ETCS Level 2 Umsetzung |
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Mit der Umsetzung von
ETCS
Level 2 am Gotthard fand ein weiterer
Schritt zur Umsetzung von ETCS Level 2 als ganzheitliches System statt.
Die Schweiz, genauer das BAV hatten beschlossen, dass in der Schweiz bis
ins Jahr 2040 sämtliche Strecken auf diesem Standard sein sollten. Dabei
gab es beim Entscheid noch viele offene Fragen, die bis zu diesem
Zeitpunkt nicht beantwortet werden konnten. Einige Punkte will ich
hervorheben.
Die Probleme auf der Strecke kamen teilweise wirklich von den
Bahnhöfen
und den damit verbundenen speziellen Fahrten zur Formierung von Zügen. Mit dem Systementscheid mussten nun aber auch Bahnhöfe in das System integriert werden. Bahnhöfe in denen Züge enden und neu beginnen, wo rangiert wird und wo neue Züge formiert und verändert werden.
Das mit
ETCS
Level 2 umzusetzen, war die grosse Herausforderung.
Klar war aber, dass man noch viele Erfahrungen sammeln muss, bevor man
sich an den
Hauptbahnhof
Zürich heranwagen würde. Man backte vorerst kleinere Kuchen.
Durch die Anpassungen der Vorschriften wurde diesem Umstand
Rechnung getragen. Besonders das Problem
Bahnhof
löste man auf elegante Weise, denn auf Strecken mit
ETCS
Level 2 gibt es
schlicht keine Bahnhöfe mehr. Sie haben richtig gelesen, die Sache mit
Bahnhof und Strecke wurde bei ETCS Level 2 zu Gunsten der Strecke
aufgegeben. Daher müssen wir die Strecken bei ETCS Level 2 etwas genauer
ansehen.
Die Aufgabe eines
Bahnhofes
ist, dass dort Züge enden und beginnen können. Dort finden auch
Rangierarbeiten zur Formation von Zügen statt. All diese Funktionen
sollten jedoch erhalten bleiben, denn auch bei
ETCS
Level 2 gab es solche
Situationen. Daher musste man die Strecke unter ETCS Level 2 in mehrere
Bereiche aufteilen. Der Bahnhof wurde daher zu einem Bereich der
ETCS-Strecke, wo rangiert werden kann.
Der neu geschaffene Rangierbereich
ersetzt auf Strecken mit
ETCS
Level 2 den bisherigen
Bahnhof.
Was aber nicht bedeuten muss, dass dieser Rangierbereich mit den heutigen
Grenzen eines Bahnhofes übereinstimmen muss. Wir haben im Rangierbereich
daher die Möglichkeit, Züge neu zu formieren und diese starten und enden
zu lassen. Die Aufgaben des Bahnhofes sind daher immer noch vorhanden.
Speziell ist, dass nur im Bereich des konventionellen
Geschwindigkeitsbereich KGB Rangierbereiche vorhanden sind. Im Bereich
EGB
darf nicht rangiert werden. Das bedeutet unweigerlich, dass in den heute
bekannten
Bahnhöfen
auch in Zukunft Geschwindigkeiten von 160 km/h nicht überschritten werden
sollten. Wobei das natürlich nur für jene gilt, wo als Rangierbereich
definiert werden. Einem Bahnhof ähnliche Bereiche gibt es aber auch im
EGB.
Nun gibt es aber bei der Eisenbahn auch Fahrten, die nicht als
Züge geführt werden können. Bei
ETCS
Level 2 gibt es diese insofern nicht
mehr, dass nach Möglichkeit in der Vollüberwachung gefahren werden soll.
Ist dies jedoch nicht möglich, weil man zum Beispiel zum Unterhalt in den
Bereich der Strecke fahren muss, wird im Bereich des
KGB ausserhalb eines
Rangierbereichs rangiert. Das ist mit ETCS Level 2 möglich.
Die herkömmlichen Zwergsignale gibt es, wie wir später noch
erfahren werden, nicht mehr. Daher gelten hier andere Vorschriften für die
Fahrten ausserhalb der Rangierbereiche. Unterhalt wird aber auch auf den Abschnitten des EGB erforderlich sein. Auch da müssen die Geleise von Zeit zurzeit ersetzt werden. Da aber auf den Strecken des EGB nicht rangiert werden darf, ist das ein Problem.
Sie haben richtig gelesen, auf den Abschnitten des
EGB ist es
grundsätzlich verboten zu rangieren. Doch genau das ist beim Unterhalt der
Strecke erforderlich. Ein Problem, das gelöst werden muss.
Auf den Strecken des
EGB werden für
den Unterhalt spezielle Erhaltungsbezirke definiert. Diese sind auf der
Strecke mit speziellen Signalen zu kennzeichnen. Wir werden dieses Signal
kennen lernen, wenn wir die
ETCS
Level 2 Signale betrachten. Innerhalb
eines solchen Erhaltungsbezirks kann nun rangiert werden. Die Grenzen sind
durch den Bezirk definiert. Die Zufahrt zu diesem Bereich erfolgt jedoch
in Vollüberwachung.
Sie sehen, wir haben nun den Unterhalt auf den Strecken geregelt.
