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Die
Inbetriebsetzung
einer Dampflokomotive unterschied sich deutlich von der einer elektrischen
Maschine. Bei der elektrischen Lösung konnten die technischen Daten
berechnet und eingestellt werden. Auch erste stehende Versuche beim
Hersteller wurden vorgenommen. Bei den Lösungen mit Dampf waren die
effektiven Werte nicht immer gleich. Daher lohnt es sich, wenn wir uns
diesen Teil des Betriebseinsatz genauer ansehen. Bei der ersten Bestellung wurden acht Maschinen angefordert. Von diesen wurden mit den Nummern 5801 bis 5804 im Jahre 1911 die ersten vier Modelle übergeben. Da die weiteren Maschinen dieser ersten Serie jedoch deutlich später geliefert wurden, kann man die ausgelieferten Lokomotiven durchaus als Proto-typen ansehen.
Solche wurden bei grösseren Bahnen eingeführt,
um vor der Serie die technischen Werte zu prüfen.
So hätten allfällige Änderungen noch in den Bau
der restlichen
Lokomotiven einfliessen können. Eine gute Lösung, wollte
man eine einheitliche Serie. Es zeigte jedoch auch, dass die
Schweizerischen Bundesbahnen SBB durchaus Zeit hatten um die Baureihe zu
beschaffen. Diesen Luxus leistet man sich nur, wenn keine Eile geboten
ist. In den anderen Fällen wird gebaut, geliefert und eingesetzt. Erst
dann wird kontrolliert und geflickt.
Mit den ersten vier abgelieferten
Lokomotiven fanden sogleich
Versuchsfahrten
statt. Dabei ging es um das Fahrverhalten der neuen Maschine. Dabei
zeigten die vier ersten Modelle, dass sie in
Kurven
sehr gut liefen. Es konnte kaum festgestellt werden, dass das
Laufwerk
klemmte. Auch in engen Bögen, zeigte sich die Baureihe Eb 3/5 von der
ausgesprochen guten Seite. Gerade der Vergleich mit der Reihe B 3/4 war
dabei sehr wichtig. Laufwerke, die optimal auf enge Bögen abgestimmt wurden, neigen oft auf geraden und schnell befahrenen Abschnitten zu einem unruhigen Verhalten. In diesem Punkt unterschied sich die Reihe Eb 3/5 nicht von den anderen Modellen.
Gerade in den Fällen, wo mit der
Höchstgeschwindigkeit
gefahren wurde, zeigte sich das neue Modell schlechter, als die zum
Vergleich herangezogene Maschine der Baureihe B 3/4, was jedoch technisch
bestätigt wurde.
In diesem Punkt unterschied sich die
Dampflokomotive nicht von den neueren elektrischen Modellen. Die
Intensität dieser
Versuchsfahrten
unterschied sich jedoch je nach geforderter Geschwindigkeit. Es ist klar,
bei einer
Schnellzugslokomotive,
die 100 km/h erreichte, begann man nicht gleich mit diesem Wert. Man
steigerte sich immer mehr, bis der verlangte Tempo erreicht wurde. Bei 75
km/h war man schlicht schneller am Ziel.
Mit Anpassungen bei den
Federn
im Krauss-Winterthur Gestell, sollte das Optimum gefunden werden. Es galt
aus der
Lokomotive ein gleisschonendes Modell zu machen, das auf
gerader und schneller Fahrt nicht gerade das Personal aus dem
Führerhaus
warf. So leicht, wie sich das nun anhört, war die Sache jedoch nicht, oft
lag es bei kleinsten Veränderungen. So richtig gelingen sollte es jedoch
auch bei der Reihe Eb 3/5 nicht.
Weitere Versuche galten den beiden
Dampfmaschinen.
Deren
Leistung
konnte von den damaligen Fachleuten berechnet werden. Jedoch galt es die
Werte zu prüfen. Man vertraute den Berechnungen, aber eine Kontrolle war
immer gut, denn jede Dampfmaschine hatte ihre Eigenarten. Im Stillstand
konnte dieser Wert jedoch nicht geprüft werden. Dazu mussten weitere
Versuchsfahrten
mit einer Maschine angestrebt werden.
