Bedienung der Lokomotive |
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Wie sehr die Bedienung einer
Lokomotive
mit deren Steuerung in
Verbindung
steht, werden wir bei dieser Maschine feststellen. Die einfache Steuerung,
erleichterte auch die Inbetriebnahme. Dabei gelangte der Lokführer und
hier war es wirklich nur er, von der Seite, oder von vorne zur Maschine.
Welchen Weg er wählte, war damals noch dem
Lokomotivpersonal
freigestellt und er richtete sich nach dem geringsten Aufwand für den Weg. Anschliessend wurden die üblichen Kontrol-len vorgenommen. Mit anderen Worten, es wurde nach Beschädigungen am Fahrwerk gesehen. Jedoch mussten auch die Vorräte bei der Schmierung kontrolliert werden. Allenfalls wurde Schmiermittel ergänzt. Dazu wurden im Führerstand die entsprechenden Kannen mitgeführt. Damit das
Öl
im Winter leicht aufgefüllt wer-den konnte, war eine
Ölwärmeplatte
mon-tiert worden. Sie sehen, dass nicht alles an-ders war. Die einmännige Bedienung war bei der See-thalbahn bereits üblich und daher wurde diese Strecke auch nach der Übernahme durch die Schweizerischen Bundesbahnen SBB in dieser Betriebsform betrieben. Daher galten hier auch nicht die mit den
Gewerkschaften ausgehandelten Bedingung-en, wie sie für die
Triebwagen
auf dem rest-lichen Netz galten. Somit können wir eigent-lich feststellen,
dass man im
Seetal
der Zeit voraus war. Nach der Aussenkontrolle, bei der auch gleich die Hähne zum Hauptluftbehälter ge-öffnet wurden, konnte die Lokomotive be-stiegen werden. Wobei gerade die Hähne beim Lokführer ein leises fluchen abverlangen konnten. Das war besonders in den Fällen der Fall, wenn es ruhig blieb und keine Druckluft in die Leit-ungen strömte. Das bedeutete, dass Handarbeit angesagt war
und zur
Handluftpumpe
gegriffen wer-den musste. Wie das
Lokomotivpersonal
in den
Führer-stand
gelangte, war diesem überlassen und wurde nicht geregelt. Dazu konnte der
Weg über die
Plattformen
an der
Front
und das Umlaufblech gewählt werden. Da die Plattform von beiden Seiten her
zugänglich war, konnte der Weg auch gewählt werden, wenn es für eine Seite
zu gefährlich war. Doch es gab noch einen anderen Weg, der zudem nicht mit
einem Balanceakt entlang des
Vorbaus
verbunden war. Jedoch nutzte der Lokführer auch, wie bei den anderen Baureihen, die seit-liche Einstiegstüre, die direkt in den Führerstand führte. Direkt erfolgte das jedoch nur von einer Seite und die senkrechte Leiter war auch nicht angenehm. Besonders dann, wenn noch umfangreiches
Gepäck mitgeführt wurde. Auf jeden Fall musste der Lokführer an seinen
Arbeitsplatz kommen. Welchen
Führerstand
er nahm, hing von der späteren Fahrrichtung ab. Ein erster Rundblick in der Kabine offenbarte keine grossen Abweichungen. Der Lokführer stand auf einem mit Holzplanken belegten Boden. Eine Sitz-gelegenheit war jedoch nicht vorhanden. Wobei ein einfacher
Hocker
an der Rückwand bei längerem Aufenthalt be-nutzt werden durfte. Die
Bedienung indes erfolgte, wie damals üblich stehend. Auch wenn das für das
Personal der
Seethalbahn
ungewohnt erscheinen sollte. Das Führerpult, wurde wie die seitlichen Wände, in einem hellen grünen Farb-ton gehalten. Lediglich die Arbeitsplatte war schwarz. Zusammen mit der weissen mit Täfer verkleideten Decke, entstand ein Führerstand, wie er da-mals bei elektrischen Lokomotiven durchaus üblich war. Einzig die mit einem
Messingdom
versehene Lampe an der Decke war speziell, denn sie war alleine und war
nur im Bereich des Lokführers montiert worden. Am frühen Morgen musste, bevor die Arbeiten begonnen werden konnten, Licht erzeugt werden. Dazu wurde auf dem Führerpult der Schalter so eingestellt, dass die Lampe ab der Batterie versorgt wurde. Vergass der Kollege den Schalter am Vortag
wieder auf Normal zu stellen. Blieb die
