Die Inbetriebsetzung |
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Es ist schwer über die Versuchs- und Testfahrten verlässliche
Informationen zu bekommen. Dabei waren sicherlich mit dem
Triebwagen
die entsprechenden Fahrten auszuführen. Diese erfolgten einerseits unter
der Leitung der Hersteller und unter der Verantwortung der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB. Das war schon immer so und sollte sich nicht ändern.
Doch hinter die Werksmauern blickte man damals nur verstohlen und nicht
für Berichte.
Die Firmen besassen dazu ein paar Meter, die mit der passenden
Fahrleitung
versehen waren. Dort erfolgte die stationäre Inbe-triebnahme. Konnte das
neue Fahrzeug überhaupt eingeschaltet werden, oder gab es einen Knall und
man begann von vorne?
Erst wenn es gelingt, das Fahrzeug ein und wieder auszuschalten,
kann damit auf erste Fahrten gegangen werden. Auch hier bewegte man sich
anfänglich noch im Gelände des Werkes. Erst, wenn auch hier die Versuche
erfolgreich verliefen, konnte man das Fahrzeug den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB übergeben und so den neuen
Triebwagen
auf die Strecken lassen. Diese Fahrten durften damals noch nicht unter
Leitung der Hersteller erfolgen.
Diese Fahrten fanden meistens unter Ausschluss der Öffentlichkeit
statt. Erst wenn es auf die Fahrten ging, konnte das
Triebfahrzeug
erkannt werden. Damals erfuhren die Leute erst von den neuen Fahrzeugen,
wenn diese von den Schweizerischen Bundesbahnen SBB präsentiert wurden.
Die Hersteller hielten sich dabei etwas bedeckt. Zudem suchten die wenigen
Fans damals nicht nach einem
Triebwagen
für
Nebenstrecken.
Der erste
Triebwagen
wurde dabei offiziell am 15. Mai 1952 von den Schweizerischen Bundesbahnen
SBB übernommen. Diese erachteten das Fahrzeug als gelungen und führten ein
paar Kontrollfahrten durch. Dabei fiel der Triebwagen durch starke
Vibrationen auf, er konnte sich jedoch durch ein gutes Laufverhalten im
geraden
Gleis
auszeichnen. So schwer war das nicht, denn es waren durchaus Werte der
Leichtstahlwagen
zu erwarten.
Ein Punkt, der ganz am Anfang erfolgt, ist der Besuch der Waage.
Dabei soll überprüft werden, ob die Vorgaben in Bezug auf die
Achslasten
eingehalten wurden. Bei einem
Triebwagen
erwartete man in diesem Punkt keine Probleme. Wobei hier jedoch auch
Strecken mit einem schwachen
Oberbau
befahren werden sollten. Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass er problemlos
nach der niedrigsten
Streckenklasse
fahren konnte.
Die
Zugkräfte
wurden dabei nur am Rand geprüft. Es war ein
Triebwagen
und keine
Lokomotive für schwere Züge. Anhand der vorhandenen
Werte wurde eine Lasttabelle erstellt. Damit waren die Versuche eigentlich
schon abgeschlossen. Es waren nicht viele Fahrten und diese dauerten
wirklich nur zwei Tage. Versuche wurden in dieser kurzen Zeit schlicht
keine angestellt. Es wurde lediglich geprüft, ob der Triebwagen
funktioniert.
Wie bei der Baureihe
Ae 4/6
funktionierte diese auf An-hieb. Der
Pendelzug
konnte daher erste Fahrten unter-nehmen. Doch bevor das erfolgte, stand,
wie das üblich war zuerst der Termin vor der Presse auf dem Programm.
Am 17. Mai 1952, also zwei Tage nach der Übernahme, wurde der neue
CFe 4/4 mit der Nummer 841 zusammen mit dem ebenfalls nagelneuen
Steuerwagen
BCt 4ü Nummer 951 auf einer Fahrt von Bern über Aarburg-Oftringen nach
Luzern der eingeladenen Fachpresse vorgeführt. Mit der Presse fuhr man
daher mit dem
Triebwagen
für
Nebenbahnen
ausschliesslich über
Hauptstrecken.
Dabei wurde durchaus auch die
Höchstgeschwindigkeit
ausgefahren.
