Bedienung der Lokomotive |
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Wie leicht man sich die Bedienung dieser
Lokomotive
bei den Herstellern und bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB
vorstellte, zeigt die Tatsache, dass es zu dieser Baureihe lange Zeit kein
Reglement
gab. Das fehlende Handbuch musste durch die Übermittlung wichtiger
Informationen vom erfahrenen Lokführer auf den ungeübten Kollegen
erfolgen. Dass sich das
Lokomotivpersonal
über diese Tatsache nicht unbedingt freute, versteht sich von selbst. Die
Lokomotive
wurde für die zweimännige Bedienung vorgesehen. Neben dem Lokführer, der
die Maschine bediente, gab es also immer noch einen
Heizer.
Dieser wurde jedoch offiziell nicht mehr so genannt, sondern er wurde als
Führergehilfe
bezeichnet. Die Aufgaben des Führergehilfen bestanden aus Kontrollen
während der Fahrt, beim Stillstand und die Unterstützung des Lokführers in
den fahrdienstlichen Belangen.
Während diesem Rundgang wurden auch gleich
die Hähne zu den
Hauptluftbehältern
geöffnet. Anhand des Geräusches konnte das
Lokomotivpersonal
er-kennen, ob die
Druckluft
für die Inbetriebnahme ausreichte. Nach dieser Kontrolle konnte sich das Personal in den Führerstand begeben. Dazu standen die vier Einstiege zur Verfügung. Wer dabei welchen Ein-stieg benutzte ist gemäss Gerüchten klar geregelt worden. So sollen sich Lokführer geweigert haben,
die
Lo-komotive
auf der Seite des
Heizers
zu besteigen. Umgekehrt hatte dieser natürlich auf der Seite des
Lokführers nichts verloren. Wobei das natürlich nur Gerüchte sind. Wenn wir den Raum betreten, erkennen wir,
dass der Boden mit Holzplanken belegt wurde. Die Wände erschienen in einem
hellgrünen Farbton und die Decke war weiss. Gerade bei der Decke fiel auf,
dass diese getäftert war und so das äussere Dach nicht zu erkennen war.
Das war eine Ausnahme, denn sonst war die Aussenhaut gleichzeitig die
innere Seite. Eine
Isolation
war schlicht nicht vorhanden, so dass es im Sommer recht warm werden
konnte. Umgekehrt, war es im Winter auf dem
Führerstand
auch nicht besonders angenehm. Die eingebauten
Heizungen
sorgten lediglich für etwas Wärme. Durch die Ritzen in der Fronttüre und
durch die seitlichen Türen gelangte jedoch so viel Zugluft in den
Führerraum,
dass davon kaum etwas zu bemerken war. Fuhr die
Lokomotive
durch Schneefall, konnte sich im Führerstand schon mal eine Ecke bei der
Türe mit Schnee füllen.
Es war hier die Farbkombination und
Ausrüstung der Baureihe Ce 6/8 II
verwendet worden. Auch jetzt wurde wenig für den Schutz und den Komfort
des Personals gemacht. Ein Punkt, der bei den
Lo-komotiven
lange so bleiben sollte. Bedient wurde die Lokomotive sowohl vom Lok-führer, als auch vom Heizer, stehend. Das war nicht neu und wegen dem verfügbaren Platz war eine andere Lösung schlicht nicht möglich. Es gab jedoch im
Führerstand
Sitzgelegenheiten, die jedoch nur im Stillstand benutzt werden durf-ten.
Dabei handelte es sich einerseits um die hölz-erne Abdeckung der
Sandkasten, als auch der
Widerstände
für die
Heizung.
Einfache Holzbänke, die jedoch geschätzt wurden. Damit das
Lokomotivpersonal
Jacken und Mützen aufhängen konnte, waren spezielle Kleiderhaken
angebracht worden. Es muss erwähnt werden, dass damals das Lokpersonal mit
Kopfbedeckung arbei-tete, weil man sich diese Methode von den
Dampf-lokomotiven her gewohnt war. Jedoch wurden die Jacken bei grosser
Hitze ausgezogen und anschliessend an die hier vorhandenen Kleiderhaken
gehängt. Eine nützliche Einrichtung. Es wird Zeit, dass wir die
Lokomotive
in Betrieb nehmen. Dazu musste zuerst der Schalter für die
Batterie
und danach jener für die Steuerung umgelegt werden. Damit waren sowohl die
Beleuchtungen,
als auch die Steuerung vorhanden. Die weiteren Schritte bei der
Inbetriebnahme erfolgten im
Führerstand,
der später für die Fahrt besetzt werden musste. Das Personal war faul und
so musste nicht unnötig der Arbeitsplatz gewechselt werden.
