Betriebseinsatz bei den SBB |
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Mit der Verstaatlichung der
Gotthardbahn
änderte sich beim Einsatz der
Lokomotiven im Jahre 1909 nicht viel. Jedoch wurden die
Lokomotiven nun mit neuen Nummern versehen. Die bisher mit 201 bis 230
bezeichneten Maschinen wurden nun zur Baureihe A 3/5 mit den Nummern 901
bis 930. Damit rückten die älteren Exemplare deutlich näher an die 1908
abgelieferten Maschinen der Nachbauserie heran. Ein Punkt, der sich auch
bei Einsatz widerspiegeln sollte. Es wäre zu einfach gewesen, wenn wir uns einfach damit begnügen könnten, dass die Lokomotiven der Gotthardbahngesellschaft im Jahre 1909 zur Schweizerischen Bundesbahnen SBB kamen und damit fertig.
Jedoch begannen damit erst die Probleme, denn im Bestand der
Staatsbahnen
gab es bereits zwei unterschiedliche Baureihen mit der Bezeichnung
A 3/5.
Nun kamen zwei weitere der
Gotthardbahn
hinzu, was die Angelegenheit nicht einfacher machte.
Während die Maschinen der
Gotthardbahn
mit gemütlichen 90 km/h verkehrten, hatten es die anderen Typen etwas
eiliger. Diese fuhren mit 100 km/h und waren daher etwas schneller. Gerade
vor den
Schnellzügen,
die lange Strecke ohne Halt zurücklegen konnten, wirkte sich die
Höchstgeschwindigkeit
auf den
Fahrplan
aus. Der Vorteil der Maschinen mit den Nummern 901 bis 938 war deren hohe
Zugkraft,
die auf Steigungen benötigt wurde.
Es kam somit zu Situation, dass von der Baureihe A 3/5 insgesamt
199 Maschinen in unterschiedlichsten Ausführungen vorhanden waren. Die
Reihe A 3/5 wurde eine der grössten Serien der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB. Die 38
Lokomotiven der
Gotthardbahn
waren zwar die Vorreiter dieser Baureihe, aber nun nur noch ein kleiner
Teil der grossen Sammlung. Das sollte sich letztlich auch auf den weiteren
Betrieb der Maschinen auswirken.
Die ehemaligen
Lokomotiven der
Gotthardbahn,
so auch die Baureihe A 3/5, wurden nun aber zu einem Teil der
Staatsbahn
und daher hätte dies neue Kombinationen ermöglicht. Mit der schnellen
Lokomotive hätte man die Züge problemlos nach Erstfeld bringen können. Auf
anderen Strecken im Jura hätten sich jedoch die Maschinen der Gotthardbahn
auch nicht schlecht präsentiert. Sie sehen, es gab nun Möglichkeiten. Eigentlich änderte sich in den ersten Jahren gar nichts. Die Maschinen der Gotthardbahn bespannten die Schnellzüge auf der Gotthard-strecke.
Diese wurden jedoch schon seit längerer Zeit mit
Lokomotiven der Reihe A 3/5 von Basel nach Luzern gebracht.
Dabei kamen jedoch Modelle der
JS
zum Einsatz, die bereits seit 1902 zur
Staatsbahn
gehörten und so die Traktion der
Schnellzüge
bis nach Luzern übernommen hatten.
Überraschenderweise blieben die
Lokomotiven jedoch dort, wo sie vorher waren. Die Lokomotive
vom
Kreis
II brachte den Zug nach Luzern und dort übernahm nun die Maschine des
Kreises V und fuhr mit dem Zug über den Gotthard. Selbst der Unterhalt
blieb in den angestammten Werkstätten. Für die Lokomotiven der
Gotthardbahn
bedeutete das weiterhin Bellinzona, denn dort kannte man die speziellen
Modelle der
GB
sehr gut.
Wer nun in die
Dienstpläne
blicken würde, erkennt gut, dass sich schlicht nichts änderte. Die
Dampflokomotiven hatten ihren Plan und den fuhren sie auf den angestammten
Strecken. Jedoch war da die schnelle Strecke zwischen Luzern und Erstfeld.
Selbst im Tessin gab es diese und mit wenig Aufwand hätte man auf
bestimmten Abschnitten mit 100 km/h fahren können. Daher überraschte diese
Situation noch mehr.
