Einsatz der Schleuder Xrotm 2/3 Nr. 97 - 98 |
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Im
Jahre 1968 wurden diese beiden Schneeschleudern mit eigenem
Antrieb
den Schweizerischen Bundesbahnen SBB übergeben und sie hatten die Nummern
97 und 98 erhalten. Dabei reisten diese beiden Fahrzeuge vom Hersteller
mit eigener Kraft an. Die ersten
Versuchsfahrten
mit den neuen Maschinen fanden jedoch fernab des Gotthards statt. So
konnten allfällige Reparaturen schnell im Werk des Herstellers behoben
werden. Nach Abschluss der Fahrten zwischen Winterthur und Frauenfeld, wurden die beiden Schleudern von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB übernommen. An-schliessend konnten sie sich auf die Reise an ihren Zielort machen.
Diese Reise führte auch jetzt wieder an den Gotthard und dort in das
Depot
von Erstfeld. Damit tummelten sich dort erstmal vier Schneeschleudern. Ein
Bestand, der danach für viele Jahre nur noch vorübergehend verringert
wurde. Erstfeld war bisher die Heimat aller Schneeschleudern und das änderten auch diese beiden Schneeschleudern nicht. Die Heimat war das Depot Erstfeld und dort verbrachten die beiden Maschinen auch den Sommer.
Die
Zeit wurde im ersten Jahr jedoch genutzt um das Be-dienpersonal zu
schulen. Später sollte in diesen Monaten auch der schwere Unterhalt
ausgeführt werden. So waren die Schleudern im Winter einsatzbereit. Der schwere Unterhalt dieser beiden Schneeschleudern wurde nun erstmals einer Hauptwerkstätte zugeteilt, die Lokomotiven behandelte.
Dabei fiel die Wahl auf die Werkstätte in Biel/Bienne, die sich bereits
auf den Unterhalt von
Diesellokomotiven
spezialisiert hatte. Spezielle Komponenten, wie die Schleuderaggregate,
wurden dabei auch beim Hersteller aufgearbeitet. Ein Konzept, das zeigte,
wie speziell diese Fahrzeuge waren.
Im
Herbst rückte die erste neue Schleuder erstmals aus. Nein, sie war nicht
zur
Schneeräumung
aufgeboten worden, sondern wurde nach Göschenen verschoben. Dort war
sowohl für die Schleuder, als auch für den neuen Lösch- und Rettungszug
eine
Remise
erstellt worden. Damit wollte man bei der besonders gefährdeten
Nordrampe
beidseitig eine der neuen Schneeschleudern bereithalten, denn die Lawinen
erreichten dort die Strecke. Abgezogen wurde die ungeliebte elektrische Schneeschleuder Xrote 99. Sie sollte umgebaut werden und anschliessend dem Bahnmeister Jura im Kreis 1 zugeteilt werden.
Es
war damit erstmals auch eine grosse Schneeschleuder ausserhalb vom
Gotthard stationiert worden. Jedoch bekam diese keine Zuteilung zu einem
Depot,
sondern neu einen
Heimatbahnhof,
wie die Wagen. So blieb Erstfeld immer noch das einzige Depot mit
Schneeschleudern. Weiterhin im Depot Erstfeld blieb jedoch die alte Maschine der Bauart Leslie. Niemand hatte nach dem letzten Desaster den Mut, die Rotary auszumustern.
Die
neuen Maschinen mussten daher zuerst zeigen, was sie bei Lawinen anrichten
konnten. Erst dann sollte ein Entscheid gefällt werden. Im
Depot
wurde die Dampfschneeschleuder zwar für den Einsatz vorbe-reitet, jedoch
erstmals nicht mehr eingeheizt. Das war die Konsequenz davon, dass man im fernen Bern glaubte, diese alte Maschine nicht mehr zu benötigen. Vielmehr muss eigentlich be-wundert werden, dass die alte Rotary nicht umgehend auf den Schrott gestellt wurde.
Diese
Option
liess auf sich warten. Das zeigte, wie gross der Schock bei der
elektrischen Schneeschleuder gewesen sein musste. Riskieren wollten die
verantwortlichen Stellen vermutlich nichts mehr.
