Erstfeld - Göschenen - Luzern

Diese Tour bedient hauptsächlich wieder Reisezüge. Jedoch wird auch eine Schiebelokomotive bedient. Die Arbeit beginnt morgens um 5.15 Uhr und endet um 14:25 Uhr. Die Endpunkte sind Airolo und Luzern. Obwohl es sich wieder um eine Tour mit Reisezügen handelt kommt bei dieser Leistung eine neue Komponente hinzu, die Schiebelok. Doch lesen Sie selbst weiter.

Es ist kurz nach vier Uhr morgens als mir der Wecker den Schlaf raubt. Mühsam erhebe ich mich aus dem Bett, ach wäre ich doch gestern eher ins Bett gegangen. Heute beginnt der Frühdienstdurchgang. Fünf Tage arbeiten und der erste beginnt schon kurz nach fünf. Der Letzte ist dann sogar um halb ein Uhr morgens. Im Bad versuche ich mit einem kalten Lappen die Müdigkeit aus den Augen zu waschen. Noch schnell den Morgenkaffee getrunken, und dann muss ich schon los.

Als ich das Haus verlasse, bemerke ich den kühlen Wind. Ich entnehme noch schnell die Morgenzeitung dem Briefkasten. Auf dem Weg zur Arbeit erfreue ich mich der Weihnachtsdekoration. Einige andere Frühaufsteher begegnen mir auf dem Weg. Einige Lastwagen fahren durch das Dorf, sie beliefern die Läden im Dorf. Als ich im Depot ankomme, begebe ich mich als erstes zum Garderobenschrank und schaue nach neuen Informationen. Ausser den üblichen Fahrplanänderungen gibt es nicht viel Neues. Im Einteilungscomputer schaue ich noch kurz nach, ob ich an Weihnachten arbeiten muss. Heiligabend habe ich meinen regulären Freitag, aber die anderen Tage sind noch offen. Daran hat sich auch noch nichts geändert. In zwei Wochen muss ich es dann wissen, denn dann ist Weihnachten.

 

Die Fahrt am Zugsende

Nachdem ich mir die Warnweste angezogen habe, begebe ich mich zur Leitstelle, und erkundige mich, ob der Zug die Schiebelokomotive benötige. Der Mitarbeiter schaut kurz in seinen Unterlagen nach und meint dann, ja. Ich nehme meine Mappe und begebe mich in die Remise. Ein paar Worte kann ich mit dem Schaltwärter schon noch wechseln, denn der Zug, den ich nachschieben muss ist gerade in Goldau ausgefahren und benötigt noch 25 Minuten bis Erstfeld. Ich kontrolliere bei meiner Lok, eine Re 4/4 II, ob sie schon gearbeitet hat. Wie ich dem Leistungscouvert entnehmen kann, ist die Lok Heute schon ein Mal in Göschenen gewesen.

Ich kontrolliere noch die Drehgestelle und schalte dann die Lok ein. Einen kurzen Moment später geht das Rangiersignal vor mir auf Fahrt. Mittlerweile hat es leicht zu regnen begonnen. Nachdem der Zug angehalten hat, kann ich mit meiner Lok am Schluss anfahren. Der Kuppler hängt mir die Maschine an. Vor mir sehe ich nur eine Containerwand. Langsam lösen sich die Bremsen an meiner Lok.

Als die Bremsen vollständig gelöst sind, rufe ich am Funk die Zuglokomotive auf. Die Stimme, die mir antwortet kenne ich. Von jetzt an spreche ich ihn mit seinem Namen an. Ich bitte ihn die Bremsen anzuziehen. Nachher gebe ich ihm den Auftrag die Bremsen zu lösen. Nach einer kurzen Weile lösen sich die Bremsen meiner Lok wieder vollständig.

Ich melde dem Freund vorne, dass die Bremsen gut seien und frage ihn, ob er fahrbereit sei. Er antwortet mit ja. Ich bestätige das und sage ihm, wenn das Signal offen sei könne er von mir aus abfahren, ich sei hinten bereit. Wenn alles normal läuft, höre ich bis Göschenen kein Wort mehr von ihm. Ich melde die Fahrbereitschaft dem Bahnhof Erstfeld. Jetzt kann ich nur noch warten, bis der Zug sich in Bewegung setzt. Plötzlich bewegt sich meine Lok mit einem leichten Ruck nach vorne.