Beim Wechsel des
Führerstandes
musste dieser Griff mitgenommen werden. Dazu konnte er auf der Stellung
«Abschluss» abgezogen werden. So war gesichert, dass nur ein Führerstand
besetzt werden konnte. Sobald die Stromabnehmer den Fahrdraht berührten, konnte mit dem Steuerschalter «Automat» der Haupt-schalter eingeschaltet werden. Dazu musste der Griff von der Stellung «0» gegen «Ein» gedrückt werden. War die
Lokomotive
eingeschaltet, konnte der Griff los-gelassen werden. Dieser sprang nun
wieder in die neu-trale Position. Damit war die Lokomotive eingeschaltet
und wir können uns dem
Heizer
zuwenden. Während der Lokführer die
Lokomotive
einschaltete, bediente der
Führergehilfe
die bei ihm montierten
Steuerschalter.
Diese waren sowohl für die
Ventilation,
die
Zugsheizung,
als auch für den Kompressor bestimmt. Zum momentanen Zeitpunkt war davon
jedoch nur der Schalter für den
Kompressor
wichtig, denn dieser durfte nicht auf Stellung «0» stehen. In der Regel
stand er auf «Automat», so dass die
Druckluft
automatisch ergänzt wurde. Um die
Druckluft
zu ergänzen konnte der
Steuerschalter auch auf die Position «Ein» gebracht werden. Der
Kompressor
arbeitete nun dauernd und eine Beschränkung des Druckes war nur in der
Form des
Überdruckventiles vorhanden. Da dieses die Druckluft jedoch
lautstark entweichen liess, wurde das Versäumnis bemerkt und der Schalter
konnte nach erfolgter Ergänzung wieder in die übliche Position «Automat»
verbracht werden.
In
der Regel wurde die
Lokomotive
durch das Personal der Werkstatt
geschmiert, so dass der
Heizer
nur noch allfällige Ergänz-ungen und
Kontrollen durchführen musste. Er konnte so wieder schnell in den
Führer-stand
zurückkehren. In der Zeit übernahm der Lokführer die pneumatischen Bremsen. Bei der direkten Regulierbremse beschränkte sich dies nur auf die Probe der Funktion. Dazu wurde das Handrad entgegen dem Uhrzeigersinn ver-dreht. Die
Bremse wurde nun angezogen. Dies konnte der Lokführer an den
Manometern, die an der Seitenwand zwischen Türe und Ecke montiert wurden,
kontrollieren. In der entgegengesetzten Richtung wurde die Bremse wieder
gelöst. Näher zum Lokführer gerichtet befand sich das Führerbremsventil W4 von Westinghou-se. Es war für die automatische Bremse bestimmt und diese musste zuerst gefüllt werden. Bei der
Lokomotive
reichte dazu das Ver-bringen des Griffes in die Stellung «Fahren». Damit
wurde die
Hauptleitung auf einen Druck von fünf
bar gefüllt. Ob dies auch
er-folgt war, konnte mit der Stellung «Ab-schluss» kontrolliert werden. War die Bremse bereit, konnte mit der Stell-ung «Bremsen» eine Bremsung eingeleitet werden. So lange sich der Griff in dieser Stellung befand, wurde die Hauptleitung ent-leert. War der
gewünschte Druck in der Leitung erreicht, musste der Griff in die Stellung
«Abschluss» verbraucht werden. Auch jetzt konnte der Lokführer den Druck
im
Bremszylinder kontrollieren. Stimmte dieser, konnte die
Bremse wieder
mit der Stellung «Fahren» gelöst werden.
Der
Führergehilfe
konnte daraufhin die bisher angezogene
Handbremse lösen.
