Betriebseinsatz Teil 3 |
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So vergingen die Monate und viele
Betrachter erwarteten eigentlich den nächsten grossen Vorfall. Wenn man
beim ETR 470 auf eines zählen konnte, dann dass man nicht enttäuscht wird,
wenn man schlechtes erwartet. Es brauchte nur Geduld. Doch letztlich
führte ein Vorfall, den man bei anderen Zügen auch haben kann, zu den
nächsten Schlagzeilen, die natürlich nicht sehr löblich waren. Doch was
war passiert?
Ergänzt wird das dann oft mit einem
ekelhaften Geruch. Alles in allem waren es aber nur die
Bremsbeläge,
die sich in Rauch auflösten und dabei zum Stinktier wurden. Gefährlich ist das nicht, denn die Bremsbeläge sind schnell sehr heiss und entwickeln dabei viel Rauch. Rauch beim Pendolino, der an der Seite hoch schlich, führte im Zug jedoch zur Panik. Niemand wollte in dem
Triebzug
verbrennen und suchte jeden Fluchtweg. Dass es dabei draussen gefährlicher
war, kümmerte dann niemand. Die Leute irrten in den
Gleisanlagen
herum und mussten beruhigt werden. Hier spielte die Vorgeschichte der Triebzüge mit und das führte zu diesem aussergewöhnlichen Vorfall. Wie gesagt Festbremser sind keine Seltenheit und können jeden Zug treffen. Bereits ein verklemmter
Bremsbelag
reicht dazu. Wenn das aber beim ETR 470 passiert, geraten die Leute in
Panik und die Presse ändert innert weniger Minuten die Schlagzeilen.
Längst bezeichnete man den Zug als Schrottolino. Jetzt war der Zug im freien Fall. Schwere
Störungen und die immer noch nicht besseren
Fahrordnungen
akzeptierte in der Schweiz niemand. Den Schuldigen hatte man gefunden, es
war die Firma Cisalpino AG und der Hersteller in Italien, auch wenn dieser
bei der neuen Baureihe ETR 610 nicht
so schlecht gearbeitet hatte. Der ETR 470 war im völlig misslungen und das
rächte sich nun immer wieder aufs neue.
Besonders die Pünktlichkeit der
ICN
wurde hoch angesehen. Der Cisalpino fuhr einfach irgendwann zwischen den
anderen Zügen. Selten genug tat er das auch pünktlich. Mancher bezeichnete
den Zug immer mehr als Ärgernis und wünschte ihn zum Teufel. Sie müssen bedenken, dass die Mehrzahl der Fahrten ohne nennenswerte Störungen verliefen. Auch pünktliche Züge gab es, zumindest seit einfach nicht mehr bis zum Ziel gefahren wurde. In Zürich fehlte er dann. Kein Problem, man konnte ja den
ICN
nehmen. Blöd war nur, wenn dieser in Arth-Goldau endete, weil sich dort
der ETR 470 erholt hatte und bereit für die Fahrt nach Italien war. In der
Not wurde der
Interregio
überrannt. Gerade diese Situation zeigt, wie die Kunden das Vertrauen verloren hatten. Seit Jahren fiel der Triebzug ETR 470 durch seine Störungen und die permanenten Verspätungen auf. Ich persönlich kann dies nicht
nachvollziehen, denn auch ich hatte oft meine
Dienstfahrt
mit diesem
Neigezug
und dabei erreichte ich mein Ziel immer pünktlich. Es sei denn, ich sass
im Tessin in der
S-Bahn
und diese wurde vom ETR 470 überholt. Die Schreckensmeldungen beim ETR 470
sollten jedoch nicht enden. So füllte sich am 30. Juli 2007 das Abteil
eines Zuges mit Rauch. Der
Triebzug
wurde daraufhin in Como gestoppt. Nachträglich stellte man fest, dass der
Rauch in der
Klimaanlage
entstanden ist. Ein Vorfall, den man bei entsprechendem Unterhalt durchaus
hätte vermeiden können. Immer mehr geriet die Firma Cisalpino AG deswegen
unter öffentlichen Druck.