Der Zug gewinnt langsam an Tempo, nach dem befahren der letzten ablenkenden Weiche beginne auch ich, mit meiner Lok, zu arbeiten. Ich schalte auf einen fest vorgegebenen Stromwert auf, ab und zu muss ich noch eine Stufe zuschalten. Da der Zug schwer ist, gewinnen wir auf den ersten Metern kaum an Geschwindigkeit. Das Flachstück vor Amsteg wird uns helfen. Vor der Einfahrt in das Flachstück reduziere ich die Schiebekraft ein wenig, da ich sonst den Kollegen vorne dazu zwinge zu bremsen, und das ist nicht der Sinn der Sache. Als die Strecke wieder zu steigen beginnt, schalte ich wieder auf den erlaubten Wert auf. Vor Amsteg nehme ich erneut die Leistung meiner Lok zurück. Aber sobald ich mich mit meiner Lok in der Horizontalen der Station befinde, beginne ich wieder Schiebekraft zu erzeugen. So gelingt es uns mit dem Zug ohne grossen Geschwindigkeitsverlust oder Anstieg durch die Station zu führen.

Nach der Station stelle ich wieder die maximale Schiebekraft ein. Jetzt muss ich an der Lok nichts mehr verstellen bis vor Gurtnellen. Ab und zu ertönt das Warnzeichen der Sicherheitssteuerung. Rund um mich herum ist es Dunkel. Wenn immer möglich kontrolliere ich die Wagen vor mir, ob auch alles in Ordnung ist. Kurz vor der Station Gurtnellen verändert sich die Landschaft. Hier liegt bereits der erste Schnee, zwar noch sehr dürftig, aber immerhin der erste Schnee. Unterhalb Wassen kann ich für einen kurzen Moment die Beleuchtung der Zuglokomotive sehen. Gleichzeitig kontrolliere ich den Zug erneut.

Soeben haben wir die Station Wassen verlassen, wir nehmen den letzten Aufstieg nach Göschenen in Angriff. Meine Schiebelokomotive arbeitet nach wie vor einwandfrei. Kurz vor Göschenen ertönt die Stimme des vorderen Lokführers am Funk. Ich antworte ihm und bestätige, dass ich verstanden habe, dass die Einfahrt in Göschenen nur mit 60 km/h möglich ist. Danach verabschieden wir uns und wünschen einander gute Reise. Das war das letzte, was ich von der Zuglokomotive gehört habe, denn jetzt beginne ich selbsttätig die Schiebekraft zu reduzieren. Dadurch wir der Zug alleine wegen der Schwerkraft und der grossen Steigung langsamer.

 

Wartezeit in Göschenen

Nach der Ankunft in Göschenen melde ich mich über Funk beim Stellwerk. Ich teile dem dortigen Mitarbeiter mit, dass meine Lok  für den Schnellzug ab Airolo ist. Er bestätigt meine Meldung und teilt mir mit, dass ich meine Lok selber abhängen müsse, da der Kuppler anderweitig beschäftigt sei. Ich entnehme meiner Mappe das Überkleid und die Handschuhe. Der zum Kuppeln benötigte Helm befindet sich auf der Lok. Nach dem ich mich mit allen notwendigen Utensilien ausgerüstet habe, verlasse ich meine Lok. Die kleine Schneemenge reicht bereits aus, dass ich im Schnee leicht einsinke.

Nach dem abkuppeln der Lok, melde ich mich wieder am Funk beim Stellwerk Göschenen. Erst jetzt kann er dem Zug das Signal auf Fahrt stellen. Mir erteilt er den Auftrag, dass ich dem ausfahrenden Zug in den Tunnel folgen soll. Als sich die Zwergsignale für mich öffnen, beschleunige ich meine Lok. Im Gotthardtunnel wechsle ich den Führerraum, so dass ich Richtung Norden fahren kann. Die Zwergsignale zeigen bereits Fahrt, als ich den nördlichen Führerstand betrete. Ich setze meine Lok nach dem ich sie wieder eingeschaltet habe in Bewegung, und fahre über das Geleise eins an das Schuppengleis, wo mein Zug bereit steht. Der Kuppler wartet bereits auf mich. Er erteilt mir den Befehl, direkt an den Zug zu fahren.

