Einsatz der Schleuder Xrotm 4/4 Nr. 95 - 96 |
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Die
neu gebauten Schleudern absolvierten eine ausgiebige
Testfahrt.
Diese führte in eigener Kraft vom Hersteller in Rosenheim über München und
Lindau nach Singen und über Schaffhausen in die Schweiz. Der Weg musste so
gewählt werden, damit man sich den Weg über Österreich ersparen konnte. In
Schaffhausen war jedoch vorerst eine Pause erforderlich, denn die
Schneeschleudern mussten vor der weiteren Reise verzollt werden. Nachdem die Schleudern offiziell in der Schweiz eingeführt waren, fuhren sie weiterhin in eigen-er Kraft weiter nach Erstfeld. Dieses erreichten sie nach einer Fahrt von rund 500 Kilometern und im Herbst des Jahres 1982.
Damit standen sie für den Einsatz im kommenden Winter bereit. Weitere
Probefahrten
sollten daher mit dem Einsatz erfolgen. Man profitierte hier sicherlich
von der Lösung eine bewährte Maschine zu kaufen.
Als
die erste neue Schleuder in Erstfeld eintraf, wollte man von der
Depotleitung dem Personal zeigen, was die neue Maschine zu leisten in der
Lage war. Daher wurde beschlossen, dass eine Demonstration das Personal
davon überzeugen soll, dass es für das alte «Dampfross» endlich an der
Zeit war, das zeitliche zu segnen. Damit auch wirklich die ganze
Belegschaft von Erstfeld teilnehmen konnte, sollte dafür die
Schiebebühne
des
Depots
herhalten.
Eine
Schneeschleuder zeigt ihre
Leistung
bekanntlich nur im Schnee und der fehlte in Erstfeld. Damit man diese
Demonstration vornehmen konnte, karrte man in einer aufwendigen Aktion aus
dem Oberland Schnee herbei. Dieser wurde dann sorgfältig auf der
Schiebebühne
aufgeschüttet und verdichtet, denn es sollte eine Lawine simuliert werden.
Soweit war der Versuch vorbereitet. Man war sich sicher, dass der Erfolg
grossartig sein würde.
Dass
alles bei Temperaturen, die über dem Gefrierpunkt lagen, stattfand,
versteht sich von selber. Insofern Glück hatte die Leitung, dass nicht
Föhn einsetzte, denn sonst wäre es zu einer Machtdemonstration der Natur
gekommen. So aber blieb der Schnee auf der
Schiebebühne
erhalten und die Belegschaft konnte herbeigerufen werden. Die grosse
Stunde der Wahrheit war gekommen und alle warten gespannt auf das
Ergebnis. Vor der Belegschaft setzten die ver-antwortlichen Herren des Depots Erst-feld die neue Beilhack in Gang und rückten dem Schnee auf der Schiebe-bühne zu leibe. Diese neue Schleuder war so gut, dass sie den Schnee, der auf der glatten Schiebebühne den halt verlor, einfach ins benachbarte Werkstattgelände schob.
Dabei wurde auch gleich das Depottor zur Seite geräumt. Aus der
eigent-lichen Schleuder flog indes nicht viel Schnee. Der Versuch und die Demonstration der neuen Schneeschleuder waren sehr zur Schadenfreude der Beleg-schaft misslungen. Die «Beilhack» bewies zwar ihre un-bändige Kraft, denn auch wenn der Schnee auf einer Schicht Wasser ins rutschen kam, das Gewicht musste bewegt werden.
Was
jedoch die Aggregate konnten, wusste man immer noch so gut, wie vor der
Demonstration und nun hatte man einfach noch Schnee im Stall.
Wie
der Schnee danach wieder aus dem Gebäude kam, entzieht sich meiner
Kenntnis, jedoch wird wohl während der Arbeit viel über die Obrigkeit
geflucht worden sein. Diese verzog sich unverzüglich in die Büros und die
Mannen, die letztlich nichts dafür konnten, mussten die Drecksarbeit
erledigen. Sie sehen, dass es durchaus überall so zu und her geht. Die
Chefs richten den Schaden an und die Arbeiter können dann die Folgen
ausbaden.
Da
hatte die neue Schleuder beim Personal einen denkbar schlechten Start
erwischt. Schuld daran war weder das Personal noch die Schleuder, denn die
machte das was sie sollte, und brachte den Schnee von den
Geleisen.
