Druckluft und Bremsen |
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Auch die für das
Flachland bestimmten
Lokomotiven
benötigten
Druckluft. Sie wurde bei der Führung der
Reisezüge für die
Versorgung derer
Bremsen benötigt. Selbst die
Güterzüge wurden vermehrt
mit
Druckluftbremsen geführt, wobei dort noch grosse Lücken bestanden.
Zudem wurden bei elektrischen Lokomotiven gewisse Funktionen mit Druckluft
gesteuert. Es lohnt sich daher, wenn wir einen etwas genaueren Blick
darauf werfen. Für die Erzeugung der
Druckluft wurde bei
elektrischen
Lokomotiven ein
Kompressor eingebaut. Dieser fand seinen
Platz im
Maschinenraum und zwar in der Sektion für die
Hilfsbetriebe,
welche den Teil hinter dem
Führerstand zwei zur Verfügung hatte. Damit
haben wir in diesem Teil jedoch die gemeinsamen Punkte der Lokomotiven
kennen gelernt. Die Reihe Ae 3/6 II wurde nicht komplett mit dem gleichen
Kompressor ausgerüstet.
Die Luft wurde durch eine drehende
Spirale in die Leitung gepresst. Heute kennen wir diese Modelle auch unter
der Bezeichnung
Schraubenkompressor, wobei lediglich die Wirkweise
identisch ist. Einen Nachteil hatten diese Rotationskompressoren, denn sie besassen nur eine reduzierte Leistung. Aus diesem Grund wurden für die Lokomotiven des Gotthards zwei sol-che eingebaut. Da im
Flachland
weniger
Druckluft benötigt wurde, reichte hier jedoch ein Modell aus.
Trotzdem sollte dieser
Kom-pressor nicht bei allen
Lokomotiven zur
Anwendung kom-men, denn mit einem verbesserten Modell kam dieses zur
Anwendung. So wurde bei den
Lokomotiven mit den Nummern 10 436
bis 10 460 andere Modelle eingebaut. Hier wurde die Luft mit Hilfe von
zwei
Kolben in die Leitung gepresst. Diese
Kolbenkompressoren waren
deutlich Leistungsfähiger, als die alten Modelle. Dank dem Prinzip von
zwei Kammern konnte eine viel bessere Verdichtung erreicht werden, als das
in der Spirale des vorherigen Modells der Fall gewesen war. So war klar,
dass diesen Modellen die Zukunft gehören sollte. Da die im Kompressor verdichtete Luft nach der
Entlassung in die Leitung wieder entspannt wurde, kondensierte die
Feuchtigkeit darin. Diese vermischte sich mit
Schmiermittel, das vom
Kompressor mitgerissen wurde. In der Leitung war dieses Wassergemisch
jedoch nicht erwünscht. Daher wurde in der Leitung ein Ölabscheider
eingebaut. Dort konnte sich das Kondenswasser in einem Gefäss sammeln und
anschliessend abgelassen werden.
Wurde dieser
Wert erreicht, öffnete sich das
Ventil und die
Druckluft wurde ins freie
entlassen. Damit in diesem Fall die
Bremse nicht unbrauchbar wurde, war in
der Leitung dazu ein Rückschlagventil vorhanden. Es waren zwei Hauptluftbehälter vorhanden, die aussen am Rahmen über dem Drehgestell gut sichtbar montiert wurden. Abschlusshähne erlaubten zudem, die Druckluft in den Behältern einzusperren. Damit war es
möglich ein Vorrat zu erhalten, der benötigt wurde um die
Lokomotive
überhaupt in Betrieb nehmen zu können. War dies jedoch nicht mehr möglich,
musste die
Druckluft manuell erstellt werden. Aus diesem Grund wurde im
Maschinenraum eine
Handluftpumpe eingebaut. Diese erlaubte es, den
Stromabnehmer zu heben.
Anschliessend konnte der
Hauptschalter eingeschaltet werden und der
Kompressor erzeugte die benötigte
Druckluft. Fiel jedoch der Kompressor
wegen einem Defekt aus, konnte die
Lokomotive trotz der Handluftpumpe
nicht mehr eingesetzt werden. Der Grund war simpel, denn die Pumpe füllte
nur die Leitung zum Stromabnehmer. Doch nun wieder zurück zu den
Hauptluftbehältern,
diese wurden jeweils für einen Teil der Verbraucher ausgelegt. Daher sehen
wir uns zuerst den Hauptluftbehälter für die Apparate der
Lokomotive an.
Hier wurden alle Verbraucher mit Ausnahme der
Bremsen angeschlossen. Das
waren nicht einmal so viele, so dass wir uns diese Verbraucher kurz
ansehen können. Es ist wirklich so, denn es waren nur fünf,
beziehungsweise vier Baugruppen angeschlossen.
