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Eigentlich würde es anstehen, wenn wir nun von einer historisch
erhaltenen Maschine dieser Baureihe sprechen könnten. Die Baureihe A3t der
Gotthardbahn
wäre damit sicherlich eine der schönsten erhaltenen Dampfmaschinen, die
sich an jeder Ausstellung mit den anderen Baureihen präsentieren könnte.
Ihre Formen waren elegant und sie stellte einen Schritt in der Entwicklung
dar, den es so fast nicht mehr gab. Wenn wir kurz einen Blick zurück werfen, erkennen wir, dass man gegenüber den ersten Dampflokomo-tiven die Fahrzeit zwischen Basel und Mailand auf acht Stunden kürzen konnte.
Damit wurde diese
Ver-bindung
sehr bekannt und die Leute reisten eher über die
Gotthardbahn.
Selbst über 100 Jahre ist die Reise nach Mailand das Ziel. Man will die
norditalienische Finanzmetropole so schnell als möglich mit Zürich und
Frankfurt verbinden.
Vorbei sind jedoch
die Tage eines Gotthardexpress, der mit A3t bespannt und ausschliesslich
Wagen erster
Wagenklasse
die steilen
Rampen
des Gotthards hochjagte. In Göschenen wurde nur noch kurz gestoppt und
dann ging es durch den
Tunnel
in den Süden. Wenn man bedenkt, wie die erste Wagenklasse damals aufgebaut
war, war das Luxus pur. Ein Komfort, den es so nie mehr geben sollte und
selbst die RAe TEE II waren
armselig ausgestattet.
Weder die
Lokomotive noch die Wagen überstanden die grosse Modernisierung
der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Die Strecke, die diesem Zug den
Namen, den passenden Ruhm und der Lokomotive eine gute Heimat wurde, wurde
ab 1920 elektrisch befahren. Das war ein gewaltiger Sprung in der
Geschichte der Traktion von Zügen in der Schweiz. Eine Dampflokomotive für
Schnellzüge
hatte auf der Strecke nun wirklich keinen Platz mehr.
So blieb von dieser formschönen und kräftigen Maschine keine
einzige zurück. Die frühe Elektrifikation des Gotthard führe dazu, dass
ich hier schreiben muss, dass die Geschichte der A3t mit den Nummern 201
bis 230 im Jahre 1927 endgültig endete. Im Sog der modernen Traktion
wollte sich niemand mehr am alten Eisen erfreuen, daher verschwanden die
kaum anderweitig einsetzbaren Maschinen sehr schnell von den
Geleisen
und wurden abgebrochen.
Dabei darf man eines
nicht vergessen. Die
Gotthardbahn
brachte immer wieder
Lokomotiven in Betrieb, die sich auch international mit den
anderen Typen messen konnten. Grosse und schwere Lokomotiven, wie die A3t
waren vor 1900 noch sehr selten. Selbst in anderen europäischen Ländern
fuhr man 1890 kaum schneller als 90 km/h. Daher überraschte es nicht, dass
auch die
Schnellzugslokomotive
der Gotthardbahn nicht schneller fuhr.
Klar, es gab die
Renner in England. Diese waren schnell, aber bei den
Zugkräften
kaum besser als die alten Maschinen der Reihe C. Bekannt wurde der Renner
in England, der zwar mit den Zügen sehr flott unterwegs war, diese aber
kaum zu beschleunigen mochte. Am Gotthard ging es jedoch bergauf, und da
benötigte man keinen Renner, der kaum Zugkraft hat. Im Gegenteil, da will
man ein Muskelpaket, das zügig unterwegs ist. Genau das war die A3t.
Nur am Gotthard
sollte man aber auch die hohen
Leistungen
von vier
Zylindern
benötigt werden. Noch um 1900 waren Mehrlingsmaschinen in Europa eine
seltene Sache. Man nutzte in den anderen Ländern eher die hohen
Dampfdrücke und griff selten zum klassischen Drilling. Vielzylinder
Verbundtriebwerke waren wirklich eine Neuerung, die bei der
Gotthardbahn
eingeführt wurde. Bei einer Maschine für
Schnellzüge
war das wichtig.
