Tour 3: RBL - Bern - Schönbühl - RBL |
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Eigentlich ist es schlimm, wenn man einen
Arbeitsbeginn kurz nach neun Uhr morgens als extremen
Frühdienst
bezeichnet. Jedoch arbeite ich, seit ich im RBL bin, kaum zu diesen
Zeiten. Persönlich finde ich, dass mir diese Schichtung besser bekommt.
Auch wenn ich ab und zu noch gegen den alten Rhythmus des
Depots
Erstfeld kämpfe. Schlimm, wenn der Körper nach vier Wochen automatisch das
Gefühl hat, dass es jetzt Zeit für Frühdienst ist.
Hellwach, war dann nichts mehr mit schnell
einschlafen und so fehlte der dringend benötigte Schlaf. Das dauerte zwei
Wochen an und dann kam das Wochenende, wo nur noch geschlafen wurde. Jedoch habe ich erfahren, dass nicht nur ich damit gekämpft hatte. Der Arbeitgeber konnte den Leuten in diesem Punkt schon eine mächtige Portion Angst einimpfen. Wer verschläft ist den Job los, funktioniert gut. Nur, einmal in einem Jahr, würde dazu
führen, dass mehrere Züge am Morgen nicht fahren, weil der Lokführer
verschlafen hat. Verständnis dafür hat natürlich niemand, denn Fehler
macht ein Lokführer bekanntlich nicht. Vermutlich bin ich nicht der Einzige, der kurz nach Mitternacht den Wecker neben dem Ohr für einen Traum hielt, diesen im Halbschlaf abstellte und sich dann wieder hinlegte. Zwei Tage später durfte man zum Rektor, äh Depotchef, und wurde im militärischen Stil belehrt, dass Lokführer gefälligst pünktlich zu Arbeit erscheinen. Das Schriftstück mit der Unterschrift hatte schliesslich den Erfolg, dass man lieber nicht schlief, als den Wecker nicht zu hören. Das ist langfristig nicht gesund, wurde
aber vom Unternehmen gefördert. Lieber hatte man nicht optimal verfügbare
Mitarbeiter, als dass deswegen ein
Güterzug
in der Nacht nicht pünktlich verkehrte. Nur, das war die knallharte Welt
des chaotischen Transitverkehrs. Mit zwei Wecker um 0.30 Uhr aus dem Bett,
noch im Halbschlaf zur Arbeit und dort zwei Stunden auf den verspäteten
Zug warten. Zum Glück ist diese Zeit nun vorbei. Heute ist einer der wenigen Tage im Jahr,
an dem ich eigentlich mehr zur Sicherheit, als aus einer Notwendigkeit
heraus den Wecker richte. So kann ich auch gleich kontrollieren ob dieser
noch funktioniert. Mein Wecker ist bald 20 Jahre alt und eine 40 Jahre
Garantie wollte mir bekanntlich kein Händler geben. Aus diesem Grund,
werden solche
Touren,
auch wenn sie mitten im Vormittag beginnen, als extremen
Frühdienst
bezeichnet. Vor der Nachtruhe stelle ich noch mein
Programm für den folgenden Tag zusammen. Die
Tour
wird schnell auf einem handlichen Papierfetzen notiert und in der Agenda
angeheftet. Eigentlich eine schöne Tour, wenn das Wetter noch stimmt...
Ein Zug nach Bern, dann zurück mit der
Lokomotive
nach Schönbühl und ab dort mit dem Schnellgut, des Detailhändlers mit dem
orangen M an seinen Läden, zurück nach Hause. Dumm ist nur, dass es ein Samstag ist und eigentlich das grosse Volksfest in der Region anstehen würde. Dieses muss ich irgendwie um meine Schichtung bringen. Doch nun, wo an anderen Orten die Fahrgeschäfte bunt leuchten und einprägsame Musik spielt, ist bei mir die Zeit der Nachtruhe angebrochen. Die kühle Nacht hilft beim Einschlafen, denn die Gewitter heute Abend hatten für die von mir erhoffte Abkühlung gesorgt. |
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RBL – Bern Weyermannshaus |
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Aufgestanden bin ich kurz vor dem Wecker.
Ausgeruht und fit, ging es mit dem Auto in den
Rangierbahnhof.
Längstens ist dieser
Ablauf
zur Routine geworden und wie in Erstfeld, liegt die Würze eines
Arbeitstages beim Wetter. Nach den heissen Tagen dieser Woche, sorgten die
Gewitter gestern noch etwas für
Spannung,
weil allerhand herumflog. Noch bedecken die letzten Wolken davon den
morgendlichen Himmel. Zudem ist es angenehm kühl geworden.
Dann wird es eine Fahrt bei 40 bis 50
Grad. Nicht angenehm, aber nach all den Jahren weiss ich, wie ich dem
begegne. In einem halben Jahr ist es dafür wieder bitterkalt. Die neuen
Arbeitsgeräte, wie moderne
Lokomotiven,
lassen leider auf sich warten. Die erste Änderung vom heutigen Tag kam gleich zu Beginn. Es war der Standort der Lokomotive. Mein Zug fährt ab der Richtungsgruppe in Richtung Westen los. In diesen Fällen finden wir die
Lokomotive
im
Depot.
Das hat auch der «Neue» schnell kapiert. Doch heute steht sie
ausnahmsweise in der Lokwartegruppe auf der anderen Seite des
Bahn-hofs.
So marschiere ich los, denn es ist ein gutes Stück an diesen Ort, denn
dazwischen liegt der
Rangierbahnhof. Als ich die Lokomotive, eine Re 420 ohne Klimaanlage, gefunden habe, richte ich mich für die Fahrt ein. Es ist spannend, gemäss Liste vom Unterhalt funktionieren 95% der Klimaanlagen. Warum nur habe ich an den heissen Tagen nie eine dieser Lokomotiven? Die heute hat diesen zusätzlichen Ballast nicht erhalten und wurde eigentlich dem Schrotthändler aus den Klauen gerissen. Anders gesagt, sie wurde wieder reaktiviert. Als ich alle Prüfungen erledigt habe,
melde ich meine
Fahrbereitschaft.
Damit erfahre ich auch gleich die zweite Änderung, denn mein Zug steht im
Gleis 416.
Das ist in der
Ausfahrgruppe. Einmal auswechseln und dann vor den Zug
fahren, denn so kompliziert ist das
Manöver
aus dieser
Gruppe
gar nicht. Damit komme ich auch auf den anderen
Führerstand
und kann diesen so vorbereiten, dass es in Bern nicht zu heiss werden
wird. Die Frage nach dem Grund für die Änderung,
wurde damit beantwortet, dass beim
Ablaufberg
ein Wagen entgleist sei und so die
Ausfahrt
schlicht nicht möglich ist. Entgleister Wagen beim Berg. Stimmt, dort
stand vorhin einer so komisch in der Anlage herum. Nur, das ist eigentlich
keine Seltenheit. Die
Gleisbremsen
klemmen das
Rad ein.
Dadurch kann dieses aus den
Schienen
gehoben werden. Wenn es danach den Weg darauf nicht mehr findet, steht der
Wagen im
Schotter.