Auf jeden Fall konnte nun auch die Schulung des Bedienpersonals erfolgen.
Dabei wurden die bisher in diesem Einsatz geschulten Leute genommen. Doch
die Schleuder war natürlich das Heiligtum im
Depot. Als letztlich auch die zweite Schnee-schleuder aus Deutschland in Erstfeld eintraf, stationierte man eine der beiden Schleudern in Göschenen und die bisher dort befindliche Xrotm 2/3 wurde nach Bellinzona verschoben.
Heimatdepot für diese Schleudern blieb aber ebenfalls das
Depot
Erstfeld. Man hatte nun drei Schleudern im Depot ste-hen und daher musste
eine davon wei-chen und das war jetzt endgültig die alte Dame. So renovierte man die betriebsbereite Rotary und stellte sie zusammen mit der vom Sockel genommenen C 5/6 in die hinterste Ecke der neuen Schienenhalle im Verkehrshaus in Luzern.
Dort
waren sich die Bosse bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB zu-mindest
sicher, dass keiner auf die Idee kommen sollte, den alten Dampfveteran zu
aktivieren und ihn erneut nach Erst-feld zu überstellen. Das letzte
Dampffahr-zeug war Geschichte.
Als
es auf den ersten Einsatz ging, war die grosse Stunde gekommen. Die Xrotm
4/4 rückte aus. Links setzte sich der
Depotchef
auf den Stuhl, rechts der Mitarbeiter vom
Depot,
der die Aggregate bediente. Den Lokführer und den
Streckenwärter
verbannte man auf die hinteren Bänke. Ob da alles nach den geltenden
Vorschriften ablief und wie viele Zwergsignale vernichtet wurden, weiss
niemand. Jene, die das Überwachen sollten, sassen ja in der zweiten Reihe.
Mit
der Schleuder in Göschenen konnte man die Nordseite von beiden Seiten
abdecken. Dazu wurden einige Stellen im
Bahnhof
definiert. Dort konnte die grosse Schleuder abgedreht werden. Da in
Göschenen jedoch der Bahnmeister die Schleuder bediente, nahm er für den
Bahnhof, wenn immer es ging, die kleine
XTm und das Wunderding blieb, wo
es war. So lange keine Lawine kommt, war die «Beilhack» arbeitslos. Man muss aber wissen, dass die Nordseite viel mehr von Lawinen gefährdet ist, als das die Südseite war. Durch den Standort Göschenen waren von beiden Seiten kurze Anfahrwege möglich.
Speziell war eigentlich nur, dass mit den vier vorhandenen Maschinen nun
auch in Bellinzona eine abgestellt wurde. Dabei handelte es sich um ein
Modell der Reihe
Xrotm 2/3, die beiden
neuen Maschinen wurden klar nördlich vom
Tunnel
belassen. Die Schleuder in Göschenen blieb das ganze Jahr dort und wurde oft mit der Maschine in Erstfeld für den Unterhalt getauscht. Da dieser im Sommer erfolgte, fuhr die Schneeschleuder bei hoch-sommerlichen Temperaturen die Rampe hoch.
Damit die Aggregate nicht verklemmten, lies man diese zugleich laufen. Das
natürlich sehr zur Freude der zahlreichen Fotografen entlang der Strecke.
Wer erwartet schon eine Schneeschleuder im Sommer. Die Verbauungen der Strecke waren so gut, dass die Schleuder nie so richtig mit einer Lawine konfrontiert wurde. Die kleinen Maschinen hatten keine Mühe mit dem Schnee, der nach einem Schneefall beseitigt werden musste.
So
kam es, dass die neue «Beilhack» oft mehrere Jahre arbeitslos war und so
kaum zum Einsatz kam. Die neuen Maschinen waren eigentlich nicht mehr
nötig gewesen. Doch man konnte nie wissen.
So
kam die erste Lawine und nun ging es zur grossen Tat. Im Hinterkopf waren
da die Probleme mit der
Xrotm 2/3. Die
«Beilhack» machte sich dabei nicht schlecht, auch wenn von der Besatzung
immer wieder gemurmelt wurde, dass die
Rotary doch etwas besser
gewesen war. Laut aussprechen wollte man es jedoch nicht, denn natürlich
liess es sich auch jetzt der Bigboss nicht nehmen, die Sache selber in die
Hand zu nehmen.
