Erstfeld - Zug - Rotkreuz |
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Auf
dem Nachttisch klingelt der Wecker. Noch im Halbschlaf stelle ich den Lärm
neben meinem Kopf ab und erhebe mich langsam aus dem Bett. Eigentlich
hätte ich gerne ein paar Stunden mehr geschlafen, aber ich muss mit der
kurzen Nacht leben. Dank dem Schalter beginnt die Lampe auf dem Nachttisch
zu leuchten und der Raum wird leicht erhellt. Zu hell darf es jetzt noch
nicht sein, denn so richtig wach bin ich noch nicht. Mit
einem Blick auf die Uhr, sehe ich, dass es kurz nach 4 Uhr in der Früh
ist. Im
Depot
Erstfeld ist das noch ein humaner
Frühdienst.
Nach einer Woche mit dem Schichtwechsel ist auf 4 Uhr eine harte
Angelegenheit. Wer kann sich mit dem Schlaf schon innerhalb einer Woche
komplett umstellen? Nach fünf Tagen um die Zeit schlafen, wo man
anfänglich munter sein sollte. Ich schaff das auf jeden Fall nicht immer.
Hinzu kommt das aktuelle Wetter und schon ist es eine kurze Nacht.
Schon seit ein paar Tagen tobt sich der Föhn im Kanton Uri aus und das hat
sich, wie ich höre, in dieser Nacht auch nicht geändert. An allen Ecken
des Hauses klappert es und selbst aus dem Gebälk ist ein knistern zu
hören. Man hört richtig, wie der Wind am Haus zerrt. Die Bauwerke hier
sind aber entsprechenden gebaut worden, so dass der Föhn damit keine
Chance hat und das Haus im Wind nur leicht zittert.
Warum weht der Föhn im Sommer immer, wenn ich in der Wechselwoche oder im
Frühdienst bin?
Manchmal ist es zum Verzweifeln und ich denke die Natur hat etwas gegen
mich. Aber ich muss auf, denn die Arbeit ruft. So gehe ich ins Badezimmer
und stelle mich noch im Halbschlaf unter die erfrischende Dusche. Der
Schweiss der vergangenen Nacht muss abgewaschen werden. Vielleicht werde
ich so etwas wacher. Das
Wasser ist kühl und so kommen doch noch ein paar Lebensgeister in meinen
Körper. Im Gebälk des Hauses knistert es wieder einmal kräftig. Das war
wohl wieder eine Böe, die durch den Kanton gejagt wurde. Der Wind weht
kräftig und manchmal denke ich, dass wir aktuell wieder mit der
Orkanstärke beehrt werden. Winde, die an anderen Orten Schäden
verursachen, sind hier mittelmässig bis stark, aber kein Grund zur Sorge. Der Föhn im Sommer sorgt zudem dafür, dass der Kanton Uri zum Backofen mutiert und die Temperaturen in der Nacht kaum sinken. Am Tag sind die Temperaturen in der Gemeinde und in der Talebene weit über 30 Grad und in der Nacht sind sie nicht viel kühler. So reiht sich dann eine Tropennacht an die nächste Tropennacht an. So eine hatten wir in dieser Nacht wieder einmal erleben dürfen, oder müssen, wie ich aktuell finde. Mit
dem Handtuch trockne ich mich nur grob ab und anschliessend verlasse das
Badezimmer wieder um ins Schlafzimmer zu gehen. Dort liegen die Kleider
für den heutigen Tag bereit. Viele Sachen sind es nicht, denn bei solchen
Temperaturen braucht man keine Jacke und nur sehr leichte Kleider. Da ich
von der Dusche noch feucht bin, kleben die Kleider etwas. Die aktuell im
Kanton vorherrschende Trockenheit sorgt dann dafür, dass ich schnell
wieder trocken bin. In
der Küche starte ich die Kaffeemaschine und begebe mich ins Büro. Dort
liegen das
Handy und die Agenda. Ein Blick auf den gestern bereit gelegten
Ausdruck lässt mich erkennen, dass ich heute um 5:16 Uhr beginnen muss.
Noch habe ich ein paar Minuten Zeit um am PC schnell die News der Nacht
anzusehen. Doch bevor ich das mache, hole ich meinen Kaffee in der Küche
ab. Den kann ich auch am PC trinken und so zwei Sachen miteinander
verbinden. Die
Seite der nationalen Zeitung sagt es deutlich, die Schweiz erlebt die
heissesten Tage dieses Jahres und die lange ersehnte Abkühlung werde in
den nächsten Tagen kommen. Das war zu erwarten, denn Föhn hat noch nie
schönes Wetter angekündigt. Bei dieser Wetterlage, wird das sicher nicht
ohne ein Donnerwetter abgehen. Das ist immer so, wenn kalte feuchte Luft
auf heisse trockene Luft trifft. Letztere herrscht aktuell vor. Die
auf der Seite angegebenen Temperaturen sagen es klar. Der heisseste
angegebene Ort in der Schweiz ist Altdorf. Dicht gefolgt von Glarus und
Vaduz. Diese Gemeinden werden gerne genutzt, wenn man die Folgen des Föhns
darstellen will. Im Kanton Uri lag die Temperatur in dieser Nacht bei 26.3
Grad. In Basel ist es mit 21.4 Grad regelrecht kühl und angenehm. Am Tag
werden gemäss der Zeitung bis zu 36 Grad erwartet. Viel
Zeit habe ich jedoch nicht mehr, denn die Zeit bleibt nicht stehen und ich
muss mich auf den Weg zur Arbeit machen. Mittlerweile bin ich etwas
wacher, als das vor einer halben Stunde der Fall war. So richtig wach bin
ich aber nicht. Wer kann bei solchen Temperaturen schon schlafen? Ich auf
jeden Fall nicht so recht. Hinzu kommt, dass ich heute einen langen Tag
habe. Alles in allem läuft es aktuell etwas gegen mich. |
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Kampf mit dem Wind |
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Aus
dem Haus komme ich noch einfach, denn die Haustüre ist auf der vom Föhn
abgewandten Seite. Das ist aber auch alles, denn der Weg zur Arbeit führt
mich in Richtung Süden. Von dort weht der Wind und der gibt aktuell
wirklich alles, was er kann. So gibt es kräftige Böen, die von kurzen
Flauten gefolgt werden. Normal zieht es einfach und das kräftig bis
extrem. Doch ich wohne lange genug hier, um damit einigermassen zu Recht
zu kommen. Dank
der Frühzustellung kann ich die Zeitung aus dem Briefkasten nehmen. Dabei
überfliege ich schnell die Schlagzeilen auf der ersten Seite. Wie könnte
es auch anders sein, die aktuelle Wetterlage domminiert auch die gedruckte
Zeitungen in der Zentralschweiz. Ein Wind, der alt bekannt ist, schafft es
auf die Titelseite der Zeitungen? Es herrscht aktuell wohl ein Sommerloch
und da greifen die Reporter nach jedem Strohhalm. Es
ist Sommer und im Sommer ist es heiss. Wenn es auch nicht immer so sein
muss, wie es aktuell ist. Wenn es dann wieder regnet jammern alle, die
jetzt leiden. Zudem, der Föhn stellt alle Theorien immer wieder auf den
Kopf. Eine Tropennacht im Sommer kann es geben, aber wenn sich diese im
Dezember abzeichnet, ist die Welt nicht in Ordnung, oder es herrscht im
Alpenraum Föhnlage. Das ist jedoch keine neue Erkenntnis. Nach
der Hausecke ist es dann so weit. Ich stehe im Wind und mache mich auf den
Weg. Das ist ein Kampf gegen den Wind. Im Normalfall stelle ich mich
einfach gegen den Wind, aber die Böen abzufangen ist schon schwerer. Bei
einem kräftigen Föhnsturm können die weit über 100 km/h erreichen. Die
Überraschung sorgt dann dafür, dass man zurückgeht. Das war soeben der
Fall, denn ich wurde beinahe überrumpelt. Der Föhn, einer der gefährlichsten Winde auf der Welt und immer wieder ein Garant für Probleme. So wehen in den entsprechenden Alpentälern Winde, die an anderen Orten bereits als Orkan gelten. Städte wie Luzern oder auch München profitieren von schönsten Wetterlagen und weiter draussen im Mittelland stöhnen die Leute über lästige Kopfschmerzen. In diese Zone komme ich heute jedoch nicht. So erreiche ich Luzern heute gar nicht. Die
Dämmerung hat eingesetzt und so beginnt ein neuer Tag. Die Sonne mag
jedoch noch nicht in den engen Talkessel. Die Bergspitzen werden jedoch
hell erleuchtet. Gerade der Verlauf in Nord - Süd Richtung bringt dem
unteren Reusstal einen späten Aufgang der Sonne und die extremen Winde.