Damit war die
Lokomotive
fahrbereit und die Vorarbeiten wurden
abgeschlossen. Die Prüf-ung der
Bremsen war zudem auch bei jedem Wechsel
der Fahrrichtung erforderlich. Um die gewünschte Fahrrichtung einzustellen, wurde der Bediengriff des Wende-schalters angehoben. Dieser konnte nun die die gewünschte Richtung verbracht wer-den. Das erfolgte mit einem gewissen Schwung. Nur so wurden die
Wendeschalter korrekt umgeschaltet und die
Lokomotive
war für die anstehende Fahrt bereit. Diese erfolgte jedoch
erst, wenn dazu die Erlaubnis für die Fahrt vorhanden war. Mit dem Verbringen des Steuerkontrollers in die Position der ersten Fahrstufe wurde die Regulierbremse gelöst. Im ebenen Gleis rollte die Lokomotive nun mit geringer Zugkraft los. Mit dem
weiteren verdrehen des
Steuerkontrollers in die Richtung des Uhrzeigers
wur-de die
Zugkraft weiter erhöht. Reagierte der
Stufenschalter jedoch
nicht wunsch-gemäss, musste die
Lokomotive
wieder gesichert werden. Dazu
wurde die
Regulier-bremse angezogen. Bei einer Störung am Stufenschalter konnte der Handantrieb eingerichtet werden. Dazu wurde ein mitgeführtes Handrad an der Wand des Führerpultes eingesteckt. Wurde nun eine Fahrstufe eingestellt, musste dieses Handrad einen ganzen Umgang gedreht werden. Auch jetzt
erfolgte die Drehung zum zuschalten im Sinn des Uhrzeigers und nach 17
Umdrehungen war die maximale
Zugkraft erreicht. Wobei eine Begrenzung nur
an-hand des maximalen
Stromes an den
Fahrmotoren erfolgte. Wir überspringen nun ein paar Hinweise zur Fahrt, da
wir diese später noch be-trachten werden. Die
Lokomotive
soll nun einem Zug
vorgespannt werden. Dazu wurde mit geringer Geschwindigkeit und geringer
Zugkraft an die Wagen angefahren. War das erfolgt, wurde die Lokomotive
mit der
Regulierbremse gebremst und die Zugkraft abgeschaltet. Nun wurde
zur
Sicherung jedoch die
automatische Bremse genutzt und die
Regulierbremse wieder gelöst.
Bei der
automatischen Bremse musste zuerst der
BV-Hahn geschlossen werden. Danach
konnte das
Brems-ventil
W4 in die
Füllstellung verbraucht werden. Es war
nun soweit funktionslos, dass damit die
Bremse nicht gelöst werden konnte.
Elektrisch den Führerstand zu wechseln war einfach und nur mit wenigen Handgriffen erledigt. Dazu musste die Lokomotive nicht einmal ausgeschaltet werden. Wurde der Griff für die Stromabnehmer nur in die Stell-ung «Abschluss» verbracht, blieben die Bügel an der Fahrleitung und der Griff konnte abgezogen werden. Der Wechsel des
Führerstandes
konnte nun mit dem Griff für die
Stromabnehmer in der Hand, vollzogen
werden. Wurde ein Zug an die automatische Bremse ange-schlossen, reichte die Stellung «Fahren» nicht aus um diesen in kurzer Zeit zu füllen. Daher wurde der Griff des Ventils W4 nun in die Stellung «Füllen» verbracht. Die
Hauptleitung wurde jetzt mit hohem Druck gefüllt.
Jedoch gab es keine Begrenzung, so dass der Griff kurz bevor fünf
bar in
der Leitung war, wieder in die Stellung «Fahren» verbracht werden. Der
restliche Druck wurde nun automatisch ergänzt. Der
Führergehilfe
hatte dabei auch eine Aufgabe, die
jedoch nur bei der kalten Jahreszeit ausgeführt wurde. Mit dem
Wählschalter wurde die passende
Spannung für die
Zugsheizung gewählt und
diese anschliessend mit dem
Steuerschalter auf dem Korpus des
Heizers
eingeschaltet. Damit haben wir jedoch bereits alle Schalter auf dieser
Seite des
Führerstandes kennen gelernt, denn jene, die auch während der
Fahrt benutzt wurden, befanden sich beim Lokführer.