Ich schalte meine Lok wieder aus, da der Kuppler die Zugsammelschiene der Wagen mit der Lok verbinden muss. Nach dem erneuten Wechsel des Führerraumes blicke ich wieder Richtung Süden. Der Kuppler meldet sich bei mir und fordert mich auf, die Lok und die Zugsammelschiene einzuschalten. Ebenso bittet er mich, den Funk auf seinen Kanal umzustellen. Ich löse die Bremsen des Zuges. Das Ampèremeter der Zugsammelschiene verrät mir, dass die Wagen mit dem heizen begonnen haben. Der Kuppler fordert mich auf, die Bremsen des Zuges anzuziehen. Ich folge der Aufforderung und bremse die Wagen. Er kontrolliert ob die Bremsen fest anliegen, dazu benutzt er einen speziellen Bremskontrollstab. Als er am Zugschlusssignal angekommen ist, fordert er mich auf, die Bremsen zu lösen. Auch dies erledige ich sofort.

Als der Kuppler wieder beim mir steht, meldet er mir "Bremse gut", aber diesmal benutzt er nicht den Funk. Nach meiner Bestätigung verabschiedet er sich. Jetzt habe ich eine Pause, die eigentlich keine ist. Die Lokomotive heizt die Wagen, und ich kontrolliere die korrekte Funktionsweise meiner Maschine. Etwas Ruhe tut so früh am Morgen gut. Die Zeitung hilft die Zeit zu überbrücken.

 

Göschenen – Airolo

Kurz vor der Abfahrzeit des Leermaterialzuges nach Airolo meldet sich der Zugführer bei mir. Er übergibt mir noch die Belastung des Zuges. Diese ändert sich auch nicht für die Rückfahrt, so dass er bereits die Zugnummer des Schnellzuges vermerkt hat. Daraufhin meint er, er werde gleich hinten einsteigen. Ich melde am Funk die Fahrbereitschaft. Wenige Minuten später gehen die Signale auf Fahrt. Ich beschleunige den Zug auf die erlaubte Geschwindigkeit. Da dieser Zug nur bis Airolo verkehrt hat er den Übernamen Stollenexpress. Ein Billet von Göschenen nach Airolo wird hingegen als Tunnelzuschlag bezeichnet. Die Einfahrt von Airolo lässt nur eine reduzierte Geschwindigkeit zu, da ich in das Perrongeleise der Gegenrichtung einfahren muss.

Nach dem Halt schalte ich die Lok aus, damit der Kuppler die Lok vom Zug trennen kann. Nach dem Kuppeln betritt er den Führerstand auf der nördlichen Seite. Er öffnet ein Fenster, und erteilt mir mit der Mundpfeife und der Hand den Befehl zum vorwärts fahren. Zuerst muss ich aber noch die Lok einschalten. Anschliessend fahre ich los. Nach den Weichen höre ich durch das offene Fenster einen Haltbefehl. Ich halte an. Meine Lok befindet sich bereits im vollen Gefälle der Südrampe. Mit einem Blick nach hinten, sehe ich den Befehl zur Rückwärtsfahrt. Die Pfeifensignale ertönen ebenfalls. Ich setze meine Lok in Bewegung. Durch leichtes schwingen seines Armes teilt der Rangiermitarbeiter mir mit, dass ich weiterhin rückwärts fahren kann.

Kurz nach dem Portal halte ich wieder an. Jetzt geht die Fahrt wieder vorwärts an den Zug. Kurz vor dem Zug halte ich an, damit der Kuppler aufrecht zwischen die Puffer treten kann. Er kuppelt die Lok mit dem Zug, als ich die Lok ausgeschaltet habe. Nach dem Führerraumwechsel kann ich die Lok und die Zugsammelschiene wieder einschalten, da der Rangierarbeiter mir den Auftrag dazu mitgeteilt hat. Der Zugführer führt erneut eine Bremsprobe durch. Letztlich erscheint am Signal das Signal Bremse gut. Jetzt habe ich noch kurz Zeit um die Fahrpläne aufzuspannen. Letztlich kontrolliere ich noch, ob auch wirklich alles korrekt gekuppelt ist. Es ist alles in Ordnung und ich bin mit meinem Zug fahrbereit. Die Abfahrzeit rückt langsam näher.

 

Es geht das erste Mal nach Hause

Als die fahrplanmässige Abfahrzeit erreicht ist, erhalte ich die notwendige Abfahrerlaubnis. Ich beschleunige den Zug, da die Türen bereits geschlossen sind. Durch den Gotthardtunnel geht es mit der maximalen Geschwindigkeit von 125 km/h.