Erstfeld ist dabei wohl einer der extremsten Orte, aber man lebt gut hier,
wenn man denn vorwärts käme und nicht notgedrungen stehen bleibt. Die Strassen um diese Zeit sind leer und in den meisten Häusern ist es noch dunkel. Die Leute versuchen vermutlich noch etwas Schlaf zu finden. Noch ist es in den Verkaufsgeschäften ruhig. Diese öffnen schliesslich erst in ein paar Stunden und so bleibt noch genug Zeit um die Regale zu füllen. Die nächste Böe konnte ich gerade noch abfangen. Es
ist ein mühsamer Gang durch das Dorf. Ein paar Überreste eines
Gartentisches eilen an mir vorbei in Richtung Altdorf. Auch sonst fliegt allerhand Gerümpel durch den Kanton. Auch wenn es die Leute der Region wissen. Der Föhn sorgt immer wieder dafür, dass die schön eingerichteten Garten-sitzplätze zu einem Trümmerfeld mutieren. Mir
wurde schon von abgerissenen Gartenbahnen berichtet und an allem ist
natürlich der Föhn schuld. Die Berichte dieser Art gehören immer zu einem
Föhnsturm.
Langsam kann ich in der Ferne den
Bahnhof
erkennen. Gleich habe ich es geschafft. Vermutlich noch etwa drei bis vier
Böen und dann kann ich der Mauer folgen. Ein Blick auf die Uhr verrät, der
ist gleich 5 Uhr. Die Kirche schlägt diese Zeit einen kurzen Augenblick
später. Ich habe genug Zeit gerechnet, denn bei so starkem Gegenwind
benötige ist etwas mehr Zeit. Zu spät kommen will ich auch wieder nicht,
denn auf diesen Ärger kann ich verzichten. Ich habe mittlerweile den Bahnhof erreicht. Es waren sechs Böen, die ich abfangen musste, aber nun kann ich der Mauer folgen und bin etwas vom Wind geschützt. Der Kollege, den ich getroffen habe, schätzt das auch. Er verrät mir, dass er ins Tessin müsse. Dort wird es vermutlich anhand der Wetterlage nicht so schön sein. Auf jeden Fall habe er nicht gerade viel geschlafen. Hm, wer hat das schon? Auch
die schönste Mauer hat einmal ein Ende. Selbst jene in China endet nach
ein paar Tausend Kilometer. Die hier ist wesentlich kürzer und hört nun
auf. Sofort erwartet uns die nächste Böe und so stampfen wir die Auffahrt
hoch vor das
Depot.
Das Ziel ist in greifbarer Nähe und nur noch ein paar Schritte von uns
entfernt. Ohne Wind wären es vermutlich ein paar Schritte weniger, aber
das spielt keine Rolle. Die
Türe zum
Dienstgebäude
kann man seit kurzer Zeit nur noch mit dem Schlüssel öffnen. Damit sollen
die Geräte der Lokführer vor Diebstahl geschützt werden. So müssen wir den
Schlüssel benutzen um durch die Türe, die noch nie ein Schloss hatte, zu
gehen. Die Zeiten im
Depot
werden sich verändern, denn zuerst verschwanden die
Leitstelle,
dann die Leitung und nun die
Schaltwärter.
Wann verschwinden die Lokführer? Beim
Kasten angelangt entnehme ich ihm meine Mappe. Schon seit längerer Zeit
stelle ich diese dort ab, denn man muss sein Arbeitsmittel nicht gerade
allen präsentieren. Zu begehrt ist deren Inhalt, denn damit könnte man
einmal real Lokführer spielen. Zum Glück gibt es nun die Ausweise, denn
alles andere als ausgebildete Leute wollen wir nicht auf der Lokomotive.
Wer mit der Eisenbahn fährt, soll was davon verstehen. |
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Die Vorbereitung |
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Ein
weiterer Nachteil beim Föhn ist, dass er die Wärme in die Gebäude drückt.
So ist es auch in den altehrwürdigen Mauern des
Depots
Erstfeld recht heiss. Zumindest so heiss, dass es mir den Schweiss nur so
aus den Poren drückt. Die Uhr zeigt 05.06 Uhr und ich schwitze, wie wenn
es mittags um halb drei wäre. All das verursacht eine natürliche
Abnormalität, die Föhn genannt wird. Zum Glück arbeite ich heute mit
klimatisierten Fahrzeugen. Im
Aufenthaltsraum öffne ich die Mappe und entnehme ihr, wie so oft, die
Warnweste
und die
LEA.
All das gehört zum täglichen Ritual dazu. Die Arbeitsmittel müssen
vorbereitet werden. Dazu gehört heute der Computer, aber ich muss mich
auch um ein
Handy kümmern. Da unsere Geräte nicht
GSM-R
tauglich sind, müssen wir bei
Reisezügen
passende Geräte mitführen. Dumm nur, dass die moderner sind, als unsere
Ladenhüter. So
bediene ich bei einem der Geräte den Einschaltknopf. Später schaue ich, ob
das Gerät einsatzbereit ist. Bisher hat das P-Handy noch bei keiner
Tour geklingelt.
Die
Leitstelle
kennt die Nummer unserer persönlichen Geräte und ruft diese an. Sonst gibt
es bei meiner Tour keinen
Zugbegleiter
und so werde ich das Gerät wohl kaum aktiv benützen. Einzig die
funktionalen Anmeldungen muss ich machen, damit ich, wenn es dann einmal
sein würde, erreichbar bin. Im
Computer schaue ich noch schnell nach, was ich denn für einen Zug nehmen
muss. Mit der Eingabe der
Zugnummern
erkenne ich, dass es sich, wie bei diesen
Touren üblich um
einen Flirt
handelt wird. Speziell ist nur der später bediente
RABe 521,
denn der gehört eigentlich nach Basel. Bei der Bedienung gibt es keine
Unterschiede, so dass er auch hier verwendet werden kann. Starten werde
ich aber mit einem einheimischen Zug. Die
Nummern der Fahrzeuge notiere ich mir. Man kann nie wissen, wenn man diese
braucht. Ich war auch schon froh, wusste ich, welches Fahrzeug es war. Das
war, als ich mit einem Laser attackiert wurde. Heute erwarte ich solche
Probleme nicht, denn die Attentäter schlafen um diese Zeit noch. Zudem
setzt die Dämmerung ein und dann wird es nicht mehr so spannend sein,
einer Person das Augenlicht zu rauben. Auch die LEA ist endlich einsatzbereit. Das dauert recht lange, seit wir die neuen Geräte haben. Der Computer macht die Arbeit nicht immer schneller, aber er soll uns doch die Arbeit erleichtern. Eine Wahl habe ich nicht und so schalte ich das Gerät ein. Die letzten Funktionen kann ich noch einstellen, wenn ich auf dem Zug bin. Die Zeit wird sich sicherlich ergeben, auch wenn mittlerweile jede Sekunde der Arbeit geregelt ist. Es ist Zeit,
dass ich mich auf den Weg zur Arbeit mache. Irgendwo im
Bahnhof
wird mein
Zug stehen. So schwer wird es nicht sein, denn ich übernehme einen der
letzten abgestellten Züge. So hat sich schon ein Kollege den allerersten
Zug geschnappt und ist bereits an der Arbeit und fährt somit zum Bahnhof.
