Inbetriebsetzung |
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Die
Inbetriebsetzung von neuen
Triebfahrzeugen, war
mittlerweile zur Aufgabe des Herstellers geworden. Die
Eisenbahnverkehrsunternehmen EVU erwarteten einen fertigen Zug mit allen
Zulassungen. Was bei mehreren Ländern immer wieder zu Problemen führen
kann. Dabei muss lobend erwähnt werden, dass von der Firma Stadler Rail
und von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB sehr offen über die
Inbetriebsetzung berichtet wurde.
Dabei war auch ein Wagen mit den beiden
unter-schiedlichen Türen vorhanden. Zudem durfte der Zug auch von innen
besichtigt werden. So wurde ein erster Vorgeschmack auf das zu erwartende
Fahrzeug gegeben. Die nicht betriebsbereiten Fahrzeuge kehrten am 10. November 2016 wieder in die Schweiz zurück. Damit begann die Zeit, bis der erste Zug fertig gestellt wurde. Diese Fertigstellung erfolgt wegen der
grossen Län-ge des fertigen Zuges nicht im Werk Bussnang, son-dern im
Inbetriebsetzungszentrum Erlen. Die einzel-nen Kästen mussten daher dorthin
überführt wer-den. Dazu wurde die betriebseigene
Lokomotive und die
vorhandenen
Rollschemmel benutzt. Im Frühjahr 2017 konnte dann der erste fertige Zug im
Werk beim
Bahnhof Erlen bei der statischen
Inbetriebsetzung beobachtet
werden. Diese Tests sind immer ein wichtiger Schritt, denn jetzt wurde das
Fahrzeug eingeschaltet und so geprüft, ob alle Verdrahtungen richtig
ausgeführt wurden. Dabei half, dass das
Gleis über eine eigene Einspeisung
verfügte. Allfällige
Kurzschlüsse wurden so nicht auf die nahe Strecke
übertragen. Im Rahmen dieser statischen
Inbetriebsetzung wurden
auch kurze Fahrten ausgeführt. Dabei stand dem 200 Meter langen Zug nur
das Gelände des Werkes zur Verfügung. Jedoch konnten so auch die Wirkung
der
Bremsen bereits vor der ersten Fahrt getestet werden. Ein Schritt, der
wichtig war, denn bei der ersten Fahrt auf der Strecke mussten diese
einwandfrei funktionieren. Es war jedoch abzusehen, dass das Werk schnell
verlassen werden kann.
Dort hatte
die Firma Abschnitte für
Testfahrten markiert. Später ging es dann auch
über diese Strecken hinaus bis nach Buchs SG. Der Zug schien bereits sehr
gut zu funk-tionieren. Was klar für den Hersteller in der Schweiz sprach. Anlässlich des 75 Jahre Jubiläums der Firma Stadler wurde der erste Triebzug EC 250 der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei durften die geladenen Gäste an einer aufwendigen Zeremonie mit Prominenten teilnehmen. Anschliessend erfolgte dann die Reise nach Bussnang. Dass dazu
gleich der neue
Triebzug benutzt wurde, versteht sich nicht von selber. Es
zeugt aber vom Vertrauen das der Her-steller in sein Produkt hatte. Bei der Präsentation wurde auch mitgeteilt, wie es mit den anderen Zügen weitergehen sollte. Stadler Rail beabsich-tigte dabei bis 2018 sechs Züge zu fertigen. Diese sollten bei den zahlreichen Versuchen verwendet werden. Dabei war klar, dass der Zug mit der Nummer
501 001 als Referenz galt und normal konfiguriert verkehrte. Die
provisorische
Zulassung vom Bundesamt für Verkehr wurde daher vorerst auf
100 km/h begrenzt. Der Zug mit der Nummer 501 002 sollte mit speziellen
Messradsätzen versehen für Fahrten zur Bestimmung des Fahrverhaltens
genutzt werden. Dabei waren mit diesem
Triebzug Fahrten in der Schweiz und
in Deutschland vorgesehen. Die Ergebnisse in diesem Bereich konnten für
die
Zulassungen in den einzelnen Ländern genutzt werden. Vorerst sollte
dabei nur in Deutschland mit bis zu 250 plus 10% gefahren werden.
