gewusst hätten, wo die Wagen denn versteckt wurden.

Die neuen Staatsbahnen hatten ein Chaos zu bereinigen. Neben den vielen Lokomotiven gab es auch viele Wagen und damit es logisch war, hatte ein C der JS zu allem Übel noch die gleiche Nummer, wie ein A von der NOB.

Da war kaum eine Ordnung zu schaffen, denn welcher Wagen meinte man nun mit der Nummer. Man war also damit beschäftigt, die Wagen zu identifizieren.

Genau jetzt wurden die Buchstaben wichtig. Wer sich dann noch mit internationalen Regeln befasst, fand den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Ein kleines Beispiel. Die Nummer 999 kann nicht zugeordnet werden, denn ist es nun der Wagen der JS oder jener der NOB oder gar der PLM? Deshalb begann man den Buchstaben vor die Nummer zu stellen, es entstand so der C 999 und der A 999. So konnte man einen Unterschied im Land schaffen. Da es aber Wagen mit zwei Achsen und solche mit vier Achsen gab, war das noch nicht die endgültige Lösung. Deshalb fügte man dem Buchstaben die Anzahl der Achsen an. Es war dann der C2 999 und der A4 999.

Die Nummern der Wagen wurden dadurch erkennbar und es entstanden erste international gültige Vergleiche. Zudem wurde an jedem Wagen die Bahngesellschaft angeschrieben. Die Buchstaben wurden geordnet.

So gab es A, B, C, D und so weiter. Zu einem grossen Teil, arbeitet man heute mit ähnlichen Bezeichnungen, auch wenn diese nicht mehr ganz stimmen. Einige Buchstaben verschwanden und neue wurden wieder ins Leben gerufen. Geblieben sind so mehrere Buchstaben, die sich immer wieder veränderten.

Eines blieb aber immer gleich, es waren immer gross und klein geschriebene Buchstaben. Dabei gab es klar einen Unterschied zwischen den Schreibweisen. Die grossen Buchstaben gaben Auskünfte zum allgemeinen Typ.

So zum Beispiel der C4, der ein Abteil dritter Wagenklasse hatte. Wurde der Wagen mit einem ü zu einem C4ü, gab es noch spezielle Informationen. Ähnlich war das zum Beispiel auch bei einem BC4ü. Die speziellen Informationen befanden sich nach den Achsen und waren klein geschrieben worden.

Die Zeit blieb aber nicht stehen und es kamen immer mehr internationale Abkommen auf. Mit Hilfe der UIC führte man letztlich einheitliche Bezeichnungen und Wagennummern ein.

In der Folge sollten die Nummern und die Bezeichnung zu Identifikation eines Wagens dienen. Diese Bezeichnungen und Nummern sind heute nach diversen Änderungen immer noch gültig und wurden mittlerweile sogar für die Lokomotiven erweitert. Man war sogar sehr schnell so weit, dass heute sämtliche Wagen diese Nummern besitzen.

Anpassungen gibt es immer wieder und so verschwanden gewisse Buchstaben wieder. Vielleicht ist Ihnen oben aufgefallen, dass ich von einem A und von einem C sprach. Den Typ C kennen Sie nicht mehr, denn der Buchstabe wird nicht mehr verwendet, weil der Wagen mit der Bezeichnung A verschwunden ist. Ähnlich war das mit den F, die zu D wurden. Doch sehen wir uns nun die Bezeichnungen der Reisezugwagen etwas genauer an, dann lösen sich viele Fragen in Luft auf.

 

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