Auch auf dem zweiten Zug befindet sich ein Kollege. So bleibt mir nur noch
ein Zug, denn den abgestellten
Interregio werden sie kaum als
S-Bahn
benützen. Der Zug ist neben dem Depot abgestellt worden und ich kann ihn jetzt übernehmen. Eigentlich ist bis auf den kleinsten Punkt alles geregelt, aber die Anweisung ist so kompliziert, dass sie niemand einhalten kann. Zudem, wie soll ich Punkt 82 befolgen, da ich gar keine Jacke zum Aufhängen habe? All
das ist eine Folge der gekürzten Zeiten. Mehr kann man wirklich nicht mehr
aus dem Personal herausholen. Die Türe öffnet sich, als ich den entsprechenden Schalter mit meinem Schlüssel betätige. Ohne die Kenntnis, wie man die Türen bei einem Triebzug RABe 523 frei gibt, kommt man nicht in den Zug. Auch ich muss immer wieder überlegen, in welche Richtung ich den Schlüssel drehen muss, damit die Türen frei gegeben werden. Auf jeden Fall, hat es diesmal auf Anhieb
geklappt und ich kann in den Zug steigen. Von Eintreten kann im
Gleisfeld
keine Rede sein. Ich stelle
meine Mappe im
Führerstand ab. Da ich den Zug in dieser Richtung bedienen
werde, stelle ich sie hier ab. Dabei ist mir egal, ob das nun Punkt 13 und
16 ist. Die Arbeiten zur
Vorbereitung des Zuges können beginnen. Dazu
gehört auch die Prüfung der
Zugsicherung und der
Sicherheitssteuerung in
jedem Führerstand. Daher gebe ich nun die Türen frei und verlasse diesen
Führerstand wieder. Zuerst ist die südliche Seite an der Reihe. Vermutlich
wäre das gar nicht vorgesehen, aber beim Wechsel des
Führerstandes fehlt
dazu schlicht die Zeit. Daher mache ich diese Arbeit jetzt. Damit ich
gleich andere Arbeiten machen kann, verlasse ich den Zug. So kann ich die
Laufwerke nach Schäden absuchen. Sollten solche vorhanden sein, ist sogar
die erste Fahrt dieses Zuges gefährdet. Daher ist es sicherlich sinnvoll,
wenn man alles genau kontrolliert. Dazu gehören
auch die Türen. Diese müssen auf die korrekte Funktion getestet werden. In
den entsprechenden Vorschriften gehört das zur Zugvorbereitung, auch wenn
gewisse Vorgesetzte diese Vorschrift zwecks Kürzung der Zeiten gerne
vergessen. Ich mache meine Arbeit korrekt und wenn die Zeit dazu nicht
ausreicht, ist der Zug zu spät. Mehr kann ich nicht machen, denn Wunder
vollbringe ich im
Frühdienst garantiert keine. Die erste
Seite ist kontrolliert und ich kann den Zug wieder besteigen. Jetzt sind
die Arbeiten im
Führerstand an der Reihe. Dazu gehören die Prüfungen der
Sicherheitseinrichtungen und der
Bremsen. Beim Flirt
kann man die Bremsen
aus dem Führerstand heraus genaustens kontrollieren und prüfen. Selbst für
die
Magnetschienenbremsen gibt es einen Prüflauf, den ich nun starte.
Sollten diese nicht funktionieren, hat der Zug gewisse Einschränkungen. Die erfolgreichen Prüfungen der Sicherheitseinrichtungen werden im entsprechenden Buch eingetragen. Diese Eintragungen erfolgen mit Unterschrift und daher unterschreibe ich nur, wenn auch alles einwandfrei geklappt hat. Das war sowohl bei
ZUB 121 und bei der
Zugsicherung der Fall.
Der Prüflauf für die
Sicherheitssteuerung läuft noch, kommt aber soeben
zum Abschluss. Alles einwandfrei, ich kann unterschreiben. Die noch
fehlenden Prüfungen erfolgen auf der Fahrt. Ich kann den Führerstand wieder verlassen und zur anderen Seite des Zuges wechseln. Dazu folge ich der anderen Seite des Zuges. Auch hier werden wieder die Laufwerke genau kontrolliert. Selbst die Türen werden geöffnet. So wurden
sämtliche Türen einmal geöffnet. Die automatische Schliessung sorgt dafür,
dass sie kurze Zeit später wieder geschlossen werden. Nur bei der
vordersten Türe schlüpft eine Person durch. So erreiche ich wieder den nördlichen Führerstand, wo sich die Prüfungen der anderen Seite wiederholen. Auch jetzt verläuft alles problemlos, so dass ich die entsprechenden Eintragungen machen kann. Mit der Taste zur Verriegelung
prüfe ich zudem, ob sich alle Türen problemlos verriegeln lassen.
Besonders die Trittbretter sind dabei wichtig, denn die müssen eingezogen
sein. Wäre das nicht der Fall, kann der Zug nicht fahren. Die Taste,
die ich zur Verriegelung gedrückt habe, verlischt. Damit sollten alle
Trittbretter eingezogen sein. Zumindest steht das so im Handbuch, bei
Gerichten sieht man das leider etwas anders. Die Kontrolle mit dem
Rückspiegel, der eigentlich nicht geöffnet werden darf, zeigt, dass die
Lampe stimmt und alle Trittbretter eingezogen wurden. Gleichzeitig kann
ich die
Spiegel optimal einstellen. Es wird
Zeit, dass ich von hier weg komme. Die erste
S-Bahn hat Erstfeld längst
verlassen und der zweite Zug, der nach Luzern fährt, ist auch schon im
Bahnhof
aufgestellt. Der Domino der Woche ist heute ein Flirt
und wird
daher durch einen Lokführer von Erstfeld und nicht vom
Personenverkehr
gefahren. So verlieren wir unter der Woche in Erstfeld immer mehr Arbeit.
So ist nicht viel Gutes für die Zukunft zu erwarten. Doch nun nehme ich
den
Funk und Rufe den
Fahrdienstleiter. Es dauert
eine Zeit, bis er sich meldet. Als ich die Stimme höre, überrascht es mich
wenig, denn bei der Person geht es immer etwas länger und die
Freundlichkeit lässt auch auf sich warten. So wird relativ kalt
geantwortet. Ich melde die
Fahrbereitschaft und beende das Gespräch
wieder. Etwas freundlicher und die Stimmung wäre besser, aber man kennt es
ja. Ich konzentriere mich besser auf das Zwergsignal. Wie schön,
es zeigt noch immer halt und auch sonst änderte sich vor mir wenig. Dank
dem Sommer ist die Dämmerung schon so weit fortgeschritten, dass ich die
Anlagen gut erkennen kann und es mittlerweile Tag geworden ist. Die roten
Signale scheinen sich zu bewegen. Scheinbar stehen auch die nicht stramm
im Föhn. Oh, es tut sich was, die Zwergsignale ändern die Meinung und
gehen auf Fahrt. Ich kann den Zug nun erstmals bewegen und so losfahren. Auf meine
Handlungen hin, beginnt sich der Zug zu bewegen. Die erste Fahrt mit
diesem Zug begann zwei
Geleise nebenan und damals war alles noch neu.