Das
Versäumnis wurde durch eine beim
Ventil angebrachte Signalpfeife
mitge-teilt. Das Personal konnte so auf diese gefährliche Situation
reagieren und entsprechend handeln. Bei den Lokomotiven mit den Nummern 10 401 bis 10 420 wurde beim Haupt-schalter ein Modell verwendet, das für den Schaltvorgang Druckluft benötigte. Damit haben diese Maschinen fünf Verbraucher bei den Apparaten erhalten. Bei den neueren Modellen war dieser Anschluss
nicht mehr vorhanden. So blieb im elektrischen Bereich nur noch der
Heizhüpfer als Verbraucher übrig. Sie sehen es waren nicht viele Bereiche. Mit
Druckluft betrieben wurden jedoch auch die
Sander. Diese waren so aus-gelegt worden, dass die Leitung in der Regel
verschlossen war. Wurde Druckluft zu den Sandern geführt, öffnete sich das
Ventil und der Sand wurde durch die Druckluft auf die
Schienen geblasen.
Man erreichte so, dass der Sand direkt vor dem
Rad auf den Schienen zu
liegen kam und daher die Verbesserung der
Adhäsion augenblicklich
einsetzen konnte. Ein Bereich der
Apparateleitung fehlt uns jedoch
noch. Es handelt sich dabei um die
Lokpfeife. Diese
Pfeife wurde bei allen
Lokomotiven mit
Druckluft betrieben. Das verwendete Modell stammte von den
älteren Modellen. Daher hatten die hier vorgestellten Lokomotiven das
gleiche Klangbild, wie die Maschinen vom Gotthard. Es konnten in der
Pfeife sogar unterschiedliche Drücke erzeugt werden, so dass
unterschiedliche Töne entstanden.
Da die
Bremsen sehr wichtig waren, konnte dieser zudem vom zweiten
Hauptluftbehälter unterstützt werden. Jedoch musste das Personal dazu
zu-erst einen Umschalter betätigen, denn die Behälter waren wirklich
getrennt worden. Die am Hauptluftbehälter für die Brem-sen angeschlossene Leitung speiste die Ventile mit Druckluft. Daher wurde diese Leitung zur Unterscheidung als Speiseleitung bezeichnet. Diese
Speiseleitung war jedoch, wie die
Apparateleitung lediglich auf die
Lokomotive beschränkt. Ein Anschluss, der es erlaubt hätte die Leitungen
von einer anderen Quelle zu laden gab es jedoch nicht. Es musste also alle
Luft vom
Kompressor erzeugt werden. Bei den pneumatischen
Bremsen der
Lokomotive kam eine
damals bei den Bahnen übliche Zweikreisbremse zur Anwendung. Diese
Druckluftbremsen waren auch unter dem Begriff Doppelbremse nach
Westinghouse bekannt. Aufgeschlüsselt unterteilt sich diese Einrichtung in
eine direkt und eine indirekt wirkende Bremse. Beginnen waren wir die
Betrachtung mit der etwas einfacher aufgebauten
Regulierbremse von
Westinghouse. Das von der
Speiseleitung versorgte
Regulierbremsventil
Westinghouse W 2 konnte mit einem
Handrad bedient
werden. Je nach Stellung dieses Handrades strömte mehr oder weniger Luft
in die
Regulierleitung, die zu den
Stossbalken geführt wurde und dort in
jeweils zwei
Luftschläuchen der
Anhängelast zur Verfügung stand. Auf der
Lokomotive selber strömte die Luft zu den
Bremszylindern, so dass dieser
eine Bremsung ausführte.
Bei der Reihe Ae
3/6 II hatte nur die
Lokomotive mit der Nummer 10 401 die Möglichkeit
solche Abschnitte mit der elektrischen
Rekuperationsbremse zu befahren. Jedoch boten
die
Bremsen keine Sicherheit. Als Sicherheitsbremse wurde das zweite Bremssystem ver-wendet. Dieses arbeitete nach einem anderen Prinzip. So wurde nun über das bekannte Bremsventil der Bauart Westinghouse W4 von der Speiseleitung aus Druckluft in eine zweite Leitung gelassen. Diese
Hauptleitung hatte
einen betrieblichen Maximaldruck von fünf
bar erhalten. Der Wert wurde
durch das
Brems-ventil selber geregelt und dieser ohne andere Bedienung
gehalten. Auch die
Hauptleitung der
Westinghousebremse wurde zu
den beiden
Stossbalken geführt und stand dort in zwei
Luftschläuchen zur
Verfügung. Sie konnten von jenen der
Regulierleitung an den anderen
Kupplungen und am
Absperrhahn, der beim Stossbalken eingebaut wurde,
erkannt werden. Dieser Hahn war nötig, damit die Leitung an beiden Seiten
abgeschlossen wurde. Zudem entlüfteten die geschlossenen Hähne die
Schläuche, die so leichter gelöst werden konnten. Eine Bremsung mit der
automatischen Bremse erfolgte,
wenn der Druck in der
Hauptleitung abgesenkt wurde. Diese Absenkung
bewirkte eine Bremsung, wenn der Druck in der Leitung zwischen 4.6 und 0
bar lag. Nun war aber die Versorgung des
Bremszylinders nicht möglich, da