Die Pessimisten sollen dabei sogar Recht bekom-men, denn am 16. Februar 2008 erlitt ein ETR 470 im Tunnel einen Defekt. In der Folge wurde der nicht mehr
betriebsfähige Zug im
Basistunnel
evakuiert und anschliessend mit einer
Hilfslokomotive
abgeschleppt. Der Vorfall warf erneut ein schlechtes Licht auf die Firma Cisalpino AG und ihre Arbeiter in Italien. Gerade in der Schweiz dachte man laut über die Forderung nach, dass die Züge in der Schweiz unterhalten werden sollten. Eine Lösung, die auch in Fachkreisen
positiv ange-sehen wurde. Jedoch machte man das eigentlich schon, aber bei
den Zügen merkte man davon wenig, denn sie waren schlicht zu
unzuverlässig. Am 22. Dezember 2008 kam schliesslich die
Forder-ung des Schweizerischen Eisenbahner Verbandes SEV, dass der Zug
sofort stillzulegen sei und in der Schweiz ein Fahrverbot erlassen werden
sollte. Damit wollte nun auch das Personal auf die Betreiber Druck ausüben
und so den
Neigezug
aus der Schweiz verbannen. Eine Forderung, die jedoch nicht gutgeheissen
wurde. Der Zug durfte in der Schweiz weiterhin eingesetzt werden. Hier muss jedoch erwähnt werden, dass die
Behörden ihr Gesicht wahren wollten. Man hatte dem
Triebzug
die
Zulassung
erteilt, obwohl eine der Schlüsselstrecken nicht abgefahren wurde. Das
darf nicht passieren und so trugen auch die Beamten eine Mitschuld. Der
ETR 470 durfte weiter fahren und alle neuen Fahrzeuge mussten nun einen
Marathon durchlaufen, bis endlich eine provisorische Zulassung vorhanden
ist.
Die nächste Fahrt des
Neigezuges
erfolgte ge-schleppt und wieder zurück nach Italien. Ein Vor-fall, der
auch anderen Zügen passieren könnte, wurde jetzt natürlich breit
ausgeschlachtet und die Geschicke der Firma Cisalpino AG wurden deutlich
angeprangert. Getriebe halten bekanntlich ewig. Zumindest wurde das behauptet, weil kaum jemand die alte Rostlaube auf den Schrott stellte, weil der erste Gang einfach nicht mehr ging. Richtig ist, dass diese sehr stark beansprucht werden. Daher ist der Unterhalt sehr wichtig. Die
Rechnung ist dann einfach. Mangelhafter Unterhalt und ETR 470 gleich
Cisalpino AG. Langsam zeigte sich, dass das Problem wirklich die Firma
sein könnte. Im folgenden Jahr sorgten die neuen Neigezüge der Reihe ETR 610 dafür, dass die schlecht funktionie-renden und immer wieder verspäteten Züge der älteren Bauart nur noch am Gotthard verkehrten. Damit kamen die Züge neu auch auf der
Strecke zwischen Mailand und Basel zum Einsatz. Der neue Laufweg führte
dabei über den Gotthard und Luzern. Pünktlicher wurden die Züge deswegen
jedoch nicht und der Verkehr nach Italien wurde immer wieder zum Problem. Durch die neuen Züge konnten die ETR 470
besser unterhalten werden. So hatte man nun einen zusätzlich Zug vorrätig,
was sich beim Unterhalt positiv auswirken sollte. Dummerweise klappte das
mit den Ersatzteilen immer noch nicht besser und der zusätzliche freie Zug
verkam schnell zum Ersatzteilspender. Bei den im Einsatz stehenden Zügen
änderte sich daher immer noch nichts. Doch dem Betreiber stand nun das
Wasser bis zum Hals.
Jedoch brachten die Bahnen sehr schnell
ihre ei-genen Anschriften an und organisierten auch den Unterhalt selber.
Ab sofort konnte man zwischen den Zügen der FS und der SBB unterscheiden.