Die
Dienstpläne
blieben ruhig und auch an der Baureihe
A 3/5 der
Gotthardbahn
änderte sich nichts. Die Maschinen waren also all die Jahre der Star am
Gotthard und mit bis zu 118 Tonnen immer noch die grössten
Dampflokomotiven der Schweiz. Besonders die grosse
Zugkraft
der Maschinen wurde geschätzt, so dass sie südlich von Erstfeld kaum die
Konkurrenz der anderen beiden schnelleren Typen befürchten musste.
Trotzdem kam es vermutlich vereinzelt auch zu Einsätzen der
anderen Maschinen auf der
Bergstrecke,
denn schlecht waren auch diese nicht. Es ist jedoch nicht viel
überliefert, dass im
Kreis
V viele Maschinen der anderen Baureihen stationiert wurden. Wenn aber eine
Maschine der ehemaligen
Gotthardbahn
fehlte, schickte man notgedrungen eine 600er oder 700er nach Chiasso. Man
konnte so vorhandene Stilllager besser ausnutzen. Zudem waren die Staats-bahnen damit beschäftigt, die Güterzüge am Gotthard endlich vernünftig zu füh-ren. Die bewährten aber alten D 4/4 der Gotthardbahn wa-ren aus dem Jahre 1882 und schon arg in Mitleiden-schaft gezogen worden.
Die neue Technik mit vier
Zylindern
im
Verbund,
liess erkennen, dass eine neue schwere
Lokomotive für den
Güterverkehr
kommen sollte. Diese kam letztlich in der Gestalt der Baureihe
C 5/6 und damit wurde die A
3/5 der
GB
vom Thron gestossen.
Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges begannen jedoch die
Probleme am Gotthard. Während man auf anderen Strecken die Feuerung auf
Holz
umstellte, musste man die Maschinen der
Gotthardbahn
mit
Kohlen
füttern. Alleine mit Holz hätte man die hohen
Leistungen
gar nicht erbringen können. Gerade diese Kohlen fehlten, da man keine
Vorkommen im Land hatte. Während sich die anderen Baureihen mit den
Versorgungszügen
beschäftigten, blieben die Maschinen der
GB
immer wieder stehen.
So arbeiteten die
Lokomotiven A 3/5 der
Gotthardbahn
während dem Krieg immer noch wacker und pflichtbewusst am Gotthard. Das
taten sie für die in Bern ansässigen Schweizerischen Bundesbahnen SBB.
Diese
Staatsbahn
beschaffte aber die Baureihe
C 5/6. Diese für den
Güterverkehr
beschafften Maschinen begannen schliesslich ab 1917 die
Schnellzugslokomotiven
A 3/5 wieder vermehrt vor die
Reisezüge und damit dorthin, wo sie gehörte, zu
drängen.
Noch war man mit den Dampflokomotiven zufrieden, denn sie
funktionierten zuverlässig und sie waren zugkräftig. Jedoch war da die
Strecke zwischen Thun und Brig. Dort fuhren komische Maschinen, die weder
Tender,
noch
Wasserkasten
besassen und eine Wäscheleine war an Masten aufgehängt worden. Der Krieg
liess zudem die verhärteten Positionen aufweichen und man hatte neue Ideen
und die waren für die Cholis am Gotthard gar nicht gut.
Eigentlich waren nun die
Lokomotiven am Gotthard recht modern geworden. Die Züge wurden
mit leistungsfähigen Lokomotiven der Reihen A 3/5,
C 4/5 und
C 5/6 bespannt. Diese wurden
jedoch noch tatkräftig von den alten Reihen
C 3/3 und
D 4/4 unterstützt. Sie
sehen, dass dank den neuen Lokomotiven einfach mehr Züge befördert wurden.
Das war ein Problem des Gotthards und das sollte sich auch in Zukunft
nicht mehr ändern.
Jedoch sollte den Dampflokomotiven ein grosses Problem erwachsen.
Lange sollten sie nicht mehr die Vorherrschaft am Berg haben. Im fernen
Bern fand ein Umschwung statt, denn dort wurde beschlossen, dass die
Strecken der Schweizerischen Bundesbahnen SBB, namentlich die
Gotthardstrecke, elektrifiziert werden sollten. Die Herrlichkeit der
Dampflokomotiven war also bereits nach wenigen Jahren in Gefahr. Waren die
jüngsten A 3/5 der
Gotthardbahn
doch erst gerade zehn Jahre alt.
