Bedienung des Triebwagens |
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Gänzlich neu war die Bedienung des
Triebwagens.
Auch wenn viele Bereiche nicht verändert wurden, war in einem wichtigen
Punkt eine neue Lösung gefunden worden. Die wurde auf dem Grundsatz
aufgebaut, dass das Fahrzeug im
Nahverkehr
eingesetzt werden sollte. Damit sollte das Fahrpersonal in einigen Punkten
entlastet werden. Profitiert hatte hier die BLS-Gruppe
von den anderen
Bahngesellschaften,
die bei der Bestellung beteiligt waren. Die ersten Schritte mit dem Zugang zum Fahrzeug und den ersten Handlungen waren nicht verändert worden. Der Lokführer gelangte immer noch über seine seitliche Türe in den Triebwagen.
Diese besass zwar ein Schloss, jedoch war das Bahnpersonal mit dem
passenden Schlüssel ausgerüstet worden. Der Zugang über eine
Einstiegstüre
wäre zwar auch möglich gewesen, hätte jedoch einen grösseren Aufwand
bedeutet, daher benutzte man den Zugang zum
Führerstand. Nachdem die in einem Schrank befindlichen Hähne zu den Hauptluftbehältern geöffnet wurden, aktivierte sich die Steuerung. In den Abteilen und Durchgängen ging eine Grund-beleuchtung an.
Diese löschte erst wieder, wenn der
Triebwagen
eingeschaltet wurde, oder wenn die
Beleuchtung
der Abteile eingeschaltet war. Zudem standen nun auch die
Einstiegstüren
der Fahrgäste bereit. Diese waren jedoch nicht verriegelt. Die allererste Neuerung für die Lokführer der BLS-Gruppe war der Führerstand selber. Trat man in diesen erkannte man den dunklen mit Hartholz belegten Boden, die weisse Decke und die hellgrünen Wände.
Zudem fiel natürlich schnell das sich auf der linken Seite
befindliche
Führerpult
ins Auge. Genau die Position war neu, denn bei der BLS, sassen die
Lokführer immer noch rechts und das wirklich nur noch dort. Der Führerstand besass alle für die Bedienung wichtigen Hebel und Geräte. Auch einige Schutzeinrichtungen der Steuerung waren hier montiert worden und konnten so bei Stör-ungen schnell kontrolliert werden. Der freie Platz auf der rechten Seite wurde mit einem Stuhl versehen und er stand dem Beimann zur Verfügung. Auch als Ablage für das Gepäck konnte dieser selten benutzte Stuhl sehr gut genutzt werden. Ansonsten war er nur im Weg.
Bedeutend wichtiger war der eigentliche Arbeitsplatz des
Lokführers. Dieser bestand aus dem
Führerpult,
das schwarze Flächen erhalten hatte und der Sitzgelegenheit für den
Lokführer.
Dieser Sitzplatz für den Lokführer wurde mit einem einfachen
Führerstuhl
ausgerüstet. Hohe Komfortansprüche wurden dabei nicht gestellt, der Sitz
war einfach aufgebaut und bot nur wenige Einstellmöglichkeiten, die bei
kurzen Aufenthalten in einem
Bahnhof
schnell erledigt werden konnten.
Vor dem Lokführer zeigte sich nun der ergonomisch eingerichtete
Führertisch.
Dabei achtete man bei der Gestaltung auf eine möglichst optimale Anordnung
der Bauteile. Die auf der Fahrt wichtigen Informationen wurden im direkten
Blickfeld des Lokführers angeordnet. Davor befanden sich zudem die
Bedienelemente für die Fahrt. Links vom Lokführer wurden die
Bremsventile
montiert. Unwichtige Schalter und Taster, waren etwas weiter weg montiert
worden. Um den Triebwagen einzuschalten, begannen bereits die nächsten Probleme. Der sich bewährte, aber auch schon ins Alter gekommene Verriegelungskasten war hier nicht mehr vorhanden.
Dieser verschwand, weil sich die Konstrukteure wirklich auf die
neue Gestaltung eingelassen hatten. Viele Handlungen, die immer wieder
erfolgten, sollten ver-einfacht werden. Dazu gehörte auch die
Inbetriebnahme des Fahrzeuges. Bei diesen Triebwagen kam für die Inbetriebnahme ein Inbetriebsetzungsschalter zur Anwendung. Dieser Schalter wurde mit einem herkömmlichen und von dem ersetzten Verriegelungskasten stammenden Schlüssel freigegeben.
Da es jedoch keinen zweiten
Führerstand
gab, musste der Schlüssel beim Wech-sel des Führerstandes nicht
mitgenommen werden. Doch kommen wir zu Be-dienung dieses neuartigen
Schalters, denn die war sehr einfach. Der in der Grundstellung befindliche Schalter konnte nun bewegt werden. Dazu wurde der Schalter aus der Stellung «Null» auf das Symbol einer Batterie verbracht.
