Umbauten und Änderungen |
|||
Navigation durch das Thema | |||
Grundsätzlich war die
Lokomotive
durchdacht und musste so wenige auffällige Änderungen über sich ergehen
lassen. Trotzdem gab es mit dem Einsatz der Lokomotiven immer wieder
Erfahrungen, die in die eingesetzten Lokomotiven einfliessen mussten.
Besonders die auf der Lokomotive vorhandene
Leittechnik
musste daher stets verändert und ergänzt werden. Es lohnt sich aber, wenn
wir diese Änderungen ansehen.
Ein Fehler war schnell erkannt. So kam es immer zu einer
Sprachausgabe
über die gestörte
direkte Bremse,
wenn schneller als 25 km/h gefahren wurde. Die auf Deutschland abgestimmte
Geschwindigkeit wurde jedoch in der Schweiz regelmässig
überschritten, daher musste der Sollwert im Schweizer Paket auf eine
höhere Geschwindigkeit eingestellt werden. Sie sehen, dass internationale
Lokomotiven
durchaus andere Probleme hatten, als herkömmliche Modelle. Mit der Entwicklung immer neuer Baugruppen, wie sie zum Beispiel bei den Lokomotiven für den Verkehr nach Italien umgesetzt wurden, hatten oft auch Auswirkungen auf die bereits im Einsatz stehenden Lokomotiven älterer Baureihen.
Daher wurden neue Erkenntnisse bei den alten Maschinen umgesetzt und in
der
Leittechnik
geändert. Einige dieser Verbesserungen werden wir nun kurz betrachten. Die ersten Anpassungen betrafen in erster Linie die Lokomotiven der BLS AG. Dort wurde sowohl auf der Zufahrt über die Neubaustrecke als auch im Basistunnel ETCS Level 2 verwendet.
Damit die
Lokomotiven
weiterhin eingesetzt werden konnten, musste das
ETCS
aktiviert werden. So verfügten diese Lokomotiven neben den bisherigen
Zugsicherungen
auch über ETCS
Level 2
und konnten die erwähnten Strecken befahren.
Auch die Re 484 wurden nachträglich für
ETCS
Level 2
umgebaut. Jedoch war hier nicht die Schweiz im Vordergrund, denn die
Maschinen mussten Strecken mit ETCS Level 2 in Italien befahren. Gerade
diese
Lokomotiven
zeigten, dass ETCS nicht gleich ETCS sein kann. Würden diese Maschinen
auch in der Schweiz unter ETCS eingesetzt werden, müsste die entsprechende
Software ergänzt werden. Damit würde aber die
Zulassung
für Italien erlöschen.
Dank einer neuen Software standen bei den
Lokomotiven
neue in der Schweiz benötigte Funktionen zur Verfügung. So konnte bei der
Länderkonfiguration der Maschine neu auch der Schiebedienstmodus aktiviert
werden. Die Steuerung der Lokomotiven wurde dadurch geändert. Die maximal
mögliche
Zugkraft,
die abgerufen werden konnte, betrug nur noch 150 kN. Damit musste der
Lokführer die zugelassen Pufferkräfte nicht mehr manuell einhalten.
Weitaus sinnvoller war die Änderung bei der
elektrischen
Bremse. Diese war technisch durchaus in der Lage, höhere
Kräfte als die 240 kN zu erzeugen. Jedoch beschränkte man diese wegen den
Kräften, die auf die
Puffer
wirkten. Bei einer am Schluss verkehrenden
Lokomotive
bestehen diese Probleme jedoch nicht, so dass nun die volle
Leistung
und damit bis zu 300 kN elektrische Bremse abgerufen werden konnten. Ein Problem, dass es bei Mehrfachtraktionen gab, wurde mit der neuen Software auch verbessert. Mit der alten Version musste der Lokführer manuell dafür sorgen, dass die maximal zugelassene Zugkraft von 550 kN nicht überschritten wird.
Neu war diese Beschränkung programmiert und das Fahrpersonal konnte daher
etwas entlastet werden. Gerade bei mehr als zwei
Lokomotiven
wurde zudem die Sicherheit erhöht. Ebenso war eine verbesserte elektrische Bremse gewünscht worden. Die geltenden Vorschriften gaben vor, dass bei Fahrten am Gotthard am Puffer 110 kN wirken dürfen. Dazu dürfen für die Lokomotive weitere 40 kN hinzu gerechnet werden.