Da deren Länge jedoch beschränkt ist, konnte der Zug nur verkürzt
verwendet werden. Die Versuche sollten zeigen, ob auch extreme klimatische
Verhältnisse vom
Triebzug er-füllt wurden. Von bitterkalt bis extreme Hitze
war alles möglich. Mit den Triebzügen 501 004 und 005 sollte es nach der Fer-tigstellung nach Italien gehen. Sie dienten somit den Ver-suchen in diesem Land. Gerade Italien war dafür bekannt, dass die Behörden ihre eigenen Vorstellungen haben. Mit zwei Zügen konnte so unter 3000
Volt
Gleichstrom und gleichzeitig unter 25 000 Volt 50
Hertz
Wechselstrom
gefah-ren werden. Zwei
Stromsysteme, die wegen der Ausrüstung nur dort
geprüft werden konnten. Der Zug Nummer 501 006 sollte wieder normal ausgeliefert werden. Es sollte für Fahrten in Doppeltraktion genutzt werden. Diese sollten daher erst zu einem späteren Zeitpunkt erfol-gen. Das
war jedoch wichtig, da die anderen
Triebzüge gerade in der Schweiz nicht
verfügbar waren. Letztlich ein guter Plan, der vom Hersteller umgesetzt
wurde. Jedoch mussten zuerst die Fahrten nach diesem Plan erledigt werden
können. Nach der Präsentation wurde der erste
Triebzug zu den
anstehenden
Versuchsfahrten in der Schweiz überführt. Dabei gab es jedoch
ein Problem, denn der Zug, der nur über
ETCS verfügte, durfte Strecken,
die noch nicht auf das
Level 1 LS umgestellt waren, nicht selber befahren.
Daher musste er über diese Strecken mit einer
Lokomotive der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB geschleppt werden. Was jedoch nicht am
Zug lag.
Die ersten Eindrücke der mit dem Test beauftragten
Lokführer der Schwei-zerischen Bundesbahnen SBB mussten wohl gut gewesen
sein. So konnte ich von einem dieser Lokführer erfahren, dass der Giruno
nur nach wenigen Fahrten bereits weiter sei, als das von Bombardier
gelieferte Produkt. So gesehen, konnte das Wettrennen zwischen Giruno und
Twindex aufgenommen werden. Ob Stadler den Vorsprung einholen konnte? Nach den Fahrten am Lötschberg ging es ins Sihltal.
Dort war die Strecke zwischen Sihlwald und Sihlbrugg nicht mehr planmässig
befahren. So konnte man mit dem Fahrzeug alle erdenklichen Versuche
machen, ohne dass andere Züge dadurch behindert wurden. Ein Punkt, der bei
den ersten Gehversuchen immer wieder zu Problemen führen konnte. So aber
hatte man ein Testlabor, das bedenkenlos belegt werden konnte. Da der
Triebzug vorerst nur über eine befristete
Zulassung verfügte, war er in der Schweiz nur bis 100 km/h zugelassen. Das
hinderte jedoch niemanden mit dem Zug einen ersten Ausflug ins Tessin zu
unternehmen. So ging es am 02. Juli 2017 mit 100 km/h von Brunnen mit
ETCS
Level 2 durch den
Basistunnel Gotthard zu einem Abstecher ins Tessin.
Erstmals fuhr der Zug dabei durch den
Tunnel, den er einst mit
Höchstgeschwindigkeit befahren sollte.
