Betriebseinsatz Teil 2 |
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Der nun beginnende erste Weltkrieg sollte
zeigen, dass man 1915 tatsächlich die letzten
Rangierlokomotiven
der Baureihe E 3/3 in den Bestand aufnehmen konnte. Die E 3/3 mit der
Nummer 8533 war somit die letzte mit Dampf betriebene Rangierlokomotive,
die noch an die Schweizerischen Bundesbahnen SBB abgeliefert wurden. Sie
kam jedoch in eine Zeit, wo die Kosten für die Betriebsstoffe stark
angestiegen waren.
Sie leisteten zusammen mit den anderen Maschinen dieser Baureihe in diesen Jahren gute Arbeit in den grösseren Bahnhöfen der Schweiz. Das Personal freundete sich schnell mit den
hand-lichen Maschinen an. Besonders die neueren Ma-schinen, die etwas mehr
Zugkraft
ausüben konnten, waren beliebt. Blicken wir einmal in den Dienstplan einer dieser Maschinen. Wo das war, ist nebensächlich. Mit Be-ginn des Rangierbetriebs an einem Standort kam die Reihe E 3/3 in den Einsatz. Dabei führte sie die Fahrten aus. Neue Züge
wurden formiert und bei
Reisezügen
je nach Standort noch
Kurswagen
umgestellt. Es waren die normalen Arbeiten, die eine
Rangierlokomotive
auszuführen hatte. Dazu gehörte auch, dass im Winter Wagen vorgeheizt
wurden. In regelmässigen Abständen musste eine
Pause eingelegt werden. Diese wurde benötigt, um wieder Wasser aufzufüllen
und den Druck im
Kessel
wieder zu erhöhen. Die Baureihe E 3/3 war ausgesprochen genügsam und der
Heizer
konnte über längere Zeit den Lokführer bei der Arbeit unterstützen. Das
Feuer benötigte nur gelegentlich neue
Kohlen.
Meistens wurde dann auch gleich die
Nachspeisung
aktiviert. Das hing jedoch auch vom
Dienstplan
ab. Unterschiede zwischen den Maschinen waren
jedoch vorhanden. So konnten die jüngeren Maschinen wegen dem höheren
Gewicht die
Zugkraft
besser umsetzen. In der Folge wurden die Maschinen zu anderen Standorten
verschoben. Man setzte die passende
Lokomotive jeweils am richtigen Ort ein. Die
Rangierlokomotive
übernahm die gestellten Aufgaben so sehr zuverlässig, was dazu führte,
dass sie beliebt wurde und kräftig wirkte.
Bei der
Rangierlokomotive
wählte das Personal den Tiger. Weil die Baureihe jedoch so klein und
schnucklig daherkam, wurde daraus die Bezeichnung «Tigerli». Ein Begriff,
der mit den grossen Baureihen mithalten konnte. Neben den Arbeiten im Rangierdienst, kamen Lokomotiven der Reihe E 3/3 auch auf der Strecke in den Einsatz. Damit bei diesen Maschinen der Lokführer über die gefahrene Geschwindigkeit bescheid wusste, wurden diese Modelle mit einem V-Messer versehen. Daher durfte damit auch ein Tempo von 50
km/h aus-gefahren werden. Mit Last war das jedoch selten der Fall, denn
hier bemerkte man die geringe
Leistung. Doch im Jahre 1920 begann sich das Blatt
für die Dampflokomotiven zu wenden, die Schweizerischen Bundesbahnen SBB
hatten beschlossen auch auf die elektrische Traktion von Zügen zu setzen.
Noch beschränkte man sich auf die
Triebfahrzeug
für die Züge und dabei kamen die steilen Abschnitte als erstes in den
Fokus. Dort fand man kaum eine
Lokomotive der Reihe E 3/3, die wirklich nur ausgesprochen
selten auf der Strecke zu sehen war. So folgenschwer dieser Entscheid für die
Lokomotiven auf den zuerst betroffenen Abschnitten sein
mochte, so sicher schien man sich im
Rangierdienst
zu fühlen. Bestellten die
Staatsbahnen
doch nur Lokomotiven für die Strecke. Ein Modell der Reihe
Be 4/6, oder gar eine
Ce 6/8
II konnte besser vor Zügen verwendet werden. Rangiert wurde immer
noch mit Dampf und das würde wohl so bleiben. Da war man sich sicher.