Ab
und zu wählte man die grosse Schneeschleuder für Aufgaben, die von der
kleinen Schleuder der Reihe
XTm durchaus auch
gemeistert werden konnten. Das natürlich nur, damit das Bedienpersonal
damit vertraut blieb. Es durfte schliesslich nicht passieren, dass ein
Einsatz nicht ausgeführt werden konnte, nur weil das Personal zu lange
Zeit nicht damit gefahren war. Wie absurd das für Aussenstehende
ausgesehen hat, zeigt ein Beispiel. Wo liegt der tiefere Sinn, wenn man mit einer Schneeschleuder von Erstfeld den Gotthard hoch nach Göschenen fährt, wenn dort eigentlich eine gleiche Maschine stationiert ist?
Es
ging nur darum, das Personal damit arbeiten zu lassen. Zudem mussten die
Fahrzeugführer auch die Strecke regelmässig befahren. Meistens erfolgte
das in Begleitung eines Lokführers, der natürlich auch aus dem
Depot
in Erstfeld genommen wurde. So kam es, dass diese beiden grossen Schnee-schleudern in den meisten Jahren unter perma-nenter Arbeitslosigkeit litten. Man brauchte sie schlicht nicht mehr, denn schaffte es eine Lawine in die Nähe der Strecke, oder gar noch auf die Schienen, reichte die kleine Schleuder durchaus. Es
waren nur noch Ausläufer und nicht der stein-harte Hauptkern der Lawine.
Die «Grosse» blieb deshalb im
Depot
Erstfeld und in der
Remise
Gö-schenen.
Es
kam deshalb kaum zu Einsätzen. Letztlich ent-schied man im fernen Bern,
dass man diese beiden Schneeschleudern mangels Bedarf verkaufen will. Auf
ein Angebot wartete man jedoch viele Jahre vergebens, denn niemand wollte
Schneeschleudern kaufen. Im Inland wäre einzig noch die Lötschbergbahn in
Frage gekommen, jedoch hatte man dort eine eigene Schneeschleuder, die
durchaus zur Strecke passte und die immer wieder gute Arbeit leistete.
Die
Bergbahnen
im Ausland, die solche Maschinen benötigten, hatten diese bereits im
Bestand. Selbst dort, litten diese Fahrzeuge unter mangelnder
Beschäftigung. Bahnen, die neue Schleudern beschafften, benötigten ganz
andere Exemplare. Durchaus befanden sich darunter vergleichbare Modelle,
die aber für eine deutlich höherer Räumgeschwindigkeit ausgelegt wurden
und daher konnte das Angebot nicht berücksichtigt werden.
Erste Veränderung war, dass man beide Schleudern in Erstfeld stationierte
und nicht mehr die Maschine in Göschenen bereithalten wollte. Die
Schleudern wurden in einem
Schuppen
abgestellt und bleiben dort stehen, oft sogar über mehrere Jahre, denn
wenn es keinen Schnee gab, war auch keine Schneeschleuder gefragt. Hatte
es Schnee, kamen andere Maschinen zum Einsatz. Darunter auch die kam
benötigten
Xrotm 2/3.
Mit
der Zuteilung der Schleudern zu den
Betriebswehren,
wurden die beiden grossen Maschinen der Baureihe Xrotm 4/4 auf die
Standorte in Biasca und Erstfeld aufgeteilt. Die anderen Schleudern
bleiben, oder kamen nun zum Bahnmeister. So parkierte man neu eine der
Xrotm 2/3 in Lavorgo.
Alles in allem, sorgte der
Basistunnel
dafür, dass man es mit der
Schneeräumung
nicht mehr so eilig hatte. Die Folge war, dass es keine Arbeit für die
Xrotm gab. Das Jahr 2021 brachte bei den beiden
grossen Schneeschleudern von Beilhack keine Veränderungen. Ihre Standorte
waren seit Jahren fest besetzt und dabei wurde nicht gerüttelt. Daher
stand eine in Erstfeld und die andere in Biasca. An beiden Orten in der
Halle des EIZ. Ein Einsatz der beiden Maschinen war aber nur ab Erstfeld
direkt möglich, da zwischen Biasca und Bodio ein Abschnitt mit
ETCS
Level 2 befahren
werden musste.
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