Heute geht es ruhig und routiniert zur Sache. Die Handlungen sind
eingespielt und ich kenne den Zug, obwohl ich bei gewissen Störungen auch
meine liebe Mühe hätte, denn sie traten bei mir bisher noch nie auf und so
fehlt die Routine. Vieles bei der Eisenbahn ist schlicht Alltag. Lange dauert
die Fahrt nicht und ich bin in einem
Gleis, wo ich den
Führerstand
wechseln kann. Daher halte ich an und parkiere den Zug. Die
Federspeicherbremsen
haben angezogen und der Zug ist gesichert, ich kann den Führerstand
verlassen und auf die andere Seite wechseln. Diesmal benutze ich den Weg
durch den Zug. Schliesslich muss ich noch nachsehen, ob in der Nacht
sauber geputzt wurde, denn so sauber, wird der Zug nie mehr sein. Es ist alles
sauber und es riecht noch leicht nach den Reinigungsmitteln. Niemand merkt
etwas von der letzten Nacht. Wenn der Zug heute seine Arbeit beendet, wir
es darin riechen, wie in einer Schnapsbrennerei. Schuld ist dabei kaum die
Bahn, denn die versucht die Sauberkeit so gut sie kann zu gewährleisten.
Manchmal sollten die Leute sich einmal an der eigenen Nase nehmen.
Besonders gefragt wären da die
Pendler, die als erstes den Zug benutzen
und einfach die Zeitungen verstreuen. Auch im
südlichen
Führerstand kann ich den Zug in Betrieb nehmen und mich auf die
Fahrt vorbereiten. Noch kann ich nicht losfahren. Das Zwergsignal vor mir
zeigt schliesslich noch halt und die S3 steht noch in dem
Gleis, in das
ich will. Am Morgen müssen die Züge dort fahren, wo es geplant ist, denn
die Leute mögen noch nicht Anzeigen lesen. Besonders nach einer Nacht mit
Föhnsturm im Kanton Uri. Aha, die S3
hat sich in Bewegung gesetzt und fährt in Richtung Luzern an mir vorbei.
Ein kurzer Gruss und schon ist der Zug vorbei. Vor mir bewegen sich die
Zungen der
Weiche und wenig später zeigt das Zwergsignal, das die Weiche
schützt ist. Fahrt mit Vorsicht, ich kann losfahren. Mehr wird auch nicht
zu erwarten sein, denn so komme ich an den Standort, wo ich losfahren
muss. Viel weiter geht es heute nicht mehr gegen Süden. Die Fahrt
ist kurz und ich halte an der zum Ein- und Aussteigen geeigneten Stelle
an. Die Türen auf Seite des
Bahnsteiges gebe ich frei, so dass die Leute
einsteigen können. Der Zug steht bereit und ich muss nur noch in den
richtigen
Führerstand gelangen. Daher kann ich hier meine Arbeit beenden
und auf die richtige Seite wechseln. Dazu benutze ich den Bahnsteig. Das
ist schlicht bequemer und ich kann auch die Anschriften am Zug
kontrollieren. |
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S-Bahn erster Teil |
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Der erste
Teil der
Tour findet auf meiner Heimstrecke statt. Das heisst, es steht S2
auf dem Programm. Somit erwarte ich auf dem ersten Teil keine zu grossen
Herausforderungen und Schwierigkeiten. Ich kenne die Strecke, den
Fahrplan
und den Zug. Einzig die Leute, die mitreisen, kenne ich nicht und die sind
immer für eine Überraschung gut. Doch noch dauert es ein paar Minuten, bis
ich losfahren kann. Auf der
LEA
habe ich
Fahrordnung aufgeschaltet und im
GSM-R-Handy die entsprechenden
Zugnummern des ersten Teils eingetippt. Das Handy verschwindet wieder in
der Tasche meiner Weste. Ich kann mich etwas ausruhen. Die Taste der
Türfreigabe beginnt zu blinken. Scheinbar kommt Kundschaft und so fahre
ich nicht alleine los. Wobei, wenn ich ehrlich bin, habe ich da trotz der
Tatsache, dass Samstag ist, keine Angst gehabt. Zwar ist
heute nicht der ganz grosse Trubel zu erwarten, wie das sonst der Fall
ist. Es gibt aber auch heute Leute, die weit fahren müssen, um zur Arbeit
zu kommen. Gerade im Kanton Uri wohnen viele Leute, die ausserhalb
arbeiten. Der Verkehrstechnisch gut erschlossene Kanton hat einfach zu
wenig Arbeitsplätze und auch die Lokführer werden schliesslich
verschwinden. Auch wenn das niemand ausserhalb der Firma glauben will. Die automatische Ansage wird gestartet. Die SBB begrüsst die Leute in der S-Bahn nach Zug – Baar Lindenpark. In 30 Sekunden kann die Fahrt losgehen. Zumindest dann, wenn bis zu diesem Zeitpunkt das Signal Fahrt zeigt. Das
tut es im Moment auf jeden Fall nicht. So kann ich im
Führerstand keine
vorbereitenden Handlungen ausführen. Der Abfahrprozess startet erst, wenn
das Signal vor mir Fahrt zeigt und nicht vorher. Auf die Sekunde genau öffnet sich das Signal. Jetzt beginnt der Abfahrprozess. Ich muss den Zug kontrollieren, die Türen schliessen und dann kann ich losfahren. Dank den Trittbrettern dauert das ein paar Sekunden. „Nächster
Halt: Altdorf!“ Der Zug setzt sich in Bewegung und beginnt seine Reise
nach Baar. Das wird der
Triebzug heute den ganzen Tag machen. Ausser der
Strecke Baar Lindenpark - Erstfeld bekommt der
RABe 523
nichts zu sehen. Die nächste S-Bahn, die Erstfeld verlässt wird bereits von Arth-Goldau her als erster Zug hier eintreffen. Kurz nachdem ich losgefahren bin, muss ich die Wirkung der Bremsen kontrollieren. Das ist vorgeschrieben und sollte unmittelbar nach der Abfahrt erfolgen. Wo unmittelbar genau gemeint ist, steht nicht in den Büchern. Dazu benutze ich auf dieser Fahrt die automatische Bremse ein einziges Mal. Die wird sonst nur im Notfall benützt. Die
Bauarbeiten für die NEAT laufen auf Hochtouren und der feine Sand auf dem
frisch aufgeschütteten Damm wird vom Sturm mitgerissen. So verteilt sich
eine feine Staubwolke über der Baustelle. Viel
Zugkraft benötigt mein Zug
nicht, denn er wird im Rücken kräftig angeschoben. Der Zug rollt so mit
dem Wind gegen Norden in Richtung
Bahnhof Altdorf, der schon fast in
Erstfeld beginnt. Schneller als 80 km/h fahre ich so oder so nicht. So erreiche
ich Altdorf mit knapp einer Minute
Verspätung. Klar, dass wieder jemand
auf dem
Bahnsteig demonstrativ auf die Uhr blickt. Solche Gesten erkennen
wir gut. Auf jeden Fall blickt die Person, die gespurtet kommt nicht auf
die Uhr und ist froh, dass sie den Zug noch erreicht hat. Die Türen sind
geschlossen, ich kann verriegeln und losfahren. „Nächster Halt Flüelen“.
