Vielfachsteuerungssysteme bei der BLS

Obwohl man bei den schweizerischen Bundesbahnen SBB schon 1923 damit begann, mit den Triebwagen Ce 4/6 und Fe 4/4 Pendelzüge zu bilden und diese einzusetzen, kam es bei der BLS nicht zu vergleichbaren Schritten. Hier mag sicherlich die Strecke mit dem Traktionskonzept mitgespielt haben. Entweder hatte man für den Verkehr passende Züge oder man stellte in den Endbahnhöfen das Triebfahrzeug ans andere Ende des Zuges.

Die ersten Vielfachsteuerungen fanden sich deshalb bei den Triebwagen, so konnte man dort den Vorteil mit den Steuerwagen nutzen. Die Erfahrungen der Schweizerischen Bundesbahnen SBB zeigten, dass die Vielfach- und Fernsteuerung von Triebwagen problemlos funktioniert. Jedoch entschloss man sich bei der BLS dazu, ein eigenes System einzuführen und so eigene Erfahrungen zu machen. Gerade die Probleme mit den Kabeln wollte man so lösen.

 

System SAAS

Einführung 1945 Kabeltyp SAAS
Adern Nicht bekannt Lokomotiven ABDe 4/8, Be 4/4
Funktion Nicht codiert Steuerwagen Ja

Da die Fahrzeuge, die mit der Vielfachsteuerung ausgerüstet wurden, sind von der SAAS geliefert worden. So kam auch ein System dieser Firma zum Einsatz. Dabei müssen wir wissen, dass die Vielfachsteuerung viele Jahre von der Steuerung der Lokomotive abhängig war und dass diese Vielfachsteuerung daher vom Elektriker verwirklicht wurde. Dazu gehörte auch die Fertigung der Kabel und der notwendigen Steckdosen.

Eingerichtet wurde auch das System SAAS auf einfache Weise. Die Fahrzeuge wurden ausgeschaltet und gekuppelt. Danach kuppelte man auch das Kabel der Vielfachsteuerung.

War das erfolgt, konnte man das Triebfahrzeug wieder einschalten. Die Vielfach-steuerung war eingerichtet und konnte nun verwendet werden.

Die bei den schweizerischen Bundesbahnen SBB eingeführten umfangreichen Prüfungen und Kontrollen machte man bei der BLS jedoch nicht.

Das System nach SAAS wurde bei der BLS-Gruppe nur bei einigen Triebwagen und den dazu passenden Steuerwagen verwendet.

So gab es keine grosse Verbreitung. Hauptsächlich wurde die Vielfachsteuerung genutzt um einen Triebwagen ab einem Steuerwagen fernzusteuern. Ob es betrieblich zur Vielfachsteuerung von zwei Triebwagen gekommen ist, ist fraglich, da die BLS immer über einen knappen Bestand an Triebfahrzeugen verfügte.

Es war mit dieser Vielfachsteuerung nur eine bedingte Kompatibilität zu den vorhandenen Zwischenwagen vorhanden. Die alten Wagen wurden nur zum Teil mit der Steuerleitung versehen und die neuen Wagen, die nach dem Baumuster der Einheitswagen abgeliefert wurden, hatten das Vielfachsteuerkabel III der schweizerischen Bundesbahnen SBB. Damit passten diese nicht zu den Triebwagen mit Vielfachsteuerung.

Zudem bewährte sich das System SAAS nur bedingt, denn auch hier gab es Probleme bei den Kabeln, die gelöst werden mussten. Die Lösung fand man beim hervorragend funktionierenden Vielfachsteuerkabel III der schweizerischen Bundesbahnen SBB. Daher wurden die Triebwagen auf dieses Kabel umgebaut und das System SAAS verschwand von den Triebwagen. Es gab somit eine erste Vereinheitlichung der verwendeten Vielfachsteuerkabel. Gewonnen hatte das Kabel III der SBB.

Mit dem Umbau der Triebwagen verschwand das System SAAS wieder. Dazu beigetragen hat sicherlich das System III der SBB, das viele Wagen mit gleichen Funktionen hervor brachte. Die Reisezugwagen der BLS mussten deshalb angepasst werden, damit der Zug mit SBB-Wagen verstärkt werden konnte. So ergaben sich mit der Umstellung Möglichkeiten, die von der Miete von Wagen, bis zur Ausleihe von ganzen Wagengruppen führten. Einzig die Triebfahrzeuge und Steuerwagen waren nicht mit den Fahrzeugen der SBB kompatibel.

 

System BBC

Einführung 1967 Kabeltyp BBC
Adern 61 Lokomotiven Ae 4/4, Re 4/4, Ae 8/8
Funktion Nicht codiert Steuerwagen Ja

Da sich die BLS schon schwer damit tat, die Triebwagen mit einer Vielfach- und Fernsteuerung auszurüsten, kamen Lokomotiven nie in den Genuss einer Vielfachsteuerung. Hier trugen sicherlich auch die Erfahrungen der schweizerischen Bundesbahnen SBB mit den Ae 4/6 und der schlecht funktionierenden Vielfachsteuerung bei. So war es verständlich, dass man Lokomotiven ohne Vielfachsteuerung einsetzt. Das passte zudem gut zum Einsatzkonzept der BLS.

Als man die ersten Ae 4/4 II bekommen hatte, fiel auf, dass auch diese Lokomotiven nicht mit einer Vielfachsteuerung ausgerüstet waren.

Als sich jedoch bei den schweizerischen Bundesbahnen SBB ein Erfolg mit den Re 4/4 II und dem Vielfachsteuerkabel III einstellte, war klar, die neuen Lokomotiven der BLS sollten nun auch mit einer Vielfachsteuerung ausgerüstet werden. Jedoch verwendete man dabei nicht das Kabel III der SBB.

Die BLS verwendete ein eigenes System, das aus dem Hause BBC stammte. Damit konnte sie die Lokomotiven Re 4/4 vielfachsteuern.

Diese Kabel hatte mehr Adern, weil man diese für die Steuerung der Lokomotive benötigte. Mit 61 Polen, war es das Kabel mit der grössten Anzahl Leitungen, das je in der Schweiz verwendet wurde. Moderne Systeme arbeiten mit Codierungen und besitzen daher weniger Adern.

Eingerichtet wurde auch diese Vielfachsteuerung bei ausgeschalteten Lokomotiven. Die Vielfachsteuerung wurde mit dem kuppeln des Kabels eingerichtet. Anschliessend konnten die Lokomotiven in Betrieb genommen werden. Neben den Signalen für die Vielfachsteuerung wurden nun auch Signale zur Ansteuerung der EP-Bremse über diese Vielfachsteuerung übertragen. Somit war es die einzige Vielfachsteuerung mit Signalen für die Bremsen.

Anfänglich nur auf die Lokomotiven Re 4/4 beschränkt, wurde das System zuerst auf den Ae 4/4 eingebaut. Später kamen dann noch die grossen Ae 8/8 hinzu. Dabei bemühte man sich, dass die Vielfachsteuerung dieser drei Lokomotiven frei kombinierbar war. So konnten die Re 4/4 zusammen mit den Ae 8/8 verkehren, aber auch zwei Ae 4/4 mit einer Lokomotive Re 4/4 ergänzt werden. Das System war daher sehr flexibel gestaltet worden.

 

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