Umbauten und Änderungen |
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Mit Umbauten und Änderungen werden
Triebfahrzeuge
oft an geänderte, oder neue Vorschriften angepasst. Aber auch Fehler in
der Konstruktion werden bei solchen Arbeiten behoben. Anhand dieser
Arbeiten kann dann erkannt werden, wie gut das Modell geworden war. Viele
Arbeiten zur Verbesserung der Technik sind oft ein Indiz, dass es dort
grosse Probleme gab. Beim
Neigezug
ETR 470 wollen wir das nun klären. Mit Übernamen, wie «Panno-lino» oder gar «Schrottolino» versehen, ist das nicht be-sonders leicht. Solche Namen werden nur vergeben, wenn es mit dem Triebzug grössere Probleme gegeben hatte. Wer weiss, dass die
Roten Pfeile
CLe 2/4 auch nicht ohne Zweifel
waren, kann sich denken, wie schlimm es hier war. War es beim ETR 470
wirklich so schlimm, oder dichtete man dem Zug mehr an, als wirklich
vorhanden war? Mängel und Baustellen gab es überall und
diese mussten oft mit der knappen Anzahl von
Triebzügen
behoben werden. Gerade hier lag einer der Gründe. Der Bestand für so ein
spezielles Fahrzeug war ausgesprochen knapp bemessen. Es war in der
Planung schlicht nicht berücksichtigt worden, dass ein
Neigezug
in den Bergen mit Steinen kollidieren und dabei schwer beschädigt werden
kann. Dann fehlte der Zug und das Theater ging los. Trotz all der Probleme, die man mit den
Triebzügen
hatte, bemühte man sich immer wieder den Betrieb so gut es ging aufrecht
zu erhalten. Notdürftig zusammengebaute
Neigezüge,
zum Teil ohne Küche im
Speisewagen,
wurden auf die Reise geschickt, damit man die
Verbindung
abdecken konnte. Wurden die Teile auf der Fahrt benötigt, fehlten sie oder
es musste improvisiert werden. Auch dann fielen natürlich keine
aufmunternden Worte. Oft schlugen die Leute die Verspätung auf den Neige-zug, obwohl diese durch einen oftmals nicht besonders optimalen Fahrplan verursacht wurde. Wenn der schnelle Neigezug, den langsamen Nahver-kehrszügen folgen muss, werden aus ein paar Minuten plötzlich eine halbe Stunde, oder gar mehr. Zudem war damit der Zug in Italien oft noch
als pünkt-lich zu bezeichnen, während in der Schweiz alle da-rüber
fluchten. Schlimmer war, dass die Probleme in der Öffentlichkeit breit geschlagen wurden. Doch die Vorzeichen waren sehr schlecht, denn das Muster für den Zug war nicht erprobt gewesen. Als man mit dem Bau begann, gab es noch
keinen ETR 460, der die Probleme gezeigt hätte. So flossen die
Kinderkrankheiten des ETR 460 direkt in den ETR 470 ein. Ergänzt mit neuen
Problemen stiegen diese auf einen nahezu unerträglichen Wert. Die Versuche mit den ETR 470 waren sehr kurz, auch wenn man dazu einen Vorserienzug benutzte. So kam es, dass die Erprobung der neuen mit sehr vielen Vor-schusslorbeeren versehenen Triebzüge letztlich am le-benden Objekt. Mit den Reisenden wurde die Erprobung
durchgeführt. Schlechtere Karten kann man nicht haben, denn wenn ein Zug
einmal unbeliebt ist, bleibt er es auch bis zum Ende seiner Karriere.
Zumindest hier passte auch der ETR 470. Hauptsächliche Probleme bereitete seit der Inbetrieb-nahme die Neigetechnik. In den engen und sich dauernd abwechselnden Kurven am Gotthard kam es dazu, dass sich das Öl durch die Arbeit zu stark erhitzte. Zu heisses
Öl
konnte aber die Kraft nicht mehr auf-bringen, da es viel flüssiger ist.