Ist schon etwas komisch, wenn man sich den nächsten Halt laut sagen muss. Flüelen
erreiche ich rechtzeitig. Die Minute von Altdorf ist vergessen. Applaus
von der Person, die genervt auf die Uhr blickte, gibt es nicht. Wen man
wirklich mit den erlaubten Geschwindigkeiten fährt, kann man in Flüelen
einen Kaffee trinken gehen. Dank diesen Reserven kann der
Fahrplan
stabiler gefahren werden. Wenn der Lokführer die Strecke gut kennt, fährt
er so, dass die Leute das nicht bemerken. Die Fahrt
nach Sisikon kann weitergehen. Der Zug rollt dem Urnersee entlang. Mist,
ich habe vergessen mir den Halt laut zu sagen. Wie wäre es, wenn man bei
einer
S-Bahn die
Durchfahrten laut sagen würde. Dann ginge das etwas
besser. Auf dem See rollen die Wellen in Richtung Norden und an den
Alarmlampen in den Häfen blinken wegen der Sturmwarnung. Wer jetzt auf dem
See unterwegs ist, kann was oder ist einfach zu blöde. Nach dem
Tunnel kommt die
Haltestelle Sisikon. Hier den richtigen Zeitpunkt zur
Bremsung zu finden ist schwer. Besonders dann, wenn man sich nicht
auskennt. Die Tafel, die diese Haltestelle ankündigt, ist beim Portal des
Tunnels montiert worden. Die Haltestelle folgt danach. Mittlerweile kenne
ich den Zug und die Strecke so gut, dass ich damit keine Probleme habe und
den Zug sanft an der
Bahnsteigkante zum Stehen bringe. Beim Flirt
ist das nicht so einfach, wie bei den älteren Zügen. Die automatische
Stillhaltebremse des Zuges funkt immer wieder dazwischen. Mit zunehmender
Erfahrung klappt es aber immer besser und so wird die Reise für die Leute
im Zug angenehmer. Geschätzt wird das natürlich nicht, denn man reklamiert
lieber, wenn es dem Lokführer einmal nicht gelingt. Schon oft musste ich
mir deswegen dämliche Sprüche anhören. Die Halte in
Brunnen, Schwyz und Steinen sind längst vorbei, als ich am
Funk gerufen
werde. Es ist der
Fahrdienstleiter von Arth-Goldau, der mir auf halber
Strecke mitteilt, dass das
Einfahrsignal verzögert auf Fahrt gehen werde.
Ich kann den
Triebzug ausrollen lassen und sollte so nicht zum Stehen
kommen. Das hat er gut gemacht. Ich habe die Info und kann meine Fahrt
entsprechend gestalten. Leider erfolgt das zu selten und auch nicht so
genau. Es hat geklappt, ich konnte in Arth-Goldau normal einfahren und komme so an der dafür vorgesehenen Stelle zum Stehen. Die Fahrzeit konnte ich natürlich nicht einhalten, aber das wäre auch ohne die Info nicht möglich gewesen. Vielleicht hätte ich dann noch mehr Zeit verloren. Es ist auf dem Netz eng
geworden, da ist es schon fast ein Wunder, dass es immer so gut klappt.
Gut, leider büssen es meistens die Kollegen auf den
Güterzügen. Auf der Strecke, die ich jetzt befahre, gibt es kaum Güterzüge und so weniger Verkehr. Signale auf der Strecke gibt es nicht und die Fahrt entlang dem Zugersee verläuft ruhig. Das gilt auch für den See, denn hier bläst der Föhn nicht mehr. Zwar reichte er bis Goldau, aber nicht weiter. Für meine
Fahrt ändert sich dadurch jedoch nichts. Ich kann gegen Walchwil fahren
und die Landschaft geniessen. Hier ist es eben nicht besonders spannend. Beim Halt in
Walchwil ist die
Abfahrzeit noch nicht erreicht. Das
Ausfahrsignal ist
noch rot. Das ist bekannt, denn hier kreuzen sich die Züge. Hier
erschrickt der Lokführer, wenn das Signal einmal Fahrt zeigt, denn das ist
so selten der Fall, dass man sich auf das rote Signal einstellt.
Gefährlich nach der Sicherheitsanalyse und daher massiv gesichert.
Lokführer sehen das etwas anders, aber das zählt ja nicht. Wie soll ich es sagen, der Gegenzug kam, das Signal wurde grün. Ich konnte mit leichter Verspätung weiterfahren und an der Haltestelle Walchwil Hörndli durchfahren. Die nächsten Halte bis nach Zug mussten wieder vollzogen werden. Mehr gibt es nicht zu berichten und alles war ganz normaler Alltag auf der Stadtbahn Zug. Spannend wird es erst wieder in Zug, denn mein Zug endet nicht. Die Fahrt
geht weiter zur
Haltestelle Baar Lindenpark und das wissen längst noch
nicht alle Leute. Auf jeden Fall hat bisher noch nie jemand die
Notbremse
gezogen. Auch diesmal klappt es und ich habe den Endpunkt dieser Fahrt
pünktlich erreicht. Ich kann mich auf die Rückfahrt vorbereiten. Dazu muss
ich den anderen
Führerstand aufsuchen. Es geht nun zurück nach Erstfeld.
So pendelt der Zug hin und her. Ein älterer
Herr spricht mich an. Er erkundigt sich nach der
S-Bahn nach Erstfeld. Ich
erkläre ihm, dass er vor dem Zug steht. Daraufhin erwidert der Herr
ungehalten, dass wir uns einmal einigen sollten, denn vorher habe es
geheissen, man müsse aussteigen und jetzt soll er wieder einsteigen.
Schliesslich sei er in Zug in die S-Bahn nach Erstfeld gestiegen. Die
Schimpfworte über die SBB lasse ich nun weg. Nun, er sei
in Zug in die
S-Bahn nach Baar Lindenpark gestiegen, das stand so am
Bahnsteig und am Zug angeschrieben und wurde am
Lautsprecher ausgerufen.
Hier in Baar Lindenpark werde daraus die S-Bahn nach Erstfeld. Ob er es
verstanden hat, weiss ich nicht, er brummelt etwas vor sich hin und steigt
missmutig in den Zug. Das Personal und die SBB sind wieder schuld. Das
nur, weil er die Anschriften nicht gelesen hat. Wie um alles in der Welt
sollten wir die Leute noch informieren? Erstfeld ist
das Ziel dieses Zuges und auch von mir. Es geht wieder zurück in den
Kanton Uri. Danach fahre ich wieder hier her. Alles in allem erwartete
mich eine ruhige und pünktliche Fahrt. So kann ich eine Stunde später ohne
den genervten Herrn die Fahrt nach Arth-Goldau antreten, denn dort wartet
der Lokführer, die mich ablösen will. Ich habe meinen ersten Teil der
Tour
fast geschafft und nach etwas mehr als vier Stunden steht die Pause an. Auf jeden
Fall erwartet mich nun die Pause und das ist gut, denn langsam merke ich
den fehlenden Schlaf. Die Strecke Zug – Arth-Goldau ist da nicht gerade
eine Hilfe, den kaum Signale, die beachtet werden müssen helfen bei der
Konzentration. Jetzt ist der erste Teil meiner
Tour jedoch vorbei und ich
bin froh, kann ich mich nun etwas bewegen, denn das weckt die müden
Geister, die sich in meinen Kopf geschlichen haben. Ein Kollege von
Personenverkehr übernimmt den Zug für die nächsten Stunden. |
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Pause in Arth-Goldau |
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Meine Pause
dauert knapp eine Stunde. Das ist eine ganz einfache Rechnung, denn in
einer Stunde fahre ich mit dem Zug nach Hause, der gerade in Arth-Goldau
einfährt, als ich das Gebäude mit den Aufenthaltsräumen betrete. Diese
Leistung wird von einem Zug der
S-Bahn Basel gefahren, daher habe ich nach
der Pause einen
RABe 521. Das ist kein Problem, denn auf so einem Zug
hatte ich seinerzeit die notwendige Schulung absolviert und technisch gibt
es kaum Unterschiede. Durch die
Türe zu den Diensträumen komme ich nur mit meinem Schlüssel. So wird
verhindert, dass sich auch hier die Kundschaft über die unfähigen
Eisenbahner beschwert. Wir geben uns Mühe, aber manchmal reichen
Anschriften und Ansagen einfach nicht aus. Zuletzt muss ich noch die Türe
zu den Räumen des
Lokomotivpersonals aufschliessen. Obwohl es eigentlich die
Räume vom
Personenverkehr und nicht von
Cargo sind. Ob ich willkommen bin? Im
Aufenthaltsraum treffe ich auf einen Kollegen, der für den
Personenverkehr
arbeitet und Mitglied im Verein, dessen Präsident ich bin, ist. Das führt
unweigerlich dazu, dass ich meinen geplanten Spaziergang durch das Dorf
aufschieben muss. Man kommt unweigerlich ins Gespräch, wenn man sich
unverhofft in einem Raum trifft. Da sind Lokführer nicht anders, als die
meisten Leute. Natürlich
sprechen wir über die Arbeit und das Hobby. So hat er zu Hause mit einem
Fahrzeug Probleme, die er nicht lösen kann. Eigentlich sollte ich das in
den Griff bekommen, denn zu Hause habe ich die entsprechenden Werkzeuge.