Im
anschliessenden Winter liess der erste grosse Schnee nicht lange auf sich
warten. Den ersten Einsatz führte dabei die in Göschenen abgestellte
Maschine aus. Ihre Aufgabe bestand darin, den
Bahnhof
Göschenen und die
Südrampe
vom Schnee zu befreien. Dadurch konnten dort die Zeiten bis zum Einsatz
verkürzt werden. Die
Nordrampe
war jedoch für jene Schleuder in Erstfeld vorbehalten. Es wurden daher
beide Schleudern benötigt. Von beiden Standorten rückten sie dem gefallenen Schnee zu Leibe und sorgten so schnell wieder für freie Fahrt am Gotthard. Die neuen Maschinen überzeugten das Personal beim ersten Einsatz.
Besonders geschätzt wurde, dass keine
Lokomotive
mehr umgesetzt werden musste. Die Schleuder drehte sich und konnte sofort
in die an-dere Richtung räumen. Die Einsatzzeit verkürzte sich daher
deutlich, was natürlich dem Personal gefiel. Dank den Rafferblechen stieg die maximale Räumbreite der neuen Schneeschleuder auf unglaubliche 3 600 mm. Einen Wert, den man bisher bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB noch mit keiner Schnee-schleuder erreicht hatte.
Gerade in den
Bahnhöfen
musste so der Bereich zwischen den
Geleisen
nicht mehr von Hand geräumt werden. Das benötigte Personal reduzierte sich
daher deutlich, so dass dieses anderweitig verwendet werden konn-te. Noch wollte man sich bei den verantwortlichen Stellen nicht vom Rotary trennen, denn noch war keine Lawine weggeräumt worden. Das war auch bei der elektrischen Lösung ein Problem gewesen.
Jedoch erwartete man hier dank den neuartigen Vorschneidepropeller einen
deutlich besseren Erfolg. Aber eben, man war vorsichtig geworden und so
schlief die Dampfschneeschleuder in Erstfeld in einem warmen
Schuppen.
Schliesslich rollte im Raum Wassen die erste Staublawine über das Trassee
der
Gotthardbahn. Der Betrieb musste eingestellt werden und sowohl in
Göschenen, als auch in Erstfeld wurden die
Dieselmotoren
gestartet, es ging frohen Mutes auf die Reise zur Freilegung der Strecke.
Jetzt konnten die neuen Maschinen zeigen, was sie konnten und die
Erwartungen waren wirklich sehr hoch, denn die
Rotary sollte nun
bezwungen werden. Je höher die Schneemassen wurden, desto langsamer fuhr die Schneeschleuder, was auch zu erwarten war. Lawinenschnee wurde durch die Kraft so stark gepresst, dass dieser hart wie Beton wurde.
So
verwundert es auch nicht, dass die bisherigen Schleudern immer grosse Mühe
mit Lawinen hatten. Doch dafür waren hier die Vorschneidepropeller
montiert worden und das sollte helfen. Trotzdem ka-men die Arbeiten nur
sehr schleppend voran. Oft war Stillstand angesagt, weil die Propeller zuerst den harten Schnee lockern mussten. Durch diese Auf-lockerung vergrösserte sich das Volumen und der Schnee geriet so in die Aggregate und wurde von diesen zur Seite geworfen.
Das
dauert eine gewisse Zeit und anschliessend konn-te die Schleuder wieder
einige Zentimeter vorrücken. Die Aktion begann erneut und dann kam der
nächste Schritt. Es ging sehr langsam vorwärts.
Hier
sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass bei der
Rotary die
Dampflokomotive mit voll geöffnetem Regler und maximalem Druck in den
Zylindern
drückte. Vorne raffelte das grosse Schleuderrad den Schnee ab und
beförderte diesen auf die Seite. Auch da war bei den
Das Problem bei Lawinen war, dass diese nicht immer nur aus Schnee bestanden. Bei einem Niedergang wurden Steine und oft auch Bäume vom Schnee mitge-rissen.
Besonders die mächtigen Staublawinen entwickelten gigantische Kräfte, die
auch grossen Bäumen zum Verhängnis wurden. So versteckten sich diese im
Schnee und waren oft gar nicht zu erkennen. Zumindest so lange, bis die
Schleuder so-weit vorgerückt war. Beim ersten Baum, der mit der Lawine mitgerissen wurde, sprachen die Sicher-ungen der Propeller an und die Welle drehte leer. Die Schneeschleuder musste zurücksetzen und die Mannschaft die Vorschneidepropeller vor Ort reparieren.
