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Die
Lokomotive
für den
Versuchsbetrieb
wurde 1909 bei der AEG in Berlin nach der Endmontage ersten Prüfungen
unterzogen. Dazu war im Werk eine passende
Fahrleitung
bereits vorhanden. Solche Standprüfungen sind wichtig, denn jetzt
entscheidet sich, ob die grundlegenden Funktionen wunschgemäss arbeiten.
Ein
Kurzschluss
konnte sich so nicht auf ein grösseres Netz auswirken. Zudem wurde das
neugierigen Personen nicht bekannt. Auch für die ersten Fahrten konnte man auf die lange Reise in die entfernte Schweiz verzichten. Da sich auch andere Bahnen an dem neuen System erfreuen könnten, war es wichtig, dass man über eine eigene Versuchs-strecke in der Nähe des Werkes verfügte.
Dort konnten die ersten Fahrten zur
Inbetriebsetzung
auch vorgenommen werden. Die besondere
Lokomotive
konnte dann geprüft an den Kunden geliefert werden. Probleme mit dem neuen Fahrzeug konnte es immer wie-der geben. Damals bestand jedoch das Problem, dass die Fachleute in der Schweiz nicht so genau wussten, was sich im fernen Berlin gerade abspielt.
Wenn, kamen nur gefilterte Nachrichten in die Schweiz und wir
wissen, dass solche immer nur die Vorteile des Produktes widergaben. Erst
im Nachgang kamen dann die Probleme an den Tag. Doch zuerst musste die
Strecke her. Eine solche Versuchsstrecke war bereits in der Nähe vor-handen. Sie befand sich in der Nähe von Oranienburg und damit unmittelbar nördlich von Berlin. Dabei war speziell, dass sie nur über ein Anschlussgleis mit dem Netz verbun-den wurde.
Die Anlage selber war als Ring ausgeführt worden. Solche Anlagen
waren also schon sehr früh erschaffen worden und in diesem Punkt, lag
deren Idee an einer anderen Stelle und nicht beim elektrischen Betrieb.
Auf der Ringstrecke sollten Versuche mit neuen
Oberbauten
und veränderten
Rädern
durchgeführt werden. Gerade in diesem Punkt, waren die Bahnen damals auch
noch nicht auf dem heutigen Stand. Es gab oft kurze verlaschte
Gleise,
die einen unruhiges Fahrverhalten ergaben. Längere
Schienen
hatten aber den grossen Nachteil, dass sie schwerer zu transportieren
waren. Zudem musste auch geklärt werden, die sich Temperaturen auswirkten. Genau für diesen Zweck wurde um 1905 die Anlage bei Oranienburg von der königlich preussischen Eisenbahn Verwaltung KPEV geschaffen. Jetzt sollte dort eine Fahr-leitung erstellt werden.
Diese wurde von der AEG nach dem Muster aus dem
Versuchsbetrieb
zwischen Seebach und Wettingen aufge-baut. So konnten dort auch die
Fahrten mit den neuen
Lokomotiven
vorgenommen werden. Die AEG war somit auch mit von der Partie. Speziell war dabei, dass nahezu zeitgleich mit der BLS auch die KPEV eine Maschine für einphasigen Wechsel-strom bestellte, jedoch für diese lediglich eine Spannung von 6 300 Volt vorsah.
Auch die
Frequenz
wurde mit 25
Hertz
anders gewählt. Man erachtete die bessere Umsetzung in den
Kraftwerken
als ein Vorteil gegenüber den 15 Hertz. Ein Punkt, der später auch zu der
eher schwer lesbaren Frequenz von 16 2/3 Hertz führte. Der Vorteil dieser Versuchsstrecke bestand nun darin, dass sie nicht mit einer Strecke verbunden war. So konnte die Spannung in der Fahrleitung nach belieben verändert werden.
Es hing davon ab, welche Maschine gerade auf der Strecke im
Einsatz war. Bei der
Lokomotive
für die Schweiz mussten jedoch andere Bügel montiert werden, da die
Fahrleitung
bei Oranienburg für zwei Meter breite
Schleifleisten
ausgelegt wurde.
Wir haben damit den Grund für die Unterschiede zwischen
Deutschland und der Schweiz kennen gelernt. Bei Oranienburg sah man keinen
Grund, die
Fahrleitung
mit einer geringeren seitlichen Abweichung zu erstellen. Der
Versuchsring
hatte schlicht keinen
Tunnel
erhalten. Nur wegen diesem passte man in der Schweiz die
Schleifleisten
an. Somit hatte eigentlich die BLS das abweichende Muster für die Strecke
eingeführt. Die neue Lokomotive war anfänglich ausschliesslich im Grossraum Berlin zu sehen. Die Fahrten wurden auch dazu genutzt um Ver-gleiche mit der ebenfalls dort verkehrenden Maschine für die KPEV anzustellen.
Es gab so ein direkter Vergleich mit den unterschiedlichen
Spann-ungen
und den verschiedenen
Frequenzen.
Gerade diese sollten ein Problem der beiden Maschinen mit Repulsionsmotor
sein, denn die
Telegrafen
spielten verrückt.
