Druckluft und Bremsen |
|||
Navigation durch das Thema | |||
Eigentlich keine Überraschung ist die auf einem
Triebfahrzeug vorhandene
Druckluft. Diese wurde auch hier für die
eingebauten
Brems benötigt. Dabei ist überraschend, wie wenige
Verbraucher sonst noch mit der komprimierten Luft betrieben wurden. Doch
damit das ging, musste diese zuerst erzeugt werden. Dazu nutzte man die
Atemluft mit dem normalen
Luftdruck. Diese wurde einfach mit einem
Filter
vor Schwebeteilen befreit. Verwendet wurde ein von der Firma SAB Wabco in Madrid gelieferter Kompressor. Diese hatte die Typenbezeichnung 243 VAC und er wurde von einem Hydraulikmotor ange-trieben. Das war ein Antrieb, der bei modernen Diesel-lokomotiven immer wieder verwendet wurde. Mehr dazu
werden wir später erfahren, denn hier geht es bekanntlich um die
Druckluft
und nicht um hydrostatische Systeme, die für den
Antrieb benötigt wurden. Der Kolbenkompressor konnte in der Minute 2 300 Liter Luft schöpfen. Wie bei den meisten Kompressoren, wurde die angesaugte Luft im Gerät verdichtet, jedoch beim Entlassen in die Leitung wieder entspannt. Durch diesen Effekt schied die Luft aber Feuchtigkeit aus.
Diese kondensierte zu Wasser, welches sich mit den mit-gerissenen
Schmiermitteln vermischte. Es entstand eine Emulsion, die in der Leitung
nicht erwünscht war. Daher wurde nach dem Kompressor ein Lufttrockner ver-baut. Dieser entzog der Druckluft diese Emulsion und leitete die Flüssigkeit in einen Behälter. Dort konnte sie dann in einer Werkstatt fachgerecht entsorgt werden. Die Luft jedoch wurde damit wieder zu
trocken. Damit musste in einem
Luftöler wieder eine geringe Menge
Öl
beigemengt werden. Es entstand so optimal aufbereitete
Druckluft, die nun
in die Leitung entlassen wurde. In der anschliessenden Leitung zu den
Hauptluftbehältern war schliesslich noch das in solchen Systemen übliche
Überdruckventil verbaut worden. Dieses öffnete bei einem eingestellten
Druck von rund zwölf
bar. Die Luft wurde in diesem Fall ins Freie
entlassen. Damit dies nicht erfolgte, wurde der
Kompressor mit einer
Druckregelung in Form eines
Druckschwankungsschalter auf einen maximalen
Luftdruck von zehn bar beschränkt. Die Leitung vom Kompressor endete in den Hauptluftbehältern. Damit sie nicht von dort zum Kompressor zu-rückströmen konnte, war in der Leitung ein Rückschlagventil vorhan-den. Der Vorrat in den Behältern von 800 Litern wurde so lange ergänzt, wie der Verbrauch geringer war, als der Kompressor schöpfen konnte. Es entstand so ein
Vorrat, der mit speziellen
Absperrhähnen in dem
Hauptluftbehälter
gespeichert werden konnte. An den Hauptluftbehältern wurde schliesslich die Leitung für die Ver-braucher angeschlossen. Dabei wurde diese als
Apparateleitung bezeichnete Röhre mit einem veränderlichen
Luftdruck von
acht bis zehn
bar betrieben. Es waren daran sämtliche Verbraucher
angeschlossen worden. Welche Nutzer das waren, soll hier nicht weiter
behandelt werden. Als Beispiel für einen Nutzer der
Druckluft soll in
diesem Teil die
Sandstreueinrichtung verwendet werden. Die
Druckluft wurde bei der
Sandstreueinrichtung dazu
genutzt, um den
Quarzsand durch die Rohre vor die
Räder zu blasen. Diese
Anlage funktionierte so optimal und auch hier zeigte sich, dass der
Hersteller durchaus in vielen Bereichen auf bewährte Baugruppen setzte und
daher war auch die