In
der Zeit waren andere Leute damit beschäftigt, die Bäume von Hand
auszu-graben und zu entfernen. Danach ging es wieder ein paar Meter
weiter, dann war die
Sicherung
eines Propellers erneut gebrochen. Die Ersatzmannschaft heizte derweil im Depot Erstfeld der Rotary kräftig ein. Die neuen Schleudern konnten ja üben, bis der Kesseldruck erreicht war. Die letzte Erhöhung desselben erfolgte bei der Fahrt zum Einsatzgebiet.
Die
unbändige Kraft der
Dampfmaschine
machte auch aus einem Baum Kleinholz und verteilte diesen in der Umgebung.
Die flachen Schaufeln raffelten das
Holz
einfach ab und wurden kaum beschädigt. Es stand somit 2:0 für die Dampfschneeschleuder. So kam es, wie es kommen musste. Die neuen Schneeschleudern wurden, wie die elektrische Version dazu verwendet, die Strecke vom gefallenen Schnee zu befreien.
Kam
dann eine der wenigen noch nicht optimal verbauten Lawinen, wurde der
Veteran von 1896 eiligst angeheizt und im Kampf gegen die Lawine
eingesetzt. Auch nach 72 Jahren war kein Ersatz vorhanden.
Die
alte Maschine blieb somit das einzige Dampffahrzeug der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB.
Mit dem Erscheinen der beiden neuen gigantischen Modellen aus dem
Hause Beilhack in Rosenheim, wurden die Karten am Gotthard neu gemischelt.
Besonders zu spüren bekam das die Dampfschneeschleuder, die nun definitiv
ausgemustert wurde. Jedoch begannen nun auch die Xrotm 97 und 98 die
zweite Geige zu spielen und das zeigte sich bei der Stationierung
derselben, denn diese wurde nun geändert und die grossen Schleudern neu
verteilt.
Eine
der kleinen Schneeschleudern wurde daher nach Bellinzona verschoben. Dort
erfolgten die Schulungen des Bedienpersonals. Dabei wurde die Maschine von
Göschenen verschoben, denn dort stationierte man nun eine der neuen
Schleudern. Am Heimatdepot änderte sich jedoch nichts, auch weiterhin
blieben die Maschinen dem
Depot
Erstfeld zugeteilt. Meistens wechselte man im Sommer einfach die Nummern
aus.
Mit
Beginn des Winters waren daher in Bellinzona und Göschenen je eine grosse
Schleuder und in Erstfeld warteten die restlichen beiden Maschinen auf den
Einsatz. An diesem Konzept sollte sich in den folgenden Jahren nichts mehr
ändern, denn zu wichtig war der Betrieb am Gotthard und da hatte man keine
Zeit, sich auf Experimente einzulassen. Doch das soll nicht heissen, dass
die Maschinen nicht anders eingesetzt wurden.
Besonders dann, wenn das Mittelland im Schnee versank, wurden grosse Teile
der grossen
Rangierbahnhöfe
mit mehreren Zentimeter Schnee bedeckt. Die Hilfe eilte dann von Erstfeld
aus und führte die Schneeschleudern dabei bis in den Raum Lausanne und
auch der RBL war um diese Maschinen froh. Zwei Maschinen verblieben dabei
jedoch zur Sicherheit am Gotthard, denn man konnte nie wissen, was dort
passierte.
Mit
der Eröffnung des
Basistunnels
am Gotthard verlor die
Bergstrecke
der ehemaligen
Gotthardbahn ihre Bedeutung. Das hatte auch Auswirkungen auf die
Schleudern. Die beiden kleinen Maschinen wurden daher abgezogen und kamen
neu auch im
Kreis
1 und damit im Jura zum Einsatz. Auch die Zuteilung zu den
Depots
wurde aufgegeben. Neu war für die
Schneeräumung
mit den grossen Schleudern die
Betriebswehr
zuständig. Nachdem 2017 die kleinere Schneeschleuder
mit der Nummer 98 ausrangiert wurde, war von diesem dreiachsigen Modell
nur noch ein Exemplar vorhanden. Die Arbeit wurde dabei nicht verändert.
Mit anderen Worten, die Schneeschleuder mit der Nummer 97 fand in Lavorgo
einen Einstellplatz, wo sie dazu vorgesehen war, die
Südrampe
bei Bedarf von Schnee zu befreien. Je nach Wetterlage muss dieser Einsatz
schnell erfolgen.
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