Die Lokleitung

Um es gleich vorweg zu nehmen, ohne eine Planung würde das mit der richtigen Lokomotive am richtigen Ort nie und nimmer klappen. Kaum eine Lokomotive würde zur richtigen Zeit am Zug sein. Im Tag müssten viele Züge stehen bleiben, weil die Lokomotive, die eigentlich in Zürich sein sollte, soeben mit einem Zug in Genf nach Brig abgefahren ist. Je gründlicher die Planung, desto besser klappt es. Das meint man zumindest, nur Lokomotiven erleiden Defekte oder Züge sind verspätet, schon klappt es nicht mehr mit der schönen Planung.

Es braucht dazu viel Personal, das die ihm übertragenen Aufgaben korrekt und gewissenhaft erledigt. Personal, das eingreift, wenn einmal nicht alles so sein sollte, wie es geplant war. Was aber noch wichtiger ist, dieses Personal muss miteinander arbeiten, obwohl sie weit voneinander entfernt sind. Die Lokführer, die die Lokomotive bedienen, erkennen schnell einen Defekt. Nur, das Personal, das die Lokomotive der Reparatur zuführen muss, weiss noch nichts davon.

Der Lokführer meldet sich dann bei der Lokleitung und meldet den Defekt. Dazu dienen dem Lokomotivpersonal mittlerweile Mobiltelefone. Früher gab es in den Depots Anlaufstellen, die dann der Lokleitung die Meldung machten. Mit den Mobiltelefonen konnte die Meldezeit drastisch verkürzt werden. Dadurch konnte die Reparatur schneller erledigt werden, was die Verfügbarkeit der Lokomotiven erhöhte.

Die Verfügbarkeit von Lokomotiven ist ein guter Indikator um die Qualität der Fahrzeuge zu bemessen. Der Wert, der in Prozenten angegeben wird, besagt, wie viele der vorhandenen Fahrzeuge effektiv einsetzbar sind. Damit weiss man, wie viele Lokomotiven man einplanen darf und wie viele im Unterhalt sind, oder mit einem Defekt weggestellt werden mussten. Diese Werte sind nicht bei allen Fahrzeugen gleich und geben daher über die Qualität einer Lokomotive Auskunft.

Gute Lokomotiven erreichen Werte, die weit über 90% liegen. Jedoch muss man sagen, dass kleinere Serien nicht über sehr hohe Werte verfügen können. Muss man bei fünf Lokomotiven eine in die Revision schicken, fallen gleich 20% weg. Dieser massive Ausfall, wirkt sich langfristig auch in der Verfügbarkeit aus. Daher besitzen grössere Serien sehr hohe Werte. Ziel der Unternehmen sind natürlich 100%, aber die erreicht man nur, wenn man auf jeglichen Unterhalt verzichtet.

Die Lokleitung ist eine Stelle, deren Aufgabe es ist, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort eine passende Lokomotive bereit zu halten. Hier sitzen auch die Leute, die mit der Verfügbarkeit arbeiten, auch wenn Sie das nicht direkt tun. Fällt die Lokomotive wegen einem Defekt aus, kann diese nicht für Zugsleistungen herangezogen werden. Die Verfügbarkeit bei dieser Lokomotive sinkt in dem Fall auf 0%. Wir haben einen Totalausfall.

Die Lokleitung entscheidet nun, was mit einer defekten Lokomotive zu passieren hat. Die Lokführer müssen dann das machen, ob sie darüber erfreut sind oder nicht. Aber die Lokleitung hat die Übersicht, der Lokführer sieht nur den Ort wo er ist. Wichtig ist aber die Zusammenarbeit, denn nur das, was der Lokführer meldet, erfährt der Mitarbeiter auf der Lokleitung. Nur die Hinweise, die von der Lokleitung kommen, helfen dem Lokführer auch. So kann eine Reparatur vielleicht schon auf der Strecke erfolgen.

Gerade hier, kommen Probleme sehr schnell ans Tageslicht. Was im Planungsbüro gut funktioniert, muss in der Praxis nicht gut sein. Wenn der Lokführer der Lokleitung einen Defekt meldet, dann weiss er, dass dieser Defekt vorhanden ist und was die Lokomotiven noch für Arbeiten übernehmen kann. Dazu nehme ich ein Beispiel. Bei der Lokomotive geht der Geschwindigkeitsmesser kaputt, weil eine Leitung gebrochen ist.