Genau
aus diesem Grund ist die
Ausfahrt
aus der Richtungsgruppe so mühsam. Zuerst geht es mit 5 km/h los. Diese
Geschwindigkeit, wenn man sie als solches bezeichnen darf, ist
anschliessend einzuhalten, bis auch der letzte Wagen die
Gleisbremsen
passiert hat. Mit einem 700 Meter langen Zug, kann das
eine Ewigkeit dauern. Heute hätte ich knapp 400 Meter langsam fahren
müssen. Doch all das ist, wie man so schön sagt, gegenstandlos geworden. Nötig ist das, weil sonst leichte Wagen
aus den
Schienen
gedrückt werden können. Warum sollte es dann in umgekehrter Richtung nicht
auch zu
Entgleisungen
kommen? Die Kräfte, die bei der Bremsung
entstehen, führen dazu, dass der Wagen durch die Bewegung des
Rades
angehoben wird. Wenn die Kraft zu gross wird, springt das Fahrzeug aus der
Bremse
und dann sucht es sich den eigenen Weg. Das konnte ich in Chiasso schon
live beobachten. Auf jeden Fall, heute geht es etwas
eleganter aus dem
Bahnhof,
denn in der
Ausfahrgruppe kann ich direkt auf 40 km/h beschleunigen. Wobei
so schnell wird es nicht losgehen, denn der Zug ist 843 Tonnen schwer und
daher für die kleine
Lokomotive
ein grosses Stück Arbeit. Mit D 75%, einer maximalen Geschwindigkeit von
100 km/h und Gefahrgut, bietet der Zug alles, was das Herz des
Cargolokführers höherschlagen lässt. Pünktlich geht die Fahrt los und die
Lokomotive
beschleunigt den Zug langsam. Die arg strapazierten
Räder
quietschen über die
Weichen
und widerwillig setzen sich die Wagen in Bewegung. Ich habe Zeit, denn
jetzt kann sehr viel schiefgehen. Der Lokführer zieht zu stark, leiden die
Kupplungen.
Muss er abrupt bremsen, kann es zu
Entgleisungen
kommen. Das Signal vor mir ist noch nicht in der Stellung, dass ich Fahrt
aufnehmen kann. Es klappt alles und in
Killwangen-Spreitenbach komme ich wieder zum Stillstand. Da ich meinen Zug
nicht langsam über die
Gleisbremsen
ziehen musste, bin ich natürlich etwas zu früh. Der dichte Verkehr mit
Reisezügen
verhindert hier, dass die
Güterzüge
zufahren können. Es ist eine verflixte Sache, aber wir würden gerne den
Schwung ausnützen und so Energie sparen, aber das geht nicht, weil und die
Reisezüge im Weg herumstehen. Pünktlich geht es weiter und erneut
beginne das Spiel von vorne. Zug strecken,
Zugkraft
langsam bis zum maximalen
Strom
erhöhen und so beschleunigen. So werden
Kupplungen
geschont. Die Geschwindigkeit ist kein Problem, denn das Signal zeigt den
Fahrbegriff 5 und auf meinem Weg über Baden und Brugg, sind mit meiner
Zugreihe
nur 80 km/h zugelassen. Ich werde daher die am
Hauptsignal
erlaubte Geschwindigkeit nicht ausfahren können.
Nun steht aber die Fahrt durch Baden an.
Die ist wegen den Gefällen mit anschliessender Steigung nicht so leicht,
wie man meinen könnte und heute ist noch «Badenfahrt» und daher las ich in
der Zeitung, dass wegen dem Volks-fest ein Dampfzug verkehren sollte. Diese Dampflokomotive gehört aus Tradition an die «Badenfahrt», die nur alle zehn Jahre stattfindet, einfach dazu. Denn das Fest findet zu Ehren der Strecke, die von der Schweizerischen Nationalbahn SNB 1847 eröffnet wurde, statt. Da darf die
Spanischbrötlibahn
schlicht nicht fehlen. In diesem Jahr stand der Zug jedoch nicht bereit,
daher kommt eine andere Maschine zum Einsatz. Ein Fest zu Ehren einer
Strecke und die
Staatsbahnen
schaffen es nicht, einen Zug bereit zu halten. Eigentlich Schade. Leider ist es so und
der Star vom Fest, wird eine französische Dampflokomotive sein. Die ist
bei meiner Fahrt durch Baden nicht zu sehen und auch die Leute auf dem
Bahnsteig
halten sich brav an die Markierungen. So kann es Spass machen, die Sonne
kommt hervor, die Leute halten Abstand und die Signale sind grün. Nur
sagen Sie das nicht meinen Chef, sonst meint er noch, ich müsste dafür ein
Gehalt bezahlen. Kaum sind die Gedanken verschwunden,
ertönt bei meiner
LEA
ein Signal. Aha,
ADL
meldet sich zu Wort. Die Meldung «Dist.» ist erschienen. Damit habe ich
eigentlich nur einen Voranzeiger für das nächste rote Signal erhalten. Was
solle ich damit anfangen. Ich habe Distanz auf einen Zug, der zu mir etwa
zehn Minuten Abstand hat. Und wo laufe ich diesem Zug auf? Eine sinnlose
Information, die immer wieder erscheint und eigentlich nur nervt.
Die
Anweisungen sind klar, jetzt wo der Zug mit der
elektrischen
Bremse gerade auf Geschwindigkeit gehalten werden kann,
muss mit der
Druckluftbremse
auf 40 km/h verzögert werden. Die Zeit dazu beträgt 1000 Meter, also muss
kräftig in die Eisen gestiegen werden. Kaum als ich die Geschwindigkeit erreicht
habe, kommt die Meldung «ADL END».
Bremsen
lösen und mit hoher
Zugkraft
den Zug beschleunigen. Möchte wissen, wie so Energie gespart werden kann. Weiter geht die Fahrt und nach der freien
Durchfahrt in Turgi kommt der
Bahnhof
von Brugg. Die
Einfahrt
erfolgt noch mit der normalen Geschwindigkeit, aber bei der
Ausfahrt
sind 60 km/h einzuhalten. Dank der Steigung vor dem
Bahnhof
erreiche ich die Geschwindigkeit ohne Einsatz der
Bremsen.
Eine elegante Verzögerung, die mehr Energie einsparte, als die
ADL
Meldung von vorhin. Nur wir Lokführer sind zu blöd um das zu verstehen. Ausgefahren wird über ablenkende
Weichen.
Der Grund war eine
S-Bahn,
die in Brugg in meiner Durchfahrt die Fahrrichtung wechselte. So muss ich,
nachdem auch der letzte Wagen die Weiche passiert hat, den Zug wieder
beschleunigen. Nun sind auch wieder höhere Geschwindigkeiten erlaubt.
Angestrebt habe ich 90 km/h, danach rollen lassen und es kommt mit der
Kurve
ganz gut. So werden die
Ströme
wieder erhöht und die Geschwindigkeit nimmt zu. Die Nadel bei meinem
V-Messer
stand auf 85 km/h, als sich
ADL
erneut meldete. Maximal 60 km/h bis Aarau. Schön, jetzt geht es wieder
runter und alle Energie, die ich für die Beschleunigung benötigte, wird
wieder in den
Bremsklötzen
vernichtet. Ich schalte daher nur ab und ignoriere die Vorgaben. Irgendwie
sehe ich es ein, dass Energie gespart werden muss, aber bitte nicht so,
die Beschleunigung wäre mit einer intelligenten Lösung nicht nötig
gewesen. Am Schluss fuhr ich noch mit 50 km/h, aber
mit grünen Signalen durch Wildegg. Immer noch habe ich die gleiche Meldung
bei
ADL.
Doch nun beginnt die Steigung nach Rupperswil und ich muss wieder die
hohen
Zugkräfte
anwenden. Sie ahnen es vielleicht, denn genau jetzt kommt eine neue
Meldung. ADL wird beendet und ich kann in der Steigung beschleunigen.
Gedanken zum Verbrauch bei der Energie mache ich mir nicht mehr.
Keine unnötige Bremsung, sondern
vorausschau-ende Fahrweise. Wie wäre die Meldung «Olten Durchfahrt xx.xx».
So könnte der Lokführer seine Fahrt frei gestalten und wirklich Energie
sparen. Das funktionierte vor 15 Jahren sogar am Gotthard. Dort kam am Funk die Meldung, dass man um eine bestimmte Zeit bei einer bestimmten Stelle sein musste. So konnte verhindert werden, dass die schweren Züge in der Steigung anfahren mussten. Jeder Lokführer war bemüht, die Vorgabe
mög-lichst optimal einzuhalten. Oft wechselte das
Vor-signal
nur knapp 50 Meter vor der
Lokomotive.
Es klappte immer wieder ohne grossen Aufwand. Aber eben, das ist bekanntlich unmöglich, denn dann würde man es dem Lokführer überlassen, seine Fahrt so zu gestalten, dass der sich elegant durch das Land schummelt. Etwas logischere Informationen, mit denen
der Lokführer auch etwas anfangen kann, wären sinnvoller, als
ADL-Meldungen, die so knapp kommen, dass nur mit der
Schnellbremse
verhindert werden kann, dass das
Warnung
zeigende Signal passiert wird. Nach Olten kommt die Fahrt etwas in
Schwung, denn die Züge des
Fernverkehrs benutzen ab Rothrist die
Neubaustrecke. Da meine
Lokomotive
nicht über
ETCS verfügt,
benutze ich, wie geplant, die alte Strecke über Langenthal und Burgdorf.
Irgendwie schöner, als die gerade Strecke durch
Tunnel,
Einschnitte und über
Brücken.
Es gibt mehr zu sehen auf der alten Strecke und gemütlicher ist es auch.
Auf jeden Fall sind die Signale offen. Nach Murgenthal verlasse ich den Kanton Aargau und
erreiche den Kanton Bern. Die Strecke wird jetzt wegen den
Kurven etwas
gemütlicher. Ich lasse den Zug so ausrollen, dass die neue Geschwindigkeit
ohne Einsatz der
Bremsen erreicht wird. Zudem weiss ich, dass ich nach dem
Bahnhof
eine ruppige Steigung vor mir habe. Daher lasse ich den Zug etwas
tiefer fallen. So kann ich in der Ebene die
Zugkraft aufbauen. Dieses Verhalten hatte ich vor vielen Jahren am
Gotthard gelernt. Durch die flachen
Stationen den Zug mit der Schwerkraft
etwas Drosseln um anschliessend mit der korrekten
Zugkraft in die Steigung
fahren. Damit sollte verhindert werden, dass in der Steigung der Zug
wieder beschleunigt werden musste. Geklappt hat das nicht immer und auch
jetzt funktionierte es leidlich. Die Lastverteilung ist für mich etwas
ungünstig gewesen. Ab dem
Bahnhof
Roggwil ist die Geschwindigkeit etwas
höher. Jedoch beschleunige ich diese 5 km/h nicht mehr, denn Langenthal
steht bald vor der Türe und dort muss ich langsamer fahren. So kann ich
die hohen
Zugkräfte
zur Beschleunigung vermeiden, was die
Lokomotive
etwas
schont. Bei der Reduktion hilft mir dann die Schwerkraft. So sollte
Langenthal zu keinem Problem werden. Doch zuerst kommt noch die
fakultative
Schutzstrecke. Nach Langenthal fällt die Strecke leicht ab, um auf
das Niveau der
Neubaustrecke zu kommen. Dieses Gefälle kann für die
Beschleunigung genutzt werden. So will ich mit der passenden
Geschwindigkeit den steilen Anstieg schaffen. Die
Lokomotive
wird dort
stark ausgelastet sein. Diesmal weiss ich, wie mein Zug formiert ist und
wo die schweren Wagen eingereiht sind. Damit sollte die Senke eigentlich
kein grosses Problem darstellen. Es klappt und in dem Moment, wo ich die Steigung in
Angriff nehme meldet sich
ADL. Empfohlen wird eine ökologische Fahrweise
mit 60 km/h bis nach Bern Wankdorf. Ich kann es gemütlich nehmen.
Abschalten und den Zug rollen lassen. Mal sehen, wie weit ich damit komme.
Grundsätzlich steigt es hier immer wieder an und diese Steigung nutze ich
für die Verzögerung. Eine wirtschaftliche Lösung, die zwar nicht nach dem
Lehrbuch ist, aber Energie spart.
Trotz den hohen Zugkräften benötige ich nun weniger Energie, als bei normaler Geschwindigkeit. Ein Punkt, der sich mit der Baureihe
Ce 6/8
II beweisen lässt, denn die zog die gleichen Lasten, wie die aktuelle
Lokomo-tive. Schaffte mit der geringeren
Leistung jedoch maximal 40 km/h. Wie könnte es anders sein, genau dort, wo die Strecke am Steilsten ist, kommt eine neue Info von ADL. Jetzt steht Schnellfahrt
bis Burgdorf auf dem Programm. Die
Ströme steigen deutlich an und langsam
wird der Zug schneller. Bis Burgdorf ist es nicht mehr weit, daher wird
die Aktion wohl kaum aufgehen. Trotzdem fahre ich mit maximaler
Geschwindigkeit gegen das
Einfahrsignal. Dann kommt ADL END und die
Warnung für die
Ausfahrt.
Scheinbar war ich zu schnell für den Kollegen der
BLS. Dieser fuhr gemütlich ein und dann konnte auch ich wieder zuschalten.
Da ich keine Information zu
ADL
habe, beschleunige ich auf die maximale
Geschwindigkeit. Keine leichte Aufgabe, wenn es leicht den Berg hochgeht.
Mit meiner Fahrweise, wäre das zu verhindern gewesen, aber ich bin
Lokführer und die sind nicht zum Denken angestellt worden. Trotzdem frage
ich mich, was die Schnellfahrt sollte. Bis Bern erfreute ich mich nun an den Informationen
von
ADL. Dort ging es mal runter, dann wieder rauf um gleich wieder runter
zu gehen. Dann kam ADL END und eine Minute später wieder ökologisch mit 65
km/h zu werden. Die ganze Zeit rumpelte ich mit 80 gegen Schönbühl und
Zollikofen. Dabei grüsste ich freundlich den Kollegen auf dem Zug der RBS
und liess den Zug bis Wiler auf 60 km/h fallen, denn schneller geht es
gegen Bern zu nicht mehr. Die
elektrische
Bremse wurde nach dem
Bahnhof
Wiler
mit voller
Leistung eingeschaltet. Die Lorrainebrücke in Bern ist von
dieser Richtung gesehen mit einem stolzen Gefälle bedacht worden. Dank der
elektrischen Bremse benötigte ich die
Druckluft der Wagen nur, um auf das
Einfahrsignal zu bremsen. Es ging schlicht zu spät auf Fahrt. Ich kann in
Bern einfahren. Vorsicht im Bahnhof, es kommt ein
Güterzug und der ist
lauter, als die Fahrzeuge, die normal dort fahren. Mit 30 km/h rumpelt mein Zug quietschend und knurrend
durch die dunkle Halle des
Bahnhofes Bern. Es geht über
Gleis 1 und dank
dem Lärm weichen die Leute freiwillig zur Seite. Bis in den Bahnhof
Weyermannshaus ist es nicht mehr weit. Dort ist dann das Ende meiner Reise
erreicht. Wie ich in der
Fahrordnung erkennen kann, muss ich meine
Lokomotive
selber abhängen und den Zug sichern. Wie viele
Handbremsen dazu
nötig sind, muss ich noch nachsehen. |
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Bern Weyermannshaus |
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Nach dem Halt drücke ich mit der
Lokomotive
gegen den
gebremsten Zug. Damit ist die Fahrt nach Bern zu Ende und ich kann mich um
die
Sicherung des Zuges bemühen.
Handbremsen benutzen, bei den schweren
Wagen anziehen und so möglichst viel
Bremskraft erzeugen. So steht es in
den Vorschriften. Den ersten schweren Wagen finde ich an dritter Stelle,
aber so richtig schwer ist er nicht. Auf jeden Fall weiss ich, wie viel
Kraft ich benötige.
So rechne ich immer
die angezogene dazu und nach der vierten
Handbremse habe ich genug. Jetzt
zwar mehr als erforderlich, aber ohne hätte ich zu wenig
Bremskraft. Im
Notizbuch schreibe ich die Wagennummern auf, denn die brauche ich noch. Es geht zurück zur Lokomotive. Dort noch unter den Puf-fern durch und die Kupplung aushängen. Moment die richt-ige Reihenfolge ist einzuhalten, auch wenn sowohl die Lo-komotive, als auch die Wagen mit Handbremsen gesichert sind. Abweichungen sind nur zulässig, wenn auf
beiden Teilen ein Lokführer ist. Das ist jedoch bei keinem der Fall, denn
der muss ja kuppeln. So schliesse ich zuerst die Hähne zu den Schläuchen
und dann kommt die
Kupplung. Ich kann wieder dorthin, wo man den Lokführer in der Re-gel vermutet. Im Führerstand angekommen, wird das Überkleid gefaltet. Danach wird es zusammen mit den Handschuhen im Rucksack verstaut. Noch
muss ich das rosa Formular ausfüllen und so dem
Rangierpersonal mitteilen,
wo die
Handbremsen angezogen sind. Diese stecke ich beim ersten Wagen in
den Zettelkasten und das war es mit diesem Zug. Warum mir bei dem rosa Formular immer wieder Asterix
in den Sinn kommt, weiss vermutlich nur der, der den entsprechenden Film
gesehen hat. Manchmal habe ich auch das Gefühl im Haus zu sein, das
Verrückte macht. Nun kann bei der
Lokomotive
die
Handbremse wieder gelöst
werden. Umständlich, aber das Gesetz will es so, also wird es so gemacht.
Nur vom Zug wegfahren darf ich nicht, denn niemand hat mir diesbezüglich
einen Auftrag erteilt. Damit überhaupt etwas geht, muss ich mich beim
Fahrdienstleiter melden.
Ich
gebe den
Funkkanal für den
Bahnhof, in dem ich stehe, am Gerät ein. Nach
einer kurzen Wartezeit meldet sich der gewünschte Partner mit
Fernsteuerung Mitte. Also kurze Wartezeit heisst, die Ansprache, dass der
Teilnehmer besetzt sei, kam nicht mehr in der italienischen Version. Soll
ich jetzt womöglich italienisch sprechen. Nur, warum meldet er sich mit
Fernsteuerung Mitte, der weiss ganz genau, dass ich Bern wollte.
Stimmt, der sitzt ja im fernen Olten und nicht im
komisch sprechenden Lausanne. Ich hatte erst bei der letzten
Tour nach
Biel/Bienne das Vergnügen. Im
Bahnhof Brügg sollte ich französisch
sprechen. Ich versuchte es jedoch mit italienisch und dann einigten wir
uns auf Deutsch. So kam letztlich auch die
Fahrt auf Sicht zu stande. Die
verdächtige Person in Gleisnähe fand ich jedoch nicht vor. Zum Glück, wie
ich mir eingeredet habe. Lokführer sollten mindestens sechs Sprachen fliessend beherrschen. Richtig, sechs Sprachen und nicht zwei. Muttersprache, Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch und Slowakisch. Dann klappt es mit dem restlichen Personal beim Unternehmen. Wobei die erste der sechs Sprachen immer seltener gesprochen wird. Wenn man in der Schweiz auf einen Schweizer trifft, ist das schon bald ein Glücksfall, denn es keine populäre Sprache mehr. Wobei in Bern es mit der Muttersprache auch schon
schöne Probleme gab. Der nach Zürich orientierte Aargauer mit Urner
Einflüssen war für den Berner
Rangierarbeiter
zu schnell beim Sprechen. Die Telefonnummer musste dreimal wiederholt
werden, bis auch alle Ziffern angekommen waren. Irgendwie kam mir da der
Witz mit dem Berner Blitz in den Sinn. Ich weiss nicht warum, denn ich
habe wirklich nichts gegen die Bewohner dieses Kantons. Auf jeden Fall, will ich mit der
Lokomotive
vom Zug
weg auf einen Parkplatz. Die Maschinen ginge dann später nach Schönbühl.
Die Antwort, erfolgte nicht so, wie ich das erwartet habe, denn ich wurde
gefragt, ob ich nicht gleich nach Schönbühl fahren könnte. Die Pause
könnte ich dann dort noch machen. Dies sei eine Bitte des
Rangierarbeiters, der schon mit dem Auto vorgefahren sei. Auch ihm sei das
dienlich, denn er müsste noch einen Zug abstellen. Ich muss meine Pause machen und von der Zeit her
würde es reichen, aber es müsse schnell gehen. Gesagt getan, die Aktion
verlief wirklich sehr schnell. Kaum habe ich den Hörer aufgelegt, kann ich
vom Zug wegfahren. In der Nähe der
Haltestelle Ausserholligen wechsele ich
den
Führerstand. Danach zurück ins freie
Gleis und schon konnte ich
losfahren. Das Signal stand schon auf Fahrt, als ich es erkennen konnte.
Scheinbar eilt es wirklich. Die komische
Dienstfahrt dieser
Tour nach Bern und
zurück entfiel daher und der
Lokomotivzug fährt 90 Minuten zu früh los in
Richtung Schönbühl. Die
Lokomotive
wird normalerweise in Weyermannshaus
Seite Bern abgestellt. Dann geht es zu Fuss durch den ganzen
Bahnhof zur
Haltestelle Ausserholligen. Die nächste
S-Bahn bringt uns dann nach Bern,
wo wir Pause machen können. Anschliessend erfolgt die gleiche Übung im
umgekehrter Richtung. |
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Bern – Schönbühl / Pause |
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Mit der leeren
Lokomotive
ist es nicht so schwer um
in den
Bahnhof Bern zu gelangen. Es führen hier viele Wege zum Ziel und
besonders dann, wenn an einer
Warnung vorbeigefahren wurde, muss das dazu
gehörende rote Signal gefunden werden. Wenn Wagen mitgeführt werden,
müssen diese bei der Bremsung helfen, aber die wirkt dann auch nicht mehr
so gut, wie bei einer leeren Maschine, die wirklich leicht gebremst werden
kann.
Also jenen Teil, der früher von
den Zügen in den Richtungen Belp, Schwarzenburg und in Richtung Neu-châtel
benutzt wurde. Es stehen dort auch die ent-sprechenden Züge zur Abfahrt
bereit. Rechts von mir fährt gerade der erste schnelle Reise-zug in Richtung Neubaustrecke los. Die stündliche Abfahrt der Züge hat nun begonnen. In Bern verlassen jetzt die Züge in Richtung Zürich, Basel, Luzern und nach dem Berner Oberland und dem Wallis den Bahnhof der Landeshauptstadt über die vierspurige Lorrainebrücke. Auch ich muss diesen
Weg nehmen, denn es geht nur so auf die andere Seite der Aare, die sich
hier tief eingegraben hat. Auf der linken Seite kann ich beobachten, wie gerade ein Vater seinen Sohn zu sich nimmt. Niedergebückt, erklärt er dem Nachwuchs meine Lokomotive. Was er genau sagt, weiss ich nicht, denn ich kann es nicht verstehen. Erklärt er die Vorzüge und warum sie so laut ist. Oder erklärt er dem Nachwuchs die Vorteile des Berufes Lokführer. Es wäre schön, wenn wir die Nachwuchssorgen endlich lösen könnten, aber aktuell ist es sehr schwer. Es ist immer wieder schön, in einem
Bahnhof die Leute
zu beobachten. Oft zögerlich nähern sie sich der
Lokomotive. Nehmen dann
allen Mut zusammen und stellen ängstlich eine Frage. Im Tessin konnte ich
schon beobachten, wie lange über die passende Sprache diskutiert wurde.
Japaner sind da anders, die kommen zügig und knipsen und knipsen. Dabei
lächeln sie immer freundlich. Zu Hause wird dann die Lokomotive den
Freunden gezeigt. Niemand weiss dann, dass es eine
Re 420 ist. Auch wenn ich denke, dass diese Bilder in der dunklen
Halle nicht besonders gut wurden. Noch immer verlassen
Intercity und
Interregio Bern in Richtung Osten. So lange die fahren, kann ich nicht
losfahren. Das ist einfach, denn ich bin nur eine leere
Lokomotive
und
damit schneller als die schweren Züge, aber ich gehöre zum
Güterverkehr.
Der wartet immer, denn niemand will diese Transporte auf der
Schiene. Auf
der Strasse schon gar nicht. Jedoch bin ich in einer wichtigen Mission unterwegs.
Ich transportiere ab Schönbühl Lebensmittel und andere Güter für einen
Grossverteiler. Eine Hausfrau, oder ein Hausmann, findet deswegen das
gesuchte Produkt in einem Regal und kann es kaufen. Wie das Teil dorthin
kam, interessiert niemanden. In meinem Fall ist dies der nervige und laute
Güterzug. Der
Lokomotive
im
Bahnhof Bern sieht das jedoch niemand an. Endlich wird auch mein Signal grün und ich kann
weiterfahren. Da auch bei planmässiger Fahrt dieser Halt vorgesehen war,
bin ich immer noch die gleiche Zeit im Vorsprung. Bis zum Abzweiger
Löchligut muss ich dem letzten
Interregio folgen.
ADL sorgt deswegen für
eine gemütliche Fahrt. Doch bald kann ich zufahren. Eine lange Fahrt wird
es nicht geben, denn nach dem Löchligut, kommt Zollikofen und dann bereits
Schönbühl. Nach Zollikofen meldet sich der
Fahrdienstleiter. Er
erkundigt sich, auf welcher Seite ich an den Zug müsse. Da ich nach Hause
will, wird das wohl Seite Burgdorf sein.
Das teile ich so mit und quittiere gleichzeitig die
Langsamfahrstelle. Lokführer müssen oft mehrere Dinge gleichzeitig tun.
Schön, dass hier der Fahrdienstleiter nicht am
Funk kam, als ich vor das
rote Signal in Schönbühl bremsen musste. Eine Langsamfahrstelle geht
gerade noch.
Im
Bahnhof wartet der
Rangierarbeiter bereits auf mich.
Der Halt mit der
Lokomotive
erfolgt vor seinen Füssen. Doch seine
Verbindung mit dem neuen
Funk klappt noch nicht. Vermutlich wollte auch er
mich bei der Bremsung anrufen. Ich habe erst angehalten und hatte schlicht noch keine Zeit, die neue Zugnummer einzutippen und mich damit zu registrieren. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass Lokführer die Helden sind, die alles können.
Funken,
Bremsen,
Zugnummern wechseln und erst noch am
rechten Ort anhalten. Das ist nicht so leicht und so muss der Arbeiter
warten, bis ich die neue Zugnummer eingegeben und registriert habe. Zum
Glück kannte er die Nummer des
Lokomotivzuges nicht. Erst jetzt klappt die Verbindung mit dem neuen digitalen Funk. Niemand liebt diese Lösung, denn wir müssen die ganze Zeit den Hörer am Ohr halten, denn sonst verstehen wir am Funk kein Wort. Damit
ist jedoch eine Hand am Hörer und nicht dort, wo sie eigentlich sein
sollte. Eine vernünftige Fahrt ist damit jedoch nicht möglich. Eine
Besserung ist nicht zu erwarten, denn diese gäbe es nur…, aber das
schreibe ich hier sicherlich nicht hin. Die
LEA reklamiert etwas wegen der Abfahrt gegen das
rote Signal. Eigentlich hätte ich auch die noch auf
Rangierfahrt umstellen
müssen. Das habe ich schlicht vergessen, denn der
Fahrdienstleiter meldete sich
auch noch, das
Gleis müsse schnell geräumt sein, denn es komme eine
S-Bahn. Auch ein erfahrener Lokführer muss in solchen Situationen
Prioritäten setzen. Die LEA mit ihrer Abfahrverhinderung ist in diesem
Fall an letzter Stelle. Die Fahrt zum Zug verlief jedoch trotzdem ohne
Schäden an den Fahrzeugen und beim Personal. Der Ruck, der durch die
Lokomotive
geht, verrät mir, dass die Wagen erreicht wurden. In der
LEA
kann ich nun die neue
Zugnummer eintippen. Dabei natürlich immer noch den
Hörer in der einen Hand. Mit der
Fahrordnung erhalte ich auch meine Daten
für den Zug. Schwer ist er nicht, dafür jedoch schnell. Das passt, es ist
ja ein
Schnellgutzug, der ab hier auf die Reise geht. Mit der Meldung, dass ich die
Bremse anziehen könne,
beginnt die
Bremsprobe. Diese wird etwas dauern, da eine komplette
Variante ausgeführt wird. Langsam ist der Hörer am Kopf nicht besonders
angenehm. Lege ich ihn auf, fällt die
Verbindung zusammen, lege ich den
Hörer einfach hin, verstehe ich kein Wort. Mit Halten und Mackeln und und
und, kann das umgestellt werden. Nur dazu fehlt im Betrieb einfach die
Zeit. Die Dateneingabe für
ZUB 121 erfolgt am
Funkgerät. Da
dieses durch das Gespräch blockiert ist, können keine Daten eingegeben
werden. Diese müssen daher warten. Wie gesagt, so richtig glücklich mit
den neuen Funkgeräten ist vermutlich nur die Person, die heute nicht
arbeitet. Wer damit arbeiten muss, würde am liebsten den Mist in die Wüste
verbannen. Daher wird wieder öfters mit den alten Handsignalen gearbeitet. Am Hörer ertönen die Worte,
Bremse lösen. Damit kann
ich den Hörer auflegen, denn jetzt verlasse ich so oder so den
Führerstand. Ich muss kontrollieren, ob an der
Lokomotive
die
Beleuchtung
stimmt und ob der Zug richtig mit der Maschine verbunden wurde. Letzteres
ist schlicht und einfach meine Lebensversicherung, denn wenn der Zug nicht
bremst, kann sehr schnell ein Platz in der Holzkiste gebucht werden. Diese
Experimente will ich nicht machen. Nur die Beleuchtung beim hinteren Führerstand musste ich ändern, denn dort brannte noch immer das Zugschlusssignal, dieses hatte ich beim Lokomotivzug bisher benötigt. Nun ist jedoch das Rücklicht mit weiss zu erstellen. Wobei ein Müssen ist es nicht mehr, denn die Vorschriften der Schweiz lassen neuerdings auch dunkel zu. Es gibt tatsächlich in der streng reglementierten Welt der Eisenbahn einen Bereich, der zwei Möglichkeiten zulässt. Wobei ich noch nicht viele
Lokomotiven gesehen habe,
die das auch machten. Noch immer ist am Schluss ein weisses Licht zu
beobachten. Das wird sich erst ändern, wenn neu ausgebildete junge
Lokführer kommen, oder wenn die Regel entsprechend klar verfasst wird. Da
jedoch, trotz chronischem Engpass beim
Lokomotivpersonal, immer noch zu viele
Lokführer vorhanden sind, wird das nicht so schnell erfolgen. Warum
arbeite ich immer nur dort, wo zu wenig Personal vorhanden ist?
Ich sitze jetzt bereits über vier
Stunden auf dieser Maschine. Verlassen habe ich sie nur selten und auch
dann war Arbeit angesagt. Die Blase meint auch, dass es Zeit für eine
Pause wird. Doch lange wird es nicht mehr dauern, denn der Rangierarbeiter ist beinahe wieder zurück bei der Lokomotive. Die Meldungen «Bremse gut» und Abschluss der Zugvorbereitung wurden korrekt übermittelt. Jetzt wird der Zug fahrbereit abgestellt und meine Pause
beginnt. Die Meldung über die
Fahrbereitschaft an den
Fahrdienstleiter
erfolgt durch mich, aber erst nach meiner Pause, denn sonst kommt der noch
auf dumme Gedanken. Fahrbereit abstellen heisst, die automatische Bremse wird angezogen und zwar in der Stellung «Vollbremse» zudem wird die Handbremse angezogen. So gesichert kann ich aussteigen. Weil die
Lokomotive
unmittelbar bei den
Bahnsteigen steht, greife ich zum Schlüs-sel
und schliesse die Maschine ab. So kann niemand unerlaubt etwas damit
an-stellen. Sicher ist sicher, und wenn gesehen wird, dass abgeschlossen
wird, schreckt das die Leute ab. So dumm ist die Pause hier eigentlich gar nicht. Ich habe offene Läden in der Nähe, kann schnell in den Shopping Palast von Schönbühl und habe ein Restaurant in der Nähe. Das heisst, es gibt alles,
was ich für eine Pause brauche in unmittelbarer Umgebung des
Bahnhofes. Da
kenne ich wesentlich sinnlosere Orte für eine Pause. Mitternacht in
Heerbrugg ist der neuste Schrei.
Infrastruktur für Pause ist dort
Fehlanzeige. Zudem habe ich dazu noch genug Zeit, denn auch die Dienstfahrten in Bern fielen natürlich weg. Auf jeden Fall der Hunger muss gestillt werden und das kann ich hier ganz gut. Ich entschliesse mich
dazu, etwas im nahe Laden zu kaufen. Dort gibt es zwar keine warme
Mahlzeit, aber etwas Kleines, das den Hunger stillt, wird sich finden
lassen. Notfalls reicht auch ein oder zwei Brötchen. Jedoch ist der Laden
eines anderen Detailhändlers gut bestückt. Ich begebe mich vor der Zeit wieder zurück zum
Bahnhof. Dann kann ich noch nach dem Rechten sehen. Ich lasse Züge an
solchen Orten nicht gerne unbeaufsichtigt zurück. Es gibt auf der Welt
genug Spinner. Es gab schon Lokführer, die eigentlich gar keine waren. Die
Folge waren die Ausweise, aber das hilft nicht viel, wenn ein Zug
gestohlen wird. Die Signale verhindern jedoch viel, aber der Unfall ist
passiert und in die Zeitung will ich nicht. Wie gut meine Entscheidung war, erkenne ich, als ich
mich dem Zug nähere. Beim letzten Wagen stehen orange gekleidete Männer
und begutachten die Anlage des
Bahnhofes. Auch ein Blick an den Zug gibt
es immer wieder. Ich frage mich, was das für Leute sind. Da die Wagen
verschlossen sind, kann nicht viel passieren. Trotzdem beobachte ich die
Sache sehr genau. Wenn einer gefährlich nahe zum Zug kommt, muss ich
handeln. Scheinbar geht es nicht um meinen Zug, denn die Leute
begeben sich zur nächsten
Weiche und dort beginnen die Diskussionen
erneut. Ich entscheide mich für meinen Platz auf der
Lokomotive. Dort kann
ich mich noch fertig einrichten und dann melde ich meine
Fahrbereitschaft,
denn diese ist ja noch nicht gemacht worden, weil ich Pause machen musste.
Die Länge der Pause stimmt mit jener in Bern überein, daher gibt es keinen
Grund zum Daumen drehen. |
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Schönbühl – RBL |
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Schon kurz nachdem ich mich Fahrbereit gemeldet habe,
ging das Signal vor mir auf Fahrt.
Ausfahrt mit 40 km/h. Das ist nicht
sehr schnell und dank dem Typ N kann das eine lange Fahrt werden. Der
leichte Zug beschleunigt gut und schnell. Daher muss ich mich um die
Einhaltung der Geschwindigkeit bemühen. Die
Weichen lassen nicht mehr zu
und daher bleibt es bei 40 km/h bis die Spitze die letzte Weiche befahren
hat. Da mir eine andere Information fehlt, bleibt es bis
zum nächsten Signal bei 40 km/h.
So wird der Start bis Mattstetten gemütlich erfolgen. Zeit, die
Landschaft zu geniessen. Die Felder sind eingebracht worden. Eigentlich
steht nur noch der Mais. Aber, was auch noch ist, die zahlreichen
Zuckerrüben sind auch noch im Boden. Die brauchen noch, bis genug
Fruchtzucker vorhanden ist. Dann kommt der Transport in die Fabrik. Da das nächste Signal
Warnung zeigt, bleibt es bei
der gemütlichen Fahrt. Rechts von mir erscheinen die
Geleise, die vom
Grauholztunnel kommen. Sie befinden sich in einer Senke und aus dieser
führen die Zufahrten zu der von mir befahrenen Strecke. Geradeaus führen
diese Geleise jedoch direkt auf die
Neubaustrecke, auch wenn sie nicht
mehr ganz so neu ist. Der Umbau hat begonnen und die Signale sind entfernt
worden. Auch dort gibt es nur noch Blechtafeln. Scheinbar eilt es nicht, denn es ändert sich an der
Farbe nichts. So bleibt meine Geschwindigkeit bei 40 hm/h. Doch kurz bevor
ich das
Hauptsignal passiere, wird dieses grün. Ich kann mit dem Zug
beschleunigen. Zulässig sind hier 110 km/h. Doch davon bin ich weit
entfernt. Mit den 199 Tonnen, die angehängt wurden, kann ich den Zug
jedoch schnell beschleunigen und mich so der üblichen Reisegeschwindigkeit
nähern. Die Nadel übersteigt gerade die Marke von 100 km/h, als sich ADL meldet. Die Meldung «Dist.» kenne ich, und so steige ich in die Eisen. Die Bremsprobe auf Wirkung wurde nun einfach zur Bremsung für ADL. Kurz bevor ich endgültig zu langsam werden, löse ich wieder. Lange wird es nicht dauern und nach der nächsten Kurve erkenne ich es, das Signal zeigt wieder Warnung. Diese stelle ich zurück und verminderte die Geschwindigkeit noch mehr.
ADL wird gelöscht, da so zweifelhafte Informationen
verhindert werden sollten. Ein Vorgang, der jedoch nicht immer
funktioniert. Nur ich lernte vor Jahren, dass ein
Warnung zeigendes Signal
zwangsläufig ein rotes nach sich zieht. Daher ignoriere ich in solchen
Situationen sowohl ADL, als auch
Fahrdienstleiter die ausgerechnet dann
das Bedürfnis haben mit mir zu sprechen. Rot ist rot und das lässt sich
auch am
Funk nicht ändern. Das Signal geht auf Fahrt und ich kann diese
fortsetzen. Eilig habe ich es nun nicht mehr, denn etwas muss mich
einbremsen und das kann eigentlich nur eine
S-Bahn sein. Ich kenne den
Fahrplan auf dieser Strecke noch nicht so gut, und kann daher nicht immer
sicher erkennen, wo sich welcher
Regionalzug befindet. Das führt dazu,
dass ich immer wieder dem Zug auffahre. Daher lasse ich die Finger von den
hohen
Zugkräften. Meine Gedanken sind noch nicht verschwunden, als sich
ADL erneut meldet. Aha Maximal bis Burgdorf. Ob sich die
S-Bahn in Luft
aufgelöst hat? Gut, bis Burgdorf ist es nicht mehr weit. Daher wird jetzt
Gas gegeben und die maximal erlaubten Geschwindigkeiten ausgefahren.
