Bedienung der Lokomotive |
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Kommen wir zur Bedienung der
Lokomotive.
Dazu ist eine Vielzahl von Mitarbeiter nötig. Bekannt sind dabei
eigentlich nur jene beiden Personen, die auf der Fahrt anwesend waren. Das
waren der
Heizer
und der Lokomotivführer. Dazu gesellten sich aber auch Bedienstete der
Depots,
die mit der Vorbereitung der Maschine auf die Fahrt beschäftigt waren. So
gab es die Schmierer, aber auch die
Hilfsheizer,
die gar nie auf die Fahrt gingen. Es dauerte lange, bis eine kalte Lokomotive so weit vorbereitet war, dass sie durch das Fahrpersonal übernommen und bewegt werden konnte. Da war das Feuer in der Feuerbüchse zu entfachen, auszu-bauen und die Lager zu schmieren.
All diese Arbeiten wurden erledigt, bevor das
Loko-motivpersonal
anwesend war. Das teure Lokper-sonal wollte man auch damals nicht mit
Arbeiten beschäftigen, die ein angeworbener Hilfsarbeiter leisten konnte. Gerade die Zeit, bis aus dem Feuer eine lodernde Glut wurde und so der Druck im Kessel anstieg, war mühsam. Ohne den notwenigen Druck war der na-türlich Luftzug zu gering, dass ein sauber brenn-endes Feuer entstand.
Man unterstützte daher die natürliche Luftströmung entweder mit
einer Anfachlanze oder mit dem
Hilfs-bläser.
Die Anfachlanze wurde dabei von einer an-deren
Lokomotive
mit Dampf versorgt und so konn-te die Strömung verstärkt werden.
Daher versuchte man, die
Lokomotive
nie auskühlen zu lassen. Wurde sie remisiert, legte man in der
Feuerbüchse
ein Reservefeuer an. Dieses Feuer erzeugte gerade so viel Wärme, dass das
Wasser im
Kessel
nicht auskühlen konnte, dieser aber nicht zu viel Druck hatte. Durch das
kleine Feuer verbrauchte man auch nicht viel Brennmaterial. Mit dem Ausbau
des Feuers setzte die Dampfproduktion unverzögert ein und man konnte
schnell losfahren.
Kam das
Lokomotivpersonal
zur
Lokomotive,
brachte dieses die Lampen für die Fahrt mit. Bei Dampflokomotiven waren
diese nicht fest zugeteilt worden. Die
Beleuchtung
wurde in der Lampisterie vorbereitet und dort abgeholt. Dazu gehörte, dass
die Lampen mit Kalziumkarbid und Wasser gefüllt wurden. Das
Gas,
das durch die Reaktion mit Wasser entstand, wurde für die Beleuchtung
genutzt. Damit der Vorrat lange erhalten blieb, beleuchtete man nur, wenn
man musste.
Die
Lampen der
Dienstbeleuchtung
wurden vorne über den beiden
Puffer
und an der Türe zur
Rauchkammer
oberhalb des Riegels angebracht. Da die Aufstiege zur
Plattform
alles andere als für diesen Zweck ausgelegt waren, entstand für das
Personal eine regelrechte Kletterpartie. Da die Lampe zudem weit oben
eingesteckt werden musste, war auch das für kleiner Mitarbeiter mit langen
Armen verbunden gewesen.
Beim
Tender
beschränkte man sich meistens auf die beiden unteren Lampen. Die obere
Halter-ung für eine dritte Lampe war jedoch vorhanden gewesen. Da man auf
der Strecke in der Regel nicht rückwärts fuhr, wurde diese Halterung
selten benutzt. Zudem musste man dazu über das
Kohlenfach
klettern, was natürlich keine beliebte Arbeit gewesen ist. So war klar,
dass man nach Möglichkeit diese Lampe zu Hause im
Depot
liess.
Bei den Lampen waren auch die für spezielle
Signalbilder
benötigten grünen und roten Farb-gläser vorhanden. Diese konnten bei
Bedarf einfach vor das klare Glas gesteckt werden. Die Ta-gessignale in
Form von Farbscheiben gehörten hingegen zum Inventar der
Lokomotive.
Diese wurden verwendet, wenn die Lampe nicht angefacht und so an der
Lokomotive kein Licht zu sehen war. Die betriebsbereite Lokomotive
erkannte man an den vorhandenen Lampen.
Es wird nun Zeit, dass wir uns in den
Führerstand
begeben. Dazu musste das Personal die beiden seitlichen Aufstiege
benutzen. Ein Gerücht besagt dabei, dass der Lokführer nicht die Seite des
Heizers
benutzte und umgekehrt dieser nicht jene des Lokführers. Ob dies so war
oder nicht, lassen wir hier weg, denn eigentlich mussten diese beiden
Personen als Team arbeiten und konnten sich grosse Machtkämpfe schlicht
nicht leisten.