Lokomotive
dunkel und ein lautes Fluchen war zu hören. Jetzt je-doch über den
unfähigen Kollegen, der die Fahrt mit der Maschine verhin-derte. Damit die Lampe nicht zu lange von der
Batterie
versorgt wurde, wird es Zeit, dass wir die Maschine einschalten. War
Druckluft
vorhanden, wurde im
Führerraum
der Hahn geöffnet und der
Stromabnehmer
hob sich, bis er die
Fahrleitung
berührte. Fehlte diese jedoch, streckte sich der Bügel durch und konnte
nicht mehr mit den
Federn
gesenkt werden. Der Aufstieg auf das Dach behob in den meisten Fällen das
Malheur. Ohne Druckluft musste nun der Bügel mit der Handluftpumpe hochgepumpt werden. Eine unbeliebte Arbeit, die nach Möglichkeit vom Personal vermieden wurde, jedoch zu oft angewendet werden musste. So war die Versuchung gross und der Griff
zum Besen sehr einfach. Mit dem Besen wollte man den Bügel bis zum
Fahrdraht
heben. Wer es versuchte, musste sich in den meisten Fällen keine Sorgen
mehr um fehlende
Druckluft
machen. Lag der Stromabnehmer am Fahrdraht an, konnte der Hauptschalter einge-schaltet werden. Dieser wurde mit einer mechanischen Vorrichtung auf dem Führertisch eingeschaltet. Dabei wurde der Bediengriff von der neutralen Stelle nach vorne geschoben. Mit genug Schwung schaltete die
Lokomotive
anstandslos ein und damit konnte die
Beleuchtung
auf den
Transformator
umgeschaltet werden. Gerade bei 16 2/3
Hertz
bemerkte man dies an der Lampe im
Führerstand. Das Voltmeter zur Anzeige der
Spannung
in der
Fahrleitung
befand sich an der Rückwand. Dabei schlug der Zeiger in der Regel auf den
normalen Wert aus. Welcher das effektiv war, konnte an der Skala abgelesen
werden. Ein regelmässiger Blick darauf war im Betrieb eigentlich nicht
erforderlich, denn der Lokführer merkte schnell, wenn die
Lokomotive
ausgeschaltet wurde. Es wurde schlicht dunkel um
Führerstand. Bei einem Defekt konnte es passieren, dass auch die manuelle Ansteuerung des Hauptschalters versagen konnte. Damit die Lokomotive trotzdem ausgeschaltet werden konnte, musste an der Decke der Handgriff umgelegt werden. Dadurch wurden die Kontakte beim Schalter
geöffnet und die Maschine war spannungslos. Nach dem Vorgang, musste der
Hebel wieder in die ursprüngliche Lage verbracht werden. Eine Einschaltung
war damit jedoch nicht möglich. Der Kompressor nahm in der Regel nach der Inbetriebnahme die Arbeit auf. Dazu war er mit einem Druckschwank-ungsschalter versehen worden. In der Folge wurde der Druck auf einem normalen Wert gehalten und der Kompressor lief nicht dauernd. Es war dem Lokführer jedoch auch möglich,
die
Druckluft
manuell zu ergänzen, oder für Ruhe zu sorgen. Es war da-her eine Regelung
vorhanden, wie es sie auch auf anderen Baureihen gab. Auch hier mussten die Bremsen vor der Fahrt geprüft wer-den. Wobei natürlich nicht in der Mehrzahl gesprochen werden sollte. Zuerst musste jedoch die
Hauptleitung
auf den normalen Druck gebracht werden. Dazu konnte das
Führerbremsventil
in der
Fahrstellung
belassen werden. Jedoch war es auch möglich den Griff in die
Füllstellung
zu verbringen. Eine Beschränkung des Druckes war nun nicht mehr vorhanden. Wollte man mit dem
Führerbremsventil
W4
von
Westinghouse
eine Bremsung einleiten, musste der Bediengriff gegen den Uhrzeigersinn
über eine feine Rastrierung bis zum ersten Anschlag gezogen werden. Der
Druck in der
Hauptleitung
begann sich zu senken und das endete erst, wenn diese komplett entleert
war. Um das zu verhindern, wurde der Griff nach vorne zum Anschlag
geschoben und der Druck wurde gehalten. Es muss gesagt werden, dass die Bedienung des Ventils W4 dem Lokomotivpersonal nicht gross erklärt werden musste, denn sämtliche mit der Westinghousebremse ausgerüsteten Triebfahrzeuge hatten dieses Ventil. Es war gut, bedurfte jedoch einer feinfühligen Bedienung.