In Göschenen steigen die ersten Reisenden zu. Das Ausfahrsignal geht auf Fahrt, die Abfahrerlaubnis leuchtet auf und ich beschleunige den Zug. Unmittelbar nach der Station beginnt das Gefälle. Da der Zug ab jetzt durch die Schwerkraft beschleunigt wird, muss ich die Geschwindigkeit mit der elektrischen Bremse der Lok regulieren.

Die Station Wassen und Gurtnellen sind bereits vorbei, als ich an einem Gegenzug, der Bergwärts fährt eine leicht verschobene Ladung beobachte. Über Funk teile ich meine Beobachtung dem Kollegen des Güterzuges mit. Er bestätigt meine Meldung.

Zum Glück ragt die Ladung nicht über den Wagenrand hinaus. In der Station Amsteg kreuze ich den Schnellzug, der nach Süden verkehrt.

 

Die erste Pause

Nach dem Halt in Erstfeld verlasse ich die Lok, und ein Kollege aus dem Depot Zürich steigt zu. Ich verabschiede mich von ihm, nachdem ich ihm die wichtigsten Bemerkungen zum Zug und der Lok erklärt habe. Jetzt habe ich eine Pause, denn ich muss mit dem Schnellzug in einer Stunde nach Luzern fahren. Doch zuvor gehe ich für einen Kaffee in die Kantine . Ich lese während dieser Pause noch die Zeitung, die ich mittlerweile ins Tessin und wieder zurück befördert habe. Während der Pause treffe ich noch einige Lokführerkollegen aus Erstfeld. Die angeregte Diskussion muss ich aber gleich wieder verlassen, da sich mein nächster Zug nähert.

 

Jetzt geht es nach Luzern

Ich besteige die Lok, nachdem diese mit dem Zug in Geleise zwei angehalten hat. Der Erstfelder Lokführer macht nun Feierabend, denn er ist mit dem Zug bereits seit Chiasso unterwegs. Ich beschleunige den Zug wieder, nach dem die Abfahrerlaubnis aufleuchtet. Die nächsten Halte sind in Flüelen, Brunnen, Schwyz und Arth-Goldau. In Arth-Goldau muss ich noch den Intercity aus dem Tessin abwarten. Dieser trifft mit ein paar Minuten Verspätung in Arth-Goldau ein. Die Leute steigen auf meinen Zug um. Mit einer Minute Verspätung kann ich meine Fahrt in Richtung Luzern fortsetzen. Der nächste Halt ist Rotkreuz. Hier muss ich kurz vor dem Signal anhalten, damit die Wagen an der richtigen Stelle stehen. Da das Geleise gerade ist, kann ich den Zug gut beobachten.

Auch jetzt erhalte ich wieder eine Abfahrerlaubnis. Die Ausfahrt lässt nur eine maximale Geschwindigkeit von 60 km/h zu. Dies hauptsächlich, da ich über ablenkende Weichen fahren muss. Nachdem der letzte Wagen die letzte Weiche passiert hat, darf ich auf eine Geschwindigkeit von 140 km/h beschleunigen. Nach der  Station Ebikon folgt die Strecke in vielen Bögen dem Rootsee, auf welchen oftmals Ruderregatten stattfinden. Um das Geschehen auf dem See kann ich mich aber nicht kümmern, da auf dieser Strecke viele Signale stehen. Ich teste die Luftbremsen des Zuges vor der Dienststation Gütsch.

Ab jetzt muss ich die maximal zulässige Geschwindigkeit fahren, da diese zweispurige Strecke sehr dicht belegt ist, denn alle Züge der Normalspur müssen über die zwei Geleise nach Luzern. Die Züge folgen sich hier im 2 Minuten Takt, teilweise fahren sie sogar neben einander in den Bahnhof ein. Die Einfahrt in den Kopfbahnhof von Luzern ist nur mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h möglich.

Ich halte so knapp wie möglich vor dem Prellbock an. Bewege die Lokomotive noch kurz gegen den gebremsten Zug und schalte sie anschliessend aus. Der Kuppler löst die Kabel, Schläuche und zuletzt noch die Kupplung. Nachdem er seine Arbeit erledigt hat, fordert er mich auf noch ein oder zwei Meter vorzuziehen. Danach schalte ich die Lok erneut aus, denn ich muss den Führerstand wechseln. Kurz nachdem ich die Lok wieder soweit hergerichtet habe, dass ich dem ausfahrenden Zug folgen kann, bemerke ich eine Gruppe Japanischer Touristen. Die Touristen sind von der Re 6/6 Lokomotive begeistert, und beginnen mit dem belichten ihrer Filme. In diesem Moment denke ich darüber nach, wie oft ich schon der heimliche Star eines Heimvideos war.