Dadurch wurde der
Führerstand
aktiviert und an den Anzeigen konnte der Zustand der
Batterien
abgelesen werden. Zur Kontrolle leuchten die
Leuchtmelder
auf dem Pult kurz auf. Die
Inbetriebsetzung
durfte, sofern die Werte der Batterie gut waren, weiter fortgesetzt
werden.
Der Griff konnten nun auf das Symbol eines
Stromabnehmers
verbracht werden. Die Steuerung hob diesen nun. Der Lokführer konnte den
erfolgreichen Abschluss dieses Vorganges nach einer kurzen Verzögerung an
der Anzeige zur
Fahrleitungsspannung
ablesen. Der letzte Schritt war die Endlage mit dem Symbol eines
Schalters. Damit wurde der
Hauptschalter
eingeschaltet und damit der
Triebwagen
in Betrieb genommen. Damit setzte die Ladung der Batterien ein. Diese konnte nun an den Anzeigen dazu abge-lesen werden. Erkennbar war die Ladung, wenn sich der Ausschlag in Richtung der positiven Skala bewegte.
Neben dieser Kontrolle wurde nun die vorhandene
Druckluft
ergänzt. Das
Lokomotivper-sonal
nutzte dazu meistens die automatische Stellung mit dem aktiven Druckschwan-kungsschalter.
So musste es sich nicht um die Druckluft bemühen. Nun konnten auch die pneumatischen Bremsen in Betrieb genommen werden. Die Steuer-ung des Triebwagens war so ausgelegt worden, dass es in einem unbesetzten Führerstand nicht möglich war, die Bremsen des Zuges zu lösen.
Daher musste zuerst der
Triebwagen
und somit die Steuerung des
Führerstandes
einge-schaltet werden. Sobald die
Bremsen
betriebsbereit waren, konnte man deren obliga-torische Prüfung
durchführen.
Zur Prüfung der direkten
EP-Bremse
wurde das im
Führerpult
eingebaute und bekannte Rangierbremsventil FD1 eingebaut. Dieses
unterschied sich bei der Bedienung nicht von den anderen Baureihen. Selbst
die Anzeige der Wirkung am
Manometer
war identisch. Der Unterschied zur
Rangierbremse
bestand nur bei der effektiven Ansteuerung der
Bremszylinder.
Der Lokführer erkannte das an seinen Anzeigen jedoch nicht.
Mit dem aus dem Hause Oerlikon stammenden
Führerbremsventil
FV 5, konnte die
automatische Bremse
geprüft werden. Die notwendigen Handlungen waren dem
Lokomotivpersonal
der BLS-Gruppe
von früheren Fahrzeugen her bekannt, so dass die
Bremsprobe
ohne spezielle Schulung durchgeführt werden konnte. Auch die Bedienung
dieser
Bremse
während der Fahrt war nicht neu, was sicherlich der Sicherheit dienlich
war.
Die
Bremsprobe
der pneumatischen
Bremsen
war korrekt abgeschlossen, wenn am
Manometer
der angezeigte
Bremszylinder
gebremst und wieder gelöst hatte. Eine Anzeige, ob das mit allen Bremsen
so war, gab es jedoch nicht. Diese wurden auch bei diesem Fahrzeug, sofern
dies erforderlich war, vom
Zugpersonal
kontrolliert. Dabei musste jedoch die
EP-Bremse
auch geöst sein, da sonst die Kontrolle beim
Steuerwagen
nicht möglich war. Wenn die Bremsprobe ohne Fehler funktionierte und ab-geschlossen wurde, konnte die Handbremse gelöst wer-den. Da eine Federspeicherbremse vorhanden war, wur-de keine Kurbel mehr verwendet. An deren Stelle gab es einen einfachen Schalter.
Stand dessen Griff quer zur Fahrrichtung, waren die Fe-derspeicher
angezogen. Um diese zu lösen, musste der Griff um 90 Grad gedreht werden.
Damit war der
Triebwagen
fast für die Fahrt bereit. Bevor nun das Fahrzeug in Bewegung gesetzt wurde, musste die Dienstbeleuchtung korrekt eingestellt wer-den. Für jede Lampe war im Führerstand der ent-sprechende Schalter vorhanden. Dieser hatte vier Stellungen und war als Drehschalter ausgeführt worden.