Schuld daran war nicht die
Frequenz,
sondern das Bürstenfeuer der Motoren. Daher wurde die Frequenz, wie schon
in der Schweiz verringert und auch die KPEV begann Anlagen mit 15 000
Volt
und 16 2/3
Hertz
in den Betrieb zu nehmen. Was letztlich zu den gleichen Netzen führen
sollte. Doch wie stellte sich die neue Maschine für die BLS bei den
Versuchsfahrten
an. Wirklich viel darüber wurde in der Schweiz nicht bekannt.
Die
Versuchsfahrten
mit der neuen
Lokomotive
zogen sich jedoch in die Länge. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass es
Probleme gab. Nur so zum Spass verpasst niemand den Liefertermin, denn
auch die Firma AEG wollte bei der BLS einen guten Eindruck hinterlassen.
Schliesslich war ja klar, dass dort im Anschluss an die Versuche eine
grössere Serie kommen würde. Diese hätte man gerne auch in Berlin gebaut.
Wer die Zeichnungen aus dem Werk mit der ausgelieferten
Lokomotive
verglich, konnte erkennen, dass es Probleme gegeben hat. Da auch ein
Werksbild die neue Maschine ohne die
Lüftungsgitter
zeigt, können nur Probleme dafür verantwortlich sein. Ein Umbau, der Zeit
benötigte und der letztlich auch die Auslieferung innerhalb der Frist
nicht erlaubte. Doch es stellt sich die Frage nach dem Grund für diese
Änderung. Der Motor erzeugte im Betrieb eine grosse Wärme. Gerade die stark belasteten Bürst waren der Grund. Diese wurden warm und die Funken kühlten auch nicht gerade. Daher kann angenommen werden, dass bei geschlossenen Fenstern die Zirkulation der Luft nicht optimal war.
Um diese mangelhafte
Ventilation
zu verbessern, mussten die neuen
Lüftungsgitter
vorgesehen werden. Damit besserte sich das Problem und die neue Baureihe
konnte geliefert werden. Wegen den Schwierigkeiten, die zuerst gelöst werden mussten, konnte die neue Maschine nicht fristgerecht ins Berner Oberland verschickt werden. Da sie auf der Versuchsstrecke jedoch nicht für die Züge benötigt wurde, ergab sich damit kein so grosses Problem.
Anders war jedoch der Transport, denn zuerst einmal musste die
Lokomotive
in die Schweiz gelangen und das ging einfach über die bestehenden
Strecken.
Dabei war auch diese
Überführung
nicht so leicht, denn die
Lo-komotive
war schwer. Auch im deutschen Streckennetz gab es Bereiche, die nicht für
so schwere Modelle gebaut wurden. Zudem gab es mehrere Gesellschaften, die
jede eine eigene Idee hatte. Mit anderen Worten, die Maschine musste für
die Reise von nicht benötigten Teilen befreit werden. Diese reisten in
einem
Güterwagen
mit in das Berner Oberland.
So gelangte die Maschine zunächst bei Basel an die Grenze. Dort
war jedoch vorerst Schluss. Die in Deutschland gebaute
Lokomotive
musste eingeführt werden und damals, wie auch heute meldete sich in diesem
Fall der Zoll. Die neuen Lokomotive für die BLS musste daher noch die
zolltechnische Behandlung über sich ergehen lassen. Erst dann durfte sie
auch in die Schweiz eingeführt werden und nun kam der letzte Abschnitt der
Reise. Die von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB vor wenigen Jahren übernommen Strecken waren noch nicht überall für so schwere Lasten ausgelegt worden. Die Fahrt, die in Güterzügen erfolgte, benötigte zusätzlich Wagen um die Belastung des Oberbaus etwas zu mildern. Zudem waren, wie schon in Deutschland spezielle Transportwege einzuhalten.
Selbst der spätere Besitzer hatte damit noch ein Problem bei der
Kanderbrücke zwischen Thun und Spiez. Geschleppt hinter einer Vielzahl von Dampflokomo-tiven waren die Isolatoren verschmutzt. Als die Lokomotive der AEG am 06. Dezember 1910 in Spiez eintraf, konnte sie nicht in Betrieb genom-men werden.
Die Maschine wurde ins
Depot
überstellt, wo sich die mitgereisten Vertreter der AEG an die Herrich-tung
der Reihe Fb 2 x 2/3 machte. Arbeiten, die zwar nicht umfangreichen waren,
die aber Zeit be-nötigten.
Nach der Ankunft wurde die
Lokomotive
durch Leute der AEG wieder soweit hergerichtet, dass man sie einschalten
konnte. Das erfolgte natürlich unter den wachsamen Augen der
verantwortlichen Leute der BLS. Man wollte sehen, was da angeliefert
wurde. Vermutlich wurde auch etwas genauer hingesehen, da das Produkt
optisch doch grosse Abweichungen zu dem
Motorwagen
der Baureihe Ce 2/4
hatte.
Diese aussergewöhnliche
Lokomotive
ging in den folgenden Tagen auf die ersten
Versuchsfahrten.
Diese sollten nun zeigen, ob die Vorgaben der BLS umgesetzt wurden. Dazu
hängte man der Lokomotive
Güterwagen
als Last an. Schliesslich konnte man nicht vor
Schnellzügen
testen, da es diese zwischen Spiez und Frutigen nicht gab und man eine
neue Lokomotive nicht unbedingt vor dem zahlenden Publikum testet.
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