Daher verabreden wir uns auf ein Treffen bei mir zu Hause. Dort erfolgt
dann die Behebung des Problems und der Kollege kann sich wieder an seinem
Fahrzeug erfreuen. Nach kurzer
Zeit ist das Gespräch jedoch beendet, denn der Kollege muss die S3 nach
Brunnen übernehmen. Das könnte vermutlich der
Triebzug sein, der am Morgen
Erstfeld verlassen hat. Am Wochenende können auch auf der S3 sämtliche
Züge mit einem Flirt
gefahren werden. Unter der Woche ist es ein Domino,
weil man den Flirt
zur Verstärkung der Tagesspitzen benötigt. Heute fehlen
diese und so ist ein Flirt. Noch habe ich in meinem Becher ein bisschen Kaffee, so dass ich nicht gleich losgehe. Ich trinke meinen Kaffee gerne beim Sitzen und nicht auf dem Spaziergang. Das war wohl der Fehler, denn die Türe öffnet sich und der Lokführer von der S3 tritt in den Raum. Natürlich ist es ein Lokführer, den ich kenne, denn er wechselte vor ein paar Jahren von Erstfeld nach Luzern. Immer wieder halten wir auch ausserhalb der Arbeit etwas Kontakt. So gehen die
Gespräche weiter. Auch das macht etwas munter, so dass ich meine Müdigkeit
vor der Pause nicht mehr bemerke und eigentlich ganz fit bin. Nun, mein
Kollege erkundigt sich, wie wir denn beim dem Wetter schlafen können. Nun,
eigentlich gar nicht, denn man döst bei dieser Hitze nur etwas vor sich
hin und hofft, dass man einmal wirklich einschlafen kann. Mehr kann ich
nicht machen, denn meine Wohnung hat keine
Klimaanlage. Da auch er
Pause hat, gehen wir zusammen in einem nahen Café das trinken, was das
Lokal schon vom Namen her anbietet. Lokführer trinken besonders im
Frühdienst viel Kaffee. Der kleine Muntermacher hilft über manche Krise
hinweg. Besonders dann, wenn man schlecht geschlafen hat, ist die Menge
leicht höher, als normal. Aber wir müssen wach bleiben bei der Arbeit und
das geht nicht mit allen Mitteln, besonders seit dem Rauchverbot. Die Zeit
verrinnt, wenn man sich in ein Gespräch verwickelt und so neigt sich meine
Pause langsam dem Ende entgegen. Die Arbeit ruft wieder und ich muss mich
auf den Weg an den
Bahnsteig machen. Der erhoffte Spaziergang ist wieder
einmal ins Wasser gefallen und ausser zwei Kaffee gab es auch nicht mehr
in den Magen. Die sozialen Kontakte sind wichtiger, als ein Sandwich, dass
in einer Schutzatmosphäre verpackt wurde. Ich greife
im Aufenthaltsraum zur Mappe und verabschiede mich vom Kollegen, der in
wenigen Minuten seine Pause ebenfalls beendet. Der Weg zum
Bahnsteig ist
nicht sehr weit, denn hier haben wir die Aufenthaltsräume im
Aufnahmegebäude. Für einen Lokführer im
Güterverkehr ist das eine
Besonderheit, denn normalerweise hocken wir irgendwo in einem
Rangierbahnhof und starren einen Automaten mit den erwähnten Sandwichs an. Die Zeiten,
als wir wirklich in einer Kantine, oder wie wir sagen, in einer
Milchküche, Pause machen konnten, sind längst vorbei. Nun heissen die
Verpfleger der Lokführer Selecta oder wie hier in Arth-Goldau Aperto.
Scheinbar wurde das vom Personal so gewünscht. Ich auf jeden Fall äusserte
nie so einen Wunsch, denn ich denke es ist so einfach billiger für das
Unternehmen. Auf der Strecke bleibt das Personal. |
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Der zweite Streich |
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Der Flirt,
den ich übernehmen werde, hat leichte
Verspätung. Die Züge, die ihm
begegneten waren vermutlich nicht gerade im
Fahrplan und so kommt es zu
einer Abweichung von 4 Minuten. In anderen Ländern wäre das ein Klacks, in
der Schweiz bewegt das die Frau neben mir zur Aussage, dass die blöden
Züge auch nicht pünktlich sein können. Gut, das sagte sie nicht so, aber
es klingt besser, als das was sie sagte. Wieder einmal bin ich froh, keine
Uniform zu tragen. Der
RABe 521
hat angehalten und die Türen öffnen sich. Es steigen Leute aus und auch
wieder ein. Ich habe es nicht eilig uns lasse den Kunden den Vortritt. Auf
jeden Fall fährt der Zug nicht ohne mich los. Ein Vorteil, wenn man der
Lokführer des Zuges ist. Noch fahren die nicht ohne uns, aber wenn das
einst möglich sein wird, bin ich meinen Job los. Dann können die Leute
niemanden mehr anfeinden, wenn der Zug 20 Sekunden zu spät kommt. Ich erreiche
gerade die Türe, als sie von meiner Kollegin geöffnet wurde. Der davor
abgestellte Koffer flog dabei vor meine Füsse. Etwas verdattert blickt
sein Besitzer dem Gepäckstück nach. Er hat wohl nicht damit gerechnet,
dass eine Person im
Führerstand arbeitet und durch die Türe hinaus will.
Zu dumm nur, dass in vier Sprachen angeschrieben steht, dass man den
Durchgang freihalten soll. Vermutlich ist der Herr keiner dieser Sprachen
kundig. Das ist so,
er spricht perfekter Dialekt und beschwert sich über den Rüpel von Mensch.
Schliesslich sei in seinem Koffer Glas. Meine Kollegin schüttelt dabei
verzweifelt den Kopf. Ich wende mich dem Reisenden zu und meine, wenn ich
dann durch diese Türe komme und der Koffer da steht, fliegt er weiter.
Nun, so beängstigt, wie seinerzeit die junge Mutter mit dem Kinderwagen
war er nicht. Gewirkt hat der Hinweis aber, denn der Koffer wird brav im
Abteil angestellt. Meine Kollegin meint etwas von einer Störung, die ich beachten soll. Sie habe es bereits gemeldet. Ich kann den Führerstand betreten und mich in den vordersten Stuhl setzen. Die Zeit zur Abfahrt ist da und ich sollte losfahren. Meine Kollegin hat den Zug verlassen und gibt mir auf dem Bahnsteig ein Handzeichen. Ich kann die Türen verriegeln und dann losfahren. Die nächste Etappe S2 beginnt, auch wenn sie nicht so lange ist. Nach der
Abfahrt und der Einrichtung aller Daten, sehe ich nach der Störung. Aha,
eine beim Flirt häufige Störung. Das WC ist ohne Funktion, es liegt eine
Summenstörung an. Entweder ist der Tank mit den Fäkalien voll, oder der
mit dem Wasser zum Spülen leer. Auf jeden Fall sollte man genauer
nachsehen. Dazu sind die Meldelampen im WC vorhanden. Nur, während der
Fahrt kann ich keine Kontrolle vornehmen.