Die Aufgabe des
Heizers
bestand darin, das Feuer zu bewirtschaften und so für ausreichend Dampf zu
sorgen. So einfach das klingt, war es hingegen nicht, das Feuer musste
optimal auf den
Fahrplan
abgestimmt werden, damit man zur
Abfahrzeit
bereit war. Der Druck im
Kessel
wurde daher so gut es ging mit der Feuerung geregelt. So konnte mit einem
kühleren Feuer die Dampfproduktion gedrosselt werden.
Kühler wurde das Feuer, wenn neuer Brennstoff zugegeben werden
musste. Der
Heizer
warf dann durch die offene Türe der
Feuerbüchse
die
Kohle
möglichst gleichmässig auf den Rost. Damit dabei nicht zu viel Wärme
verloren ging, war der Lokführer damit besorgt, die zu seiner Seite hin
öffnende Türe im richtigen Moment zu öffnen und zu schliessen. Die Nährung
des Feuers war daher eine gemeinsame Arbeit.
Mit dem Fächer für Oberluft, konnte der
Heizer
die Hitze in der
Feuerbüchse
regulieren. Wurde die Einrichtung geöffnet, strömte kühle Luft vom
Führerstand
in die Feuerbüchse. Diese Luft vermischte sich in der Feuerbüchse mit den
heissen
Rauchgasen
des Feuers und so wurde es in der Feuerbüchse kühler. Die Produktion des
Dampfes wurde so etwas gedrosselt. Mit diesen Möglichkeiten, war es dem
Heizer leicht möglich, die Feuerung dem
Fahrplan
anzupassen.
Um schliesslich mit der
Lokomotive
zu fahren, war der zweite Mann auf der Maschine verantwortlich. Der
Lokführer nahm seinen Platz auf der rechten Seite ein. Dabei fand er alle
erforderlichen Bedienelemente und die Anzeigen vor sich im Bereich
zwischen
Kessel
und Seitenwand. Damit hatte er einen beengten Platz erhalten. Dieser
reichte ihm jedoch durchaus, um die Arbeit zu erledigen, wobei sein
Problem eher die Bedienseite war.
Bei der Bedienung der
Dampfmaschine
gab es zwei Lösungen. Man stellte die Steuerung ein und führte dann mit
Hilfe des
Regulators
den notwendigen Dampf zu. Hier war es relativ schwer möglich, die
Dampfmaschine optimal zu regeln, was besonders bei Beginn der Fahrt zu
Problemen führen konnte. Diese Lösung wurde hier jedoch nicht umgesetzt,
da man bei der SLM auf die Regelung mit der Steuerung setzte.
Mit Hilfe eines grossen unmittelbar vor dem Lokführer angeordneten
Handrades,
konnte die Steuerung sehr feinfühlig verstellt werden. Dadurch veränderte
sich die Füllung und damit die
Zugkraft.
Dabei musste man aber darauf achten, dass die Dampfzufuhr möglichst
optimal erfolgte und der Dampf in der Leitung nicht zum Stehen kam und so
auskühlen konnte. Es war daher eine Bedienung, die zwei Hände erforderte.
Die
Lokomotive
setzte sich je nach Füllung schneller oder langsamer in Bewegung. Wurde
bei einer schweren Anfahrt, mehr
Zugkraft
benötigt, konnte man mit einem Hebel das Wechselventil und somit den
Booster
aktivieren. So wurden die vier
Dampfmaschinen
mit Frischdampf versorgt. Weniger Freude an diesem Booster hatte der
Heizer,
der zusehen konnte, dass der Druck im
Kessel
nicht zu sehr in den Keller sank.
Wer mit einem Fahrzeug unterwegs ist, hat je nach
Laufeigenschaften des Fahrzeuges grosse Mühe, die Geschwindigkeit
einzuhalten. Damit das dem Lokführer nicht passierte, hatte man auf der
Lokomotive
in seinem Blickfeld einen
V-Messer
der
Bauart
Hasler eingebaut. Die Anzeige wurde mechanisch vom
Triebwerk
in Bewegung versetzt und erzeugte so eine Anzeige der Geschwindigkeit. Es
musste daher nicht mehr gerechnet werden.
Eine Registrierung der Fahrdaten, wie es sie die Modelle der
Gotthardbahn hatten, war jedoch anfänglich nicht vorhanden. Noch
vertraute man dem
Lokomotivpersonal.
Wobei das nicht von langer Dauer sein sollte, denn auch hier wurde sehr
schnell die Registrierung eingeführt. Das ging so schnell, dass die
letzten
Lokomotiven
sogar damit ausgeliefert wurden. Somit können wir sagen, dass eigentlich
auch hier eine Aufzeichnung der Fahrdaten erfolgte.
Wenn die
Dampfmaschinen
dauernd am Arbeiten waren, sank der Wasserspiegel im
Kessel.
Den vorhandenen Wasserstand konnte man an zwei über der Türe zur
Feuerbüchse
angebrachten Glaszylindern erkennen. War dort der Pegel zu tief, musste
die Nachspeisung aktiviert werden. Dadurch sank der Druck im Kessel.
