Die historischen Triebwagen |
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Die erfolgreiche Karriere der
Triebwagen
endete nach etwas mehr als 40 Jahren überraschend schnell. Innerhalb
weniger Jahren verschwanden die Fahrzeuge von der Bildfläche und wurden
ausrangiert. In diesem Gemetzel gab es jedoch eine Hand voll Triebwagen,
die entkommen waren und für die eine neue Zukunft kommen sollte. Doch oft
kommt es anders, als sich das die Leute vorstellten und so lohnt sich ein
genauerer Blick.
Die Idee war zwar nicht schlecht, konnte jedoch mangels pas-sender
Gebäude und finanziellen Mitteln schlicht nicht umge-setzt werden. Gerade
die
Infrastruktur
eines
Depots
ist sehr umfangreich und daher teuer.
Als die Idee nicht zeitnah umgesetzt werden konnte, blieb der
Triebwagen
im freien abgestellt stehen. Dort wartete er dem Wetter ausgesetzt auf
bessere Zeiten. Immer geriet er so in Vergessenheit. Nur interessierte
Fachkreise trauerten dem Fahrzeug etwas nach. Wobei die Trauer über das
Schicksal hielt sich sonst in Grenzen, denn gerade die
Lokomotiven
von Classic Rail mischten den
Güterverkehr
mit hirnrissigen Ideen und Dumpingpreisen auf.
So vergingen die Jahre und um den
Triebwagen
wurde es zunehmend ruhiger. Man kann fast sagen, dass man Gras über die
Sache wachsen liess. Beim Triebwagen konnte das wörtlich genommen werden,
denn die Natur machte sich um den BDe 4/4 immer breiter. Schliesslich
konnte der Triebwagen einem neuen Besitzer übergeben werden. Dort sollte
er hergerichtet waren. Es waren mit dem Triebwagen durchaus Fahrten
vorgesehen.
Bei den an die OeBB verkauften
Triebwagen
mit den Nummern 1641 und 1651 waren anfänglich noch Fahrten auf dem
Programm. Jedoch bekam auch die OeBB mit der umfangreichen Sammlung alter
Triebfahrzeuge
Platzprobleme. Die BDe 4/4 wurden abgestellt und für spätere Lösungen
vorgesehen. Was mit den beiden noch passieren wird, wissen nur wenige
Leute. Wobei damit nicht nur Freunde geschaffen werden, denn es sind nicht
die einzigen.
Auch die Schweizerischen Bundesbahnen SBB kamen nicht darum, einen
Triebwagen
dieser Baureihe zu erhalten. Dabei sollte ein Fahrzeug entstehen, das ganz
gut vermarktet werden konnte. Kleinere
Gruppen
fanden im Fahrzeug Platz und für umfangreicher Aufgaben, stand der
passende
Steuerwagen
ebenfalls zur Verfügung. Damit war klar, dass es ein historisches Fahrzeug
auch von dieser erfolgreichen Baureihe geben sollte.
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BDe 4/4 Nr. 1643 |
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Der BDe 4/4 mit der Nummer 1643 beendete in Winterthur seine
aktive Laufbahn im Jahre 1996.
Er wurde nicht, wie die anderen
Triebwagen
des
Depots
dem Abbruch zugeführt. Das Personal des dortigen Depots hat sich für den
alten Triebwagen eingesetzt und arbeitete ihn mustergültig zum
historischen Fahrzeug auf. Dabei wurde aber auch dafür gesorgt, dass der
Triebwagen für Sonderaufgaben gerüstet ist.
Grosse Diskussionen gab es da nicht, denn die Triebwagen hatten während der ganzen Einsatzzeit den gleichen Anstrich und so konnten keine Experimente durchgeführt werden.
Dabei gab es nur beim
Faltenbalg
farbliche Unter-schiede bei den
Triebwagen. Ein Umstand, dem man Rechnung
tragen muss, will man ein korrektes Fahrzeug. Geändert wurde die Anschrift des Fahrzeugs. Die bisherig gültige Anschrift mit Signet und der Abkürzung SBB CFF FFS verschwand und an deren Stelle kamen wieder die ganz alten Beschriftungen mit dem Schweizerkreuz und allen drei Abkürz-ungen zur Anwendung.