Dabei
soll der Zug gezeigt haben, dass er auch mit diesen extremen Bedingungen
mit schnellem Wechsel der Temperaturen kein Problem hatte. Damit waren die
ersten Versuche in der Schweiz aber bereits abge-schlossen. Der Zug mit der Nummer 501 001 wurde danach ge-schleppt nach Ungarn überführt. Dort sollte der Trieb-zug eigentlich gar nie eingesetzt werden. Jedoch gab es bei Velim einen Versuchsring. Dort konnten endlose Fahrten absolviert werden. Es war das Ziel, dass dort die
Geschwindigkeiten des Fahrzeuges langsam bis zu 250 km/h gesteigert wer-den
konnten. Versuche, die so in der Schweiz nicht ohne grössere Behinderungen
des Betriebes ausge-führt werden konnten. Gleichzeitig wurde in Erlen der Triebzug mit der Nummer 501 002 fertiggestellt. Diesen hatte man je-doch mit speziellen Radsätzen versehen. Diese Messräder waren nötig um die Kräfte im
Gleis zu
messen. Dabei durften zum Beispiel für die
Zulassung zur
Zugreihe R keine
zu grossen Kräfte auftreten. Für die hohen Geschwindigkeiten von bis zu
275 km/h musste der Zug jedoch nach Deutschland ausweichen. Der Grund war simpel, denn in der Schweiz gab es nur
einen Abschnitt, der diese Geschwindigkeiten erlaubte und das war der
Basistunnel am Gotthard. Jedoch lässt der dort vorherrschende Verkehr
keine
Testfahrten mehr zu. Es war daher schlicht unmöglich die Fahrten
hier zu machen. Gleichzeitig konnten dabei auch die Messergebnisse für
Deutschland erfasst werden. Ein Punkt, der bei der dortigen
Zulassung von
grosser Bedeutung war.
Musste der
Triebzug auf einzelnen Abschnitten wegen der fehlenden
Zugsicherung geschleppt werden. Um falsche Er-gebnisse zu vermeiden, war
jedoch der Verzicht auf die vorgespannte
Lokomotive mit Zugsicherung
unumgänglich. Kurz entschlossen wurde der Triebzug 501 002 mit einer «Nostalgiebox» versehen. Diese war nur für die Versuchs-fahrten eingebaut worden und sie konnte die Telegramme von ZUB 121 und die Meldungen der Zugsicherung auswer-ten. Damit konnte nun der
Triebzug in der
Schweiz ungehindert eingesetzt werden. In der Folge konnte er auf Strecken
beo-bachtet werden, wo er später kaum wieder hinkommen sollte. Im Rahmen dieser Versuchsfahrten konnten erstmals auf einzelnen Abschnitten auch deutlich höhere Geschwindig-keiten und Strecken mit engen Kurven befahren werden. Man erreichte mit dem
Triebzug im Herbst
2017 in den
Basistunnel am Lötschberg und am Gotthard erstmals
Geschwindigkeiten von 220 km/h. Damit war ein erneuter Meilenstein in der
Entwicklung erreicht worden. Die
Inbetriebsetzung des Zuges verlief
planmässig. Wobei so planmässig war es nicht immer. Nach der
Fahrt durch den
Basistunnel am Gotthard fehlten an der Verkleidung Teile.
Diese wurden im Basistunnel verloren, weil sich Schrauben gelockert
hatten. Wobei sich hier der neue
Triebzug in die Liste der schnellen Züge
einfügte. Man musste erleben, dass der Basistunnel am Gotthard hohe
Anforderungen an die Triebzüge stellte. Die Druckverhältnisse ziehen an
den Schrauben.
Bitterkalt und extrem heiss in kurzer Folge ist
nur einer der Tests die durchgeführt wurden. Dabei wiederspiegeln diese
Versuche auch Situa-tionen, die beim
Basistunnel am Gotthard auftreten
können. Verkürzt ausgeführt wurde der Triebzug nicht aus zeitlichen Gründen, sondern wegen der Klimakammer. Diese war schlicht nicht für einen 200 Meter langen Triebzug ausgelegt worden und konnte daher den RABe 501 schlicht nicht aufnehmen. So musste der Zug auf die
maximal zugelassenen 100 Meter gekürzt wer-den. Ein Punkt, der die
Dimensionen aufzeigt und die damit verbundenen Probleme bei den Versuchen. Anfangs 2018 konnten die Versuche in der Klimakammer beendet wer-den. Der dort verwendete Triebzug kehrte in die Schweiz zurück und wurde anschliessend auf die volle Länge komplettiert. Damit stand ein
weiterer Zug für die nun anstehenden Fahrten im Ausland bereit. Diese
begannen am 22. Januar 2018 mit den ersten
Versuchsfahrten in Deutschland.