Bei der benötigten Menge, spielten ein paar
hundert Kilogramm
Kohlen
keine grosse Rolle. Daher blieb die Welt in Ordnung, auch wenn die ersten
Ma-schinen auch im Raum Bern bereits unter einer
Fahrleitung
eingesetzt wurden. Vorerst blieb es bei den Rangierlokomotiven auch noch ruhig und nur die ersten Züge fuhren elek-trisch. Doch bereits im Jahr 1923 zeigte sich in Bern eine neuartige Lokomotive. Diese war elektrisch angetrieben und sollte von den Dampflokomotiven den Rangierdienst übernehmen. Das Blatt schien sich nun auch hier gewendet zu haben. Die
Rangierlokomotiven
kamen überall immer mehr unter Druck. Jedoch gab man nicht kampflos auf. Doch man war sich bei den Anhängern der
Dampflokomotive noch sehr sicher, dass diese Lokomotive jeder
Rangierlokomotiven
unterlegen sein würde. Gegen diese kleinen zugkräftigen tapferen
Lokomotiven waren diese Ungetüme kaum gewachsen, denn die
konnten ja nicht so schnell beschleunigen, wie die alten Modelle. Die
grössere
Dauerleistung
beeindruckte eine Dampflokomotive im
Rangierdienst
herzlich wenig. Am 09. Oktober 1923 sollte dann der Beweis
erbracht werden. Die elektrische
Lokomotive stellte sich der Herausforderung. Ihr Konkurrent
sollte eine Maschine der Reihe E 3/3 des
Bahnhöfs
Bern sein. Dabei sollten beide Maschinen das gleiche Programm absolvieren
und so zeigen, welche besser war. Die Besatzung der Baureihe E 3/3 war
sich ziemlich sicher, dass man dieses elektrische Ungetüm ohne Probleme
schlagen würde.
Die tapfere Dampflokomotive zeigte was in ihr steckte und man war sicher, die elektrische Lokomotive sollte klar geschlagen werden. Die Dampflokomotive war danach zwar am Ende
und konnte sich erholen, aber der Wert musste zuerst geschlagen werden. Nun lag es an der elektrischen Lokomotive. Die ging scheinbar gemütlich ans Werk und man glaubte seinen Augen nicht, sie machte die Arbeit sogar noch ganz knapp schneller. Ihr kam die Zeit zugute, die bei der
Dampfloko-motive dazu benötigt wurde um wieder den notwendigen Schnauf zu
bekommen. Hier zeigte die elektrische
Lokomotive dank unnötiger Standzeit ihren Vorteil. Erneut war
die Dampflokomotive geschlagen. Doch dramatisch wurde es erst nach getaner
Arbeit. Das Personal der alten Dampflokomotive musste noch arbeiten und
die
Rauchkammer
und den
Aschekasten
leeren. Danach ging es zum Fassen der neuen Vorräte und dann war man
schmutzig und musste sich waschen. Die Kollegen der elektrischen
Lokomotive feierten bereits den Sieg bei einem Bier im nahen
Gasthof. Als die Besatzung der Baureihe E 3/3 dazu stossen konnte, war das
Fest bereits gelaufen. Die Dampflokomotive war geschlagen worden
und man begann nun neue elektrische
Rangierlokomotiven
zu beschaffen. Für die Dampflokomotiven hiess das, dass sie immer wieder
an andere Orte verschoben wurden. Meist zogen sie aus, weil neue
elektrische
Lokomotiven die Arbeit übernahmen. Nur ganz zurück gezogen
hatten sich die Dampflokomotiven noch nicht, denn immer noch gab es
Geleise
ohne
Fahrleitung.
Dampflokomotiven für den
Rangierdienst
fanden sich nur noch in Chiasso und im Raum Bellinzona. Dort waren jedoch
nur noch sehr wenige Maschinen der Bauart E 3/3 im Einsatz. Die meisten
waren abge-zogen worden. Da nun die Einsatzgebiete abgesteckt waren, ver-trugen sich die Dampflokomotiven mit den elek-trischen Lokomotiven recht gut. Jede hatte ihre Arbeit gefunden und so konnte man sich vertragen. Die elektrischen
Lokomotiven waren dort, wo es eine
Fahrleitung
gab, überlegen. Musste man aber in Abschnitte ohne Fahrleitung, griff man
zur alten Dampflokomotive. Grosse
Bahnhöfe
hatten daher immer noch eine
Gruppe
mit Dampf im Bestand. Meistens gab es an einem Standort mit Fahrleitung eine grössere Anzahl elektrischer Rangierlokomo-tiven. Es hing auch etwas von der Verfügbarkeit ab. Dazu gesellte sich jedoch immer eine, oder
zwei Maschinen der Baureihe E 3/3. Sie wurden in den Bereichen eingesetzt,
wo es keine
Fahrleitung
gab. Oft waren das
Anschlussgeleise
und anderen Nebenzonen. Oft ging der «Tiger» auch unter der Fahrleitung
auf seinen Streifzug. Es wurden in den nächsten Jahren keine
Machtkämpfe ausgetragen. Zwar kamen immer mehr elektrische
Rangierlokomotiven
in den Bestand, aber die sorgten nur dafür, dass ältere Modelle endlich
abgebrochen wurden. Die Maschinen der Reihe E 3/3 waren wirklich gelungen
und das merkte man jetzt, wo andere gehen mussten. Man konnte jedoch
erwarten, dass ein in wenigen Jahren auch Modelle dieser Baureihe treffen
könnte.
