Druckluft und Bremsen |
|||
Navigation durch das Thema | |||
Druckluft war mittlerweile zu
einem wichtigen Teil auf
Triebfahrzeugen
geworden. Diese wurde für mehrere Verbraucher benötigt. Daher wurde diese
Druckluft auf dem
Triebwagen
hergestellt. Dazu war unter dem Wagenboden ein
Kompressor
eingebaut worden. Damit sich dessen Vibrationen nicht auf das Fahrzeug
übertragen konnten, montierte man bei der Befestigung
Silentblöcke.
Selbst die Verrohrung hatte ein Stück Schlauch zur Entkoppelung. Obwohl die schweizerischen Lokomotiven zur damaligen Zeit mit leistungsfähigen Kolbenkompressoren ausgerüstet wurden, war bei den Triebwagen dieser Baureihe und daher in der damaligen Zeit, immer noch ein doppel-stufiger Rotationskompressor vorhanden.
Dieses Modell der
Baureihe
BDe 4/4
war zwar etwas ver-bessert worden, als jenes, das noch auf den
Lokomotiven
Ae 4/7 verwendet wurde. Trotzdem
vom Prinzip her gab es keine Unterschiede. Dieser Kompressor verdichtete in der ersten Stufe die Luft auf einen Wert, der noch unter dem benötigten Druck lag und hier maximal fünf bar erreichte. Erst in der zweiten Stufe wurde der Enddruck von zehn bar erreicht.
Der Vorteil dieser
Rotationskompressoren war, dass sie besser unter dem Fahrzeug eingebaut
werden konnten. Zudem konnten sie besser vor Beschädigungen geschützt
werden, was gerade hier wichtig war. Die vom Kompressor in die Leitung geschöpfte Luft ent-spannte sich bei geringerem Druck in der Leitung wieder. Dadurch schied die Luft Feuchtigkeit in Form von Wasser aus.
Dieses verband sich
mit den Rückständen der
Schmierung
zu einer Emulsion. Beim einem Ölabscheider konnte diese gesammelt werden.
In der Werkstatt musste regelmässig dieses Kondensat mit einem Ablasshahn
entleert werden. Wegen der Emulsion konnte es nicht in die Umwelt
entlassen werden.
Gesammelt wurde die
geschöpfte Luft schliesslich in den beiden
Hauptluftbehältern.
Diese sorgten mit ihren grossen Volumen dafür, dass der
Kompressor
nicht ständig laufen musste. Zudem stand so jederzeit genug
Druckluft
für die angeschlossenen Verbraucher zur Verfügung. Spezielle
Absperrhähne
in der Zuleitung vom Kompressor und in der Leitung zu den Verbrauchern,
dienten der Speicherung der Druckluft in den Hauptluftbehältern. Der maximal zulässige Druck in den beiden Hauptluftbehältern und damit in den angeschlossenen Leitungen wurde auf zehn bar festgelegt. Damit entsprach dieser Wert den neueren Fahr-zeugen.
Ein
Überdruckventil
sorgte zudem dafür, dass ein zu hoher Druck wieder an die Umwelt entlassen
wurde. Dieses
Ventil
öffnete jedoch erst bei einem Druck von 11.5
bar.
So war gesichert, dass der Druck in den Leitungen nicht zu hoch ansteigen
konnte. Direkt an den Hauptluftbehältern angeschlossen war die Speise-leitung. Diese Leitung verlief durch das Fahrzeug und war an den beiden Stossbalken in jeweils zwei Luftschläuchen mit Absperr-hahn abgeschlossen worden.
Benötigt wurden diese
Schläuche, die über weisse
Kupplungen
und weisse Hähne verfügten, beim Betrieb als
Pendelzug,
denn nur so konnte die für die
Bremsen
benötigte
Druckluft
zum
Steuerwagen
gelangen. Speziell war, dass der Triebwagen über diese Speiseleitung auch mit Druckluft versorgt werden konnte. Das war zum Beispiel der Fall, wenn dieser nach einem längeren Stilllager, oder nach einer Reparatur keine Druckluft mehr hatte.
Ein Umstand, der
jedoch nur genutzt werden konnte, wenn das Spenderfahrzeug diese Leitung
ebenfalls besass. Das war damals jedoch nur bei den
Triebfahrzeugen
mit
Vielfachsteuerung
der Fall.
An dieser
Speiseleitung
wurden auf dem
Triebwagen
mehrere Verbraucher direkt angeschlossen. Dazu gehörten die
Sander,
die
Bremsen
und die
Lokpfeife.
Dabei war die Lokpfeife nach den üblichen Normalien der Schweizerischen
Bundesbahnen SBB ausgeführt worden. Montiert wurde diese
Pfeife
im Bereich des
Stromabnehmers
und damit auf dem Dach. Um die verschiedenen Klangfolgen zu erzeugen
musste die Pfeife mit mehr oder weniger Druck betrieben werden.
Die Türschliessung
des
Triebwagens
war direkt an der
Speiseleitung
angeschlossen worden. Damit wurden diese mit einem Druck von zehn
bar
geschlossen. Blieb der Druck in diesem
Zylinder
bestehen, konnte die Türe nur sehr schwer geöffnet werden. Dieser Druck
erzeugte eine grosse Kraft, gegen die man anstehen musste. Lediglich
starken Männern gelang es die Türe etwas aufzudrücken. Hatte der
Triebwagen jedoch keine
Druckluft,
konnten sie leicht geöffnet werden. Ebenso an der Speiseleitung des Triebwagens angeschlossen wurde die nur auf dem Fahrzeug verfügbare Apparateleitung. Diese wurde jedoch über ein Reduzierventil angeschlossen, so dass in dieser Leitung maximal ein Druck von sechs bar zur Verfügung stand.
Benötigt wurde dieser reduzierte Druck unter anderem für die
Spurkranzschmierung und für Komponenten der elektrischen Ausrüstung. Dazu
gehörten
Stromabnehmer und
Hauptschalter. Damit war jedoch ein Problem vorhanden, denn ohne Druckluft konnte das Fahrzeug nicht eingeschaltet werden. Umgekehrt konnte jedoch nur bei eingeschaltetem Fahrzeug Druckluft erzeugt werden. Damit im Notfall das Fahrzeug eingeschaltet werden konnte, war eine Handluftpumpe eingebaut worden.
Diese versorgte sowohl den
Stromabnehmer, als auch den
Hauptschalter mit der benötigten
Druckluft.
Ein Rückschlagventil verhinderte, dass auch die
Apparateleitung gefüllt
wurde. Auch hier wurden die in den pneumatischen Leitungen verbauten Abschlusshähne und Ventile, sofern dies möglich war, an einem zentralen Ort montiert. Dieses Luftgerüst wurde bei der Baureihe Re 4/4 eingeführt und hatte sich dort sehr gut bewährt.
Daher
kam es auch hier zur Anwendung. So war es sehr leicht eine Abtrennung zu
erledigen. Beim
Luftgerüst war zudem auch die
Handluftpumpe angeordnet
worden. Ein Teil das vom
Lokomotivpersonal nur ungern benutzt wurde. Damit kommen wir zu den grössten und wichtigsten Verbrauchern der Druckluft. Die Rede ist von den pneumatischen Bremsen. Dabei hatte dieser Triebwagen nicht weniger als drei unterschiedliche Bremseinrichtungen aus dem Hause Oerlikon Bremsen erhalten.
Es lohnt sich deshalb ein genauer Blick auf diese
Bremssysteme
und dabei beginne ich mit der einfachsten
Bremse, der auf dem Fahrzeug
verbauten
Schleuderbremse.
Die
Schleuderbremse konnte
vom
Lokomotivpersonal, aber auch von der Steuerung aktiviert werden. Während das
Lokpersonal mit einem Druckknopf alle
Achsen mit 0.8
bar bremsen konnte,
war es der Steuerung möglich, jede Achse einzeln abzubremsen. Damit konnte
eine durchdrehende Achse abgefangen werden. Eine Verzögerung des
Triebwagens konnte mit dieser Bremse zwar auch erreicht werden, jedoch war
die Schleuderbremse nicht dafür vorgesehen.
Beim zweiten
Bremssystem
handelt es sich um die
Rangierbremse. Diese wirkte nur auf dem
Triebwagen
und wurde von der
Apparateleitung und einem
Bremsventil direkt mit einem
Druck von bis zu 3.5
bar versorgt. Die Leitungen dieser
Bremse
waren bei den
Stossbalken nicht mehr vorhanden, da es sich bei der Rangierbremse
trotz der gleichen Wirkweise nicht mehr um eine
Regulierbremse handelte.
Diese wurde bei der Auslieferung jedoch noch angewendet. Das hauptsächliche Bremssystem war die indirekt wirkte automatische Bremse. Diese arbeitete mit einer Hauptleitung, die mit einem Druck von fünf bar gefüllt werden musste.
Diese Leitung wurde durch den Zug hindurch verbunden und stand
daher an den beiden
Stossbalken in jeweils zwei
Luftschläuchen und
Absperr-hähne zur Verfügung. Diese waren so-wohl mit roten
Kupplungen, als
auch mit roten Hähnen versehen worden. Eine Bremsung wurde hier eingeleitet, indem diese Hauptleitung entleert wurde.
Diese
Entleerung konnte mit den
Bremsventilen erfolgen, aber auch eine der in den Abteilen
montierte
Notbremse konnte dafür sorgen, dass die
Hauptleitung entleert
wurde. Gezogene Notbremsen lösten auch eine Sirene als Hinweis aus.
Gefüllt werden konnte die Hauptleitung jedoch nur durch das aktivierte
Führerbremsventil in einem der beiden
Führerstände.
Da wegen dem umgekehrten
Verhalten der
Hauptleitung, der
Bremszylinder nicht direkt angeschlossen
werden konnte, wurde ein
Steuerventil benötigt. Dabei handelte es sich um
ein mehrlösiges
Ventil. Es war von der
Bauart
Lst 1 und kam bereits auf
den
Lokomotiven der Baureihe
Ae 6/6 zur Anwendung. So konnten auch im
Bereich der
Bremsen viele Bauteile zwischen diesem
Triebwagen und den
aktuellen Lokomotiven getauscht werden.
Das
Ventil
Lst 1 hatte jedoch
zur Folge, dass dieses
Steuerventil neben der
Personenzugsbremse auch die
G-Bremse zur Verfügung stellen konnte. Der
Triebwagen war daher mit
einer
Güterzugsbremse ausgerüstet worden. Dies obwohl diese Einstellung nicht
benötigt wurde, da diese nur bei langen schweren
Güterzügen angewendet
wurde. Dazu war der Triebwagen jedoch nicht ausgelegt worden. Das war
daher eine direkte Folge des Loksteuerventils. Sowohl die langsamere G-Bremse, als auch die übliche Personenzugsbremse konnten in den vier Bremszylindern ein maximaler Druck von 3.9 bar erzeugen. Das reichte jedoch nicht aus, um die Bremswege auch bei hohen Geschwindigkeiten einzuhalten.
Daher wurde eine Druckerhöhung in Form einer
R-Bremse
eingebaut. Diese Erhöhung war jedoch nur aktiv, wenn auch die
Personenzugsbremse
verwendet wurde. Bei der
G-Bremse stand sie daher nicht zur Verfügung. Mit der R-Bremse konnte der Druck im Bremszylinder auf 6.8 bar erhöht werden. Dieser Druck konnte jedoch mit der Hauptleitung nicht erzeugt werden. Daher wurde dieses Steuerventil zusätzlich an der Speiseleitung angeschlossen.
Da diese beim
geschleppten Fahrzeug jedoch nicht aktiviert war, durfte beim geschleppten
Triebwagen die
R-Bremse nicht angerechnet werden. Ein Umstand, der jedoch
vom Bedienpersonal beachtet werden musste. Damit die Räder durch die Bremskraft der R-Bremse nicht blockieren konnten, war diese nur bei höheren Geschwindigkeiten verfügbar. Sie schaltete sich automatisch ein, wenn der Triebwagen schneller als 60 km/h fuhr.
Die Reduktion des Druckes
im
Bremszylinder wurde jedoch wieder eingeleitet, wenn die Geschwindigkeit
unter den Wert von 50 km/h sank. Das funktionierte sowohl im gelösten, als
auch im gebremsten Zustand.