So entstand ein Wert von 150 kN, der jenem beim
Schiebedienst
entsprach. Soweit konnte man auch mit der alten Software dank der erhöhten
Bremskraft gearbeitet werden. Doch am Gotthard verkehrten die
Lokomotiven
selten alleine.
Bei mehreren
Lokomotiven
konnte gemäss den Vorschriften für jede Maschine ein Wert von 40 kN
zusätzlich angerechnet werden. Bei vier Lokomotiven wurden daher insgesamt
270 kN gefordert. Alleine 160 kN waren für die Lokomotiven reserviert. Mit
der alten Software konnten jedoch maximal 240 kN abgerufen werden. Das
galt unabhängig der Anzahl von Lokomotiven. Daher musste, wollte man diese
Optionen nutzen können, eine Erhöhung der
Bremskraft programmiert werden.
Ob dieser erhöhte Wert korrekt berechnet war, darf bezweifelt werden.
Selbst die Fachleute waren sich nicht einig. Nehmen wir als Referenz die
Gewichte, die mit diesen Kräften gehalten werden konnten. So galt bei 110
kN für die Wagen ein Gewicht von 300 Tonnen. Bei den vier
Lokomotiven
erhalten wir ein Gewicht von 336 Tonnen und eine Kraft von 160 kN. Im
direkten Vergleich zeigt sich ein massiv höherer Wert für die etwa gleich
schweren Lokomotiven. Bei den Lokomotiven Re 485 erfolgte auch eine Anpassung beim Anstrich. Die Lokomotiven sollten nach dem Muster der mittlerweile abgelieferten Re 486 beschriftet werden.
Jedoch sollten die Änderungen erst bei einem regulären Neuanstrich
erfolgen. Daher dauerte es eine lange Zeit, bis die Umstellung erfolgt
war. Jedoch sehen Sie, dass bisher kaum Veränderungen an der mechanischen
Konstruktion erfolgten. Das überrascht vielleicht, denn selbst Fachleute erwarteten mit dem Tatzlagerantrieb grössere Probleme im Bereich der Drehgestelle. Diese gab es in der Schweiz bei engen Kurven der Alpenbahnen. Damit die Kräfte etwas verringert werden konnten, wurde bei den Lokomotiven die Intensität der vorhandenen Spurkranzschmierung verstärkt.
Diese intensivere
Schmierung,
war jedoch nur im Schweizer Paket aktiviert worden und betraf andere
Länder nicht.
Alles in allem kann gesagt werden, dass bei den
Lokomotiven
die meisten Veränderungen bei der Software erfolgten. Die mechanischen
Baugruppen wurden in den ersten Jahren weder verändert noch wurden
Ergänzungen vorgenommen. Wenn es bei den Lokomotiven Probleme gab, dann
waren diese bei der Steuerung zu finden und selten im mechanischen oder
elektrischen Bereich. Das sprach letztlich für die zuverlässige
Konstruktion der Lokomotive.
Noch eine Veränderung bei der Software gab es für die älteren
Lokomotiven.
Wobei dort deren Umsetzung nicht schnell erfolgte. Die Änderung betraf den
Systemwechsel. Mit der Lokomotiven Re 486 wurde der fahrende Systemwechsel
eingeführt. Dieser wurde auch bei den anderen Lokomotiven mit Hilfe neuer
Software umgesetzt. Da es jedoch Probleme in der Praxis gab, wurde das
Update bei den älteren Maschinen nach wenigen Exemplaren abgebrochen. Ein Problem waren die Lampen, die Glühbirnen gingen immer wieder defekt und konnten nicht gleich ausgewechselt werden. Zudem wurde in der Schweiz der Einsatz von Glühbirnen von der Regierung zur bösen Handlung erklärt und die altgedienten Lampen verteufelt.
Um eine Verbesserung zu erzielen begann man versuchsweise mit der
Ausrüstung von
LED-Lampen,
wie es neuere
Lokomotiven
schon kannten. Eine systematische Umstellung liess jedoch auf sich warten,
weil es interessanterweise Problem bei den
Zulassungen
gab.