Apparateleitung nicht auf die
Lokomotive beschränkt
worden. Sie wurde deshalb auch zu den beiden
Stossbalken geführt und stand
dort in zwei Schläuchen zur Verfügung. Versehen wurden diese
Luftschläuche, die nun als
Speiseleitung bezeichnet wurden, mit einem
Absperrhahn beim
Stossbalken
und den
Kupplungen. Diese waren als Bajonettverschlüsse ausgeführt worden
und sie öffneten sich bei einer
Zugstrennung ohne Schaden. Zur
Unterscheidung der Leitung wurden der Handgriff beim Hahn und die
Kupplungen weiss gestrichen. Zudem waren letztere spiegelverkehrt
ausgeführt worden. Damit kommen wir zu den ebenfalls an dieser Apparateleitung angeschlossen-en Druckluftbremsen. Dabei gab es auch hier, wie bei Triebfahrzeugen üblich zwei unabhängig arbeitende Bremssysteme. Geliefert wurden die Bauteile für die Bremsen von der Firma Knorr Einheits-bremsen. Wir beginnen die Betrachtung der Bau-teile mit der
einfacheren
Bremse, die nur auf der
Lokomotive genutzt wurde und die mit
Druckluft arbeitete. Wegen diesem direkten Aufbau sprach man bei dieser Bremse von einer direkten Bremse. In der Schweiz war damals nur der
Begriff
Rangierbremse
geläufig. Ein System, das aus den ursprünglichen
Regulierbremsen entstand, und deshalb immer noch so eingesetzt werden
konnte. Mit dem
Bremsventil konnte der
Luftdruck fein reguliert und so die
gewünschte
Bremskraft eingestellt werden. Um die
Bremse zu lösen, wurde
einfach die
Druckluft entfernt. Um mit der
Lokomotive auch die
Anhängelast zu
bremsen, wurde ein zweites dazu kompatibles
Bremssystem verbaut. Es
handelte sich dabei um die indirekt wirkende
automatische Bremse. Diese
arbeitete mit einer als
Hauptleitung bezeichneten Leitung. Um die Wagen
damit zu verbinden, waren an jedem
Stossbalken zwei
Luftschläuche
vorhanden. Diese wurden rot gefärbt und die
Kupplungen waren gegenüber der
Speiseleitung gespiegelt worden. Die
Hauptleitung wurde mit einem
Luftdruck von fünf
bar betrieben. Um eine
Bremsung ausführen zu können, musste der Wert in
der Leitung abgesenkt werden. Das führte dazu, dass diese indirekte
Bremse
auch wirkte, wenn die Luftleitung getrennt wurde. Sie sprach in diesem
Fall automatisch an und wurde deshalb auch so bezeichnet. Nur konnte so
auf der
Lokomotive keine Bremsung ausgelöst werden, da dazu
Druckluft
benötigt wurde. Um auf der Lokomotive eine Betriebs-bremsung ausführen zu können, muss-te ein Steuerventil eingebaut werden. Dieses wurde ebenfalls von der Firma Knorr Einheitsbremsen in Madrid gelie-fert und es war als mehrlösiges Ventil ausgeführt worden. Dieses
Steuerventil war letztlich
auch dafür verantwortlich, dass man bei der
Bremse von einer indirekten
Bremse sprach. Wir sollten uns nun dieses
Ventil etwas genauer ansehen. Wie bei solchen Ventiles üblich, konn-te auch das Steuerventil der Baureihe Am 841 umgestellt werden. In der Regel arbeitete die Lokomotive mit der normalen P-Bremse. Diese
Personenzugsbremse wurde
je-doch nicht mit einer
R-Bremse
er-gänzt. Wegen der geringen
Höchstgeschwindigkeit der Baureihe von 80 km/h wurde diese
Hochleitungsbremse betrieblich auch nicht benötigt. Vorteile hätten sich
damit erst bei mehr als 100 km/h ergeben. Eingestellt werden konnte jedoch die langsamere
G-Bremse. Diese war schon eher eine Überraschung, denn bei den in der
Schweiz verwendeten Vorschriften, wurde diese eigentlich nicht benötigt.
