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Normalerweise beginnt die Inbetriebnahme eines
neuen Fahrzeuges beim Hersteller. Dieser führt zuerst stationäre Versuche
durch und schaltete den
Triebwagen
zum ersten Mal ein. Danach erfolgten in den meisten Fällen die ersten
Fahrversuche auf dem Gelände des Werkes. So konnte man die Probleme lösen,
bevor es auf die Strecken und somit zum Kunden ging. Das war bisher immer
so gelöst worden und eigentlich sollte sich das nicht ändern.
Für uns ergibt das
jedoch die Situation, dass die ersten Versuche und Tests eines Herstellers
beleuchtet werden können. Bisher hatten wir immer das Fahrzeug in Betrieb
genommen, wenn dieses vom Hersteller ausgeliefert wurde. Damit entfielen
sehr viele Faktoren, die bei der allerersten Inbetriebnahme berücksichtigt
werden mussten. Schliesslich konnte man nie wissen, ob es nicht Fehler bei
der Montage der Teile gab.
Mit der
Fertigstellung des ersten
Triebwagens
erfolgte im Areal der Werkstätte zuerst die Prüfung der Steuerung, diese
konnte mit Hilfe der
Batterien
und daran angeschlossenen externen
Ladegeräten
auf Herz und Nieren geprüft werden. Erst als sämtliche Funktionen und die
Schutzrelais
einwandfrei funktionierten, konnte man den nächsten Schritt einleiten und
so auch höhere
Spannungen
anwenden. Jedoch erfolgte nicht gleich der grosse Schritt.
Es ist sinnvoll, wenn
man die Steuerung einer Prüfung unterzieht, bevor die anderen
Spannungen
gefährliche Situationen ergeben könnten. Stellen Sie sich die Situation
vor, dass der
Triebwagen
direkt mit der Hochspannung eingeschaltet wird. Wegen einem fehlerhaft
angeschlossenen Kabel kommt es im
Transformator
zu einem
Kurzschluss.
Jetzt ist es wichtig, dass dies von der Steuerung registriert wird und so
der
Hauptschalter
ausgelöst wird.
Es wird nun Zeit,
dass man auch die Hochspannung in Betrieb nimmt. Da bei einer
Spannung
von 15 000
Volt
eine sehr grosse Gefahr ausgehen konnte, erfolgten diese ersten Versuche
meistens in einem abgesicherten Bereich. Ein auf dem neuen Fahrzeug
auftretender
Kurzschluss
hatte dadurch keine Auswirkungen auf den Betrieb. Bei den Herstellern,
aber auch in den Werkstätten der
Bahngesellschaften
waren entsprechende Bereiche vorhanden.
Mit dem unter
Spannung
stehenden
Triebwagen
war die stationäre Inbetriebnahme abgeschlossen. Diese Versuche konnten je
nach auftretenden Mängeln mehrere Tage, aber auch Wochen in Anspruch
nehmen. Erfolgte das bei den Herstellern kamen diese ersten Fehlschläge
kaum an die Öffentlichkeit. Wir können jedoch davon ausgehen, dass nicht
viele Fahrzeuge auf Anhieb anstandslos funktionierten und so erste
Nacharbeiten unverzüglich erfolgten.
Bei den hier
vorgestellten
Triebwagen
war das für die Werkstätte der BLS nicht viel anders. Jedoch war der
Vorteil, dass man schon Erfahrungen mit den anderen Modellen hatte. Nach
einer
Hauptrevision
R3
erfolgte die Inbetriebnahme im Werk auf die gleiche Weise, denn auch jetzt
musste zuerst geprüft werden, ob wirklich alle Teile korrekt
funktionierten. Jetzt waren es einfach neue Triebwagen, die nun auf grosse
Fahrt gehen konnten.
Bei den Herstellern
war das nicht selten gleich die Auslieferung an den Kunden. Bei einer
Werkstätte konnte diese jedoch erfolgen, wenn der Anstrich gar noch nicht
aufgetragen wurde. Daher kehrten die
Triebwagen
meistens in die Werkstätte zurück. Auch wenn diese Triebwagen in den Werkstätten der BLS-Gruppe gebaut wurden, erfolgte an-schliessend die Übernahme durch die Betriebs-führung. Hier unterschied sich ein neues Fahrzeug von revidierten.
Bei
Triebwagen
aus der
Revision,
wusste man, dass alles korrekt funktionierte. Bei einem neuen Fahrzeug
mussten aber gewissen Daten überprüft werden. Daher wurden auch jetzt
umfangreiche Versuchsfahrten durchgeführt. Im Jahre 1953 begann die Inbetriebnahme der neuen Triebwagen. Diese wurden nicht angeliefert, sondern verliessen die Hauptwerkstätte in Spiez.