Ab 1919 begannen die Arbeiten für die
Fahrleitung
am Gotthard. Dabei mussten diese bei laufendem Betrieb ausgeführt werden.
Keine leichte Aufgabe, wenn man an der Decke eines
Tunnel
einen Anker setzen muss und daneben schnaubt eine Dampflokomotive unter
Volllast vorbei. Da verschwanden die Arbeiter für einen Moment im Dampf
und Rauch. Danach konnte wieder gearbeitet werden. Zumindest bis der
nächste Zug kam und sie kamen oft.
Als die ersten Meter mit
Fahrdraht
überspannt wurden, halfen auch die Maschinen der Baureihe A 3/5 tapfer
mit. Ob sie nicht ahnten, dass sie nun ihr eigenes Grab am Ausheben waren?
Auf jeden Fall kämpften diese
Lokomotiven noch um ihre Arbeit. Glück dabei war, dass der
Kamin
genau unter dieser
Fahrleitung
war. Die Dampflokomotiven belegten sie und deren
Isolatoren
mit Russ und so knallte es immer wieder. Man konnte also bei den Freunden
der
Dampfmaschinen
noch auf ein glückliches Ende hoffen. Als schliesslich die ersten Lokomotiven der Reihen Be 4/6 und Ce 6/8 II am Gotthard auf-tauchten und nach Erstfeld ka-men, wurde es im dortigen Depot recht farbig. Neben all den russgeschwärzten Dampflokomotiven waren diese beiden braunen Maschinen echte Exoten. Im Depot glaubte daher noch niemand an die grosse Zukunft dieser beiden Maschinen.
So wurden, wie seit Jahren die Cholis auf die Fahrt vorbereitet
und die neuen Modelle liess man links liegen.
Beängstigend wirkte jedoch die Tatsache, dass diese Maschinen
nicht alleine blieben. Sie kamen in Massen aus dem nördlichen Teil des
Landes angereist. Es war so schlimm, dass die neuen
Lokomotiven das
Depot
in Beschlag nahmen und es kaum mehr Platz für die im Einsatz stehenden
Dampflokomotiven gab. Es wurde eng und manch einer, hätte die neuen
Ungetüme am Liebsten wieder in den Norden geschickt. Einfach weg mit dem
Teufelszeug.
Solange die neuen elektrischen
Lokomotiven mit Versuchen beschäftigt waren, hatten es die
Dampfmaschinen
noch schön. Die Reihe A 3/5 bespannte, wie immer die schellen
Reisezüge zwischen Luzern und Chiasso. Wobei immer
öfters auch Modelle der anderen Baureihen sich vor die Züge setzten. Den
neuen elektrischen Maschinen begegneten sie dabei nur im Raum zwischen
Airolo und Ambri-Piotta. Im Stalvedrotunnel setzten die Dampflokomotiven
zudem den
Isolatoren
zu.
Die neuen Modelle begegneten der Kampfansage der Cholis mit dem
Betrieb unter halber
Spannung.
Es war für die Dampflokomotive ein aussichtloser Kampf geworden. Gegen die
neuen Modelle gab es wirklich nichts. Als schliesslich die
Fahrleitung
zwischen Erstfeld und Biasca eingeschaltet wurde, war die
Bergstrecke
für die Dampflokomotiven weg. Sie spielten dort nur noch die dritte Geige,
sofern sie überhaupt noch mitspielen konnten. Die Baureihe A 3/5 kämpfte nun direkt gegen die Reihe Be 4/6 und versuchte so wieder die Vorherrschaft vor den Schnellzügen zu erlangen. Im direkten Vergleich schnitt die elektrische Maschine jedoch besser ab, denn sie zog schwerere Züge mit höherer Geschwindigkeit den Berg hoch.
Dagegen konnte die Dampflokomotive nur mit Russ, Schmutz und viel
Lärm entgegen halten. Es war ein aussichtsloser Kampf geworden. Mit der eingeschalteten Fahrleitung zwischen Luzern und Chiasso begann am Gotthard ein kometenhafter Abstieg bei den Triebfahrzeugen. Der Zerfall einer ganzen Generation Lokomotiven erfolgte dabei im Zeitraffer.