Der
Triebwagen
wurde auch wieder mit der dritten
Wagenklasse
beschriftet und erhielt die Typenbezeichnung CFe 4/4 mit der Nummer 1643.
Eine Kombination, die jedoch nur wenige Monate bestanden hatte.
Beim
Triebwagen
CFe 4/4 hatte man jedoch nicht vergessen, dass es zu den Triebwagen auch
passende
Steuerwagen
gab. Deshalb wurde ebenfalls ein historischer Steuerwagen hergerichtet.
Die Bezeichnung wurde dabei natürlich an den Triebwagen angepasst. Dank
den beiden Fahrzeugen kann mit historischen
Leichtstahlwagen
ein
Pendelzug
von 1955 gebildet werden. Die nostalgische Fahrt wäre dann fast perfekt.
Damit standen die historischen Fahrzeuge bereit. Der klassische
Triebwagen
für
Nebenbahnen
war so erhalten worden und noch immer konnte man mit dem Fahrzeug durch
das Züricher Weinland fahren. Dazu wurde der Triebwagen vom Team in
Winterthur liebevoll als «Wyländerli» bezeichnet. Einen Namen, den man in
der Region inoffiziell bereits seit Jahren für die Züge geführt hatte.
Jetzt wurde er erstmals offiziell.
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Lebenslauf BDe 4/4 Nr. 1643 |
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1955 – 1962 |
Lausanne |
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1962 – 1996 |
Winterthur |
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1996 |
Als historisches Triebfahrzeug klassiert. |
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Im Lebenslauf kann gut erkannt werden, dass die
Triebwagen
dieser Baureihe ihren
Depots
die Treue gehalten hatten. Nach Lausanne geliefert, kam der Triebwagen mit
der Bereinigung der Nummern nach Winterthur, wo er seine Karriere
schliesslich nach 41 Jahren beenden konnte. Der historische Triebwagen
steht damit für viele besondere Fahrten bereits und darunter kann man
sogar ganz besondere Fahrten erleben.
Durch die Türe in der Frontpartie kann die
Plattform
auch auf der Fahrt betreten und verlassen werden. Besonders beliebt ist
diese Plattform für Aufnahmen mit der Filmkamera. Dank der schnellen
Montage, ist sie mit wenig Aufwand zu montieren. Die Plattform kam erstmals im Jahre 1997 zum Ein-satz. Für die Filmaufnahmen der Dampflokomotiven am Gotthard wurde der Triebwagen über den Gott-hard geschickt. Die Filmteams konnten so drama-tische Aufnahmen von den historischen Zügen ma-chen.
Historisch gesehen war es eine Fahrt, die es vor Jahren durchaus
hätte geben können, denn die ersten
Triebwagen
waren ja in Bellinzona zu Hause. Selbst die Dampflokomotiven waren damals
dort noch nicht verschwunden.
Der
Triebwagen
kommt immer wieder zum Einsatz. Dabei stellt er mit der flexibel zu
gestaltenden Gefässgrösse ein ideales Fahrzeug dar. Für
Gruppen
jeder Grösse kann das „Wyländerli“, wie der
Triebwagen
liebevoll genannt wird, angepasst werden. Kleine Gruppen reisen mit dem
Triebwagen, mittlere Gruppen nehmen den
Steuerwagen
dazu und grosse Gruppen reihen noch einen
Leichtstahlwagen
im Zug ein.
Wer ein ganz besonderes Erlebnis haben will, kann zwischen dem
Triebwagen
und dem
Steuerwagen
noch einen
Speisewagen
einreihen. So kann einer Fahrt über die von den BDe 4/4 befahrenen
Strecken nichts mehr im Weg stehen. Den Speisewagen würde man benötigen,
weil es sich um sehr viele Abschnitte handelt. Im Bereich der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB fällt mir auf die Schnelle nur der
Simplontunnel ein.
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BDe 4/4 Nr. 1646 |
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Im Gegensatz zum BDe 4/4 in Winterthur hat der 1646 eine bewegte
Laufbahn hinter sich. Nicht nur, dass er seine Einsatzzeit lang immer
wieder den Standort wechselte, sondern auch nach seinem ausscheiden aus
dem aktiven Dienst, wurde er für spezielle Einsätze vorgesehen. Das Ende
im Jahr 1995 nutzte man daher um den
Triebwagen
für eine neue Aufgabe herzurichten. Dabei wurde selbst der Einbau einer
Klimaanlage
vorgesehen.