Be-sonders dann, wenn sie standen. Spannend war, dass man sehr oft meinte, dass die Züge der Schweizerischen Bundesbahnen SBB etwas zuverlässiger funktionierten, als jene der FS. Guter Unterhalt wirkte sich sicherlich positiv aus, nur die Mängel konnte man auch mit dem besten Unterhalt nicht eliminieren. So blieben die Züge immer wieder stehen,
egal von welcher Bahn sie betreut wurden. Man erhoffte sich von der
eigenen Firma einfach eine Verbesserung. Es muss einfach noch einmal erwähnt werden, der Triebzug ETR 470 hatte mit vielen Mängeln zu kämpfen. Viele Bauteile konnten einfach nicht so
lange verbaut werden. Dann kam noch dazu, dass die Firma Cisalpino AG das
eingenommene Geld lieber den Aktionären gab, als Ersatzteile zu
beschaffen. Nun aber hatten dieses Problem die Bahnen und dabei wurde
erkannt, dass diese Teile einfach nicht nach Wunsch geliefert wurden. Am 17. Mai 2011 sorgte ein ETR 470 zwischen
Biasca und Airolo für sehr viel Aufsehen. Der Zug geriet kurz vor dem
Gotthardtunnel
in Brand. Daraufhin breitete sich im Zug viel Rauch aus. Das
Zugpersonal
versuchte krampfhaft eine Panik zu vermeiden und der Lokführer in
Führerstand
suchte verzweifelt eine geeignete Stelle für den Halt. Diese waren aber
auf dem Abschnitt rar und es näherte sich erst noch ein
Tunnel,
der nicht befahren werden sollte.
Bis zur Bergung des
Triebzuges
vergingen daher mehrere Stunden und so lange war die wichtige
Bahnlinie
gesperrt. Wenn am Gotthard nichts mehr ging, dann herrscht in der Schweiz
Alarm. In der Schweiz führte dieser Vorfall dazu, dass man sich ernsthaft über die Zukunft der Züge Gedanken machte. Man wollte sich besonders in der Schweiz von den Zügen trennen. Besser gestern, als morgen. Lösungen sah man mit konventionellen
Kompositionen
mit zwei
Loko-motiven.
Wirtschaftlich war das nicht, aber es fehlten schlicht passende Züge für
Italien. Ausgenommen davon waren die neuen
ETR 610, die aber auch nicht ohne
jeglichen Zweifel waren. Ein erneuter Vorfall passierte am 10. Mai 2012 im Bahnhof von Luzern. Bei am Bahnsteig stillstehendem Zug begann sich einige Wagen plötzlich in beide Richtungen zu neigen. Optisch schaukelte er daher hin und her. Die
Neigetechnik
hatte wohl einen Blackout. Dank den modernen Me-dien, war der Vorfall
schnell im Internet zu finden und belustigte die Leute auf der ganzen
Welt. Direkt betroffene Leute sahen das etwas anders. Auf der weiteren Fahrt funktionierte jedoch
alles in gewohnter Weise, so dass der Zug seine Fahrt ohne Störung
fortsetzen konnte und schliesslich Basel ohne weiteren Zwischenfall
erreichte. Nur, für den Zug war das natürlich nicht die Werbung, die er
benötigte. Zumal die Pünktlichkeit der Züge immer noch zu wünschen übrig
liess. Nur, war das ja nichts Neues und man gewöhnte sich mittlerweile
daran.
Vermutlich hatte es sich gelohnt, dass man
einen Teil der
Versuchsfahrten
am Gotthard absolviert hatte. Je mehr in den Einsatz kamen, desto öfter
funktionierten sie. Das auch, weil das Personal lernte besser damit
umzugehen. So konnten die alten Einheiten weiter entlastet werden. Bei den ETR 470 half das nicht mehr und
jeder hoffte insgeheim, dass es in Bodio zu einem Wunder kommen würde. Die
Lösung war einfach anhalten, die Leute raus lassen und dann
Weiche
umlegen direkt in die Monteforno. Dass dort der Ofen seit Jahren abgebaut
war, kümmerte niemanden ernsthaft. Hauptsache das Ding war von den
Schienen
verschwunden. Dass dieser dann selber dafür sorgte, dass es Wirklichkeit
werden könnte, verwundert nicht. Die
Batterie
eines ETR 470 geriet in Zürich HB in Brand und musste am 19. März 2013
gelöscht werden. Ein Vorfall, der durchaus nicht unbedingt mit dem Zug
zusammenhängt, denn man stellte in der Folge fest, dass gewisse Batterien
einen
Kurzschluss
erleiden konnten und dann ein kleiner Brand entsteht. Der Kunststoff, der
die Batterie umschloss konnte deswegen in Brand geraten. Neue Batterien
mit Metallbehälter hätten daher den Vorfall verhindert. Im Sommer 2014 kam auf der Gotthardstrecke
ein neuer Notfahrplan in Betrieb. Die
Neigezüge
ETR 470 am Gotthard wurden nun aus dem bisherigen
Taktfahrplan
genommen und verkehrten neu eine halbe Stunde verschoben zur bisherigen
Fahrordnung.