Nahezu sämtliche
Lokomotiven vom Gotthard wurden von ihrer
Paradestrecke
abgezogen und verloren dabei ihre Arbeit. Die Suche nach neuen Standorten
war nicht leicht, da dort andere Modelle bereits vorhanden waren.
Während die Baureihen
C 4/5 und
C 5/6 abgezogen wurden
und an anderen Orten die
Güterzüge
übernahmen, war das für die Reihe A 3/5 nicht so einfach möglich. Die
Schnellzugslokomotive
für steigungsreiche Strecken war für die neuen Gebiete schlicht zu langsam
geworden. Im
Flachland hatte man bereits eine grosse Anzahl von
Schnellzugslokomotiven und die fuhren mit 100 km/h. In diesen Bereich
konnten die Modelle vom Gotthard einfach nicht vordringen.
Im Jahre 1923 wurden mit der eingeschalteten
Fahrleitung
die Modelle einer regelrechten Prüfung unterzogen. War konnte man brauchen
und was nicht. Dabei standen die Karten für die Reihe A 3/5 nicht sehr
schlecht, denn es gab noch Maschinen von 1882. Wobei der Exot mit der
Nummer 901, also der ehemalige
Prototyp
Nummer 201 nicht überlebte. Er wurde noch 1923 kalt gestellt und in der
Folge ausrangiert.
Die Verwerter von altem Eisen nahmen sich dann der
Lokomotive an. Die erste Maschine der Baureihe A 3/5 der
ehemaligen
Gotthardbahn
verlor somit nach nur 29 Jahren Einsatz ihr Leben. Die anderen Maschinen
dieser Baureihe landeten im Mittelland und dabei in erster Linie in Brugg.
Dort konnten die steilen
Rampen
am Bözberg befahren werden. Ein Aufschub in Raten, denn auch dort sollte
die elektrische Traktion schnell Einzug halten.
Nur ein Jahr später gingen dann auch die Nummern 902 und 903 den
letzten Weg zum Schneidbrenner. Bereits ein Jahr nach der Elektrifikation
waren also drei Maschinen verschwunden. Die Schweizerischen Bundesbahnen
SBB begannen den elektrischen
Lokomotiven ihr Vertrauen zu schenken, und das sollte sich für
die A 3/5 der
Gotthardbahn
verheerend auswirken. Die Lokomotiven waren nun im freien Fall und niemand
wollte ihnen einen Fallschirm zuwerfen.
Das Jahr 1925 war für die acht schweren Maschinen mit den Nummern
931 bis 938 und 17 weitere A 3/5 der ersten Serie ein schwarzes Jahr.
Diese 25 Maschinen wurden kalt abgestellt, der brauchbaren Teile, wie dem
Dampfdom
beraubt, ausrangiert und in der Folge zum fressen der Schneidbrenner. Von
der stolzen Gotthardlokomotive waren somit nur noch zehn Exemplare
vorhanden. Mehr als 2/3 der Serie fand somit innerhalb von lediglich zwei
Jahren nach der Elektrifikation den Tod durch Schneidbrenner. So schnell
ging das noch nie.
Sie werden es vermutlich ahnen, der Absturz ging im nächsten Jahr
weiter. Die
Lokomotiven wurden nun bis auf die Maschinen mit den Nummern
908 und 910 kalt gestellt. Die
Ausrangierung
war beschlossen worden und der Schneidbrenner freute sich an der
reichlichen Nahrung. Die Vorreiterin einer Generation Lokomotiven war
somit auf zwei Exemplare reduziert worden. Das vollständige Verschwinden
dieser Lokomotive war nicht mehr eine Frage der Jahre, sondern von
Stunden.
So kam es, dass diese beiden letzten Maschinen der
Gotthardbahn
im Jahre 1927, also vier Jahre nach der durchgehenden Elektrifizierung der
Strecke, abgestellt und ausrangiert wurden. Dieses Schicksal teilte die
Baureihe A 3/5 mit allen
Dampfmaschinen,
die von der
Bahngesellschaft
am Gotthard stammten. Diese waren zu sehr auf die Strecke
abgestimmt worden, dass es kaum Einsätze an anderen Orten geben konnte.
Die Reihe A 3/5 erlebte es am eigenen Leib.
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