Dieser hatte in den vergangenen Jahren viele Fahrten mit den drei
schweren Stahlwagen absolviert und wurde zu einem grossen Erfolg für das
Unternehmen. Daran wollte man festhalten, es sollte aber ein neuer Zug
nach den Wünschen der Kinder entstehen. Für diesen Einsatz war der BDe 4/4 mit der Nummer 1646 und drei RIC-Wagen vorgesehen. Während man in den Wagen die verschie-densten Objekte aufbaute, bekam der Triebwagen eine komplett ge-änderte Inneneinrichtung.
Dazu musste er jedoch vorgängig umgebaut werden. So entstand
letztlich ein moderner Zug, der den Schulen in der Schweiz nach-reiste. Im
Zug mitgeführt wurden Klassenzimmer,
Stromabnehmer
und ein Empfangsraum. Die Änderungen am Triebwagen umfassten vor allem die Innen-ausstattung. Die alten Sitzbänke wurden entfernt, ein Teppich verlegt und es kamen bequeme Ledersessel aus einem Bundesratswagen in den Innenraum. Ein kleines Office erlaubte es eine Kaffeemaschine zu installieren und gekühlte Getränke auszuschenken. Dieser Raum sollte dem Personal als Ruhemöglichkeit dienen und auch für Gespräche mit den Lehrern genutzt werden.
Das
Gepäckabteil
nutzte man als Lagerraum für die benötigten Unterlagen. Man konnte sich so
einen
Gepäckwagen
ersparen. Dank dem neuen
Triebwagen
BDe 4/4 konnten die Mängel des alten Zuges eliminiert werden. Die
Schulunterlagen hatten einen speziellen Platz und für Treffen mit den
Lehrpersonen hatte man ein Office. Der Triebwagen vorsorgte zusätzlich mit
der
Zugsheizung
die Wagen mit der notwendigen
Elektrizität.
Ein Fahrzeug, das für solche Aufgaben ideal war.
Bei der vorderen
Plattform
wurde eine Türe verschlossen und dahinter eine
Klimaanlage
eingebaut. Diese war durchaus sinnvoll, denn der Zug stand oft tagelang in
einem
Bahnhof
so dass es keine
Kühlung
auf natürliche Weise gab. Da der
Triebwagen
ja nicht im
Personenverkehr
verwendet wurde, war der Verlust der Türe zu verkraften. Das klimatisierte
Office war so auch angenehmer für Gespräche mit den Lehrpersonen der
entsprechenden Schulen.
Zum Schluss wurde der
Triebwagen
in einer neuen Farbe gestrichen. Das bisherige Grün wich einem hellblau,
das auch die Wagen erhalten haben. Im Gegensatz zu den Wagen hatte der
Triebwagen jedoch keine Symbole angebracht bekommen. Er wurde jedoch mit
dem Schriftzug „Der Jugendzug“ beziehungsweise „Le train des jeunes“
versehen. Die Türen waren violett gestrichen worden und die beiden
Fronten
leuchteten in einem knalligen rot.
Ein Wettbewerb sollte den Na-men für den Zug finden. Unter all den
Eingaben wurde letztlich die Bezeichnung «Schwalbe» vergeben. Die Schüler
tauften den
Triebwagen
schliesslich auf »Die Schwalbe».
Einer grossen Zukunft sollte nichts mehr im Weg
stehen.
Zehn Jahre lang zog der
Triebwagen
mit den drei Wagen an die unterschiedlichsten Orte der Schweiz und kam so
auch auf Strecken zum Einsatz, die er zuvor nie befahren hatte. Das war
jedoch nach dem langen Leben äusserst selten der Fall. Die
Kilometerleistungen waren dabei eher bescheiden, denn an gewissen Orten
stand der Zug längere Zeit. Dabei hatte der Triebwagen nur die Aufgabe die
Wagen mit der benötigten Energie zu versorgen.
Im Jahre 2005 organisierte sich der Schulreferentendienst neu.