Gerade die Raste für den Ab-schluss war nur mit viel Gefühl zu finden.
Klappte es nicht, löste sich die
Bremse wieder und die
Hauptleitung
wurde
wieder gefüllt. Mit der erfolgreichen Bremsprobe war die Lokomotive einsatzbereit. Jedoch musste noch die Handbremse gelöst werden. Damit das Fahrzeug nicht ungebremst war, wurde mit dem Führerbremsventil wieder eine Bremsung ausgeführt. Erfolgte das in zu kurzer Abfolge, konnte
sich die
automatische Bremse jedoch erschöpfen, dann half bei dieser
Lokomotive
nur noch der Griff zu Kurbel der
Handbremse, die sich auf dem
Führerpult befand. War bisher die Bedienung noch eine einfache Sache, wurde es mit dem Beginn der Fahrt mühsamer. Mit dem beherzten Griff zum Wendeschalter wurde zuerst die Fahrrichtung eingestellt. Dabei war es
einfach. Befand sich der Griff vorne, fuhr die
Lokomotive
auch in diese
Richt-ung. Um die Fahrrichtung zu ändern, wurde der Griff nach hinten
gezogen. Das erfolgte mit einem gewissen Kraftaufwand und sollte zügig
ausgeführt werden. Der Aufbau der
Zugkraft erfolgte mit dem grossen
senkrecht am
Führerpult befindlichen
Handrad. Dieses musste für eine Stufe
einmal im Uhrzeigersinn komplett gedreht werden. Die
Fahrmotoren begannen
damit die Arbeit und die
Bremse konnte gelöst werden. Daraufhin begann die
Lokomotive
zu rollen. Um mehr Zugkraft zu erzeugen, musste der Vorgang
wiederholt werden. Die Anzeige des
Stromes an den Motoren wurde vor dem
Lokführer angezeigt. Wurde der zulässige
Strom überschritten, sorgte die
Steuerung dafür, dass der
Hauptschalter
ausgelöst wurde. Danach musste der
Stufenschalter gegen den Sinn des Uhrzeigers wieder auf null gestellt
werden. Das erfolgte auch, wenn die
Zugkraft nur reduziert werden sollte.
Im Unterschied zur normalen Abschaltung musste die Maschine nun wieder
eingeschaltet werden. Soweit war die Sache noch einfach, wäre da nicht die
mechanische Lösung. Dabei lag das Problem wirklich beim Handrad. Wegen der mechanischen Ansteuerung des Stufenschalters, musste viel Kraft aufgewendet werden. Damit bedingte die Lokomotive beim Lokomotivpersonal eine gewisse körperliche Fitness. Zudem war eine unangenehme Haltung
erforderlich, da der Lokführer leicht zu Mitte verschoben stand und es
ausgerechnet dort kein Fenster gab. All das machte die Bedienung recht
mühsam. Sie müssen bedenken, dass eine Fahrt nach dem Pflich-tenheft das Personal ins schwitzen brachte. Dabei war die Strecke nicht so schwer, da oft einfach mit der eingestellten Stufe gefahren wurde. Jedoch waren da noch die zahlreichen
Bahnhöfe und da sollte mit
einem
Stoss die Zustellung der Wagen erfol-gen. Das war mit der Maschine
nicht so einfach, wie mit den neuen
Rangierlokomotiven und muss daher
be-trachtet werden. Mit dem Befehl für den Stoss musste die Zugkraft schnell aufgeschaltet werden. Das bedeutete, dass die Stufen in kurzer Folge geschaltet wurden. Das war schon keine einfache Sache, aber wenn
angehalten werden musste, sollte das auch schnell erfolgen und da kam der
Lokführer schnell an sein Limit, denn nun musste gebremst werden, was mit
der
Westinghousebremse erfolgte, gleichzeitig mussten aber auch die Stufen
abgeschaltet werden. Wie oft die
Zugkraft schlicht mit dem
Hauptschalter
abgeschaltet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedoch war das die