Der Koffer
mit dem Herrn steigt in Schwyz aus. Nun kommt er zum
Führerstand geeilt
und verwirft die Hände. Was ist jetzt wieder los, ich möchte eigentlich
weiterfahren. Ich öffne das Fenster und erkundige mich, wo das Problem
liege. Der Herr meint, dass etwas am Zug defekt sei, denn vor Schwyz hätte
es zweimal einen Knall gegeben. Ich danke für die
Meldung und erkläre,
dass ich mir das Ansehen werde. Nun, der
zweimalige Knall, den der Herr gehört hat, nennt sich
Hauptschalter und
den musste ich bei der
Fahrleitungsschutzstrecke aus- und wieder
einschalten. Da er auf dem Dach über den
Fahrgasträumen montiert ist,
hören das die Leute. So melden sie dann immer wieder Störungen, die
eigentlich keine sind. Beim Bau des Zuges gab es dazu vermutlich keinen
besseren Platz. Ist aber schön, wenn sich die Leute um die Sicherheit der
Züge kümmern. Dank der Verspätung, die ich bis Erstfeld nicht aufholen konnte, konnte ich beim Wechsel das WC nicht genauer kontrollieren. Die Zeit rechte gerade knapp um rechtzeitig fahrbereit zu sein. Die normalerweise vorhandenen sechs
Minuten kürzten sich wegen der
Verspätung auf zwei Minuten und dann wird
es mit dem Wechsel des
Führerstandes knapp. Unwichtige Störungen können
dabei nicht genauer eingegrenzt werden. So bleibt der Werkstatt nichts anderes übrig, als selber nachzusehen, was genau defekt ist. Der Fahrplan geht vor und die Wendezeiten sind so knapp, dass man schnell keine Zeit mehr hat. Es reicht gerade noch für einen Wechsel
in den anderen
Führerstand. Das Unternehmen will keine toten Zeiten
bezahlen. Gemerkt habe ich das jetzt beim Wechsel in Erstfeld. Leichte
Verspätungen wirken sich dann auf nachfolgende Züge aus. Ich führe
den Zug wieder bis Baar Lindenpark. Dort werde ich kurz vor 12 Uhr
ankommen. Da ich leicht verspätet losfahre, fahre ich nun an den Stellen
wo es erlaubt ist etwas schneller. Dann sollte ich eigentlich in Flüelen
wieder pünktlich sein. Genau deshalb ist hier diese zeitliche Reserve
eingebaut worden. Wir versuchen wirklich, den
Fahrplan eizuhalten, auch
wenn das immer wieder schwer ist. Die
Gruppe,
die in Brunnen in den Zug stieg, hat meinen Bemühungen entgegen gewirkt.
Eigentlich hat der Zug auf einer Seite nicht weniger als acht Türen. Dumm
dabei ist nur, dass nur eine Türe funktioniert. Auf jeden Fall könnte man
es meinen, denn die Gruppe hat lange, bis sie eingestiegen ist. Zum Glück
macht sie das bei der Türe, die ich noch überblicken kann, denn sonst
hätte ich nach 50 Sekunden die Türen geschlossen und die gemütliche Gruppe
wäre getrennt worden. Die Fahrt
ging danach ohne weitere Zwischenfälle nach Walchwil, wo ich wieder
pünktlich ankomme. Nun liegt alles beim Gegenzug. Wie ist der im Rennen?
Ich weiss es nicht und als die Zeit gekommen ist, wo ich abfahren sollte,
ist er noch nicht eingetroffen. Pünktlich werde ich auf jeden Fall nicht
wegkommen. Ich denke, es ist sinnvoll, wenn ich mich erkundige, denn ich
sollte die Leute im Zug informieren. Ich greife
zum
Funk und rufe den
Fahrdienstleiter mit der dazu vorgesehenen Taste
auf. Dieser meldet sich aus dem fernen Flughafen in Kloten. Die
Information lautet, dass der Zug in wenigen Augenblicken eintreffen
sollte. Für mich ergibt sich so eine
Verspätung von 4 Minuten. Ich danke für
die Information und wende mich dem
KIS zu. Hier sind Sonderansagen
hinterlegt, die man bei Bedarf abrufen kann und das werde ich nun machen. Nach kurzer Suche habe ich den entsprechen Text gefunden. Im Zug ändert die Anzeige und es wird das Abwarten eines Gegenzuges ausgerufen. Die Stimme entschuldigt sich dabei für die Verspätung. An der Türe klopft es. Ich öffne und eine Dame erkundigt sich, ob der Anschluss in Zug klappe. Das
kann ich leider nicht mit Sicherheit sagen, ich werde aber eine
entsprechende Vormeldung machen. Dann könnte es klappen. Erneut greife ich zum Funk und rufe den Fahrdienstleiter von vorhin erneut auf. Er meldet sich und erkundigt sich nach dem Problem. Ich erkläre ihm, dass sich bei mir besorgte Reisende gemeldet hätten. Sie möchten den Anschluss auf den Interregio in Zug schaffen. Der
Fahrdienstleiter bestätigt meine
Meldung und er werde das mit der
BLZ abklären. Es werde dann eine
entsprechende Information kommen. Ich bedanke mich. Der Gegenzug
ist eingetroffen und ich kann die Fahrt fortsetzen. Die
Haltestellen
Oberwil und Friedbach können mit kurzen Stopps absolviert werden, denn es
steigen kaum Leute zu und auch die aussteigenden Personen sind selten.
Kurz vor der Haltestelle Zug Casino erfolgt dann die Durchsage von der
Leitzentrale in Bern. Sie richtet sich direkt an die Reisenden. Der
Anschluss in Zug sei zugesichert und man bittet die Leute rasch
umzusteigen. Bei der
Einfahrt in Zug habe ich noch knapp drei Minuten
Verspätung. Der Kollege
auf dem
Bahnsteig zeigt mir an, dass er da ist und dass er gleich in den
hinteren
Führerstand geht. So könnte es sein, dass der Zug Baar Lindenpark
pünktlich verlassen kann. Die dazu zur Verfügung stehende Zeit ist so
kurz, dass es dank der drei Minuten Verspätung schnell gehen muss. Da der
Kollege aber nicht wechseln muss, könnte es klappen. Ich steige
nun um auf die S1 und das mit verhältnismässig knappen Zeiten. Die Züge
sind bekanntlich pünktlich, auch wenn das jetzt nicht zutrifft. Zumindest
eines ist klar, ich muss den Zug in Baar Lindenpark schnell verlassen,
denn wenn der Kollege bereit ist, fährt er los. Dann muss ich draussen
sein, sonst wird das mit meinem dritten Teil nicht reichen. Daher räume
ich schnell ab und verlasse die S2 für heute. |
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Der Dritte folgt zugleich |
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Da es nun
Mittag ist, steht die Sonne hoch und wärm kräftig. Hinzu kommt noch die
warme Südströmung, die man auch Föhn nennt. Mit anderen Worten, ich habe
den klimatisierten
Führerstand verlassen und schwitze nun friedlich vor
mich hin. Der Weg über die
Geleise ist kurz und wird von einem Reisenden
gerade benutzt. Ich nehme die
Unterführung, denn die ist sicherer,
zumindest jetzt, wo sich der
Interregio aus Baar nähert. Auf der
anderen Seite wende ich mich dem jungen Mann zu, der sich den Umweg
ersparen wollte. Gelassen frage ich, ob er lebensmüde sei? Die
schnippische Antwort lässt mich erkennen, dass dem nicht so ist.