Fahrten ohne Geschwindigkeitsmesser sind möglich, aber äusserst mühsam und gefährlich. Was passiert nun, wenn auf der Lokleitung beschlossen würde, die Lokomotive sei ganz und der Lokführer solle sich nicht so ungebührlich anstellen. Genau, dann beginnen die Probleme, denn der Lokführer weiss, dass der Schaden einen weiteren Einsatz nicht erlaubt und die Lokomotive den Zug nie und nimmer sicher ans Ziel bringen wird.

Probleme machen sich auch in einem guten Plan schnell breit. Die Lokomotiven werden in den Depots oder den dazu vorgesehenen Anlagen abgestellt und dort übernimmt der Lokführer die zugeteilte Lokomotive. Die Lokleitung ist aber weit weg und sie sieht nicht, welcher Lokführer gerade wo welche Lokomotive will. Auch hier könnte es funktionieren, wenn an einem Montagmorgen nicht innerhalb von 2 Stunden in der Schweiz mehrere Dutzend Lokführer die Lokomotive wollen um die Arbeiterzüge zu fahren.

Der Angestellte auf der Lokleitung wäre damit überfordert. Darum hat es Mitarbeiter vor Ort, die im Auftrag der Lokleitung die Lokomotiven an die Lokführer verteilen. Alternativen sind elektronische Systeme, die es dem Lokführer erlauben, selber nachzusehen, wo er welche Lokomotive übernehmen muss. Die umgekehrten Meldungen vom Lokführer werden jedoch immer direkt abgewickelt. Dazu wurden Hotlines eingeführt.

Damit diese Arbeiter aber wissen, welche Lokomotive was macht, wird ein Lokomotivdienst erstellt. Anhand dieses Arbeitsplanes, wissen die Beauftragten immer, wo eine Lokomotive ist und welchen Zug sie zu führen hat. Auch hier gibt es alternative Lösungen, die nicht mehr mit einer Nummer, sondern mit einem bestimmten Typ arbeiten. In beiden Fällen muss aber bekannt sein, welche Lokomotive an welchem Zug arbeitet.

Soweit kann man die Abläufe der Lokleitung betrachten. Das Aufgabenspektrum dieser Organisation ist sehr komplex und die Mitarbeiter müssen die Lokomotiven kennen. Denn bei jeder Nummer versteckt sich eine Lokomotive, die nur bestimmte Aufgaben übernehmen kann. Das kennen Sie vielleicht von Ihrer Modellbahn, denn für den Schnellzug fehlt eine Lokomotive. Nur die, die Sie haben, passt nicht so recht vor den Zug, denn es ist eine Rangierlokomotive.

Ähnliche Probleme gibt es auch auf der Lokleitung, denn man kann den Schnellzug schlecht mit einer Rangierlokomotive auf die Strecke schicken. Der Zug käme mit viel Verspätung an. So benötigt die Lokleitung ein Instrument, das solche Patzer verhindert. Klar, das fachliche Wissen hilft hier weiter, aber ohne Arbeitsmittel kann der beste Lokleiter keine vernünftige Planung vornehmen. So wird verhindert, dass die Rangierlokomotive vor dem Schnellzug auftaucht.

Nicht der Mitarbeiter auf der Lokleitung erstellt diese Arbeitsmittel, denn dazu hat er keine Zeit. Die Grundplanung läuft schon auf einer anderen Stufe im Unternehmen ab. Dort werden aber nicht nur die Lokomotiven geplant. Dort plant man mit Zügen. Man plant also einen Zug von A nach B. Dieser Zug benötigt eine Lokomotive und einen Lokomotivführer. Was liegt also näher, als auch gleich dort die Planung der Lokomotiven und des Personals anzusiedeln.

So entstehen die Arbeitspläne. Für das Lokomotivpersonal und die Lokleitung stehen die Arbeitsmittel zur Verfügung. Danach ist es dann nur noch vom Mitarbeiter abhängig zu schauen, dass der Plan so genau wie möglich eingehalten wird. Ein einfaches Spiel. Wenn Sie das meinen, arbeiten Sie vermutlich nicht bei der Bahn, denn eine solche Planung ist im Betrieb schon nach weniger als fünf Minuten über den Haufen geworfen und die Arbeit für die Mitarbeiter auf der Lokleitung beginnt.

 

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