Die Diagnose des Zuges stellte das Problem fest und stoppte die Fahrt zur
Sicherheit. Der Zug blieb liegen und konnte die Fahrt nur noch ohne
Neigetechnik
fortsetzen. Das Problem war schnell erkannt, denn die
Anlage war für die Züge in Italien ausgelegt worden. Dort fuhr man lange
Strecken gerade und hatte dann eine
Kurve,
die bogenschnell befahren wurde. Danach konnte sich die Anlage bis zur
nächsten Kurve wieder abkühlen. Am Gotthard und am Lötschberg war dies
schlicht nicht möglich. So wurde das
Öl
durch die permanente Arbeit heiss und die
Neigetechnik
fiel aus. Natürlich sehr zur Freude jener Reis-enden, denen es im ersten und in den anderen Wagen kotzübel wurde. Ein Problem der Leute und nicht unbedingt des Zuges. Aber statt dem eigenen Innenohr die Schuld zu geben, gab man diese, wie könnte es auch anders sein, dem Neigezug. Der war alles andere als angenehm. Faste
man die Vorurteile und die Pro-bleme zusammen, ergab sich für viele Leute
unhaltbare Zustände. Behoben werden konnten die Pro-bleme mit der Neigetechnik mit einer besseren Kühlung des Öls. Damit be-gann die Neigetechnik zuverlässiger zu funktionieren. Der Zug konnte die Geschwindigkeiten in den meisten Fällen ausfahren, was für den stabilen Fahrplan wichtig war. Alles in allem ein Problem, dass bei guter
Abklärung im Vorfeld erkannt werden sollte, denn die Strecke war nicht
neu, sondern über 100 Jahre alt. Die geringe Anzahl der Züge reichte
natürlich nicht, dass man schnell die Lösung umsetzen konnte. Der gute Ruf
der Züge und somit der Cisalpino AG war daher schnell weg und man
versuchte, diesen wieder aufzubessern. Das gelang leider nicht, denn dazu
waren die Züge schlicht und einfach zu unzuverlässig. Wer mit dem ETR 470
auf die Reise ging, konnte nie sicher sein, dass er auch ankommt. So
zumindest die landläufige Meinung. Mit dem
Neigezug
sollten die
Verbindungen
über Zürich hinaus nach Stuttgart verlängert werden. Mit einem Bestand bei
den Einheiten, der gerade so ausreichte, dass der normale Betrieb gefahren
werden konnte. Der neue Einsatz bot schlicht das verlockende Geld. Der
Umbau zwang dann eine Einheit in die Werkstatt. Draussen durfte dann
einfach nichts mehr passieren. In Rom soll es ein grosses Gebäude geben,
das beim beten hilft. So gross, wie man denken könnte war der Umbau aber gar nicht. So konnte der Zug das Lichtraumprofil ohne Probleme einhalten und das Stromsystem der Schweiz passte. So standen nur Arbeiten an der Dachausrüstung für Wechselstrom und bei der Steuerung des Triebzuges an. Dann noch die
Zulassung
bewirken und es kann los-gehen. Die finanzstarken Städte Stuttgart, Zürich
und Milano in einem Zug. Das gefiel der Cisalpino AG. Beim elektrischen Teil beschränkten sich die Änder-ungen auf die Stromabnehmer und die Dachleitung. Für den Einsatz in Deutschland benötigte der Zug ein Modell mit breiteren Schleifleisten. Diesen gab es auf dem Dach gar nicht und so
einfach konnte auch kein zusätzlicher Bügel montiert wer-den. Dazu fehlte
schlicht das benötigte
Portal.
Solche nachträglich Einbauen, war schlicht ein Ding der Unmöglichkeit, da
nahezu der Wagen neu gebaut wurde. Auf dem Wagen RA1 wurde daher das Modell
für die Schweiz entfernt und danach ein
Stromabnehmer
nach den Normen für Deutschland aufgebaut. Dieser war von der Konstruktion
her mit jenem der Schweizerischen Bundesbahnen SBB verwandt, hatte jedoch
Schleifleisten
aus
Kohle
erhalten, die über die
Notlaufhörner
gemessen eine Breite von 1 950 mm besassen. So passte dieser zur
Fahrleitung
in Deutschland. Der Umbau hatte nun aber zur Folge, dass
der
Stromabnehmer
für die Schweiz kein Ersatz mehr hatte. Auch in Deutschland war dieser
nicht vorhanden. Bei einem defekten Stromabnehmer gab es daher einen
Ausfall des Zuges. Der Firma Cisalpino AG war das ein zu grosses Risiko.