Die Ergebnisse sollten danach auch für andere Länder genutzt werden. Bei den Fahrten in Deutschland sollte erstmals die
Höchstgeschwindigkeit plus 10% ausgefahren werden. Obwohl dies technisch
auch im
Basistunnel am Gotthard möglich war, mussten diese Werte in
Deutschland erprobt werden. Die im GBT vorherrschende Betriebslage liess
schlicht keine
Testfahrten mehr zu. Daher die Verlagerung dieser Fahrten
nach Deutschland. Sie sehen, wie schwer es sein kann, die erforderlichen
Fahrten zu absolvieren.
Jedoch
sollten in Deutschland auch Fahrten absolviert wer-den, die es so bei einem
neuen Fahrzeug noch nie gab. Der Hersteller wollte auch wissen, wie sich
die aerodynami-schen Effekte bei hohen Geschwindigkeiten verhalten. Da die Fahrten in Deutschland sehr umfangreich waren und man nicht zu lange damit beschäftigt sein wollte, kam es, dass bis zu vier Triebzüge in diesem Land waren. In der Schweiz wurde der neue Triebzug der Schweizerischen Bundesbahnen SBB jedoch kaum mehr gesehen. Ein Zustand, der jedoch mehrere Monate anhalten sollte. Dafür sah man den
Zug in Deutschland auf nahezu jeder Strecke alleine, oder in
Doppeltraktion. Im Oktober 2018 sorgte dann der Triebzug mit der Nummer 501 004 für Aufsehen. Das Fahrzeug war mit einem speziel-len Anstrich versehen worden. Das war jedoch gleichzeitig auch der Auftakt für die Versuchsfahrten in Italien. Dort sollten Fahrten mit
Gleichstrom und
mit 25 000
Volt
Wechselstrom absolviert werden. Doch noch war man sich
beim Hersteller nicht sicher, ob überhaupt alle geplanten Programme
gefahren werden konnten. Da der neue
Triebzug für die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB auch auf den in Italien vorhandenen Schnellfahrstrecken
eingesetzt werden sollte, mussten auch Fahrten mit bis zu 250 km/h
absolviert werden. Ob man jedoch die dazu notwendigen Fahrten durchführen
konnte, war fraglich. Auch 2018 waren die Behörden in Italien immer noch
bekannt dafür, dass sie es ausländischen Firmen schwer machten.
Die
Triebzüge der Baureihe RABe 501 hatten in der Schweiz vom BAV
die Betriebsbewilligung erhalten. Damit war der Weg frei für
erste Fahrten mit Kundschaft und im öffent-lichen
Fahrplan enthaltenen
Zügen. Mehr dazu im Betriebs-einsatz. Im Mai 2019 erteilte das BAV auch die Zulassung für Fahrten in Doppeltraktion. Zumindest in der Heimat war man am Ziel angelangt. Die nun gebauten Triebzüge konnten daher ohne grosse Verzögerungen mit einfachen Abnahmen dem späteren Besitzer übergeben werden. Der
Triebzug der Baureihe RABe 501 hatte somit die be-nötigte
Zulassung erhalten. Nur die Versuche waren damit keineswegs beendet, denn
noch war man nicht am Ziel. Es fehlten Ende 2019 immer noch die Zulassungen im Aus-land. Dabei mussten mit den Zügen immer wieder Fahrten durchgeführt werden, die schon gemacht wurden. Die Behörden glaubten vermutlich ihren
eigenen Werten nicht mehr. Dabei war gerade Italien das Problem, denn
mittlerweile ging man davon aus, dass dort die
Zulassung bis im Dezember
2020 nicht erteilt werden könnte. Ein Punkt, der jedoch für den Betrieb
wichtig war. Damit war eigentlich die
Inbetriebsetzung
abgeschlossen. Der neue
Triebzug konnte in der Schweiz ungehindert
eingesetzt werden. Auch die Fahrten im Ausland waren abgeschlossen. Wobei
dort nicht sicher war, ob es einem Beamten wieder in den Sinn kam, dass er
mit dem neuen Zug doch noch ein paar Kilometer fahren wollte. Die noch
ausstehenden
Zulassungen werden im Betriebseinsatz des neuen Zuges
erwähnt.
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