Stand der Griff waagerecht, war die Lampe dunkel. Ein Pfeil auf
dem Griff zeigte an, welche Stellung gewählt wurde. So war vorne weiss und
hinten rot. Eine Rück-meldung gab es jedoch nicht. Eigentlich könne nun die Fahrt begonnen werden. Damit dies betrieblich erfolgen konnte, musste zuerst das Stell-werk darüber informiert werden. Dazu war auf dem Triebwagen ein entsprechendes Funkgerät eingebaut worden.
Dieses entsprach dem bei der BLS-Gruppe
verwendeten Betriebsfunk. Hier muss erwähnt werden, dass damit die
BLS-Gruppe schon sehr fortgeschritten war, denn bei den meisten Bahnen
waren keine solchen Systeme vor-handen.
Nun konnte mit den
Triebwagen
die Fahrt begonnen werden. Dazu bediente der Lokführer zuerst den Griff
zum
Wendeschalter.
Damit wählte er die gewünschte Fahrrichtung und gab den auf dem
Führerpult
montierten
Steuerkontroller
frei. Erst jetzt konnte wirklich
Zugkraft
aufgebaut werden. Fehlte der Schlüssel beim neuen
Inbetriebsetzungsschalter, oder war dieser verriegelt, konnte der Griff
zum Wendeschalter jedoch nicht bewegt werden.
Mit dem
Handrad
wurden keine vorgegebenen
Fahrstufen
mehr geschaltet. Es war ja weder ein
Stufenschalter,
noch eine
Hüpfersteuerung
montiert worden. Die Skala hatte daher nur einen Bereich «Fahren» und
einen Bereich «Bremsen». Die angegebenen Zahlen dienten mehr der
Orientierung, als dass feste Fahrstufen vorhanden waren. So wurde durch
die Technik eine neue Bedienung möglich, die auch gefordert wurde. Es kam anstelle einer Geschwindigkeitssteuerung, wie sie bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB verwendet wurde, kam hier die auf den Lokomotiven Ge 4/4 II der RhB bewährte Charak-teristiksteuerung zur Anwendung.
Das hatte jedoch grosse Auswirkungen auf die Bedienung und sie
musste daher dem
Lokomotivpersonal
erklärt werden. Jedoch war sie einfach zu erlernen und sie konnte mit dem
Wissen leicht be-dient werden. Die hier eingebaute Charakteristiksteuerung verband die Vorteile der anderen bekannten Steuerungen. Dabei arbeitete die Steuerung im unteren Bereich der Geschwindigkeiten mit den Zugkräften. Der Lokführer konnte so die gewünschte Zugkraft immer noch nach seinen Vorstellungen einstellen.
Seine Konzentration konnte er kurz nach der Abfahrt, auf das
Ge-schehen am Zug konzentrieren. Er musste sich nicht um die korrekte
Zuschaltung der
Fahrstufen
kümmern. Im Bereich höherer Geschwindigkeiten, wechselte die Steuerung dann zur Regelung der Geschwindigkeit und der Lokführer musste sich nicht mehr um die Regelung der Zugkraft kümmern.
Die Zahlen auf der Skala dienten dabei als Orientierung. Mit der
Erfahrung wusste das Personal schnell, wo welche Werte abge-rufen werden
können. Stellte es die 15 ein, beschleunigte der
Triebwagen
und bei einer bestimmten Geschwindigkeit wurde diese gehalten.
Es muss erwähnt werden, dass diese Regelung die Geschwindigkeit
nicht so gut einhalten konnte, wie das bei einer vollwertigen
Geschwindigkeitssteuerung,
wie sie bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB bei der Baureihe RABDe
12/12 verwendet wurde, der Fall war. Gerade dieser Grund und die in diesen
Jahren rasante Entwicklung der Technik sollten dazu führen, dass sich die
Charakteristiksteuerung
nicht durchsetzen konnte.
Wollte der Lokführer die Geschwindigkeit erhöhen, gab er eine
höhere
Zugkraft
vor und der
Triebwagen
beschleunigte auf den neuen Wert. Die Skala half ihm nun bei der
Bedienung, denn er konnte mit der Position 15 auf eine Geschwindigkeit
beschleunigen und der Triebwagen hielt dann die Geschwindigkeit ungefähr
bei. Wollte er das Tempo jedoch reduzieren, stellte er einfach einen
tieferen Wert bei der Skala ein.
Es zeigte sich, dass die Lokführer sich schnell an diese Steuerung
gewöhnten und sich so schnell zu Recht fanden. Auch hier lag der Vorteil
der Lösung auf der Hand, denn die klassische Zugkraftsteuerung und die
Geschwindigkeitssteuerung
der
Staatsbahn
mussten gänzlich unterschiedlich bedient werden, was dem
Lokomotivpersonal
mitunter Probleme bereiten konnte. Vor allem dann, wenn diese noch mit den
gleichen Bedienelementen geregelt wurden. Die auf der Fahrt wichtigen Anzeigen wurden im zentra-len Blickfeld des Lokführers in einer kleinen Konsole ange-ordnet. Dazu gehörten die Anzeigen für die Spannung in der Fahrleitung, die Zugkraft und die Druckverhältnisse in den Bremsen, der Hauptleitung und bei der Vorratsluft.