Auch wenn in diesen Fällen die
Fahrleitung
nicht mehr benutzbar war, der
Neigezug
sollte einen zweiten Stromabnehmer haben, den er dann auch nicht nutzen
kann. Die Stromabnehmer für den Ersatz wurden auf dem Dach des Wagens mit den Bügeln für Wechselstrom montiert. Das hatte den grossen Vorteil, dass keine lange Dachleitung benötigt wurde. Wegen dem fehlenden
Portal
war aber klar, dass bei Anwendung des Ersatz nicht mehr mit der
Neigetechnik
gefahren werden durfte. Das galt sowohl in der Schweiz, als auch in
Deutschland. In Italien konnte normal gefahren wer-den. Dabei wurde der Ersatz für die Schweiz auf dem Wagen montiert, der neu mit dem Modell für Deutschland versehen wurde. Dessen Ersatz fand dann beim richtigen Stromabnehmer für die Schweiz einen Platz. Damit waren die Arbeiten beim elektrischen
Teil abgeschlossen. Deutlich umfangreicher waren die erforderlichen
Arbeiten jedoch im Bereich der Steuerung. Wo zusätzliche Modi vorgesehen
werden mussten, denn es war ein neues System. Alle drei Systeme standen mit, oder ohne
Neigetechnik
zur Verfügung. Bei Fahrten mit Wechselstrom konnte bei Anwendung des
Ersatzstromabnehmer nur der Modus ohne Neigetechnik verwendet werden. Ein
Punkt, der jedoch bei der Bedienung berücksichtigt werden musste. Doch
damit können wir den Umbau noch nicht abschliessen, denn auch in
Deutschland sollte der
Triebzug
mit den
Zugsicherungen
verkehren. Für den Einsatz in Deutschland wurde die
PZB
eingebaut. Diese war auf der geplanten Strecke verbaut worden. Auf den
zusätzlichen Einbau der
LZB
wurde jedoch verzichtet. Das hatte zur Folge, dass auch in Deutschland nur
mit 160 km/h gefahren werden durfte. Die
Höchstgeschwindigkeit
konnte mit dem
Neigezug
mit
Wechselstrom
nicht ausgefahren werden. Ein Manko, das aber durch die Strecken bedingt
war.
Da
der
Triebzug
auch in Deutschland bogenschnell fahren sollte, musste das für die Schweiz
vorhandene
ZUB
121 umgebaut werden. Für die Überwachung der
Kurven
bei
Neigetechnik
in Deutschland war ein zweiter Kanal erforderlich. Daher kam nun das
System
ZUB 122
zum Einbau. Damit es auch wirklich schön war, zeigte sich aber, dass diese
nicht kombiniert werden konnten. Der Zug bekam daher zwei nahe verwandte
Systeme. Somit war der
Neigezug
für den Einsatz nach Deutschland hergerichtet worden. Bei der
Zuver-lässigkeit des Zuges änderte sich indes nicht viel und immer wieder
wurde der scheinbar mangelnde Unterhalt der Züge ins Feld geführt. Das
lässt sich mit der Tatsache, dass kaum grössere Veränderungen am Zug
vorgenommen wurden, nicht widerlegen. Gerade der Umbau für Deutschland
hätte man nutzen können um die grössten Baustellen zu beheben. Mit der Inbetriebnahme der
Neubaustrecke zwischen Rothrist und Mattstetten kam ein
erneutes Problem auf die
Neigezüge
zu. Im Gegensatz zu den anderen Zügen, konnten die Neigezüge ETR 470 mit
der aktuellen Ausrüstung diese Stecke nicht befahren. Der Grund war
simpel, denn trotz einer
Höchstgeschwindigkeit
von 200 km/h waren die Züge bei der Ablieferung nicht mit einer
Führerstandssignalisation
ausgerüstet worden. Diese
Führerstandssignalisation
musste nun nachgerüstet werden. Dazu gab es beim Zug und insbesondere im
Führerstand
die umfangreichsten Änderungen, denn äusserlich musste man kaum
Anpassungen vornehmen. Daher blicken wir nun in den Führerstand des ETR
470, der für die Fahrt unter dem in der Schweiz verwendeten
ETCS
Level 2
hergerichtet wurde. Natürlich konnte dieses später auch im
Basistunnel
des Lötschberg verwendet werden. Auf dem Führertisch montierte man neu zwei Monitore. Diese als DMI bezeichneten Geräte hatten die Aufgabe, die Fahrinformationen unter ETCS anzuzeigen. Dabei konnte das DMI im direkten Blickfeld auch zur normalen Anzeige der gefahrenen Geschwindigkeit verwendet werden. Dies obwohl die bisherige Anzeige wegen dem
Einsatz im Ausland vor-handen blieb. Gerade Italien war über die
elektronischen Anzeigen am
DMI nicht
erfreut. Am zweiten DMI kam der neue digitale Funk zum Einbau. Dieser GSM-R-Funk war in der Schweiz eingeführt worden und löste allmählich die analogen Systeme ab. Der Zugfunk diente sowohl der sprachlichen Kommunikation, als auch der Übermittlung der Fahrdaten unter ETCS Level 2. Ausgebaut wurde daher der alte analoge
Funk, da
dessen Funktion mit dem neuen
Zugfunk