Die
Dampfmaschinen
der Schweiz konnten daher in jener Zeit international sicherlich noch
mithalten. Nur schon die Tatsache, dass es eine
Lokomotive vom Gotthard war, wirkte dabei mit. Das bezeugen der
aufwendige Transport zur Ausstellung in Genève und natürlich der komplette
Zug an der Weltausstellung in Mailand. Wenn wir ehrlich sind, wann
schafften es Eisenbahnen sonst noch an eine Weltausstellung? Höchstens als
Transportmittel, aber nicht zur Ausstellung. Die fortschrittliche Technik der Schweiz kann es nicht gewesen sein. Wäre das der Fall ge-wesen, hätte man die auf der Grafik zu sehende Lokomotive nach Mailand geschickt. Die war damals die Sensation, denn mit der MFO 2 hätte man eine der ersten Lokomotiven für einphasigen Wechselstrom präsentieren können.
Eine Weltneuheit, die
letztlich auch dazu führte, dass die gefeierte A3t für immer verschwunden
ist. Heute ist von diesem Wissen nicht mehr viel bekannt. Auch ich lernte bei der Bearbeitung dieses Artikels viel über die damalige Zeit.
Eine Zeit, als die
Gotthardbahn
den lästigen aber nötigen Suppenhalt in der
Station
Göschenen dank den neuen
Speisewagen
eliminieren wollte. So gewann man sehr viel Zeit und letztlich gehörte das
zum Interesse der
Bahngesellschaft.
Der Wirt des Buffet im
Bahnhof
war der Bahn eigentlich egal.
Romantisch, wie wir
heute zu wissen glauben, war dabei nichts. Der Halt war nötig, weil man so
lange unterwegs war, dass die Reisenden etwas essen mussten, denn wer um
sieben in Basel losfuhr, war am Mittag in Göschenen. Die reichen Leute
assen ein aufwendiges Menu. Die Mehrheit, die auf
Holz
sass, musste sich mit einer einfachen Suppe begnügen. Man stand still,
weil die Leute essen mussten und nicht, weil man den
Lokomotiven Ruhe gönnte.
Die letzten
Dampflokomotiven der Schweiz stammten von der
Staatsbahn
und sie ziehen Wagen eines
Schnellzuges
mit, der auf der Gotthardstrecke nie mit einer Dampflokomotive bespannt
wurde. Als diese Wagen 1930 in Betrieb kamen, waren hier elektrische
Maschinen am Werk und die Zukunft der Dampflokomotiven in der restlichen
Schweiz sehr ungewiss. Das führt oft zu kontroversen Diskussionen. Jedoch
ist sicher, die A3t war zu ihrer Zeit eine grossartige
Lokomotive. Wenn wir uns mit den Lokomotiven und ihrer Bekannt-heit befassen, erken-nen wir eine Sache ganz klar.
Als eine BR 01
(Baujahr 1925) der DB oder gar die Giganten Frankreichs entstanden und zu
ihrem Lauf in die Geschichte ansetz-ten, waren die A3t der
Gotthardbahn
schon Geschichte. Die zeitlich passende
Lokomotive aus der Schweiz wäre daher elektrisch. Nur, wer will
schon bei einem Treffen der legendären Dampflokomotiven eine
Ce 6/8 II oder
Be 4/6 sehen?
Dort wollen Dampflokomotiven in Aktion gesehen werden. Stellen Sie
sich einmal eine A3t im eleganten schwarzen Kleid mit vier blauen
Salonwagen
und einem passenden
Gepäckwagen
an so einer Ausstellung vor. Genauso mussten sich die Besucher an der
Weltausstellung in Mailand gefühlt haben. Ein Wunder auf
Schienen,
das die Welt zu jener Zeit kaum je gesehen hatte. Das lief, wie könnte es
anders sein, am Gotthard.
Wer würde sich, wenn er wüsste, dass das 1897 über den Gotthard
verkehrte, noch an eine BR 01 und gar an eine BR 50 erinnern? Die Maschine
der
Gotthardbahn
wäre die Sensation an jeder Ausstellung. Zeitlich passen würden und das
vergisst man zu gerne, die
Ce 6/8 II und nicht
die Dampflokomotiven. Sie sehen, am Gotthard war man der Zeit voraus. Nur,
das ist, wie man so schön sagt, nur noch Geschichte. Jedoch eine schöne
Geschichte.
Das Schicksal der
Dampflokomotiven und vor allem der Maschinen des Gotthard war klar geprägt
vom gigantischen Erfolg der elektrischen
Lokomotiven. Die Zeit in jenen Tagen, wo das noch nicht
der Fall war, kann nicht mehr dargestellt werden, denn überlebt hatte
keine der grossen Lokomotiven. Somit kann das Buch der A3t getrost
geschlossen werden. Die Dampflokomotiven auf der grossen Alpenbahn waren
dafür zu schnell verschwunden.
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