Sie haben soeben erfahren, wo der eigentliche Grund liegt, warum die
Lokomotiven
kaum verändert oder ergänzt wurden. Solche
Optionen
waren durchaus vorhanden, denn mit einer
Funkfernsteuerung
hätte man durchaus Kosten sparen können. Die
Schiebelokomotive
hätte nicht mehr mit
Lokomotivpersonal
besetzt werden müssen. Zudem hätte man auf der Talfahrt die
elektrische
Bremse der Lokomotive optimal ausnutzen
können.
Durch eine solche Änderung, die in einem Land, wie der Schweiz, durchaus
sinnvoll war, wurden
Zulassungen
in anderen Ländern, wie Deutschland oder Italien nichtig und so musste
wegen der Änderung, die nur in einem Paket aktiv gewesen wäre, in einem
anderen Land eine neue Zulassung erlangt werden. So beliess man die
Probleme der
Lokomotive
lieber, als dass man die Zulassungen für die Lokomotiven riskierte. Hier
soll ein konkretes Beispiel helfen.
Müssten die
Lokomotiven
wegen einem Umbau, der in Deutschland benötigt würde, in der Schweiz eine
neue
Zulassung
erlangen, gäbe das ein Problem. Die Behörden in der Schweiz standen dem
Tatzlagerantrieb
schon immer skeptisch gegenüber. Das hätte daher durchaus zur Folge, dass
man riskieren würde, dass die Lokomotive die erneute Zulassung nicht mehr
bekommen würde. Natürlich ist das nur ein Beispiel, aber andere Länder
waren genau gleich oder noch schlimmer. Ein Problem, dass die Lokomotiven hatten, wollen wir zum Abschluss doch noch genauer ansehen. Es war ein Problem, dass schwerwiegend war und das durchaus eine Änderung bei der Lokomotive zur Folge gehabt hätte.
Nur die
Zulassungen
in den jeweiligen Ländern hätten damit vermutlich neu beantragt werden
müssen. Besonders weil es die
Bremsen
der
Lokomotive
betraf, waren die Behörden aus-gesprochen wachsam. Doch was war geschehen? In Deutschland kam es bei zwei Lokomotiven der Baureihe 185 zu einem Vorfall, der dafür sorgte, dass die Lokomotiven ungewollt losrollten.
Die korrekt gesicherten Maschinen waren ohne fremde Hilfe plötzlich
ungebremst. Die Untersuchungen zeigten, dass es durch die Steuerung
bedingt zur Situation kommen konnte, dass der Federspeicher durch
Druckluft
in der
Hauptleitung
gelöst werden konnte. Als Sofortmassnahme wurde das Fahrpersonal angewiesen, bei den abgestellten Lokomotiven die Hauptleitung mit einem Hahn zu öffnen und so zu verhindern, dass sich darin Druck aufbauen konnte.
Die
Lokomotiven
sollten anschliessend angepasst werden. Ein Vorgang, der durchaus keine
Seltenheit hat, denn immer wieder gab oder gibt es Situationen, die eine
sofortige Lösung verlangten. Die Anpassungen folgten anschliessend.
Bei der Bedienung der
Lokomotive
gab es jedoch keine Anpassungen. Die Sofortmassnahmen wurden daher
beibehalten und so muss die Lokomotive mit geöffneter
Hauptleitung
abgestellt werden. Wenn man bedenkt, dass davon nur die Lokomotiven der
vorgestellten Baureihen betroffen waren, kann klar gesagt werden, dass es
sich um einen konstruktiven Fehler handelte. Die Anpassungen konnten
jedoch wegen den
Zulassungen
nicht umgesetzt werden.
So sorgten sture und nur auf sich selber fixierte Behörden dafür, dass
durchaus wichtige und sinnvolle Anpassungen an den
Lokomotiven
schlicht nicht durchgeführt werden konnten. Dabei soll kein Land
hervorgehoben werden, denn in diesem Punkt waren sich die Behörden der
beteiligten Länder einig, eine kleine Anpassung, die nur ein Land betraf,
hat Auswirkungen auf sämtliche weiteren Länder in Europa.
|
|||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | |
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2017 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |