Erstfeld - Zürich - Göschenen

Es ist ein sonniger Tag im Oktober, als ich kurz vor drei Uhr Mittags meine Wohnung verlasse. Der Föhn bläst mir kräftig um die Ohren. Ich muss wieder zur Arbeit. Doch heute ist etwas Abwechslung angesagt, denn es stehen Reisezüge auf dem Programm. Auf den Strassen herrscht noch emsiges Treiben, denn viele Leute wollen noch schnell das Nötigste einkaufen vor dem Wochenende. Das habe ich Heute morgen auch schon erledigt. Mir begegnen auf dem Weg noch einige Berufskollegen, die Heute ihren freien Tag geniessen.

Auf dem Vorplatz zum Depot begegne ich noch einigen Touristen, die die Krokodillok auf dem Sockel bewundern. Einer der Besucher spricht mich an und will mich noch schnell etwas fragen. Das ist selten, denn meistens fehlt den Leuten der Mut dazu. Er stellt sich in gebrochenem Deutsch vor. Er komme aus Amsterdam und möchte gerne das Depot besichtigen, ob das denn möglich sei. Ich bejahe seine Frage und bitte ihn mir doch gleich zu folgen, ich führe in zur richtigen Person. Die kleine Gruppe folgt uns freudestrahlend ins Depot. Ich führe die Besucher zum Schalter des Einteilers und erkläre ihm den Wunsch der Besucher. Er ruft einen Lokführerkollegen, der Reservedienst hat, und bittet ihn den Gästen doch das Depot zu zeigen. Doch bevor die Besichtigung losgehen kann, müssen sich die Leute noch Warnwesten überstreifen. Auch hier geht die Sicherheit vor Schönheit.

Auch ich ziehe meine Warnweste an, und melde mich erneut am Schalter, diesmal aber um mich zur Arbeit zu melden. Bevor ich auf die grosse Reise gehen kann, muss ich noch einen Güterzug vorbereiten. Kurz nach den Besuchern überquere auch ich die Geleise zur Remise. Beim Schaltwärter erkundige ich mich nach den Lokomotiven für den Zug, den ich vorbereiten muss. Er sagt mir die Nummer der Lok, und wo sie steht. Es ist eine Ae 6/6. Die alte Dame, wie ich diese Lok liebevoll bezeichne, gehört zur ersten Bauserie. Sie besitzt die markanten Chromstreifen und das Kantonswappen von Bern. Bei der Kontrolle der Lok erkenne ich die Unterschiede dieser Maschine gegenüber den anderen dieser Serie. Da diese Lok für Schnellfahrversuche in Deutschland hergerichtet wurde, hat sie spezielle Federn erhalten. Die Kontrolle indes bringt aber keine Schäden zu Tage.

Nach dem ich die Lok eingeschaltet und die Bremsen geprüft habe, beleuchte ich die Stirnlampen. Das ist notwendig, da wir immer mit Licht fahren und zugleich das Signal für den Schaltwärter, dass ich fahrbereit bin. Die Rangiersignale gehen auf Fahrt und ich setze die Lok in Bewegung.

Nach kurzem Manöver stehe ich vor dem aufgestellten Zug. Der Kuppler gibt mir den Auftrag um an den Zug anzufahren und kuppelt die Lok mit dem Zug. Die Hauptleitung durch den Zug füllt sich langsam mit Luft.

Der Visiteur fordert mich auf, die Bremsen anzuziehen und den Funk auf seinen Kanal umzustellen. Er folgt dem Zug nach hinten und kontrolliert dabei, ob die Bremsen angezogen sind und ob sich Schäden an den Wagen befinden.

Als er am Zugschluss angekommen ist, fordert er mich auf, die Bremsen zu lösen. Ich vermute, dass er sich am Zugschluss befindet, denn ich kann ihn nicht sehen. Jetzt kontrolliere ich noch schnell, ob die Wagen richtig mit der Lok verbunden sind. Es ist alles in Ordnung.

Mittlerweile habe ich auch die Belastung des Zuges erhalten. Der Visiteur hat seine Arbeit auch beendet und meldete mir, dass die Bremsen gut seien. Auf die Frage von ihm, ob ich Fahrbereit bin erkläre ich ihm, dass noch ein anderer Lokführer kommen muss. Er meint, dass der abgehende Lokführer selber die Fahrbereitschaft melden muss.

Als der Kollege gekommen ist, der mit dem Zug auf Reisen geht, verlasse ich die Ae 6/6. Ab jetzt habe ich nur noch modernere Loks, da dieser Loktyp für Reisezüge nicht mehr eingesetzt wird. Ich gehe ins Depot und bereite meine Mappe für die folgende Fahrt vor. Das geht problemlos, da ich noch etwas Zeit dazu habe. Ich wechsle auch noch ein paar Worte mit einem Freund, der auch am arbeiten ist. Kurz bevor der Schnellzug in Erstfeld einfährt, mache ich mich auf den Weg zum Perron.

 

Erstfeld - Zürich

Nachdem der Schnellzug in Geleise zwei angehalten hat, betrete ich das Geleise um zur Führerstandstüre zu gelangen. Der Kollege vom Depot Chiasso öffnet die Türe und reinigt die Griffstangen. Daraufhin steige ich in die Lokomotive ein. Er packt noch schnell seine Sachen zusammen und verlässt die Maschine mit den Worten "Ciao, tutto in ordine". Der Zugführer hat mir bereits die Abfahrerlaubnis erteilt, als ich mich hinsetze. Ich setze den Zug in Bewegung, obwohl ich die Fahrpläne noch nicht eingerichtet habe, aber der Fahrplan hat jetzt Vorrang. Ich beschleunige den Zug so rasch wie möglich ohne dabei zu Vergessen, dass die Reisenden ein bisschen Fahrkomfort erwarten.

Die Re 460 beschleunigt den Zug rucklos auf die erlaubte Geschwindigkeit. Für den Bahnhof Erstfeld bedeutet das 95 km/h. Nach dem der letzte Wagen die letzte Weiche des Bahnhofes passiert hat, stelle ich am Geschwindigkeitsregler die neue Höchstgeschwindigkeit ein. Als der Zeiger auf der Marke von 140 km/h steht, gebe ich auch noch die notwendige Zugkraft vor. Mühelos beschleunigt die Lok den Zug bis zur eingestellten Geschwindigkeit. Da ich mich nicht um die Einhaltung der maximalen Geschwindigkeit kümmern muss, kann ich jetzt noch die Fahrpläne aufspannen. Bei einer so hohen Geschwindigkeit nähert sich der nächste Bahnhof ziemlich schnell. In Altdorf darf ich nur mit 125 km/h in den Bahnhof einfahren, kann aber nachher wieder beschleunigen. Doch schon nähert sich der nächste Bahnhof Flüelen. Hier muss ich mit dem Schnellzug anhalten. Jetzt geht alles Schlag auf Schlag. Erste Weiche 125 km/h, elektrische Bremse voll wirksam. Später muss ich dann noch die Bremsen der Wagen zu Hilfe nehmen.

Langsam nähere ich mich dem Punkt, wo ich halten muss. Ich reduziere die Leistung der elektrischen Bremse der Lok. Kurz vor dem Halt löse ich die Bremsen der Wagen. Nahezu ohne einen Ruck steht der Zug still. Nach einer Kontrolle mittels der Rückspiegel stelle ich fest, dass ich gut noch einen Wagen später hätte halten können, doch jetzt ist es zu spät. Hinten steigen Leute aus und wieder ein. Ich interessiere mich aber mehr für die Signale. Das Ausfahrsignal zeigt bereits Grün, doch die Abfahrerlaubnis ist noch dunkel. Die Abfahrerlaubnis leuchtet auf, ich kontrolliere am Rückspiegel ob alle Türen geschlossen sind. Hinten ist alles so wie es sein soll. Ich beschleunige den Zug wieder.

Die Axenstrecke ist mit einer so modernen Lok problemlos zu befahren, das entbindet mich aber nicht von der Beobachtung der Signale. Es nähert sich Brunnen, der nächste Halt. Wieder beginne ich mit der elektrischen Bremse der Lok und bremse die Wagen erst später. Jetzt hat es mit dem Halt bestens geklappt, denn ich stehe beinahe auf den Meter genau an der richtigen Stelle.

Die Abfahrerlaubnis leuchtet auf. Wieder beobachte ich die Türen der Wagen. Am letzten Wagen bleibt aber eine Türe offen. Mit offenen Türen darf ich nicht abfahren. Da ich nicht sicher bin, ob das Zugpersonal die offene Türe bemerkt hat, gebe ich mit der Lokpfeife Achtungssignale. Es dauert in meinen Augen lange, bis das Zugpersonal die Türe schliesst. Ich gebe der Lok die maximale Zugkraft vor, da der Zug durch diesen Vorfall etwas verspätet wurde. Ich kann aber nur kurz mit der maximalen Geschwindigkeit fahren, da ich auf der nächsten Station schon wieder anhalten muss. Auch der Halt in Schwyz gelingt mir nach Wunsch.

Da Schwyz in einer Kurve liegt, kann ich die Türen der Wagen nicht sehen. Als die Abfahrerlaubnis aufleuchtet warte ich noch 7 Sekunden mit dem Abfahren, um dem Zugpersonal noch etwas Zeit zu geben die Türen zu schliessen. Da ich keine offenen Türen sehen kann, beschleunige ich den Zug. Ich fahre bereits mit mehr als 60 km/h, als ich den Zug endlich auf der anderen Seite kontrollieren kann. Alle Türen sind geschlossen. In der Haltestelle Steinen ändert die erlaubte Geschwindigkeit. Scheinbar gemütlich fahre ich die Steigung hinauf in Richtung Arth-Goldau.

Die Einfahrt in Arth-Goldau ist nur mit reduzierter Geschwindigkeit möglich, da ich in den Bahnhofsteil in Richtung Zug einfahren muss. Nach dem Halt, der diesmal etwas ruckartig war, habe ich Zeit um die Daten ins Leistungscouvert einzutragen. Ich muss hier noch den Intercity aus Mailand zur Weiterfahrt nach Basel abwarten. Auch der Intercity verkehrt pünktlich. Das Wetter hat sich geändert, denn der Himmel ist bedeckt. Das ist typisch bei Föhnlage. Auch hier kann ich die Türen der Wagen nicht sehen, als ich die Abfahrerlaubnis erhalte.

Die Strecke nach Zug ist sehr kurvenreich, darum ist die Fahrt etwas gemütlicher. Die Linie fällt wieder mit einer mittleren Neigung. Den Bahnhof von Walchwil kann ich ohne Halt passieren, da der Regionalzug aus Zug schon im Bahnhof steht. Walchwil ist die einzige Möglichkeit wo sich zwei Züge auf dieser einspurigen Strecke kreuzen können. Ich nähere mich Zug, der nächsten Station mit einem Halt. Hier in Zug darf ich nicht zu früh anhalten, da sonst der Gegenzug nicht ausfahren kann. Jetzt kann ich die Türen des Zuges wieder beobachten, da das Geleise gerade ist.

Nahezu auf die Sekunde genau setze ich meinen Zug wieder in Bewegung. Jetzt befinde ich mich in der Nähe von Zürich, so dass ich möglichst genau nach Fahrplan fahren muss. Dies gelingt mir, denn bei der Ankunft in Thalwil bin ich pünktlich. Nach der Abfahrt beschleunige ich den Zug wieder. Jetzt kann ich die maximale Geschwindigkeit fahren, da es nicht so tragisch ist, wenn ich ein zwei Minuten zu früh in Zürich bin.

Kurz vor dem Hauptbahnhof teste ich die Funktionsweise der Bremsen des Zuges. Das ist Pflicht, da Zürich ein Kopfbahnhof ist. Die Einfahrt in Zürich ist nur mit 30 km/h erlaubt. Scheinbar gemütlich befahre ich die Weichenstrassen von Zürich. Neben mir fährt noch ein anderer Zug ein. Zeitweise scheinen sich die Fahrstrasse der beiden Züge zu kreuzen. Aber immer bevor es kracht, wird wieder eine Weiche in Ablenkung befahren. Das Perron taucht auf. Zürich ist immer eine Nervenprobe. Die Leute auf dem Bahnsteig scheint es kaum zu kümmern, dass ein Zug einfährt, denn sie stehen dicht gedrängt nahe beim Geleise. Ein Achtungspfiff mit der Lokpfeife verschafft mir die nötige Aufmerksamkeit. Kurz vor dem Prellbock halte ich an, bewege noch kurz und schalte die Lok aus.

Nachdem die Lok abgehängt wurde, fahre ich noch ganz ans Ende des Geleises. Ich wechsle nun den Führerstand und richte die Lok wieder ein, so dass ich fahrbereit bin. Jetzt muss ich nur noch warten, bis der Zug vor mir abfährt. Als der Zug den Bahnhof verlässt folge ich ihm mit einem kleinen Sicherheitsabstand. Am Ende des Perrons ist aber dieses Unterfangen beendet, da ein Rangiersignal Halt zeigt. Vor mir öffnet sich das grosse Gleisfeld der Zürcher Hauptbahnhofes. Als sich das Rangiersignal öffnet, beschleunige ich meine Lok.

Mit der erlaubten Maximalgeschwindigkeit von 40 km/h fahre ich durch das Gleisgewirr. Der Fahrweg führt direkt vor das Depot Zürich. Am Wechselsprecher melde ich mich dem Schaltwärter an und teile im die Nummern der Lok und des gebrachten Zuges mit. Er weist mir den Halteort für meine Maschine zu. Das ist das erste Mal, dass ich von ihm höre. Sehen werde ich ihn nicht. Als ich mit der Lok angehalten habe, kontrolliere ich noch die Sauberkeit der Scheiben und den Sandvorrat. Eine Reinigung der Scheiben ist jedoch nicht erforderlich. Für die Sauberkeit der Frontscheiben ist das Lokomotivpersonal verantwortlich.

Einige Zeit später tippe ich am Computer, der die Lokstandorte bekannt gibt, die abgehende Zugnummer ein. Wie es in meiner Einteilung vermerkt ist, handelt es sich um die gleiche Lokomotive, die ich bisher schon hatte. Ich melde meine Fahrbereitschaft am dafür vorgesehen Wechselsprecher. Wieder meldet sich der selbe Mitarbeiter. Ich teile im meine Fahrbereitschaft mit und setze mich auf die Lok.

Es vergehen ein paar Minuten, bis sich das Rangiersignal öffnet. Die Fahrstrasse führt mich direkt an den im Geleise stehenden Zug. Der Kuppler steht bereits zwischen den Puffer und gibt mir das Signal zum anfahren an den Zug. Ich schalte die Lok aus. Dies ist eine Sicherheitsmassnahme. Denn der Kuppler darf die Zugsammelschiene, die eingeschaltet eine Spannung von 1000 Volt hat, erst kuppeln, wenn ich die Lok ausgeschaltet habe. Nach dem Wechseln des Führerraumes meldet er sich bei mir und teilt mir mit, dass ich Lok und Heizung einschalten könne, sobald die Bremsen in Ordnung sind.

Da sich der Luftvorrat langsam in Wunschdenken auflöst, schalte ich die Lok bereits wieder ein, als das Signal zum bremsen des Zuges erscheint. Die ist erlaubt. Nachdem das Signal für Bremse gut erscheint, schalte ich auch noch die Zugsammelschiene ein. Mittlerweile ist auch der Kollege eingetroffen, der mit dem Zug auf Reisen geht. Ich übergebe ihm die Lok mit den normalen Bemerkungen. Jetzt habe ich fast eine Stunde Pause.

 

Die Pause

Auf dem Weg in die Pause werde ich von vielen Reisenden nach dem Weg gefragt, meistens sind es Touristen, die den Zug zum Flughafen suchen. Mit meiner Warnweste erkennen mich die Reisenden auf den ersten Blick. Das Zugpersonal das wenige Meter neben mir steht erkennen die Leute nicht, da dieses ja keine Uniform mehr trägt.

Nur ein Mal habe ich Probleme, als mich ein älterer Herr nach dem Zug in Richtung Bubikon fragt. Da bin ich leider überfragt, denn eines weis ich sicher, an einer Strecke, die ich befahre liegt es nicht. Freundlich verweise ich den Mann an einen Zugführer in der Nähe. Er verabschiedet sich nicht mehr so freundlich von mir. Wer kann es ihm verdenken, denn er kann ja nicht Wissen, dass er einen Lokführer aus einem anderen Teil der Schweiz fragt.

Mittlerweile habe ich den Weg zum Aufenthaltsraum des Lokomotivpersonals geschafft. Ich deponiere noch mein Handgepäck und wechsle ein paar Worte mit einem Kollegen, der früher auch mal in Erstfeld war, jetzt aber in Zürich arbeitet. Das Personalrestaurant liegt in der unmittelbaren Nähe des Aufenthaltsraums. Hier heisst die Kantine Oase. Als eine der einzigen Milchküchen (so nennen wir die Kantine) bietet sie auch zu Randzeiten noch komplette Mittagessen an. Ich entscheide mich aber für ein Glas Limonade und ein Stück Kuchen. In der angeregten Diskussion mit anderen Lokführern vergeht die Zeit schnell und so ist die Pause auch für mich zu Ende. Niemanden stört es, wenn man mitten in der Diskussion aufsteht und weggeht. Lokführer sind eben doch etwas Sonderbar. Nachdem ich meine Mappe geholt habe, begebe ich mich auf den Weg zu meinem Zug.

 

Zürich - Göschenen

Ich besteige die Lok, diesmal ist es eine Re 4/4 II. Der Kollege, der mir den Zug vorbereitete, verabschiedet sich kurz, und geht zum hinteren Ende des Zuges. Er muss nun die andere Lok ins Depot stellen. Das weiss ich, da ich diese Tour nicht zum ersten Mal fahre, und mir dieser Umstand schon von seinen Vorgängern mitgeteilt wurde. Es dauert nicht mehr lange, und ich verlasse die Hektik des Grossbahnhofs Zürich.