Zumindest auf den paar Kilometern bis Burgdorf, ab dort wird es so oder so
etwas gemütlicher. Wobei so gemütlich, wie das signalisiert wird, meinte
ich nicht.
Daher muss langsamer gefahren werden. Ich kann es wie-der gemütlich
nehmen und so die
Kurve der Fotografen geniessen. Nicht wie Wattingen,
aber ähnlich. Viel passierte bis Langenthal nicht mehr, ich fuhr einmal etwas schneller, dann wieder etwas langsamer als die Meldung von ADL mir mitgeteilt hat. Nun kommt es zum ersten Treffen mit der Neubaustrecke und der Intercity brettert mit 200 km/h an mir vorbei. Ob
der auf dieser Strecke auch
ADL bekommt? Ökologisch mit 160 km/h nach
Olten, der Grund ist ein Halt. Wobei in Olten viele
Reisezüge halten, so
wäre es ein regelmässiger Stopp. Statt gerade, wie die Neubaustrecke, zweige ich nach rechts weg. Ich statte der Stadt Langenthal noch rasch einen Besuch ab. Dort kann ich sogar noch recht zügig durchfahren, denn die Meldung ADL END kam und ich bin in der Gestaltung der Geschwindigkeit wieder frei. Auf
jeden Fall muss ich mich nun an das RADN und die Signale halten. Diese
sind grün und ein Blick in den
Fahrplan zeigt, dass ich einen Vorsprung
von 35 Minuten habe. Bei Roggwil verlasse ich den Kanton Bern und fahren
nun gegen Murgenthal. Davor unterquere ich die
Neubaustrecke. Immer hoffe
ich, dass dort gleich ein Zug durchfährt. Jedoch hatte es bisher noch
nicht geklappt. Auch
ADL hält sich bedeckt, es kam keine neue Meldung.
Daher wird nach Murgenthal wieder der Turbo gezündet. Ich fahre, was ich
darf, denn das wurde mir seinerzeit während der Ausbildung geschult. Auch die wirtschaftliche Fahrweise, war eine Folge
dieser Schulung. Damals mussten die Gefälle und Steigungen ausgenützt
werden. Verzögerungen sollten in der Regel mit der
elektrischen
Bremse
erfolgen und wenn es ging, sollte der Zug einfach rollen. Das macht er nun
auch und so nähere ich mich Rothrist mit hoher Geschwindigkeit. Scheinbar
kann ich nun zufahren und so doch noch den Weg in den
Rangierbahnhof bei
Zürich finden. Kaum sind meine Gedanken durch kommt
ADL mit der
Meldung «Dist.» vor mir die
Warnung. Die Bremsung ist kräftig und so
verliert der Zug schnell an Schwung. Die ADL Meldung wird gelöscht. Das
war eine Meisterleistung, zuerst bummelt der Zug herum, dann soll er
zufahren und erst im letzten Augenblick merkte ADL, dass das Signal
geschlossen ist. Zum Glück habe ich nie gelernt, was ein oranges Licht zu
bedeuten hat. Langsam kann ich die Kollegen verstehen, die das
System einen Blödsinn finden. Bis jetzt hatte es sich wirklich kaum von
der besten Seite gezeigt. Es ist letztlich auch so, ich komme vor Rothrist
vor dem roten Licht zum Stehen. Ich kann nun einen Schluck aus der
Plastikflasche nehmen. Nicht weit von hier wurde das Getränk abgefüllt.
Etwas mit Geschmack muss es sein, man kann nicht den ganzen Tag Mineral
schlürfen und eine fade Kauleiste haben. Der Aufenthalt ist länger und zieht sich hin. Warum
hat
ADL das nicht bemerkt. Das System soll doch so gut sein. Wobei ich
denke, dass sich hier die
Fahrdienstleiter selber schachmatt gesetzt
haben. Es ist Samstag, in Deutschland hat die dortige Bahn die Strecke
abgesenkt und so verkehrt nicht viel. Jetzt haben sie Zeit um Eisenbahn zu
spielen. Wer kann im Ausgang schon behaupten, dass er mit der weltgrössten
Modellbahn spielen darf. Als das Signal auf Fahrt geht, zögere ich die
Beschleunigung etwas heraus. Eilig habe ich es nicht und eigentlich
erwarte ich eine neue Meldung von
ADL. Die anderen Züge können sich nicht
einfach in Luft auflösen. Nun aber ist es so, es sind wirklich sämtliche
Signale grün und grün. Das sogar auf den vorgesehenen Weg über die
Bornlinie. Bald werde ich 120 km/h und somit meine
Höchstgeschwindigkeit
erreicht haben.
Sie hatten durch den ganzen
Bahnhof Zeit und jetzt wo ich schnell
fahre, kommt die Meldung. Ich kann das einfach nicht verstehen. Wenn ich
das jedoch melde, lande ich in der Trotzburg, die oberhalb von Aarburg
thront. Der Borntunnel schluckt mich und der Zug wird langsamer. Bald habe ich die Vorgabe erreicht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis ich den Bahnhof von Olten erreiche. Dann werden die Karten neu gemischelt. Der
Regionalverkehr ändert hier die Linien, von Basel kommen
neue Fernzüge, die ebenfalls in Richtung Zürich wollen. Dank neuer Info,
kann ich tatsächlich mit den erlaubten Geschwindigkeiten durch Olten und
so in Richt-ung Dulliken fahren. Also eigentlich wollte ich das, ein Blick auf die Signale, die ich erkennen muss, wird eine Reduktion angekündigt. ADL hat wohl den Geist aufgegeben, denn es schweigt. Ich kann mich gemütlich nach
Aarau begeben, denn es bringt schlicht nichts, wenn ich die
Geschwindigkeiten fahre, die ich eigentlich dürfte und letztlich kommen
zwischen Aarau und Rupperswil die Schnellen wieder von hinten, denn die
Güterzüge sind ja so langsam. Nur, soweit komme ich gar nicht, denn vor mit baut
sich wieder ein oranges Signal auf.
Einfahrt Däniken ist noch zu. Erneut
geht es wieder in die Eisen und der Zug muss verzögert werden. Das geht
sogar bis zum Stillstand. Es heisst warten. Vermutlich muss jetzt noch
eine
S-Bahn vorfahren. Etwas kommt, denn neben mir ist das Signal grün
geworden. Damit kann ich mir auch Diskussionen ersparen, denn ich weiss,
wieso rot ist. Ich habe es richtig vermutet, es ist die
S-Bahn.
Diese hält in Däniken und Schönenwerd, bleibt dann auch in Aarau vor mir.
Mit 50 km/h bin ich daher recht gut beraten. In dem Moment, wo mein Signal
grün wird, meldet sich
ADL mit der beliebten Meldung «Dist.». Das ist
wirklich eine super Meldung, denn ich habe nicht mitbekommen, dass an mir
ein Zug vorbeigefahren ist. Zudem ist mein Signal noch Orange, also fahre
ich so oder so nicht schnell. Gemütlich fahre ich am westlichen
Portal des neuen
Tunnels durch den Eppenberg vorbei. Ob die Vierspur später wirklich das
bringt, was sich die Planer versprechen. Ich mag es bezweifeln, denn der
Güterverkehr wird auch in Zukunft mit 40 – 50 km/h hinter dem
Regionalverkehr herfahren. Mit meinen 120 km/h würde ich zudem zum
Albtraum jedes
Schnellzuges werden. Nur, dann müsste ich zufahren können
und das ist immer weniger der Fall.