Statt wie bisher mit Laien, sollte nun eine professionelle Truppe die
Schulstunden geben. Das Schullokal war dabei nicht das Klassenzimmer,
sondern ausschliesslich der Zug. Die Wagen erhielten einen neuen Anstrich
und die Versorgung besorgte ein umgebauter
Speisewagen.
Der
Triebwagen
wurde für den Schulzug nicht mehr benötigt und abgestellt.
So verlor der BDe 4/4 Nummer 1646 seine Arbeit und er lief Gefahr,
dass ihn das gleiche Schicksal, wie seinem Vorgänger, widerfuhr. Dieser
landete auf dem Schrottplatz und wurde abgebrochen. Die Zeichen für den
zweiten historischen BDe 4/4 standen auf Sturm. Jedoch wurde ihm eine neue
Zukunft beschert, die ihm ein weiteres langes Leben bieten sollte. Dazu
kam es nicht zuletzt, da sich die Leute des Jugenddienstes für das
Fahrzeug stark machten.
Da das Fahrzeug für den Einsatz bei der „Schwalbe“ schon massive
Änderungen erfahren hatte, konnte er nicht mehr in den ursprünglichen
Zustand versetzt werden. Die wichtigsten Änderungen waren der Einbau einer
Klimaanlage
und das Verschliessen des seitlichen Einstiegs links wo die Klimaanlage
platziert wurde. Die historische Bedeutung des Fahrzeugs war daher nicht
mehr vorhanden. Selbst
die Bestuhlung war besonders. |
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Lebenslauf BDe 4/4 Nr. 1646 |
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1955 – 1962 |
Lausanne |
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1962 – 1994 |
Winterthur |
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1994 – 1995 |
Lausanne |
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1995 – 2005 |
Luzern |
Schulreferentendienst „Schwalbe“ |
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2005 |
Erstfeld |
Für spezielle Fahrten eingesetzt |
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Die Stiftung SBB Historic, die das Fahrzeug übernommen hatte, musste daher
für diesen
Triebwagen ein besonderes Angebot finden. Analog zu seinem
Bruder in Winterthur konnte der Triebwagen nicht verwendet werden. Was
sollte man schon mit zwei solchen Triebwagen anstellen. Man suchte deshalb
eine andere Lösung und fand letztlich eine besondere Aufgabe, die dem
historischen Fahrzeug durchaus gerecht wurde.
Diese wurden im
Depot Olten
vorgenommen. Man entfernte beim
Führerstand die Verglasung und machte
diesen Bereich für die Reisenden frei zugänglich. Das
Gepäckabteil erhielt
spe-zielle Schutzwände. So konnte mit offenen Toren gefahren werden. Letztlich kam der Triebwagen in ein Depot, das zuvor noch nie einen Triebwagen BDe 4/4 beheimatet hatte, ja sogar über-haupt nie ein grosses Depot für Triebwagen war.
Wenn man es genau nimmt, waren dort nur
Triebwagen sta-tioniert, die nicht mehr ihrem Zweck entsprechend eingesetzt
wurden. Das sollte auch für den BDe 4/4 mit der Nummer 1646 gelten. Bleibt
nur noch das
Depot und dieses wurde mit Erstfeld bestimmt.
Seit Anfang 2005 ist der BDe 4/4 Nummer 1646 im
Depot Erstfeld beheimatet
und wird ab dort für
Führerstandsfahrten auf der Gotthardstrecke oder
kleinere Ausflüge ab Erstfeld eingesetzt. Dank dem nun gut zugänglichen
Führerstand kann die Fahrt aus der Sicht des Lokomotivführers genossen
werden. Diese Fahrten führen an der Kirche von Wassen vorbei und der
Triebwagen legt sogar einen längeren Halt im
Gotthardtunnel ein.
Die Fahrt kann von jedermann, der bereit ist, den notwendigen Betrag zu
zahlen, gebucht werden. Besonders zu erwähnen ist auch die Möglichkeit im
Gepäckraum die Fahrt mit den geöffneten Schiebetoren des
Gepäckabteils zu
geniessen. Fotofreunde können so ohne störende Fenster die
Sehenswürdigkeit der Strecke bewundern und auf Film bannen. Infos dazu
gibt es direkt bei
SBB
Historic. Gewisse Fahrten sind jedoch schnell
ausgebucht.
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