Die Abfahrzeit des Zuges ist erreicht. Ich bemerke, wie sich die Wagen vor mir in Bewegung setzen. Mit etwa 60 Meter Abstand folge ich dem Zug zum anderen Ende des Perrons. Kurze nach dem der Zug die Weichen vor mir verlassen hat, gehen die Zwergsignale auf Fahrt. Ich beschleunige meine Lok. Die Fahrt endet in einem Nebengleis, wo ich den Führerraum wieder wechseln kann. Jetzt muss ich auf den Gegenzug aus Basel warten, der in einigen Minuten einfährt. Als der Zug eingefahren ist, gehen auch meine Zwergsignale in die Fahrstellung. Ich fahre mit der Lok direkt an den Zug an, da der Kuppler mir den Auftrag dazu schon von weitem erteilt. Als sich die Puffer berühren schalte ich die Lok erneut aus. Ich wechsle den Führerstand dieser Lok ein letztes Mal. Mit dem Einschalten der Lok muss ich noch warten, bis ich den Auftrag dazu erhalte. Als der Befehl zum bremsen des Zuges aufleuchtet schalte ich die Lok wieder ein, die Zugsammelschiene bleibt aber weiterhin spannungslos.

Der abgehende Lokführer betritt, während dem ich den Zug löse, die Lok. Ich erkläre ihm, dass ich auf der Fahrt hierher keine Schäden festgestellt habe. Ebenso erwähne ich noch, dass die Zugsammelschiene noch nicht eingeschaltet ist. Wir verabschieden uns, und ich gehe in die Pause. Der Kollege auf der Lok fährt mit dem Zug bis nach Chiasso. 3,5 Stunden ohne Pause und die Möglichkeit ein WC aufzusuchen.

 

Die zweite Pause

Ich begebe mich ans Ende des Perrons, wo sich spezielle Kasten befinden, in denen die Lokführer ihre Arbeitsmappen deponieren können. Jetzt habe ich Pause, und das erst noch zur Mittagszeit. Am Tag habe ich eine grosse Auswahl um zu Essen, am Abend sieht das dann schon anders aus. Ich entscheide mich Heute für das Personalrestaurant der nahe gelegenen Poststelle, das wir mitbenutzen dürfen. Hier stehen verschiedene Menüs zur Auswahl bereit. Da ich von den anwesenden Personen niemand kenne, setze ich mich an einen freien Tisch.

Nach dem Essen hole ich mir an der Theke noch einen Kaffee. Jetzt ist noch etwas Zeit um Revue zu passieren. Die Halte in Arth-Goldau und Rotkreuz sind mir nicht perfekt gelungen, das versuche ich auf dem Heimweg besser zu machen. Doch die Uhr bleibt nicht stehen, und so muss ich mich wieder auf den Weg zum Bahnhof machen, damit ich rechtzeitig zur Arbeit erscheine. 

 

Der letzte Zug des Tages

Pünktlich stehe ich am Prellbock bereit, denn ich muss die ankommende Lokomotive des demnächst einfahrenden Zuges übernehmen. Eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern fragt mich, ob der Zug der hier einfährt, in Sursee hält. Da ich den Lauf dieses Zug aus Erfahrung bestens kenne, bejahe ich die Frage. Ebenso empfehle ich ihr, doch die Hilfe des Zugführer anzufordern um den Kinderwagen einzuladen. Ich kann ihr leider nicht helfen, da ich sobald der Zug hier eingetroffen ist, die Lok übernehmen muss. Sie bedankt sich und wünscht mit noch einen schönen Tag.

Als der Zug eingefahren ist und der Kollege mir die Griffstangen gereinigt hat, betrete ich den Führerraum. Er verabschiedet sich von mir und gibt mir noch einen Hinweis, dass auf dieser Seite der Scheibenwischer nicht mehr sauber wische. Er habe aber eine Reparaturanzeige erstellt. Wieder wechsle ich den Führerraum, da ich jetzt das selbe Manöver fahren muss wie vor der Pause.