Solche Fahrten mit der geladenen Presse gab es schon immer. So
wurde dadurch bekannt, dass die
Lokomotive der Baureihe
Ae 8/14 diese Fahrt kaum
schaffte. Der
Triebwagen
schaffte diese Fahrt, auch wenn die Pressleute durchgeschüttelt wurden und
so den Fahrkomfort nicht als besonders gut empfunden haben. Viel neuer
konnten die Fahrzeuge nicht sein. Es war schlicht noch nichts überprüft
worden und Ursachen klärte man auch noch nicht ab.
Wer jedoch etwas genauer hinsah, erkannte, dass die Fahrt durchaus
auch ab dem
Steuerwagen
erfolgte, denn es war eine Spitzkehre in Aarburg vorhanden. Der Eindruck
in der Presse musste wohl gross sein, denn man berichte kaum über diese
Fahrt. Der Grund lag jedoch nicht beim
Triebwagen,
der leidlich funktionierte, sondern bei einer
Lokomotive. Die mit Chrom in der Sonne glänzende
Baureihe Ae 6/6 stahl damals
wirklich jedem Fahrzeug die Show.
Es versteht sich, dass man sich auf diese eingeschossen hatte. Der
motorisierte
Leichtstahlwagen
geriet da schon sehr früh ins Hintertreffen.
Jedoch galt das nicht für die Fachdienste der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB.
Jetzt ging es an die
Testfahrten.
Das neue
Triebfahrzeug
sollte auf Herz und Nieren geprüft werden. Dabei erfolgten die Fahrten ab
Luzern, weil diese auch in das
Seetal
führen sollten. Jedoch war mit dem Entlebuch eine Strecke vorhanden, die
den Charakter ganz gut traf. Wollte man Versuche mit hoher Geschwindigkeit
machen, fuhr man Richtung Olten, wo die Strecke für 125 km/h zugelassen
war. Nur das schaffte der
Triebwagen
gar nicht.
Bei den schnellen Fahrten mit dem
Triebwagen
wurden die Geschwindigkeit der Strecke zudem nahezu erreicht. Es war
üblich, dass die schnellen Fahrten so gesteigert wurden, dass letztlich
die
Höchstgeschwindigkeit
mit einem Zuschlag von zehn Prozent gefahren wurde. Dies wurde sogar noch
überschritten um auch zu prüfen, ob der
Überdrehzahlschutz
korrekt arbeitete. Bei ganz guten Werten, konnte man sogar noch eine
weitere Steigerung vornehmen.
Die Fahrten zeigten, dass die Vibrationen durchaus ernst zu nehmen
waren. Sie kamen von den
Fahrmotoren
und wurden über den
Drehzapfen
letztlich auf das Fahrzeug übertagen. Die Frage war lediglich, warum die
Fahrmotoren in die Pulsation gerieten. Sie neigten dazu, aber so kräftig
wurde das nicht erwartet. Die Abklärungen ergaben, dass die
Überschaltdrosselspulen
den Effekt bei den Fahrmotoren anregten. Es musste die Konstruktion
geändert werden!
Trotzdem gingen die Versuche mit diesem zum
Prototyp
erklärten Fahrzeug weiter und zeigten, dass der
Triebwagen
vom Problem abgesehen, ganz gut funktionierte. Fuhr er im Leerlauf, waren
die Vibrationen weg und das Fahrzeuge hatte einen ruhigen Lauf, der auch
bei hohen Geschwindigkeiten beobachtet werden konnte. Die Schweizerischen
Bundesbahnen SBB waren mit den Triebwagen durchaus zufrieden und die
Versuche sollten nun auf enge steile Strecken ausgeweitet werden.
Man musste daher der Reihe nach gehen und dabei begann man mit den
schnellen Fahrten im Mittel-land. Eine bestimmte
Referenzstrecke
hatte man damals schlicht noch nicht und so war man flexibel. Bremsversuche aus hohen Geschwindigkeiten zeig-ten, dass die R-Bremse den Triebwagen so gut ver-zögerte, dass er problemlos die Strecken mit den angegebenen Höchstgeschwindigkeiten fahren konnte.
Hier muss gesagt werden, dass die Strecke durch-aus auch mit der
P-Bremse
und
Lokomotiven der Baureihe Ae 3/6 I mit 110 km/h befahren
wurde. Daher sollte es für den
Triebwagen
kein Problem sein, die
Bremswege
einzuhalten. Enge steile Strecken hatte es in der Schweiz viele und zum Teil besassen sie auch schon Fahrleit-ungen. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB ent-schieden sich für das Tessin.