Zur Bestimmung der
Leistung wurde ein Zug formiert.
Dieser bestand aus Wagen, die zur Simulation der Last benötigt wurden.
Zwischen diese und die
Lokomotive reihte man den
Dynamometerwagen. Ein
Messwagen, der nachprüfen konnte, welche
Zugkräftet von der Lokomotive
erzeugt werden konnten. Mit diesen Werten und der dabei massgebenden
Geschwindigkeit konnte schliesslich die Leistung der beiden
Dampfmaschinen
erfasst werden. Auch in diesem Punkt konnten die Forderungen be-stätigt werden. Es zeigte sich bereits jetzt, dass die Baureihe gelungen war. Daher konnte jetzt der weiteren Auslieferung nichts mehr im Wege ste-hen.
Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB begannen daher mit dem Aufrufen der
weiteren Modelle und so begann die Auslieferung der eigentlichen Serie,
die vorerst den vier
Prototypen entsprechen sollte. Soweit gab es zu den elektrischen Lösungen keinen Unterschied. Jedoch war bei einer Dampf-lokomotive noch ein Kessel vorhanden. Dort gab es immer wieder grosse Überraschungen.
Die Frage
stellte sich, wie die Vorräte umgesetzt wurden. Eine scheinbar unnötige
Frage, aber im Betrieb war das wichtig, denn man musste in etwa wissen, wo
Wasser und wo
Kohle
nachgefüllt werden musste. Aus diesem Grund wurden
diese Kennzahlen erfasst. Die Leistung eines Kessels war bei Dampfloko-motiven schwer zu bestimmen, da sich nicht jeder genau gleich verhielt. Das führte zu Unterschie-den.
Genau deswegen waren vier
Lokomotiven
als
Pro-totypen
bestimmt worden. Die vier
Kessel
ergaben dann einen Mittelwert, der auf
die spätere Serie übertragen wurde. So konnte die Eckdaten bestimmt
werden. Wobei vor Überraschungen war man auch dann nicht geschützt.
Die Verbrauchswerte der
Lokomotive waren sehr wichtig.
Diese mussten bestimmt werden, damit die
Fahrpläne überhaupt gestaltet
werden konnten. Mit den hier erfassten Angaben arbeitet später das
Personal und daher durften bei den Versuchen keine Fehler gemacht werden.
Eine Dampflokomotive, die ohne
Kohlen
stehen blieb, warf ein schlechtes
Licht auf die Mannschaft und auf das Unternehmen, das es scheinbar nicht
im Griff hatte. Blieb die Lokomotive jedoch wegen fehlendem Wasser irgendwo stehen, wurde es ausgesprochen ge-fährlich. Die Decke der Feuerbüchse war nun nicht mehr ausreichend gekühlt. Dadurch wurde das Kupfer so stark erhitzt, dass dieses Metall dem Druck im Kessel nicht mehr standhalten konnte.
Die Decke wurde daher aufgerissen. Die dadurch
entstehende Öffnung im Druckbehälter erlaubte es dem Dampf in die
Feuerbüchse zu strömen. Auch wenn Wasser zum Löschen von Feuer benutzt wurde, Dampf hatte eine andere Wirkung. Dieser reagierte mit dem Feuer so heftig, dass es zu einer Explosion der Feuerbüchse kam. Durch die nun entstehenden Schockwellen, wurde der Kessel richtiggehend verrissen.
Für das auf der
Lokomotive
arbeitende Personal bestand in diesem Fällen kaum eine Chance.
Daher war es ausgesprochen wichtig, immer genug Wasser in dem drei
Wasserkästen zu haben. Bei der Baureihe Eb 3/5 wurden die beiden Werte anhand des Durchschnittes der vier Prototypen bestimmt. Allfällige Änderungen mit der Serie waren damit jedoch nicht ausgeschlossen. Doch sehen wir uns diese Angaben an.