Daher fiel den Leuten
dieser Schritt kaum auf. Nur wer auf das Feld der
Revisionen
blickte erkannte dort das entsprechende Datum. Unterschiede zu anderen
Fahrzeugen der BLS-Gruppe
gab es nicht, da alle
Triebfahrzeuge
der Betriebsgruppe in Spiez übernommen wurden und daher immer Spiez
angeschrieben wurde.
Damit konnten die
ersten Versuchsfahrten stattfinden. Auch wenn man Erfahrungen mit den
vorangehenden Modellen hatte, mussten einige Bereiche überprüft werden.
Dazu gehörten die erhöhten Lasten auf den steilen Strecken der
Lötschbergbahn. Dabei wurden nicht nur die Lasten gesteigert, sondern auch
unterschiedliche Geschwindigkeiten gefahren. So konnte man berechnen, wie
der
Fahrplan
zu gestalten war.
Jedoch zeigte sich
auch, dass keine Reserven mehr vorhanden waren. Gerade der
Transformator
wurde warm und arbeitete oft an der
Leistungsgrenze,
was hohe Anforderungen an die
Ventilation
stellte. Im Rahmen der Versuche wurden natürlich auch die Laufeigenschaften überprüft. Das bedeutete, dass man Geschwindigkeiten die um 10% über den zugelassenen Werten lagen, die Strecken befuhr.
Gerade bei den
Kräften in den
Kurven
wurde gute Ergebnisse erzielt. Man konnte mit den
Triebwagen
problemlos nach der damaligen
Zugreihe A
fahren. Da die Bedingungen für die
Zugreihe R
noch nicht bestanden, konnten diese Angaben nicht gemacht werden.
Auf geraden
Abschnitten wurden bei den Versuchen auch Geschwindigkeiten von 120 bis
125 km/h gefahren. Auch hier sollten 10% mehr gefahren werden. Dabei
zeigten die
Fahrmotoren,
dass sie durchaus auch diese Geschwindigkeiten über längere Zeit erbringen
konnten. Jedoch zeigte sich auch, dass dazu die
Kühlung
zu schwach ausgelegt wurde. Eine
Zulassung
für diese Geschwindigkeiten war daher schlicht nicht möglich.
Bei den
Bremsversuchen wurde zudem festgestellt, dass die
Bremsen
zwar gut wirkten, es jedoch nicht möglich war, den Zug aus 125 km/h auf
dem vorgegebenen Weg zum Stillstand zu bringen. Daher konnte auch hier nur
mit maximal 110 km/h gefahren werden. Das stellte jedoch bei der BLS-Gruppe
keine grösseren Probleme dar, weil so oder so nicht schneller gefahren
wurde. Jedoch musste man diese Meinung wenig später überdenken.
Als auch der zweite
Triebwagen
fertiggestellt war, konnte man die letzten Punkte prüfen. Dazu gehörte
auch die
Vielfachsteuerung.
Dazu musste man zwei Triebwagen besitzen, denn passende
Steuerwagen
gab es schlicht noch nicht. Die Einrichtung war problemlos und auch die
Funktionen konnten über das Kabel übertragen werden. Daher konnten die
Triebwagen auch in Vielfachsteuerung verkehren. Das war jedoch selten der
Fall, weil man nie einen Triebwagen zu viel hatte.
Die
Triebwagen
waren mit BLS beschriftet und somit für diese
Bahngesellschaft
bestellt worden. Das Betätigungsfeld der neuen Triebwagen sollte sich
daher auf die Strecke zwischen Thun und Brig beschränken. Zwei Triebwagen
wurden für den
Regionalverkehr
benötigt, der dritte Triebwagen bildete die Reserve. Meistens fuhr er aber
nach Stresa, so dass zwei weitere Triebwagen die dringend benötigte
Reserve bilden sollten.
Auf den
Fahrplanwechsel
im Frühling 1954 sollte dieses Konzept umgesetzt werden. Damit war die
Inbetriebnahme der ersten drei
Triebwagen
abgeschlossen. Bei den später gelieferten Triebwagen mit den Nummern 749
bis 750 sollten nur noch die Versuche in den Werkstätten ausgeführt
werden. Nun wusste man, dass die neuen Modelle die richtige Entscheidung
waren. Auch die letzte grosse Strecke war in der Hand der ABDe 4/8.
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