Mit
Öl verschmutztes Gestein schon gar nicht. Dumm dabei ist
eigentlich nur, das Gestein wurde nicht verschmutzt, sondern es enthält
natürliches Öl. Nur, das steht in einem über 40 Jahre alten Buch und wer
liest heute noch Büch-er. In Aarau beginnt die Vierspur. Damit es wirklich korrekt ist, folge ich immer noch der S-Bahn nach Rupperswil. Die beiden Geleise direkt nach Lenzburg gehören nicht dem Güterverkehr. Zumindest
könnte man dies annehmen, denn auch wenn kein
Reisezug kommt, die
Ausfahrt
mit 80 in Rupperswil ist Standard. Da ich vorzeitig verkehre, nehme ich
die Sache locker und geniesse die Fahrt durch die
Haltestelle im Wald, die
es nicht mehr gibt. Das waren noch Zeiten, als in Rohr-Buchs noch Züge gehalten haben. Die Haltestelle lernte ich noch kennen, dann kam die vierspurige Strecke und die Haltestelle verschwand. Welcher Ausbau wird
dereinst mich zum Verschwinden bringen? Die automatischen Züge, die so
viel besser sind, als die Lokführer. Nur, ich bezweifle, wie bei der
durchgehenden Vierspur nach Olten, den Erfolg dieser Ideen. Die Eisenbahn
arbeitet mit anderen Regeln. Noch gemütlich durch den Wald nach Lenzburg, denn der
letzte Zug, der mich überholte, ist der der dort einen Halt einlegt. Auch
mit 60 km/h war ich dafür noch zu schnell unterwegs.
ADL ist natürlich
jetzt Fehlanzeige, denn wenn es wirklich etwas bringt, dann schweigt es
beharrlich. Dabei bekommen wir immer wieder das gleiche zu hören. Das
Programm ist gut und funktioniert hervorragend. Gut, so können FDL endlich
auch mal Lokführer spielen. Ab Lenzburg kommt der erste Abschnitt, den ich mit
maximaler Geschwindigkeit fahren kann. Wobei es bringt nicht viel, denn in
Mägenwil wird gebaut. Nur bis ich dort bin, wird es noch etwas dauern. Auf
der Überwerfung Gexi erkenne ich einen
Güterzug, der dem Gotthard
entgegenfährt. Es kommt mir fast wie eine Ewigkeit vor, als dies mein
tägliches Geschäft war. Mit 60 km/h von Basel nach Erstfeld, weil
grundsätzlich immer ein
Regionalzug vor einem war. Nun geht es mit maximaler Geschwindigkeit durch den
Heitersbergtunnel, Von meinen Vorsprung in Schönbühl konnte ich noch 25
Minuten retten. 20 Minuten wurden durch die Zugslenkung namens
ADL und
durch deren Bediener vernichtet. Nicht zu denken, was passiert wäre, wenn
ich in Schönbühl pünktlich losgefahren wäre. Eigentlich einfach, beim
Detailhändler hätte es möglicherweise leere Regale gegeben. Etwas woran sich die Leute vielleicht noch gewöhnen
müssen. In der ehemaligen DDR waren die Regale leer, weil es die Produkte
nicht gab. In der Schweiz werden die Regale dereinst möglicherweise leer
sein, weil die Transportketten nicht geklappt haben. Dabei brächte auch
die Strasse nichts, denn an einem normalen Samstag steht der Verkehr auf
der Autobahn in Richtung Zürich still. Da kommt auch kein Lastwagen
vorwärts. Selbst das letzte Signal war mit gnädig und ich
konnte ungehindert im RBL einfahren. Der Halt vor dem roten Signal ist
unumgänglich, denn dieses kann gar nicht grün werden. Der Zug endet hier
und in der Regel kommt noch jemand, der hier abhängt. Das ist heute mehr
als fraglich. Daher bin ich nicht überrascht, als der
Fahrdienstleiter
funkt und mich bitten, den Zug anzuhängen. Eine
Sicherung sei jedoch nicht
nötig. Eigentlich nicht korrekt, denn dann müsste er abhängen. |
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Einfahrgruppe – Wartegruppe |
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Nachdem abgehängt ist, kann ich mit der
Lokomotive
losfahren. In dem Moment, wo ich meine Lokomotive in Bewegung setze, kommt
der Arbeiter aus seinen Räumen. Ob er gewartet hat, bis der Lokführer
endlich auch mal schmutzige Hände kriegt? Ich weiss es nicht. Ich kann
meine Hände waschen, wie er seine Familie ernährt, wenn seine Stelle
gestrichen wird, ist mir schon lange
egal. Aus alle für einen, wurde bei den modernen Bahnen der Schweiz jeder
für sich.
Der Fahrer vom Strassenkran hofft auch, dass er den Wagen
wieder ins
Gleis bringt. Kleine Ursache, mit grosser Wirkung, auch das war
zu erwarten, denn ein Wagen neben den
Schienen verursacht Schäden. Ungehindert kann ich mit der Lokomotive zum vorgesehenen Standplatz fahren. Dieser ist wieder in der Lokwartegruppe und wenn ich mich noch richtig erinnere, genau in dem Gleis, wo ich am Morgen auf diese Lokomotive gestiegen bin. Das Ziel damals hiess Bern,
jetzt
Feierabend. Nun habe ich wirklich nur noch ein Ziel, denn der
Feierabend und das Wochenende warten. Nur, noch muss ich die Maschine
ausschalten und kontrol-lieren. Der Weg zurück zu meinem Auto ist nicht so ein-fach,
denn es sind Bauarbeiten im Gang. Dabei werden
Weichen ausgewechselt und
wenn sich diese dort befinden, wo unsere Gehwege sind, ist eine Umleitung
vorzunehmen. Da Gehwege auch markiert wurden, wie lange geht es noch, bis
dazu auch eine Umleitung signalisiert wird. Zu Hause bei der Kreuzung hat
das ganze heute gut geklappt. Niemand konnte die Hinweise übersehen. Nach den Arbeiten und dem Weg melde ich mich noch
beim laufenden Dienst in Olten. Ich bin zu früh zurück und da gehe ich
nicht einfach auf den Weg nach Hause. Nach ein paar Klingeltönen weiss ich
es, ich kann in das verdiente Wochenende gehen. Zwei Tage Erholung vom
Stress, den ich gar nicht hatte, aber zwei Tage um wieder auszuschlafen.
Nächste Woche ist wieder
Nachtdienst angesagt und der Wecker hat Pause. Bleibt eigentlich nur noch ein Fazit zu
ADL. Ich
finde die Sache gut. Vor Jahren hätte man einen Lokführer zum Teufel
gejagt, wenn er mit 60 km/h über den Bözberg gefahren wäre. Heute macht er
das nur, damit er in Brugg sicher nicht vor den
Reisezug kommt. Die
Lenkung der Züge ist bedingt möglich, Energie wird damit nicht gespart.
Ein System mit brauchbaren Informationen für den Lokführer, würde die Züge
auch lenken und eventuell noch etwas Energie sparen. Die Fahrt auf der Strasse nach Hause verlief gut, ich
konnte sogar noch etwas Energie sparen, weil ich nicht unnötig
beschleunigte. Flüssig im Verkehr war ich dabei jedoch nicht, aber das ist
man auch nicht, wenn man die Geschwindigkeit einhält, denn auf der Strasse
brettert jeder drauf zu. Jeder hat sein Recht und statt den Blinker zu
stellen, fährt man dem andern auf, gibt Lichthupe und verwirft die Hände.
Was fällt dem ein, und fährt tatsächlich die signalisierten 100 km/h. Endlich zu Hause stellt sich noch eine weitere Frage,
die ich den ganzen Tag verdrängt habe. Gehe ich heute noch an die
Badenfahrt? Sie findet alle zehn Jahre statt und da muss man fast gehen.
Doch verschwitzt und schmutzig von der Arbeit geht nicht. Nach der Dusche
will ich eigentlich nur noch die Beine strecken. Vielleicht morgen am
Nachmittag, denn dann wäre der Dampfzug in Baden. Doch heute ist Schicht
im Schacht. Ach ja noch zum Berner Blitz. Der hat nun
eingeschlagen.
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