Es wurde bestimmt, dass eine
Lokomotive
pro gefahrenem
Kilometer und einer Tonne Zugsgewicht 0.12 kg
Kohle
verbrauchte. In dieser
Zeit lag der Verbrauch beim Wasser auf 0.9 kg. Werte die uns nicht viel
sagen.
Damit Sie sich hier ein etwas besseres Bild machen
können, benutze ich ein Beispiel. Dabei soll die Berechnung nicht zu
schwer werden. Die
Lokomotive
hatte in diesem Fall einen 100 Tonnen
schweren Zug auf einer Strecke von 100 km zu befördern. Nicht eingebunden
dabei war das eigentliche
Triebfahrzeug. Denn dessen Daten veränderten
sich mit dem Gewicht in gleichem Masse, daher wurde das bei den Werten
berücksichtigt. Das bedeute, dass die Lokomotive für diese Fahrt 1.2 Tonnen Kohle und neun Tonnen Wasser verbrauchte. Bei einem mitgeführten Vorrat von 7.7 Tonnen Wasser musste deshalb mit dem Zug einmal angehalten und Wasser gefasst werden.
Bei der Wahl dieses
Halteortes war man jedoch
sehr flexibel, denn der Vorrat reichte für rund 80 Kilometer. Da jedoch
Wasser bei Gelegenheit gefüllt wurde, sollte dieser Vorrat kein Problem
darstellen. Da jedoch nach der Fahrt nur knapp die Hälfte der Kohlen verbraucht worden war, hätte die Lokomotive mit dem Zug wieder ein gutes Stück zurückfahren können.
Erst dann waren die
Kohlen
ebenfalls
aufgebraucht und man musste ein
Depot aufsuchen um Kohlen zu fassen. Werte
die auf
Nebenstrecken
jedoch selten erreicht wurden, daher reichte die
mitgeführte Kohle sehr weit. Die Verbrauchswerte waren daher angemessen.
Auch wenn man nun genaue Werte hatte, die
Dampf-lokomotiven begannen ihre Fahrt immer mit den vollen Vorräten. Auch
wenn das zusätzliches Gewicht bedeutete, die Differenzen waren zu gering.
Ein Unterschied zur Luftfahrt, wo der mitgeführte
Treibstoff genau
berechnet werden muss. Hier war es wichtig, dass bei der Planung der
Besuch beim
Wasserkran und in einem
Depot eingeplant werden konnte. Die
Reihe Eb 3/5 war betriebsbereit.
Während der leichte Unterhalt bei den
Lokomotiven in
den jeweiligen
Depots vorgenommen wurde, war für den schweren Unterhalt
derselben jedoch eine
Hauptwerkstätte erforderlich. Diese ergab sich bei
der Baureihe Eb 3/5 aus dem Einsatz, denn jeder
Kreis
hatte seine eigene
Werkstätte und diese übernahm die neue Lokomotive. Eine Ausnahme bildete
nur der Kreis I, der seine Maschinen nach Olten schickte.
Im Gegensatz zu den elektrischen Modellen, waren
Dampflokomotiven auch im schweren Unterhalt leichter zu handhaben. Daher
konnte man die Serie aufteilen. Die Modelle mit
Spannung benötigen jedoch
auch im Unterhalt spezielle Lösungen, daher ist dort eine Aufteilung der
Serie nicht ratsam. Sie sehen, es gab zwischen den beiden Lösungen grosse
Unterschiede und daher sollte der Wechsel nicht so leicht sein. Das ist
aber ein Problem des Betriebes.
Letzter Punkt bei der
Inbetriebsetzung einer
Lokomotive
war immer die Schulung des Personals. Sowohl die Lokführer, als auch die
Heizer mussten über die Eigenarten unterrichtet werden. Ein Unterschied
soll nicht unerwähnt bleiben. Bei einer Fahrt rückwärts konnte bei der
Reihe Eb 3/5 der Lokführer dem Heizer nicht die Türe zum Feuerloch öffnen,
da er diese jetzt im Rücken hatte. Ein Problem, das es nur hier zu
beachten gab.
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