dieser in umgekehrter Richtung arbeitete und daher eher gelöst wurde. Es
musste daher bei dieser
Bremse ein zusätzliches
Ventil eingebaut werden. Dieses
Ventil bezeichnete man als
Steuerventil und es
stammte von
Westinghouse. Es reagierte auf den Druckabfall und führte ab
einem Steuerbehälter
Druckluft zu den
Bremszylindern. Es entstand so die
gewünschte Bremsung. Stieg der Druck in der
Hauptleitung wieder an, wurde
das Ventil umgesteuert und der Bremszylinder komplett gelöst. Stufenweises
Lösen war daher nicht möglich. Daher sprach man hier auch von einem
einlösigen Steuerventil. Ein
Bremsumschalter, der es erlaubt hätte, das
Steuerventil von der normalen Wirkweise auf die langsamere Wirkung der
G-Bremse umzustellen war jedoch nicht vorhanden. So wirkte hier immer die
Personenzugsbremse und das war kein Manko, schliesslich wurde diese
Lokomotive für die Bespannung von
Reisezügen beschafft und diese
arbeiteten mit der
P-Bremse. Trotzdem konnte die Lokomotive auch vor
Güterzüge gespannt werden. Die entweder vom
Steuerventil, oder von der
Regulierbremse zugeführte
Druckluft gelangte in vier
Bremszylinder. Sie
bewirkte dort durch den Druck auf den
Kolben eine Veränderung in dem die
Kolbenstange ausgestossen wurde. Entfernte man die Druckluft wieder,
besorgte eine eingebaute Rückholfeder, dass der Kolben wieder in die
ursprüngliche Stellung zurückkehrte. Der maximal zulässige Betriebsdruck
im Bremszylinder lag bei 3.9
bar. Abgebremst wurden die drei
Triebachsen und das
Drehgestell. Wie in der Schweiz üblich, wurde die einzelne
Laufachse
jedoch nicht gebremst. Wir beginnen daher die Betrachtung mit der
Drehgestellbremse nach Baumuster der
Gotthardbahn. Dabei war beidseitig am
Rahmen ein
Bremszylinder eingebaut worden. Diese drückten beidseitig mit
der
Kolbenstange einfache
Bremsklötze gegen die Lauffläche der beiden
Laufachsen.
An jedem
Bremszylinder war so eine der
äusseren
Triebachsen von beiden Seiten und eine Seite der mittleren
Triebachse angeschlossen. Es gab somit pro
Zylinder sechs
Bremsklötze.
Mit den insgesamt 16 Bremsklötzen konnte ein maxi-males Bremsgewicht von 63 Tonnen erreicht wer-den. Dabei muss gesagt werden, dass damit eigent-lich die Bremskraft angegeben wurde, jedoch so die Bremsrechnung vereinfacht werden konnte. Genau diese
Bremsrechnung wollen
wir nun auch ausführten. Bei der Baureihe Ae 3/6 II wurde damit ein
Bremsverhältnis von 64% erreicht. Das war ein bei
Lokomotiven damals
durchaus üblicher Wert. Weder die automatische Bremse, noch die Regulier-bremse wirkten, wenn keine Druckluft vorhanden war. Daher musste die Lokomotive auch mit einer Bremse versehen werden, die völlig von der Druck-luft unabhängig arbeitete. Diese war in der Form einer einfachen
Spindelbrem-se, die von
Führerpult aus auf das
Bremsgestänge des
benachbarten
Bremszylinders der
Triebachsen wirkte. Damit konnten dank den
zwei
Bremsen alle Triebachsen rein mechanisch gebremst werden. Die Bedienkurbel dieser beiden
Handbremsen war mit
einer Lochscheibe versehen worden. Damit konnte sie fixiert werden. Es war
daher eine Stillhaltebremse vorhanden. Jedoch konnte die Kurbel auch auf
der Fahrt genutzt und so die
Klotzbremse
reguliert werden. Aus diesem Grund
sprach man hier von einer Handbremse. Die primäre Wirkweise war jedoch
identisch. Doch auch mit dieser Bremse musste daher gerechnet werden. Bei der
Handbremse konnten 2 x 25 Tonnen
Bremsgewicht
erzeugt werden. Das waren sehr gute Werte und bei der
Bremsrechnung wurde
ein
Bremsverhältnis von 51% erreicht. Damit konnte die
Lokomotive ohne
Probleme an jeder Stelle des Streckennetzes von den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB abgestellt werden. Dieser Wert konnte jedoch auch
angenommen werden, wenn beide
Bremsen besetzt wurden und so mit
Handbremsen gefahren wurde. Wir haben mit der
Handbremse den mechanischen Teil
der
Lokomotive Ae 3/6 II abgeschlossen. Dieser erreichte ein Gewicht von
54.8 Tonnen und benötigte dabei mehr als die Hälfte des verfügbaren
Gewichtes, das gemäss
Pflichtenheft mit 93 Tonnen festgelegt wurde. Somit
blieb dem Elektriker nicht mehr viel Gewicht übrig für seine Bauteile und
diese waren durchaus von der schweren Sorte, da dort viel schwere Metalle
verwendet wurden.
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