Einleitung Xrote 99

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Baujahr: 1948 Schleuderleistung: 600 PS
Gewicht: 30 t V. max.: 45 / 60 km/h
Wurfweite: 30 – 50 m Länge: 7'740 mm

Bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB war der 1909 von der Gotthardbahn übernommene Rotary unverändert eingesetzt worden. Die Maschine funktionierte mittlerweile gut und daher wurde auch nicht erwogen, die Schneeschleuder zu ersetzen. Jedoch sollte sich das bereits 1921 ändern, denn mit der Fahrleitung kamen auch neue elektrische Lokomotiven an den Gotthard. Damit gerieten die «Cholis» unter Druck.

Mit der Elektrifizierung der Gotthardstrecke, war der Rotary ein Exot geworden. Die Züge fuhren allesamt elektrisch. Die zahlreichen kräftigen Dampflokomotiven hatten das Nachsehen. Jedoch waren nicht alle verschwunden und in den Depots mussten von der Fahrleitung unabhängige Triebfahrzeuge vorhanden sein. Das waren damals noch die Dampfmaschinen der letzten Generation und somit die Baureihen A 3/5 und C 5/6.

Diese für den Hilfswagen bestimmte Lokomotive gab es überall, jedoch war da noch das Depot in Erstfeld. Dort musste in jedem Winter eine zweite Dampflokomotive bereitgehalten werden. Diese war für die Schneeschleuder reserviert und kam daher nicht oft zum Einsatz. Daher wurde der Einsatz der grossen Schneeschleuder immer wieder hinterfragt. Moderne Technik sollte auch hier den aufwendigen Dampfbetrieb ablösen.

Die Schneeschleuder war zudem gross und nahm im Sommer im Depot Erstfeld viel Platz weg. Durch den zugenommenen Verkehr war dieser Platz jedoch knapp geworden. Wollte man ein Fahrzeug abstellen, war oft nur das Gleis frei, auf dem der Rotary stand. Dieser musste dann draussen abgestellt werden. Dadurch erhöhte sich jedoch der Unterhalt an der Schleuder, die wegen den verbesserten Schutzbauten, sehr selten eingesetzt wurde.

Die Schutzbauten sorgten dafür, dass die Schneeschleuder nur noch benötigt wurde und in den Bahnhöfen den Schnee zur Seite zu werfen. Für diese Einsätze unter der Fahrleitung musste der Rotary und die Dampflokomotive eingeheizt werden. Die Kontrolle der Ersatzfeuer benötigte Personal, jedoch auch Kohlen und letztlich sollte gerade diese ein Umdenken einleiten, das der 50 Jahre alten Maschine eine Ablösung ermöglichen sollte.

Der zweite Weltkrieg sorgte dann in dieser Diskussion für neuen Zündstoff. Die von den Schweizerischen Bun-desbahnen SBB getätigten Importe verteuerten sich zu-nehmend und das wirkte sich auch wieder auf die Kosten bei der Kohlen aus.

Zwar war die Not nicht so gross, wie im ersten Krieg. Trotzdem wurde geschaut, wo man Kohlen einsparen konnte und Dampflokomotiven fuhren wieder mit Holz durch das Land.

Ausgerechnet für die Schneeschleuder musste zudem Kohle bereitgehalten werden. Das, obwohl in den mei-sten Wintern die Schleuder im Depot stehen bleiben konnte.

Der dichte Verkehr räumte die Strecken so gut frei, dass im normalen Winter kein Einsatz der Schnee-schleuder benötigt wurde.

Trotzdem schaufelte jeden Winter ein Arbeiter Kohle in die Feuerbüchse und unterhielt damit das ange-fachte Reservefeuer der Rotary.

Besonders jene Kreise, die bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB für die Beschaffung des Materials und der Betriebsmittel verantwortlich waren, pochten auf eine Ablösung sämtlicher Dampfmaschinen. Das Unternehmen sollte komplett auf die einheimische Elektrizität setzen. Diese war dank den eigenen Kraftwerken für die Staatsbahn nahezu gratis erhältlich und das wollte man nun ausnutzen. Die «Cholis» sollten verschwinden.

Nach dem Krieg entstand eine richtige Aufbruchstimmung bei den Staatsbahnen. Man wollte neues Rollmaterial und sich endgültig vom alten Gerümpel trennen. So sollte auch eine Ablösung für die Schneeschleuder angeschafft werden. Neue Erkenntnisse bei der Schneeräumung hätten umgesetzt werden können, denn es gab mittlerweile bessere Lösungen, als das riesige Schleuderrad der Bauart Leslie. Kleinere Einheiten sollten übernehmen.

Da man mit elektrischen Lokomotiven gute Erfahrungen machte, wählte man nun für die Schneeschleuder einen elektrischen Antrieb. Die Versorgung dieses Antriebes sollte von der Schublokomotive übernommen werden. Dazu wurde deren Heizleitung benutzt. Daher begann sich beim Personal in diesem Zusammenhang auch der Begriff Zugsammelschiene durchzusetzen. Damit konnte auch gleich die Dampflokomotive abgelöst werden.

Die elektrische Schneeschleuder hatte gegenüber der Rotary zwei grosse Vorteile. Erstens benötigte sie keine teuren Kohlen mehr und zweitens war sie bei Bedarf sofort einsatzbereit. Was besonders bei Lawinen, die nicht berechnet werden konnten, sinnvoll war. Die verschüttete Strecke musste schnell geräumt werden und da konnte man nicht waren, bis in einem Kessel genug Druck vorhanden war. Daher war die Ablösung klar.

Das Problem mit der fehlenden Fahrleitungsspannung blendete man jedoch aus und da hatte man sogar eine Lösung im Unternehmen. Die beiden neuen Diesellokomotiven der Baureihe Am 4/4 besassen eine Zugsheizung für die Reisezugwagen und diese hätte man auch bei der Schleuder nutzen können. Nur an deren abweichende Spannung dachte bei der Bestellung niemand und das sollte der Rotary helfen.

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB bestellten daher eine neue elektrische Schneeschleuder für die Schneeräumung auf der Gotthardstrecke. Diese sollte, wie die Schublokomotive elektrisch betrieben werden und die Mängel der Rotary eliminieren. Ein eigener Antrieb, um die Schleuder zu bewegen war jedoch nicht vorgesehen. Da auch sie abgedreht werden musste, konnte das eigentlich niemand verstehen.

Die einschlägige Industrie lieferte daraufhin den Schweizerischen Bundesbahnen SBB eine Schneeschleuder, die als Xrote 99 bezeichnet wurde. Offiziell übernommen wurde die neue Schleuder im Jahre 1948. Daher ist es sicherlich sinnvoll, wenn wir uns nun dieses neue Wunderding etwas genauer ansehen und uns so ein eigenes Bild machen können. Wer aber ein Wunder erwartet, sollte sich keine zu grossen Hoffnungen machen.

 

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