schnellste Lösung und anschliessend konnten die Stufen heruntergekurbelt
werden. Keine leichte Arbeit, die den Lokführer auch bei nicht so warmem
Wetter ins Schwitzen brachte. Auf jeden Fall wusste man am Ende der
Tour
was man geleistet hatte und ein Schweisstuch führte wohl jeder Lokführer
mit. Selbst die Zugsheizung hatte so ihre Tücken. Diese konnte mit einem einfachen Schalter von 1000 auf 220 Volt umgestellt werden. Wer sich bei der Stellung vertat, hörte hinten im Zug einen lauten Knall. Anders herum schlotterten die Reisenden auf der Fahrt durch das Seetal. Es war daher wirklich dringend, dass die spezielle
Spannung der
Seethalbahn verschwinden musste. Bis dahin erfolgte keine Schaltung ohne
ein gewisses Risiko. Die gefahrene Geschwindigkeit wurde mit einem Geschwindigkeitsmesser angezeigt. Dieser zeichnete die Fahrdaten auf. Diese Aufzeichnung musste in zwei Fällen entfernt werden. Das war bei einem Unfall und am Ende des Tages. Speziell für das
Seetal war, dass dies
durchaus mehrmals am Tag erfolgen konnte. Die besondere Strecke rächte
sich nun durch einen grossen Papierverschleiss bei der Registrierung der
Fahrdaten. Nicht unbedingt einfacher wurde die Sache bei Regenwetter. Zu all den Arbeiten mit dem Handrad muss-te nun auch noch der montierte Scheibenwischer von Hand bewegt werden. Somit rächte sich gerade jetzt die einfache Steuerung der Lokomotive. Das
Lokomotivpersonal
war daher
vermutlich froh, wenn es
Feierabend machen konnte und dazu musste die
Maschine nach Dienstschluss wieder ausgeschaltet werden. Ein täglicher
Vorgang. Wie bei allen anderen Baureihen musste auch hier der
Papierstreifen nach dem Ende des Dienstes entnommen werden. Diese
Registrierung musste anschliessend der Obrigkeit abgegeben werden. Das
erfolgte auch nach einer Kollision mit einem Fahrzeug der Strasse. Wobei
nun natürlich auch die obligatorische
Meldung geschrieben werden musste.
Es soll Lokführer gegeben haben, die den Block mit dem Formular im
Seetal
bei sich hatten. Nachdem mit der
Westinghousebremse angehalten wurde,
konnte mit der Kurbel die
Handbremse angezogen werden. Damit war die
Lokomotive
gesichert und so konnte das
Führerbremsventil
in die
Fahrstellung verbracht werden. Die
Druckluftbremse löste sich zwar, aber
das war nun kein Problem, da ja die Handbremse angezogen war. Wer nun
seinem Kollegen einen bösen Streich spielen wollte, beliess alles so und
ging nach Hause. Wer jedoch korrekt arbeitete, ergänzte mit dem
Kompressor
die
Druckluft, stellte die
Beleuchtung auf
Batterie um und
schaltete, wenn der Druck hoch genug war, die
Lokomotive
aus. Dazu musste
nun einfach der Griff des
Hauptschalters in die Stellung «aus» verbracht
werden. Sofern das mit genug Schwung erfolgte, schaltete der Hauptschalter
aus und der Hahn zum
Stromabnehmer konnte geschlossen werden, worauf sich
der Bügel senkte. Bevor der
Führerstand verlassen wurde, wurde das
Licht gelöscht. Dazu wurde einfach der Schalter wieder auf den
Transformator geschaltet und die Lampen löschten. Die nachfolgenden
Arbeiten unterschieden sich dann nicht mehr von den anderen Baureihen. So
mussten auch hier die Hähne geschlossen werden und zum Schluss noch nach
Schäden gesehen werden. Diese mussten, sofern vorhanden, dem
Depot
gemeldet werden.
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