Der
Stufenschalter folgte dem
Handrad in seiner eigenen Ge-schwindigkeit, so dass die Anzeige nicht
unbedingt die Stellung, sondern die aktuelle
Fahrstufe anzeigte. Die
Stellung war ein Zei-ger am Handrad. Welche maximalen Ströme zugelassen waren, konnte der Lok-führer anhand einer Tabelle ablesen. Die Werte konnten einem weissen Emailschild mit der abgebildeten Tabelle entnommen werden. Die effektiven
Werte für den Primär- als auch für
Fahrmotorstrom wurden jedoch
unmittelbar darüber an einem Messinstrument angezeigt. Es oblag dabei
jedoch dem Lokführer, dass die maxi-malen Werte nicht überschritten wurden. So leicht, wie man meinen könnte, war der Beginn der Fahrt gar nicht. Die Lokomotiven mit den Nummern 10 401 bis 10 420 hatten sehr grobe Abstufungen. Es konnte so passieren, dass die Stufe drei zu
wenig war, jedoch die vierte Stufe bereits einen zu hohen
Strom bewirkte.
Diese Probleme traten besonders auf steilen Abschnitten mit schweren Züge
in Erscheinung. Durch die Anpassungen waren die später gebauten Maschinen
in diesem Punkt besser. Welche Geschwindigkeit gefahren wurde, konnte der
Lokführer am
V-Messer ablesen. Diese Anzeige stammte aus dem Hause Hasler
in Bern und sie wurde mechanisch angetrieben. Diese genau arbeitenden
Messinstrumente wurden in der rechten Ecke etwas erhöht montiert. So war
es leicht die angezeigten Werte abzulesen. Ob die Vorgaben der Strecke
dabei eingehalten wurden, konnte auf dem
Registrierstreifen nachgeschaut
werden.
Erkannte der
Führergehilfe
eine Gefahr, konnte auch er die
Pfeife betätigen, ohne dazu den Lokführer
zu belästigen. Dazu zog er einfach an einem Seil, das den Griff des
Lokführers bewegte. Wurden Gefälle befahren, musste die Zugkraft abgeschaltet werden. An-schliessend wurde die Geschwindigkeit mit Hilfe der Regulierbremse auf dem gewünschten Wert gehalten. Bei der
Lokomotive mit
der Nummer 10 401 konnte dazu jedoch auch die
elektrische
Bremse benutzt
werden. Wichtig war, dass die Geschwindigkeit sowohl mit der
Zugkraft, als
auch mit der
Bremskraft geregelt wurde. Mit der Zeit wusste das Personal
wann welche Stufe benutzt werden musste. Um mit einem Zug in einen Bahnhof, oder vor einem roten Signal anzuhalten, wurde die automatische Bremse benutzt. Diese verzögerte den Zug auch bis zum Stillstand. Erfolgte dabei ein längerer
Aufenthalt, wurden durch das
Lokomotivpersonal die
Lager kontrolliert. Dabei
ging es um die Wärme und allenfalls um den Vorrat beim
Schmiermittel.
Letzteres wurde, sofern notwendig, umgehend mit dem mitgeführten
Öl durch
den
Führergehilfen nachgefüllt. Nach dem Ende der Fahrt mussten die Wagen abgehängt
werden. Dazu wechselte der Lokführer die Fahrrichtung, löste auf der
Lokomotive mit einem
Pedal die
automatische Bremse und schaltete eine
Fahrstufe zu. Anschliessend wurde die Lokomotive mit der
Regulierbremse
gehalten und die Stufe wieder ausgeschaltet. Der Zug konnte so leicht
abgehängt werden, da die
Schraubenkupplung entlastet wurde. Bleibt zum Schluss nur noch die Abstellung der
Lokomotive in einem
Depot. Kurz vor der Ankunft wurde der Luftvorrat
manuell ergänzt und nach dem Halt die Maschine sowohl mit der
automatischen, als auch mit der
Handbremse eines
Führerstandes gesichert.
Anschliessend konnte die Maschine mit den
Steuerschaltern für den
Hauptschalter und den
Stromabnehmer ausgeschaltet werden. Damit war die
Lokomotive für die
Remisierung bereit. Remisiert wurde die Maschine mit dem Ausschalten des
Steuerstromes und der
Batterie, anschliessend mussten aussen an der
Lokomotive noch die Hähne zu den
Hauptluftbehältern geschlossen werden.
Nach der Kontrolle auf Beschädigungen war die Arbeit abgeschlossen und das
Lokomotivpersonal konnte sich von der Maschine entfernen. Weitere Arbeiten, wie
zum Beispiel die
Schmierung ergänzen, mussten jetzt nicht mehr gemacht
werden.
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