Die Fahrt nach Arth-Goldau verlief ohne nennenswerte Probleme, die Halte in Thalwil und Zug verliefen zu meiner Zufriedenheit. Doch jetzt in Goldau ändert sich der Charakter meines Zuges. Jetzt müssen alle Leute aussteigen. Ich fahre mit den leeren Wagen nach Göschenen. Die Signale gehen auf Fahrt. Ein letztes Mal erteilt der Zugführer die Abfahrerlaubnis. Ich setze den Zug in Bewegung.

Es sieht gespenstisch aus, wenn ich die unbeleuchteten Reisezugwagen sehe. Wir nennen solche Züge treffenderweise auch Geisterzüge. Ohne auch nur ein einziges mal anzuhalten fahre ich bis nach Flüelen. Dies ist kein Problem, da ich mich im "Windschatten" des Intercity aufhalte.

Erstfeld nähert sich. Da ich hier durchfahre, ist es ein komisches Gefühl, wenn man am Feierabend vorbei fährt. Die Steilrampe des Gotthards ist mit einem leichten Reisezug kein Hindernis mehr. Sorgen bereitet mir nur der Einspurabschnitt nach Gurtnellen. Dies könnte mich noch am rechtzeitigen Feierabend behindern.

Die Kirche von Wassen passiere ich ohne ihr auch nur den geringsten Blick zu widmen. Die steht ja Morgen auch noch da. Die Einfahrsignale von Göschenen signalisieren mir wieder eine reduzierte Geschwindigkeit. Nach dem Halt schalte ich die Lok wieder aus, denn die Zugsammelschiene ist ja immer noch gekuppelt.

Der Rangierarbeiter meldet sich bei mir und fordert mich auf, einen anderen Kanal am Funkgerät einzustellen. Bevor er aber an das andere Ende des Zuges geht, trennt er noch die Zugsammelschiene. Er erteilt mir die Erlaubnis, die Lok wieder einzuschalten.

Einige Minuten später erteilt er mir am Funk den Befehl rückwärts zu fahren. Ich bestätige den Befehl, warte das Kontrollsignal ab, und bewege vorsichtig den Zug rückwärts. Die Wagen sind schnell abgestellt, und ich kann mit meiner Lok vor das Stationsgebäude fahren. Das Manöver ist beendet.

 

Göschenen - Erstfeld

Ich kontrolliere gerade, ob das Zugschlusssignal auch richtig beleuchtet ist, als das Ausfahrsignal für mich auf Fahrt geht. Wieder in der Lok setze ich mich in Bewegung. Die Lokomotive alleine den Gotthard hinunter zu führen ist keine Schwierigkeit. Die Fahrt verläuft den auch problemlos bis zum Vorsignal des Spurwechsels Pfaffensprung. Da dieses Warnung zeigt, muss ich die Geschwindigkeit reduzieren. Dies kann ich mit der elektrischen Bremse bewerkstelligen. Als ich mich dem Signal nähere stelle ich fest, dass dieses nach wie vor Halt zeigt. Ich halte davor an.

Kurze Zeit, nachdem ich angehalten habe, ertönt die Zugnummer meines Lokzuges am Funk. Die Station Gurtnellen teilt mir mit, dass ich zwei bis drei Kreuzungen abwarten muss.  Es vergeht nicht viel Zeit, bis sich der erste Zug nähert. Es ist ein mit Getreide beladener Zug mit Schiebelokomotive. Auch der zweite Zug benötigt eine Schiebelok. Der dritte und letzte Zug befördert Liebesbriefe und andere Post ins Tessin. Das Signal geht mit reduzierter Geschwindigkeit auf Fahrt. Ich beschleunige meine Lok wieder. Nach der Baustelle muss ich das Geleise erneut wechseln, damit ich wieder auf dem linken Geleise verkehre.

Als ich in Erstfeld einfahre, stelle ich fest, dass ich trotz dem Halt am Spurwechsel doch noch rechtzeitig in Erstfeld angekommen bin. Ich manövriere meine Lok ins Depot, letztlich steht die Lok exakt an der Stelle, wo ich heute Nachmittag die Ae 6/6 übernommen habe. Die üblichen Kontrollen, sind schnell erledigt. Jetzt gibt es Feierabend! Die Warnweste ausgezogen und die Mappe noch weggestellt, und ich kann nach Hause gehen. Es ist beinahe Mitternacht, als ich Türe zu meiner Wohnung öffne. Noch schnell etwas leichtes essen, die Nachrichten vom Abend anschauen, und dann ins Bett.

 

                       
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