Welches Schild bei welcher
Lokomotive montiert wurde, war vom jeweiligen Standort
abhängig. Da-bei wurden an anderen Orten eingesetzte Modelle dem nächsten
Depot
zuteilt. Auf den Einsatz hatte das jedoch keine Auswirk-ungen. Die Positionen waren bezogen und noch waren die elektrischen Modelle in der Minderzahl. Rangiert wurde mit der
Lokomotive, die gerade verfügbar war. Kam an einem Ort ein
neues Modell, wurden die Pläne so gestaltet, dass jede Maschine dort
verwendet wurde, wo sie optimal verwendet werden konnte. Besonders
Abschnitte ohne
Fahrleitung
waren der Reihe E 3/3 vorbehalten. Das ging eigentlich mehrere Jahre so, denn
die neuen elektrischen
Lokomotiven drängten die Reihe E 3/3 immer mehr in jene
Bereiche, wo man einfach nicht mit elektrischen Lokomotiven arbeiten
konnte. Die Maschinen zeigte aber, dass sie dort gut zu gebrauchen waren
und so ersetzte sie dann meist ältere Lokomotiven, die noch aus den
Beständen der
Privatbahnen
stammten. Jedoch war das benötigte Personal ein Problem. Auf den mit Dampf betriebenen
Rangierlokomotiven
sollte nur noch der Lokführer vorhanden sein. Dass dieser darüber nicht
sonderlich erfreut war, versteht sich. Man hatte die Zeit als
Heizer
überstanden und war nun jemand. Jetzt musste man wieder die Schaufel in
die Hand nehmen. Schlimmer war jedoch die Tatsache, dass einige Heizer
aufsteigen konnten und dann als Lokführer auf den neuen elektrischen
Modellen eingesetzt wurden.
Doch bis es soweit war, musste sich das
Land wieder verteidigen. Während der Mobilmachung waren die
Rangierlokomotiven
gefordert, denn Truppen führen bekanntlich viel Gepäck mit sich herum. Zudem sorgte der drohende Krieg dafür, dass es wieder Probleme mit den Rohstoffen gab. Metalle wie Kupfer wurden für Munition benötigt und so stand dieses Metall nicht für den Bau von Loko-motiven zur Verfügung. Das führte dazu, dass in dieser Zeit auch
keine neuen elektrischen Maschinen ausgeliefert wurden. Es kam zu einer
vorübergehenden Beruhigung. Die Reihe E 3/3 wurden jedoch weiterhin mit
Kohlen
befeuert, denn für
Holz
fehlte der Platz. Erstmals staunen konnte man im zweiten
Weltkrieg, die sparsamen Maschinen der Reihe E 3/3 hatten kaum Probleme
mit dem Mangel an Rohstoffen. Trotzdem benötigten die begehrte
Kohle
auch noch die letzten Streckenlokomotiven der Reihen
Eb 3/5,
C 5/6 und so weiter. Das
verschärfte sich, als der Krieg, der bisher nur als Konflikt zwischen den
Staaten, ohne direkten Einfluss auf die Schweiz galt, zum Desaster für
Europa wurde. Die Folge war, dass die Preise für
Kohle
massiv stiegen. Besonders als noch die Schifffahrt auf dem Rhein durch die
zunehmenden Bombardierungen der Alliierten behindert wurde. Die Schweiz
musste die benötigten Rohstoffe und Lebensmittel wieder über Frankreich
einführen. Jedoch war das nur von Süden her möglich und so gingen die
Reihen A 3/5 und
C 5/6 auf grosse Fahrt um
Versorgungszüge
abzuholen. Das konnten sie aber nur mit Kohlen.
An die schnaubende Dampflokomotive hatte man sich gewöhnt, aber dieses Teil zischte und in sein-em Inneren hörte man ein fürchterlich grollen. Es waren die neuen Laute der ersten
elektrischen
Rangierlokomotive,
die es so wohl nur in der Schweiz gab. So kamen die Nummern 8521 und 8522 in den Jahren 1941 und 1942 als weltweit wohl erste elektrische Dampflokomotiven in den Betrieb. Die beiden Maschinen machten schon eine
komi-sche Figur, hatten sie doch den
Kamin
der Dampf-lokomotive und gleichzeitig einen
Stromabnehmer
der elektrischen Maschinen. Man bezeichnete diese
Lokomotiven gerne als
Kreuzung
der beiden oft nebeneinander verkehrenden Maschinen. Da ging in den
Depots
wohl nicht alles mit rechten Dingen zu. Beobachten konnte man diese beiden
Maschinen in den
Bahnhöfen
von Zollikofen und Brig. Dabei wurden sie in allen Bereichen der Bahnhöfe
eingesetzt. Nur, die komischen Blicke wurde die
Lokomotive nicht los. So hatte das Personal beim Anblick der
E(e) 3/3 wohl immer wieder den Verdacht, dass da in einem Depot nicht
alles gesittet zugegangen sein musste. Zwar zeigten diese beiden
Prototypen,
dass die Technik durchaus funktionierte und die erhofften Einsparungen bei
den
Kohlen
konnten erreicht werden. Trotzdem waren da die Kosten für den Umbau.
Letztlich musste dann drei Jahre gefahren werden, bis der Gegenwert
eingefahren war. In Anbetracht, dass man erwarten konnte, dass der Krieg
bald enden könnte, erachtete man bei den
Staatsbahnen
den Aprilscherz als gescheitert.
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