Gerade auf flacheren Abschnitten achtete man daher darauf, dass man die
Nachspeisung begann, wenn eine längere Talfahrt anstand.
Bei Talfahrten konnte der Lokführer die Geschwindigkeit nur mit
den pneumatischen
Bremsen
halten. Eine
Gegendruckbremse,
die es bei den älteren
Lokomotiven
der
Gotthardbahn gab, kannte man bei der
JS
schlicht nicht. Daher war nur die Bremsung mit der
Klotzbremse
vorgesehen. Dazu wurden die Bedienelemente der beiden
Bremssysteme
an der Seitenwand beim Lokführer angeordnet worden. Es hatte daher die
Bremsen auf der rechten Hand. An der rechten Seitenwand etwas näher zur Frontwand hin, wurde das Ventil zur Regulierbremse eingebaut. Dieses Ventil stammte aus dem Hause Westinghouse und war von der Bauart W2.
Dieses
Regulierbremsventil
zeichnete sich durch das deut-lich zu erkennende
Handrad
aus. Damit konnten die Bremsung auf der Talfahrt einfach reguliert werden.
Es war daher Sache des Lokführers die richtige
Bremskraft einzustellen. Verdrehte man das Handrad gegen den Uhrzeigersinn, wurde Druckluft in die Leitung gelassen. Dadurch setzte die Bremsung ein. Je mehr man das Rad verdrehte, desto kräftiger wurde die Bremsung.
Dabei war durchaus etwas Kraft erforderlich. Fiel die Bremsung zu
stark aus, drehte man in die Gegenrichtung und der Druck in der Leitung
wurde wieder reduziert. So war es mit dem
Rad
leicht möglich, die auf der Strecke erlaubte Geschwindigkeit zu halten.
Um auf ein Signal hin zu bremsen, oder um mit dem Zug anzuhalten,
griff der Lokführer zum etwas näher mon-tierten
Bremsventil
der
automatischen Bremse.
Auch hier wurde mit dem Typ
W4
ein Modell aus dem Hause
Westinghouse
verwendet. Dieses
Führerbremsventil,
kannte das
Lokomotivpersonal
und es musste sich nicht an eine neue Bedienung der
Bremsen
gewöhnen. Das war gerade bei den Bremsungen auf rote Signale sehr wichtig.
Verdrehte der Lokführer den Griff zum
Führerbremsventil
gegen den Uhrzeigersinn, musste er zuerst eine leichte Raste überwinden.
Dann konnte der Griff leicht bis zum nächsten Anschlag verdreht werden.
Der Druck in der
Hauptleitung
wurde nun gesenkt. Das erfolgte so lange, wie der Lokführer den Griff in
dieser Stellung liess. Daher konnte er an einem Manometer, das an der
Frontwand
montiert wurde, den Druck ablesen. War der Druck erreicht, verbrachte man den Griff nach vorne zum nächsten Anschlag. Damit wurde der Druck in der Leitung auf dem eingestellten Wert gehalten. Um schliesslich die Bremsen wieder zu lösen, schob man den Griff noch weiter nach vorne.
Die Leitung wurde nun in der
Füllstellung
mit
Druckluft
gefüllt. Es war Aufgabe des Lok-führers den Griff zum richtigen Zeitpunkt
an den Anschlag zurück zu nehmen. Jetzt wurde der Druck auf fünf
bar
gehalten. In Notfällen konnte der Griff bis zum Endanschlag durchgezogen werden. Dadurch wurde eine grosse Öffnung frei und der Druck in der Hauptleitung sank sehr schnell gegen null. Daher nannte man diese Bremsung auch Schnellbremse.
Auch diese Bremsung konnte jederzeit durch den Lokführer wieder
abgebrochen werden. Mit etwas Übung war es sehr einfach mit diesem
Bremsventil
die
Hauptleitung
und damit die
automatische Bremse
zu bedienen. Um akustische Signale zu erteilen, oder um gefährdete Personen zu warnen, war auf dem Dach des Führerhauses eine Lokpfeife montiert worden. Die Pfeife der Lokomotive wurde mit Dampf aus dem Kessel betrieben.
Je nach Druck im
Kessel
war das akustische Signal leiser oder lauter. Bei vollem Druck war aber
ein lautes schrilles Geräusch zu hören. Dieses weckte die gefährdeten
Leute entlang der
Bahnlinie
und warnte sie so. Die Auslösung des akustischen Signals erfolgte mechanisch. Dazu zog entweder der Lok-führer, oder der Heizer im Führerstand an einem Griff. Dieser war über ein Gestänge mit der Zuleitung zur Pfeife verbunden und öffnete diese.
Dadurch strömte der Dampf zur
Pfeife.
Je nach
Zugkraft
am Griff ertönte an der Pfeife ein anderer Klang. Die bekannten
akustischen Signale der Schweiz waren daher von der Geschicklichkeit des
Personals abhängig.
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