Wir müssen nur wissen, dass wir diese Erhaltungsbezirke nur im Bereich des
EGB haben. Auf den Strecken, wo der
KGB gilt, kann auch in Zukunft auf
konventionelle Weise rangiert werden. Dazu wurden für regelmässige
Rangierfahrten die Rangierbereiche definiert. Doch nun muss man diese
Bereiche auf der Strecke auch erkennen können.
Daher musste man eine klare Lösung
für das Problem mit den Grenzen schaffen. Da die Grenze immer bei einem
ETCS-Haltsignal ist, griff man zu den speziellen Kennzeichnungen bei den
Grenzen. Im Bereich des konventionellen Geschwindigkeitsbereichs KGB werden die ETCS-Haltsignale und ETCS-Standortsignale speziell gekennzeichnet. Dazu gehören neben einer Ortsbezeichnung auch die Gleisnummer und die befahrene Richtung.
Damit ist das Signal auch im Bereich von
ETCS
Level 2
klar zu definieren. Im Bereich des KGB werden diese Signale mit weisser
Schrift auf blauem Grund gekennzeichnet. Das sieht dann zum Beispiel so
aus:
CU604P Zur Unterscheidung erfolgt die Kennzeichnung der Signale im erweiterten Geschwindigkeitsbereich mit schwarzer Schrift auf weissem Grund. Die Signale werden daher im EGB farblich unterschiedlich gekennzeichnet.
Das sieht dann so aus
CU605P. Sie sehen, dass die Bezeichnung
identisch ist nur eine geänderte Farbe vorhanden ist. Der Grund dazu ist
simpel, denn so mussten die Bezeichnungen auf den vorhandenen Strecken
nicht verändert werden.
Wir haben nun den Bereich der Strecke unter
ETCS
Level 2 mit Hilfe
der Signalbezeichnungen genau definiert und können nun eine kurze
Zusammenfassung machen. Auf Strecken mit ETCS Level 2 gibt es keine
Bahnhöfe
mehr. Sie wird in Bereiche mit
Rangierdienst
und ohne aufgeteilt und unterteilt sich in den Bereich
KGB und
EGB. Im
Bereich des EGB wird jedoch nur in Unterhaltsbezirken, die genau definiert
werden rangiert.
Die Angelegenheit klingt kompliziert, wenn man sich an den alten
Zopf mit
Bahnhof
und Strecke hält.
ETCS
Level 2 veränderte daher Strecken in weit grösserem
Umfang, als das bei den ersten Anlagen noch gedacht war. Mit der
Definition von Rangierbereichen kann es aber unter ETCS Level 2 auch
möglich sein, auf der Strecke Wagen ab- oder anzuhängen. So lange man das
in einem Rangierbereich macht, ist das keine komplizierte Angelegenheit.
War bisher der Wechsel von
Zugfahrt
auf
Rangierfahrt
immer mit einem zwingenden Halt verbunden, ändert sich das nun auch, denn
unter
ETCS
Level 2 kann nicht mehr so einfach gewechselt werden. Der
Lokführer muss daher immer beauftragt werden, die Fahrt als Zug zu beenden
und in den Betriebsmodus „Shunting“ zu wechseln. Erst jetzt wird unter
ETCS Level 2 rangiert und das in erster Linie in den Rangierbereichen.
Der Begriff Shunting bezeichnet unter
ETCS
Level 2 den Wechsel des
Triebfahrzeuges in den Rangiermodus. Sollte es Ihnen
bisher noch nicht aufgefallen sein, erwähne ich das an dieser Stelle. Die
Begriffe bei ETCS Level 2 sind zu einem grossen Teil in englischer Sprache
gehalten. Das gilt auch beim Shunting. Der Grund dazu ist simpel einfach,
denn im Modus Shunting, wird überall auf der Welt gewechselt.
Somit weiss der Lokführer in der Schweiz, in Frankreich und in Italien
unabhängig der Sprache, was er zu tun hat, wenn er die Lokomotive auf
„Shunting“ stellt. Sprachliche Unterschiede sollten so etwas gemildert
werden. Wir werden daher im weiteren Verlauf noch weitere englische
Begriffe kennen lernen. Merken Sie sich einfach, dass
ETCS
Level 2
wirklich ein international einheitliches System sein soll und dann ist
Englisch nur logisch.
Doch bevor wir nun in die
Lokomotive
einsteigen und eine Fahrt unter
ETCS
Level 2 absolvieren, müssen wir uns
mit den Signalen, die entlang der Strecke stehen befassen. Dabei werden
wird kuriose Situationen antreffen, die bei der Entstehung dieses Artikels
noch nicht restlos abgeklärt waren. Ein Problem, wenn man zeitnah
informieren will. Ich wende hier die wahrscheinlichste Lösung an um Ihnen
die Sache etwas zu vereinfachen.
Aber bevor wir genauer ins System und in die Anzeigen gehen, ein
Hinweis für Sie als Reisender. Auf Strecken, die mit
ETCS
Level 2
betrieben werden, spielt es keine Rolle, ob wir uns im
KGB oder im
EGB
befinden. Sie können an keinem Signal erkennen, ob sich ein Zug nähert
oder nicht. Dieser ist einfach da, auch wenn man das nicht vermutet und er
ist schnell, ja sogar sehr schnell. Daher gilt hier besonders:
BETRETEN
DER GLEISANLAGEN IST VERBOTEN.
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