Dort sollten die neuen
Triebwagen
auf der Linie nach Locarno und später nach Luino eingesetzt werden. Es war
daher nur sinnvoll, wenn man den Triebwagen dort auf Herz und Nieren
prüft. Damit sollten aber erstmals
Testfahrten
unter Leitung des
Depots
Bellinzona erfolgen.
Üblicherweise wurden die
Testfahrten
am Gotthard bisher ab dem
Depot
Erstfeld durchgeführt. Gerade die Hersteller schätzten dies, weil die
sprachlichen Probleme keine Rolle spielten. Beim CFe 4/4 war dies jedoch
schlicht unmöglich, denn in Erstfeld waren zwei neue
Lokomotiven eingetroffen, die von dort auf Testfahrten
geschickt wurden. Daher musste der
Triebwagen
ins Tessin ausweichen, wo er zudem besser passte.
So wurde der
Triebwagen
wieder ins Werk überstellt, wo die
Hüpfersteuerung
verbessert wurde. Damit sollten die Vibrationen beseitigt werden. Erneute
Versuche waren nicht nötig, da man schnell feststellen konnte, ob diese
wieder auftreten. Die Nacharbeiten brachten hier eine deutliche Reduktion.
Ein ausgesprochen ruhig schaltendes Fahrzeug sollte es jedoch nach wie vor
nicht sein. Es war jedoch deutlich besser.
Zudem baute man, wie bei den neusten
Lokomotiven der Schweizerischen Bundesbahnen SBB eine
intensive
Spurkranzschmierung
ein. So wollte man die Probleme mit der Abnützung lösen. Dies bedeutete
jedoch erneute
Versuchsfahrten
zur Überprüfung. Die fahrplanmässigen Fahrten, liessen daher noch etwas
auf sich warten, denn man musste zuerst die Probleme mit den
Triebwagen
lösen und die Nacharbeiten prüfen.
Die erneuten Fahrten zeigten, dass die gewünschten Verbesserungen
umgesetzt werden konnten. Damit war ein Versuchsbetrieb im Wechsel mit den
alten
Triebwagen
möglich geworden. Diese fanden auf der Strecke zwischen Bellinzona und
Locarno statt. Dort sollten später die alten Triebwagen der ersten
Generation abgelöst werden. Nur mit einem Fahrzeug war das natürlich
schlicht unmöglich und es waren ja noch Versuche.
Da der Zug mit einem neuen Wagen ergänzt wurde, fielen die
Holzbänke auf, denn der Wagen hatte gepolsterte Sitze erhalten. Diese
sollten bei den nachfolgend gelieferten
Triebwagen
ebenfalls eingebaut werden. Die Vorgaben des Pflichtenheftes konnten vom Fahrzeug nun eingehalten werden und die Normallasten wurden festgelegt. Diese konnten mit den Versuchsfahrten in den Rampen des Monte Ceneri überprüft werden.
Gerade die Strecke nach Chiasso zeichnete sich durch
unterschiedliche Steigungen aus. Diese erreichen dabei mit 26‰ durchaus
auch Werte, die auch auf der
Bergstrecke
am Gotthard vorhanden waren. Man konnte sich die Fahrten dort ersparen. Damit war der erste Triebwagen bereit für den planmässigen Einsatz im Tessin. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB hatten, trotz der Start-schwierigkeiten einen neuen Triebwagen erhalten, der die Bedingungen erfüllte und den Verkehr auf Nebenstrecken übernehmen sollte.
Noch hatte man jedoch nur ein Fahrzeug und damit waren wirklich
keine grossen Sprünge zu machen. Jedoch wurden dabei die Nacharbeiten
ausgeführt.
Daher verwundert es nicht, dass der
Triebwagen
mit der Nummer 842 erst am 22. Oktober 1953 und daher über ein Jahr später
übernommen werden konnte. Der Triebwagen mit der Nummer 841 wurde als
Prototyp
nun diesem Modell angepasst und mit der Lieferung der Nummer 843 am 09.
Dezember 1953 hatte man im Tessin mit drei Fahrzeugen der Baureihe CFe 4/4
genug neue Triebwagen um endlich den Fahrplanmässigen Betrieb aufzunehmen.
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