Mittlerweile ist mein neuer Zug aus Basel eingefahren, und ich stehe abfahrbereit im Bahnhof Luzern. Als sich das Signal öffnet und die Abfahrerlaubnis aufleuchtet kontrolliere ich noch den Zug, ob auch wirklich alle Türen geschlossen sind. Das ist der Fall, und ich kann den Zug in Bewegung setzen. Wieder befahre ich die Strecke dem Rootsee entlang, diesmal aber in der anderen Richtung. Die Station Rotkreuz nähert sich. Die Einfahrt ist nur mit 60 km/h möglich, da ich über ablenkende Weichen fahren muss. Der erste Halt ist immer eine heikle Sache, da ich noch nicht genau weiss, wie die Wagen bremsen und wie sie wieder lösen. Aber es stimmt alles perfekt. Ich habe schon beim ersten Mal alles bestens getroffen.

Die Bedingungen zur Abfahrt sind wieder erfüllt, und ich setze den Zug in Bewegung. Nach der Station von Immensee blicke ich kurz über den Zugersee, ob ich eventuell den Intercity aus Zürich schon sehen kann. Ja, er ist bereits in der Station Walchwil. Es ist ein Cisalpino, der Stuttgart mit Italien verbindet. Der weisse Zug fällt in der dunklen Landschaft auf. Ich versuche die Geschwindigkeit so anzupassen, dass ich zur selben Zeit am Perron stehe wie der Intercity. Das gelingt mir beinahe, denn der Cisalpino steht etwas 30 Sekunden später still.

Eigentlich sollte der italienische Zug bereits wieder am fahren sein, aber da bewegt sich nichts. Ich beobachte, wie das Zugpersonal hektisch versucht eine Türe am zweiten Wagen zu schliessen. Doch alle Bemühungen nützen nichts, die Türe bewegt sich keinen Millimeter und bleibt stur. Nach einer Minute meldet sich das Fernsteuerzentrum Arth-Goldau am Funk und fragt den Kollegen vom Cisalpino, ob er nächstens abfahren könne. Er verneint die Frage, da die Türe immer noch offen sei. Daraufhin teilt der Stellwerksmitarbeiter dem Führer des Pendolino mit, dass er nicht abfahren darf, da er ihm das Signal wieder auf Halt stellen wird. Hier in Arth-Goldau ist es nicht möglich, lange mit den Zügen stehen zu bleiben, da die Züge aus dem Süden kurze Zeit später die selben Geleise benützen müssen. Um wenigsten ein Geleise frei zu haben, fahre ich mit dem Schnellzug vor dem Intercity ab. Irgendwo auf der Fahrt nach Chiasso, wir der Cisalpino den Schnellzug wieder überholen.

Wenig später geht mein Signal auf Fahrt. Die Abfahrerlaubnis leuchtet auf, und ich setze meinen Zug mit etwa 5 Minuten Verspätung in Bewegung. Jetzt ist die Reihenfolge für ein Mal anders. Kurz nach dem Bahnhof kreuze ich den Schnellzug aus Süden, der bereits vor dem Einfahrsignal von Arth-Goldau steht.

Ich halte an den Bahnhöfen Schwyz, Brunnen und Flüelen an. So jetzt geht es auf die letzte Etappe. Die Abfahrerlaubnis leuchtet auf, die Türen sind geschlossen und ich beschleunige den Zug zum letzten Mal auf die erlaubte Geschwindigkeit. Die Einfahrsignale von Erstfeld erlauben mir mit der höchsten erlaubten Geschwindigkeit in den Bahnhof einzufahren. Ich halte mit den Zug an der passenden Stelle an. Ich reinige die Griffstangen, und verlasse die Lok mit einem freundlichen Gruss an den Kollegen, der den Zug weiter führt bis nach Chiasso. Viele Worte verlieren wir nicht, da der Zug immer noch etwas zu spät ist, und wir versuchen, diese Verspätung einzuholen.

Im Depot stelle ich meine Mappe noch an den dafür vorgesehen Ort, und verlasse das Depot. Jetzt fährt der Cisalpino in Richtung Süden durch. So wie es aussieht, wird die Reihenfolge ab Göschenen wieder stimmen. Auf dem Weg nach Hause begegnen mir noch ein paar Kollegen, die sich auf den Weg zur Arbeit machen. Bevor ich in meine Wohnung trete, entnehme ich noch die Post dem Briefkasten. Ausser Rechnungen liegt aber nichts darin. Ich geniesse noch den Nachmittag, und gehe Heute zeitig ins Bett, denn morgen muss ich wieder früh raus.

 

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