auch generiert werden konnte. Zumindest so lange, bis vollständig auf den
digitalen Funk umgestellt wurde. Ein Vorteil des neuen Funks war, dass dieser tatsächlich in allen drei Ländern funktionierte. Ein Wunder deshalb, weil das angeblich bei ETCS Level 2 nicht der Fall war. Auf jeden Fall, haben neue
Sicherungssysteme
nicht immer gute Auswirkungen. Hier wurde diese aber kaum bemerkt. Doch
nun zu den grossen Problemen der neuen europäischen
Zugsicherung,
die diese gerade beheben sollte und das auch nicht konnte. Die Ausrüstung mit
ETCS
Level 2 machte
nun aber an der Grenze einen zwingenden Halt erforderlich. Betrieblich
stellte das jedoch kein Hindernis dar, da dazu so oder so nur Chiasso
geeignet war und man dort anhalten musste, damit der italienische Zoll
aussteigen konnte. Nun führte man die Halte im
Grenzbahnhof
Chiasso einfach offiziell ein und die Welt am Gotthard schien für den
Triebzug
ETR 470 auch mit ETCS Level 2 wieder in Ordnung zu sein. Auch jetzt fehlten die Arbei-ten zur Verbesserung der Zu-verlässigkeit. Die oft von den Fachleuten angeführten Lös-ungen kümmerten die Mana-ger wenig Immer mehr Strecken sollten mit den
vorhandenen Zügen befahren werden. Das konnte nicht gut gehen. Doch ein
Punkt gab es, den man bei der Cisalpino AG sehr genau nahm. Mit den neuen
Einheiten nach dem Baumuster ETR 610
wurde das Design verändert. Diese Massnahme mit dem neuen Anstrich
hatte nicht etwa ein Fehler als Ursache, sondern war nur eine neue
Strategie im Unternehmen, das die Züge dank neuen Farben attraktiver
machen sollte. Grundsätzlich beliess man eigentlich nichts vom alten
Design. Die dunkelgrauen Farben im Bereich der
Drehgestelle,
sowie bei den Schürzen und die schwarzen Binden um die Fenster blieben im
bisherigen Rahmen bestehen. Statt einer weissen Grundfarbe, griff man
nun zu einem silbergrauen Farbton. Dieser war nicht so anfällig auf
Verschmutzungen, wie das bei der weissen Farbe der Fall war. Die Züge
sollten betrieblich längere Zeit sauber wirken und stellten dank der
dezenteren Farbe auch einen etwas eleganteren Stil dar. Einfach gesagt,
die neue Grundfarbe stand dem
Triebzug
besser, als der kitschig wirkende weisse Anstrich. Das blaue Farbband blieb bestehen, wurde
jedoch auf der Seite des
Führerstandes
zum Dach hin, hochgezogen. Danach lief es dann oberhalb der Fenster durch
den ganzen Zug. Bei der
Front
verschwand es jedoch, so dass wir nur noch ein seitliches Band hatten, das
zudem viel eleganter wirkte, als die alte recht steif wirkende Anordnung
am unteren Ende des Kastens. Der Zug wirkte in der Folge freundlicher und
einladender. Die Front des Zuges erhielt nun eine rote Linie über dem dunkelgrauen unteren Teil. Erstmals kam bei diesem Triebzug die rote Farbe zur Anwendung. Diese rote Linie war neu, wurde aber benötigt, weil in Italien neue Vorschriften mindestens eine rote Linie an der Front verlangten. Man passte den Zug somit auch gleich den
geltenden Vorschriften an, was ihm aber auch nicht so schlecht bekam, wie
man befürchten könnte. Bleiben eigentlich nur noch die Türen, die in der bisherigen Ausführung nicht mehr den schweizeri-schen Gesetzen entsprachen. Für sehbehinderte Menschen waren die Türen und der Zugang zum Zug, ohne fremde Hilfe kaum zu schaffen. Die Türen sollten besser erkannt werden.
Daher wurde das schwarze Band in diesem Bereich farb-lich verändert. Gelb
bei der ersten
Wagenklasse
und grün bei der zweiten Klasse. Damit hätten wir aber auch schon die
meisten Umbauten und Veränderungen kennen gelernt. Es gilt nur noch zu
erwähnen, dass mit Aufhebung der Firma Cisalpino AG die Anschriften der
Bahnen an den Zug angebracht wurden. Damit konnte man nun die Züge der
Schweizerischen Bundesbahnen SBB von den Zügen der FS unterscheiden.
Weitere Änderungen sollte es bis zum Abbruch nicht mehr geben. Gerade in der Schweiz kam es dann, bedingt
durch die anhaltenden Störungen, dass die Züge der Baureihe ETR 470 aus
dem Verkehr genommen wurden, bevor die ersten grösseren
Revisionen
ausgeführt werden mussten. Eine Revision
R4,
wie sie bei erfolgreichen
Triebwagen
durchgeführt wird, gab es daher nicht. Das Kapitel ETR 470 wurde nach
vielen Bauchschmerzen beendet, doch sehen wir uns diese Züge im
Betriebseinsatz an.
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