Zudem waren die Trasse nicht mehr bogenschnell trassiert, so dass ein
funktionierender ETR 470 einen Teil der in Italien aufgelaufenen
Verspätung
wieder aufholen konnte.
Dadurch kann aber die nach Walchwil
verkehrende S2 nicht mehr nach Walchwil fahren. Sie musste in Zug Oberwil
gewendet werden. Für den
Pendolino
entstanden so weitere Reserven in der
Fahrordnung. Es war das letzte Jahr für die ETR 470 der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Die zur FS gelangten Einheiten waren längst in der Schweiz nicht mehr zu sehen. Was dort damit passierte, soll uns wenig
kümmern, denn noch gab es die Modelle der Schweizerischen Bundesbahnen
SBB. Diese kamen nun aber auch unter Druck und so lautete die Schlagzeile,
dass Käufer für die
Neigezüge
gesucht wurden, denn sie waren ja noch nicht so alt. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB hatten mit den Neigezügen die Geduld verloren. So sehr man sich im Unterhalt bemühte, das Ding wollte einfach nicht so richtig funktionieren. Die neuen Modelle waren deutlich besser
unterwegs und nun auch in genügender Menge vorhanden. Was national nach
dem Tessin fuhr, war in der Hand der
ICN.
Es ging nun darum noch etwas Geld für die nicht so alten Modelle zu
finden. Da niemand die Züge wollte und auch der
derzeitige Besitzer keine Verwendung mehr hatte, war 2015 klar, was
passieren sollte. Sämtliche ETR 470 in der Schweiz sollten der
Ausrangierung
zugeführt und anschliessenden abgebrochen werden. Die Endlösung für ein
Problem, das mit der Ablieferung begann und ab dann viel Papier
verbrauchte. Entweder in den Kotztüten, oder in den Zeitungen, wo man ein
Opfer gefunden hatte.
Bei den knapp 25 Jahre alten und nie so
richtig funktionierenden
Triebzüge ei-gentlich keine grosse Sache. Zumindest so lange, bis
jemand auf die Idee kommt, dass der erste
Neigezug
in der Schweiz zum nationalen Kulturgut gehöre. Auch wenn das die insgeheimen Fans des ETR 470 hofften. Ein 240 Meter langer Triebzug war für die Stiftung ein grosses Problem, denn der Neigezug sollte in einer Halle abgestellt werden. Vorerst fand man diese auch an einer Stelle, wo sich die Hoffnungen nicht be-wahrheiten liessen. Ein
Neigezug,
der von Beginn an nach diesem Motto unterwegs war, ein pas-sendes Obdach.
Nur damit war es na-türlich nicht getan. Ein nationales Ärgernis, soll plötzlich
Kulturgut sein? Ja und so wurde im letzten Augenblick ein kompletter
Triebzug hinterstellt. Sollte die Welt wirklich einmal einen
historischen ETR 470 zu Gesicht bekommen? Das letzte Wort war dabei noch
nicht gesprochen worden. So kam es, wie man es eigentlich bei einem ETR
470 erwarten würde, der Zug landete auch beim Schrotthändler und nur ein
Steuerwagen
sollte erhalten werden. Was man mit diesem anstellen wollte,
entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall wurden die letzten Überreste
eines grossen Ärgernisses ausgerechnet dort abgestellt, wo man sich seit
Jahren damit herumschlagen musste. Der kümmerliche Rest sollte in Erstfeld
zu einem Teil der Ausstellung werden. Da aber mit dem Wagen kein
fahrbereiter
Triebzug mehr entstehen konnte, beenden wir hier die Karriere der
ETR 470.
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