Sie wurden dabei links und recht von der wichtigsten Anzeige
eingebaut. Was weniger wichtig war, reihte sich beidseitig an die
Anzeigen. Mitten in diesen Anzeigen war die Anzeige der Geschwin-digkeit untergebracht worden. Für diese Anzeige kam ein zentrales Gerät der Firma Hasler in Bern zur Anwendung.
Die Messwerte von den
Achsen
wurden dabei elektronisch durch das Zentralgerät aufgearbeitet und dem
Lokführer nur noch an einem Zeigerinstrument die Werte ausge-geben.
Vorteil dieser Anlage war, dass sie den Unterhalt vereinfachte, jedoch
hatte sie auch Nachteile.
Dem Lokführer wurde nur noch eine aufbereitete Anzeige ausgegeben.
Bei einer Störung, musste diese mit einer Störungsanzeige übermittelt, da
diese sonst nicht erkannt worden wäre. Der Lokführer durfte dann den
angezeigten Werten nicht mehr glauben. Er musste die gefahrene
Geschwindigkeit mit Rechnen ermitteln. Damit er den Zeitfaktor besser
bestimmen konnte, war eine Quarzuhr eingebaut worden, die ihm die Zeit
anzeigte.
Mussten vom Lokführer auf der Fahrt akustische Signale erteilt
werden, konnte er diese mit einem zentral im
Steuerkontroller
eingebauten Knopf bedienen. Die
Lokpfeife
dieses
Triebwagens
entsprach den in der Schweiz üblichen Tonlagen. Auch hier konnten die zwei
unterschiedlichen Tonstufen mit der Kraft, die man auf dem Knopf
aufwendete, gesteuert werden. Das Klangbild musste jedoch immer noch das
Personal erzeugen. Um die Linientransparent korrekt einzustellen, waren die notwendigen Schritte auf einer Konsole auszuführen. Dabei musste der Lokführer eine vom System vorgegebene Liniennummer eingeben und die Anzeige stellte daraufhin automatisch um.
Zwar kannte man die Nummern der
S-Bahnen
in der Schweiz damals noch nicht, aber be-trieblich konnten die Strecken
schon damals in spezielle Linien eingeteilt werden.
Auch die Ansagen der
Stationen
wurden nun vom System übernommen. Für Sonderansagen war ein Hörer mit
Mikrophon
im
Führerstand
und bei der Sprechstelle des
Zugführers
vorhanden.
Wir hatten daher hier ein
Fahrgastinformationssystem
erhalten, das sich erst viele Jahre später bei anderen Bahnen durchsetzen
sollte, denn gerade die
Staatsbahnen
setzten damals immer noch auf die persönliche Note des Personals.
Erreichte der Zug einen
Halteort,
musste der Lokführer mit einer Taste die Türen frei geben. So konnten die
Reisenden nach dem Stillstand aussteigen. Mit Hilfe der beidseitig
vorhandenen
Rückspiegel
konnte der Wechsel der Fahrgäste beobachtet werden. Diese wurden mit einem
Pedalschalter
geöffnet und blieben dies so lange, bis dieser losgelassen wurde. Dabei
waren
Spiegel
bei
Triebwagen
nicht neu, nur die beidseitige Montage war eine Verbesserung.
Konnte die Fahrt fortgesetzt werden, wurden die
Einstiegstüren
mit der Verriegelung geschlossen. Erst wenn die Anzeige dazu erlosch,
durfte die Fahrt fortgesetzt werden. Ein Umstand, der nicht unbedingt neu
war, denn bei den
Pendelzügen
war diese Lösung schon früher so gewählt werden. Es war daher eine
einfache Bedienung des Fahrzeuges möglich und nur an die Regelung der
Zugkraft
musste sich das Personal zuerst etwas gewöhnen.
Nach der Arbeit wurde der
Triebwagen
mit der
Federspeicherbremse
gesichert und mit dem Inbetriebsetzungsschalter ausgeschaltet. Nachdem die
Beleuchtungen
gelöscht waren, wurden die Hähne zu den
Hauptluftbehältern
geschlossen. Das Fahrzeug konnte nun wieder durch die Türen verlassen
werden. Jedoch war auch der Wechsel auf den
Steuerwagen
möglich, dann wurde der Triebwagen jedoch nur ausgeschaltet. Die
Sicherung
übernahmen nun die pneumatischen
Bremssysteme.
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