Jedoch war die
Güterzugsbremse eine direkte Folge des verbauten
Steuerventils und bei anderen Bahnen wurde damals immer noch mit dieser
Lösung gearbeitet. Im Abschnitt mit der Steuerung werden wir erkennen,
dass es in der Schweiz durchaus auch Möglichkeiten gab. Das
Steuerventil wandelte den Druckabfall in der
als
Hauptleitung
bezeichneten
Bremsleitung, nach den bei dieser
automatischen Bremse definierten Regeln, in eine
Druckerhöhung für die
Bremszylinder um. Dabei wurde bei jedem
Rad ein
eigener Bremszylinder verbaut. Durch diese Bauweise konnte auf ein
schweres
Bremsgestänge verzichtet werden. Bei der weiteren Betrachtung
beschränke ich mich jedoch nur auf einen Teil der Bremszylinder, denn
diese waren grundsätzlich gleich. Durch die Kraft der Druckluft, wurde im Bremszylinder ein Kolben so bewegt, dass dieser ausgestossen wurde. Damit setzte die Bremsung ein. Um diese wieder zu verringern, oder um die Bremse ganz zu lösen, musste einfach wieder die Druckluft entfernt werden. Eine beim
Bremszylinder eingebaute Rückholfeder sorg-te dafür, dass die
Bremssohlen
vom
Rad abgehoben wurden. Eine Bauweise, die schon seit Jahren ange-wendet
wurde. Mit dem durch die Druckluft ausgestossenen Kolben, wurden die Bremssohlen mit grosser Kraft gegen die Lauffläche des jeweiligen Rades gepresst. Durch wurde dieses an der freien Drehung gehindert und die Lokomotive verzögerte. Es war daher eine normale
Klotzbremse vorhanden. Da bei dieser
Bremse die
Bremssohlen einer starken
Abnützung unterworfen sind, musste zwischen dem
Bremszylinder und dem
Bremsklotz ein
Bremsgestänge-steller eingebaut werden. Jeder
Bremsklotz bestand aus einem
Sohlenhalter und
den beiden darin montierten
Bremssohlen. Um die Laufruhe der
Lokomotive zu
verbessern, wurden die Sohlen nicht mehr aus Grauguss hergestellt. An
deren Stellen kamen Modelle zur Anwendung, die aus einem Sintermetall
erstellt wurden. Da dieses Metall künstlich durch Backen hergestellt
wurde, bezeichnete man diese Modelle als Kunststoff-Bremssohlen. Der Vorteil dieser
Bremssohlen bestand darin, dass
die
Lauffläche des
Rades nicht so stark aufgeraut wurde. Das verminderte
das Fahrgeräusch der
Lokomotive deutlich. Jedoch ergaben sich damit auch
Probleme, denn diese
Bremsklötze hatten ein anderes Verhalten bei der
Bremsung. Das wirkte sich auf die
Bremsgewichtes der Baureihe Am 841 aus.
Es lohnt sich daher, wenn wir diese mit der
Bremsrechnung etwas genauer
ansehen. Für die Bremseinrichtung mit der Rangierbremse wurde keine Rechnung angestellt. Daher lassen wir diese Bremssystem weg. Bei Anwendung der Personenzugsbremse konnte mit den vorhandenen Bremszylindern ein Bremsgewicht von 59 Tonnen erzeugt werden. Um die obligate Bremsrechnung durchführen zu können, benötigen wir noch das Gewicht der Lokomotive. Dieses wurde mit 73 Tonnen angegeben. Damit
er-halten wir bei der Rechnung ein Verhältnis von 80%. Dieses lag daher
etwas tiefer, als bei vergleichbaren
Bremsen mit
Klotzbremsen aus Grauguss. Da wir das Steuerventil auf die langsamere Güter-zugsbremse umstellen konnten, müssen wir auch mit dieser Bremseinrichtung noch eine Rechnung aus-führen. Dabei wurden zwar die gleichen Kräfte erzeugt. Da
diese aber länger für den Aufbau der Kraft be-nötigten, wurde das
Bremsgewicht auf 38 Tonnen verringert. Das
Bremsverhältnis lag nun bei
52%. Das ist wenig, jedoch war in dem Fall auch eine schwere
Anhängelast
vorhanden. Weder die Rangierbremse, noch die automatische Bremse konnten zur Sicherung der abgestellten Lokomotive genutzt werden. Für diesen Zweck musste eine Bremse benutzt werden, die von der Druckluft unabhängig angezogen werden konnte. Gerade diese Tatsache machte man sich
bei dieser
Lokomotive zu Nutze, denn die
Feststellbremse konnte zwar ohne
Druckluft angezogen, aber nicht mehr gelöst werden. Somit war eine einfache
Federspeicherbremse
vorhanden, die mit
Druckluft gelöst wurde. Diese Einrichtung wurde bei
jeder
Achse an einem
Bremszylinder montiert. Somit waren vier
Federspeicher vorhanden. Diese konnten eine
Bremskraft von 46 kN erzeugen.
Das reichte aus um die
Lokomotive mit der
Feststellbremse in Gefällen von
bis zu 42‰ sicher abzustellen. Somit konnte mit der
Bremse ein grosser
Teil des Netzes abgedeckt werden. Jedoch war es gerade für den Baudienst wichtig, dass
die
Lokomotive an jeder Stelle abgestellt werden konnte. Gerade bei
Umbauten erfolgte das bei Schichtende unter Umständen mitten auf der
Strecke. Um die Maschine trotzdem sicher abstellen zu können und um die
Bremskraft auch bei Wagen zu ergänzen, wurde das Inventar angepasst. Die
Baureihe Am 841 führte daher vier
Hemmschuhe zu Ergänzung der
Federspeicherbremse mit.
|
|||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | |
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2022 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |