Bedienung der Lokomotive |
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Die Inbetriebnahme einer ausgekühlten
Dampflokomotive war ein langwieriger Prozess. Besonders bei den grossen
Maschinen dauerte es lange, bis der Druck im
Kessel
auf einen Wert angestiegen war, dass man damit fahren konnte. Damit man
dazu nicht das teure
Lokomotivpersonal
abstellen musste, gab es in den
Depots
Personal, das die erforderlichen Arbeiten vor dem Eintreffen des
Lokpersonal ausführte. Dieses Personal war natürlich schlecht bezahlt. Auch die Schmierung vor der ersten Fahrt oblag nicht dem Lokomotivpersonal. Dazu waren spezielle Schmierer vorhanden. Diese füllten die Behälter mit dem Schmiermittel auf. Dabei gab es bei der Schmierstelle die
entsprechenden Behälter. Die
Schmierung
selber setzte letztlich ein, wenn sich das Fahrzeug bewegte. Dabei gab es
zwei Lösungen zu beachten. Jede davon bedeute mehr oder weniger Arbeit für
das Personal. Wo es ging, wurden die Schmierstellen mit der zentralen Schmierpumpe verbunden. Diese Pumpe hatte einen zentralen Vorratsbehälter, der von aussen leicht befüllt werden konnte. Angetrieben durch den
Antrieb
der
Lokomotive, drückte die Pumpe das
Schmiermittel
in regelmässigen Ab-ständen zu den entsprechenden
Lagern.
Diese Lösung erleichterte die Arbeit an schwer zugänglichen Stellen. Dazu
gehörten die
Achslager
und das Innentriebwerk. Die anderen leicht zugänglichen
Lager
mussten regel-mässig nachgefüllt werden. Das erfolgte auf der Fahrt jedoch
nur bei einem längeren Halt. Die Behälter waren so ausgelegt worden, dass
auch längere Fahrten ohne Nachschmieren absolviert werden konnten. Die
Arbeit nahm dennoch ein paar Minuten in Anspruch, da immer noch genug
Stellen nachgefüllt werden mussten. Das dazu erforderliche
Öl
wurde auf der
Lokomotive mitgeführt. Besonders geregelt war die Handhabung der
Karbidlampen
zu der Maschine. Diese gehörten nicht zur
Lokomotive und wurden in den
Depots
gewartet. Das bedeutete, dass diese in der Lampisterie auch für die Fahrt
vorbereitet wurden. Dazu gehörte auch das Auffüllen der Lampen mit
Kalziumkarbid. Diese Karbidlampen erzeugten ein helles weisses Licht, das
bei der Verbrennung des mit Hilfe von Wasser entstandenen
Gases
erzeugt wurde. Das Lokomotivpersonal holte die benötigten Lampen ab und trug diese zur Lokomotive. Dort wurden diese in die vorgesehenen Halterungen gesteckt. Diese waren über den Puffern und vorne an der Rauchkammertüre vorhanden. Gerade bei der
Rauchkammertüre
gab es zwischen den einzelnen Maschinen leichte Unterschiede. Dort wo der
seitliche Riegel vorhanden war, wurde die Lampe in der Mitte aufgesteckt.
Bei den anderen Modellen etwas weiter oben. Eingeschaltet wurde die Beleuchtung jedoch nur, wenn diese erforderlich war. Am Tag signalisierte die einsatzbereite Lokomotive die Bereitschaft alleine mit den aufgesteckten Lampen. Entfacht wurde die Flamme daher nur bei
Fahrten in der Nacht und auf Strecken, die viele lange
Tunnel
hatten. Ein kurzer Durchstich wurde meistens ohne Licht befahren. So
konnte man etwas
Gas
sparen, was die Betriebszeit der Lampe verlängerte. Im Führerstand waren die Positionen klar vorgegeben. Der Heizer richtete sich auf der linken Seite ein und somit befand er sich auf der Seite der Signale. Dort fand er alleine einen Regulator für die Luftpumpe vor. Seine Aufmerksam galt in erster Linie dem
Feuer in der
Feuerbüchse.
Dabei kontrollierte er regelmässig ob noch genug Brennstoff vorhanden war,
ob sich genug Wasser im
Kessel
befand und ob eine optimale Verbrennung im Gang war. Die Anzeige für den Wasserstand war mit
zwei Glasröhren erstellt worden. Es gab diese wichtige Anzeige sowohl auf
der Seite des
Heizers,
als auch auf jener des Lokführers. Es war somit Aufgabe beider Personen
den Wasserstand zu kontrollieren und allenfalls die Nachspeisung zu
aktivieren. Wie gut man sich daran hielt, zeigt die Tatsache, dass es im
Betrieb kaum zu Explosionen der
Feuerbüchse
kam und ein sicherer Betrieb erfolgte. Richtiges Teamwork war die Versorgung des Feuers mit Brennstoff. Damit bei diesem Vorgang nicht zu viel Wärme nutzlos aus der Feuerbüchse entweichen konnte, wurde die Türe durch den Lokführer geöffnet und geschlossen. So konnte der
Heizer
die
Kohlen
ohne Unterbruch in die
Feuerbüchse
befördern. Es war daher an der Geschicklichkeit des Heizers, dass die
Kohlen gleichmässig auf dem Rost verteilt wurden. Reguliert wurde die Dampfproduktion durch
die Wärme des Feuers. So sank diese naturgemäss, wenn frische
Kohlen
auf das Feuer gelegt wurden. Diese fingen nicht sofort Feuer, so dass die
Glut eine gewisse Zeit abgedeckt wurde. Eine andere Möglichkeit war, die
Zufuhr von Oberluft durch die entsprechende Einrichtung bei der Türe.
Damit gelangte kühle Luft in die
Feuerbüchse
und die Dampfproduktion wurde gedrosselt. Kommen wir zum Lokführer. Dieser
verrichtete seine Arbeit auf der rechten Seite. Dabei bediente er die
Lokomotive stehend. Eine Sitzmöglichkeit war im
Führerhaus
jedoch nicht vorhanden. Es muss gesagt werden, dass bei einem Halt kaum
ein Moment entstand, wo man sich nicht bewegte. So musste die Lokomotive
kontrolliert werden und man nutzte den Halt auch dazu, frisches Wasser in
den
Kessel
zu speisen. Bis zur Abfahrt war der Druck wieder vorhanden. Fuhr man los, wurde mit einem einfachen
Hebel der
Regulator
geöffnet. Dadurch strömte der Dampf vom
Kessel
durch den
Überhitzer
und anschliessend zu den
Schiebern.
Mit dem grossen
Handrad,
das sich unmittelbar vor dem Lokführer befand, konnte die Steuerung
verstellt werden. Je mehr die Steuerung aus der Mitte verschoben wurde,
desto mehr Dampf gelangte in die
Zylinder.
Damit fuhr die
Lokomotive los. Die gefahrene Geschwindigkeit konnte der Lokführer an einem Geschwindigkeitsmesser ablesen. Dieser befand sich im direkten Blickfeld und er wurde vom Triebwerk aus mechanisch angetrieben. Die aktuell gefahrene Geschwindigkeit
konnte an einer Skala abgelesen werden. So wusste der Lokführer jederzeit,
wie schnell er einen bestimmten Abschnitt befuhr. Wobei die Anzeige in der
Nacht und in
Tunnels
kaum abgelesen werden konnte. Eine eingebaute Registrierung notierte die gefahrene Geschwindigkeit zudem auf einem Papierstreifen. Dieser wurde durch das Gerät laufend verschoben und mit einem Stift wurde eine feine Linie auf ein weisses Blatt geschrieben. Dieser
Registrierstreifen
musste nach der Fahrt beschriftet, sorgfältig gefaltet und zu Handen der
Obrigkeit abgegeben werden. Verstösse gegen die Regeln wurden daher
aufge-zeichnet. Die V-Messer stammten von zwei unterschiedlichen Her-stellern. Bei den Lokomotiven mit den Betriebsnummern 621 bis 623, 635 bis 643 und 647 bis 649 wurden Modelle aus dem Hause Klose eingebaut. Für die restlichen
Lokomotiven wurden jedoch Modelle aus dem Hause Hasler in Bern
verwendet. Diese Ausrüstung war besonders, denn in der Regel wurden die
V-Messer
bei einem Hersteller geordert. Bei der Funktion gab es jedoch keine
Unterschiede zwischen den Modellen Um Personen in der Nähe der
Geleise
zu warnen, oder um akustische Signale zu erteilen, wurde auf dem Dach des
Führerhauses
eine
Lokpfeife
montiert. Diese wurde mit Dampf betrieben und konnte sowohl vom Lokführer,
als auch vom
Heizer
aktiviert werden. Betätigt wurde die Pfeife über ein Gestänge. Der Klang
veränderte sich mit dem Zug, den man am Hebel ausübte. Das berühmte
Klangbild der Schweiz war letztlich die Kunst des Personals.
Wollte
man die Fahrt verzögern, oder mit dem Zug an-halten, hatte man nur die
pneumatischen
Bremsen
zur Verfügung. Eine
Im Rangierdienst und bei Fahrten im Gefälle wurde mit der Regulierbremse gearbeitet. Diese direkte Bremse wurde mit dem entsprechenden Bremsventil der Marke We-stinghouse bedient. Das
Regulierbremsventil
W2 wurde an der seitlichen Wand unmittelbar hinter der
Frontwand
angeordnet. Der
Luft-druck
in der
Bremsleitung
konnte durch Drehen verändert werden. Um mit einem fahrenden Zug anzuhalten, wurde jedoch mit der automatischen Bremse gearbeitet. Diese wurde mit dem etwas näher beim Lokführer an der Seitenwand montierten Führerbremsventil der Bauart W4 von We-stinghouse bedient. Dieses
Ventil
hatte sich durchgesetzt und es ermöglichte eine einfache Bedienung durch
den Lokführer. Mit etwas Geschick des Personals waren so angenehme und
sichere Bremsungen möglich. Das
Ventil
W4 senkte die
Hauptleitung
in der Bremsstellung permanent ab. Beliess man es daher in dieser
Stellung, wurde die Hauptleitung komplett entleert. Wollte man das
verhindern, musste es auf Abschluss gebracht werden. Damit der Lokführer
überhaupt wusste, welchen Druck er in der Hauptleitung und im
Vorratsbehälter hatte, wurden an der
Frontwand
neben dem Fenster die entsprechenden Manometer montiert. Im Notfall konnte der Hebel durchgezogen
werden und die
Hauptleitung
senkte sich augenblicklich auf null
bar.
Damit war eine
Schnellbremsung
eingeleitet worden. Wollte man diese wieder lösen. Musste das
Führerbremsventil
in die Füllstellung verbracht werden. Jetzt musste der Lokführer jedoch
aufpassen, dass der Druck in der Hauptleitung nicht zu hoch wurde. Eine
automatische Begrenzung auf fünf bar war nicht vorhanden.
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