Eine spezielle Lösung musste
für die mechanischen
Bremsen verwendet werden. Im
Drehgestell fehlte der
Platz für ein umfangreiches
Bremsgestänge. Dieses hätte zudem unnötig viel
Gewicht ergeben. Daher wurden beim
Triebwagen vier
Bremszylinder
eingebaut. Diese arbeiteten mit
Druckluft und wurden durch diese
ausgestossen. Eine Rückholfeder sorgte zudem dafür, dass der
Zylinder
wieder in die ursprüngliche Lage ging.
An einem
Bremszylinder war
jedoch nicht eine komplette
Achse angeschlossen worden. An diesem wurde
das, mit einem automatischen
Bremsgestängesteller der Marke «Stopex» versehene
Bremsgestänge einer Seite angeschlossen. Damit bremste ein
Zylinder immer
eine Seite von zwei Achsen. Das musste bei der Kontrolle der
Bremse
berücksichtigt werden, denn üblich war die Lösung mit jeweils einer oder
mehreren Achsen an einem Bremszylinder. Die Bremsklötze der Räder einer Seite wurden mit diesem Bremsgestänge und damit mit dem Bremszylinder verbunden. Verwendet wurde eine Klotzbremse, die mit jeweils vier Bremssohlen auf ein Rad wirkte.
Dabei waren immer zwei
Bremssohlen in
einem
Sohlenhalter eingebaut worden. Diese Lösung ermöglichte eine höhere
Bremsleistung
und erleichterte dabei die Wartung der
Bremsklötze. Eine
Sohle war deutlich leichter, als ein kompletter Bremsklotz. Es wird nun Zeit, dass wir mit den Bremsen rechnen. Dabei gab es Unterschiede zwischen den Prototypen und der Serie. Das war jedoch eine direkte Folge des unterschiedlichen Gewichtes.
So wurden sowohl für die
G-Bremse, als auch für die
P-Bremse
ein
Bremsgewicht von 52 Tonnen bei den
Prototypen und 55 Tonnen bei der
Serie angegeben. Somit erreichten alle
Triebwagen mit dieser
automatische Bremse
ein
Verhältnis von 81%. Mit der R-Bremse stieg der Druck im Bremszylinder auf 6.8 bar an. Damit nahm auch der Druck der Bremsklötze auf das Rad zu. Aus diesem Grund wurden nun bei den sechs Prototypen 80 Tonnen Bremsgewicht angegeben.
Bei der Serie erhöhte man den
Wert auf 85 Tonnen. Das reichte, dass die
Triebwagen der Baureihe RBe 4/4
nach der Zug- und
Bremsreihe R 125% verkehren konnten. Es war somit eine
sehr gute pneumatische
Bremse vorhanden.
Da es mit der Druckluftbremse nicht möglich war, den Triebwagen im Stillstand zu sichern, wurde eine Handbremse, die direkt und mechanisch auf ein Bremsgestänge wirkte, eingebaut.
Diese war auf den
Plattformen eingebaut worden und entsprach
bei der Ausführung den Modellen, wie sie bereits bei den
Reisezugwagen,
der Serie Leichtstahl und bei den
Einheitswagen verwendet wurde. Ein
Riegel fixierte das
Handrad so, dass sich die
Bremse nicht mehr lösen
konnte.
Wegen dem Aufbau des
Bremsgestänges und der Ausführung der
Handbremse war deren
Bremsgewicht
nicht sehr hoch. Es durften daher bei sämtlichen
Triebwagen nur 12 Tonnen
für eine Handbremse angerechnet werden. So konnte das Fahrzeug nicht
überall auf dem Netz ausreichend gesichert werden. Damit dies möglich
wurde, führte der Triebwagen, wie das bei den neueren
Lokomotiven üblich
war, im Inventar
Hemmschuhe mit.
|
|||
Letzte |
Navigation durch das Thema |
Nächste | |
Home | SBB - Lokomotiven | BLS - Lokomotiven | Kontakt |
Copyright 2019 by Bruno Lämmli Lupfig: Alle Rechte vorbehalten |