Irgendwann wird es dann nicht mehr reichen und ein Kollege von mir oder
auch ich, hat ein Problem, das er eigentlich nicht wollte. Noch habe ich
die Hoffnung, dass es mich nie erwischen wird. Der Triebzug kommt und ich kann einsteigen. Dazu wähle ich das hindere Ende des Zuges. Nicht, weil dort die erste Wagenklasse ist, sondern weil dort mein Arbeitsplatz zu finden ist. In Baar übernehme ich den Zug. Mein Kollege wird dann aussteigen und einer anderen Arbeit nachgehen. Auf jeden Fall setze ich mich gleich in den Führerstand. Die Fahrt kann ich dazu nutzen um den Stuhl anzupassen. Auch ich will bequem sitzen. Es ist
ungewohnt hinten aus dem
Frontfenster zu blicken. Normalerweise machen wir
das ja nicht. Auf jeden Fall kommen wir gerade in Baar an, als ich alles
eingerichtet habe. Gut, normalerweise bin ich schneller, aber jetzt hatte
ich schliesslich Zeit dazu und die nahm ich mir. Ein Blick auf den
Fahrplan zeigt mir den Fahrweg an. Mein Ziel ist Rotkreuz und was ist mit
der
Haltestelle Hünenberg Chämleten? Muss ich oder muss ich nicht? Ich muss anhalten, aber wird das immer so sein? Ich weiss es nicht, aber ich werde es jedes Mal im Fahrplan sehen. Auf jeden Fall hat der Zug soeben in Baar angehalten. Es wird Zeit, dass ich den Triebzug übernehmen werde. Noch muss ich warten, bis der Kollege auf der anderen Seite den Führerstand abgerüstet hat. Das dauert immer ein paar Sekunden. Zeit, die mir jetzt
lange vorkommt, aber die vermutlich nicht länger ist, als normal. Die Lampe für die eingestellte Parkstellung leuchtet und die Federspeicher sind angelegt. Ich kann den Zug übernehmen und in Betrieb nehmen. Die Handgriffe sind routiniert und folgen einen eingelebten Ablauf. Das habe ich mir so eingeprägt auch wenn er vermutlich nicht dem üblichen Ablauf entspricht. Klar, dass das mein Chef nicht gerne liest, aber dazu stehe
ich. Ich bin immer noch ein Mensch und kein Roboter. Es dauert
nicht lange, bis die automatische Ansage erfolgt. Ich führe nun Züge der
Stadtbahn Zug. Das bedeutet, dass sich viele
Haltestellen in kurzen
Abständen folgen. Eine ruhige Phase ergibt sich so nie. Ich starte
zumindest pünktlich und kann so ohne Handicap starten. Auf jeden Fall wird
es nun etwas hektischer zu und her gehen, als auf der S2, die nicht so
viele kurz folgende Halte hat. Zumindest, wenn man Zug Oberwil verlassen
hat. Kaum nach
dem
Bahnhof Baar kommt die
Haltestelle Baar Neufeld. Danach folgt Baar
Lindenpark und schliesslich Zug. All das in wenigen Minuten. In Zug warten
vermutlich noch viele Leute, die mitfahren wollen. Nun geht es aber klar
nach den Vorgaben und die sehen 15 Sekunden minimale Haltezeit vor. Auch
wenn, wie jetzt die Türen nicht öffnen. So kann ich ohne lange zu warten
nach Zug fahren, denn auch in der Haltestelle Baar Lindenpark wollte
niemand raus. Ich kann nach Zug fahren. In Zug habe
ich ein paar Sekunden Rückstand und die Türen wollen einfach nicht zu
gehen. So warte ich 50 Sekunden und drücke dann die Zwangstürschliessung.
Gut, soweit kam es nicht, denn nach 49 Sekunden waren die Türen zu und ich
konnte diese verriegeln. Ob mich in Zug Schutzengel ein Schutzengel
erwartet? Zumindest ist das mein nächster Halt und auch jetzt ist die
Fahrt mit dem Zug nur kurz. Das ist
Stadtbahn, denn ich brauche vermutlich länger um hier einen Satz zu
schreiben, als von einem Halt zum nächsten zu fahren. Das wird in den
nächsten Minuten so sein. Auf jeden Fall merke ich jetzt von der
schlechten Nachtruhe nicht mehr viel, denn es ist immer etwas los. So auch
jetzt, wo ich mich der
Haltestelle Zug Chollermüli nähere. Die Haltestelle
heisst Zug Chollermüli, der anschliessende
Dienstbahnhof Kollermühle. Es ist
interessant, denn bei der
Stadtbahn Zug sind Dialektbegriffe für die
Haltestellen verwendet worden. Gerade hier, wo auch ausländische Reisende
ankommen können ist das überraschend. Das führt immer wieder dazu, dass
sich besonders deutsche Reisende immer wieder mit den Worten schwer tun.
Einheimische Reisende oder Schweizer passen dann die Haltestellen immer
wieder ihrem eigenen Dialekt an. Ich habe
eine ganze Minute Zeit um rund 50 Meter zu fahren, so bin ich im
Dienstbahnhof pünktlich. Der See auf meiner rechten Seite ist heute
vermutlich ein beliebtes Ziel. Bei der Badeanstalt konnte ich mich nicht
achten, da ich damit beschäftigt war, den
Fahrplan einzustellen. Immer
wieder muss ich nachstellen und bei Zug Schutzengel vergass ich es während
dem Halt schlicht. So musste ich auf der Fahrt nachholen. Cham
Alpenblick erwartet mich. Wobei von den Alpen hier nur die Rigi zu
erkennen ist. Dank dem Föhn und der damit verbundenen hervorragenden
Fernsicht, erscheint der Berg nahe und ist sehr deutlich zu erkennen. Auch
das ist ein Teil der aktuell vorherrschenden Wetterlage, denn die Sicht
ist wirklich hervorragend. Wobei die hochalpinen Berge sind hinter der
Rigi versteckt. Was nicht heisst, dass man davon nicht Teile sieht. Mehr
interessiert mich die Aussicht auch nicht, denn ich nähere mich der
Haltestelle und da muss man sich immer wieder konzentrieren. Eine junge
Frau machte es sich auf der
Bahnsteigkante bequem, als ich um die
Kurve
kam. So musste ich das
Signalhorn des Flirt zu Hilfe nehmen und sie
warnen. Die Sirene sorgte dafür, dass sie sich in die sichere Zone bewegt.
Warum müssen die immer auf der Kante warten? Mit Cham
habe ich wieder einen
Bahnhof erreicht. Die Zeiten meiner Fahrt decken
sich knapp mit denen des
Fahrplans. Auf jeden Fall habe ich eine
unwesentliche Abweichung. Mehr geht einfach nicht und selbst jetzt sucht
die nette Frau eine neue Türe aus. Dies natürlich nachdem sie an drei
offenen Türen vorbei gegangen ist. Da die nicht gleich aufgeht, eilt sie
zu Nummer fünf und drückt nervös auf den Knopf, der die Türe öffnet. Endlich ist
sie in den Zug gestiegen und ich kann die Türen schliessen und verriegeln.
Die Fahrt geht in Richtung Hünenberg Zythus. Ich erinnere mich, als mich
einmal eine ältere Dame nach dem Halt im „Zyythittli“ fragte. Beide
Begriffe kennen natürlich die Leute aus Deutschland nicht und so würden
sie vermutlich von Zeithaus sprechen, was immer das auch sein mag. Auf
jeden Fall muss ich dort halten. Auch die
Fahrt zur
Haltestelle Hünenberg Chämleten ist nicht weit, denn man kann
sie vom Halt in Hünenberg Zythus fast sehen und das trotz der vorhandenen
Kurve. Auf jeden Fall muss ich mit diesem Zug auch in Hünenberg Chämleten
anhalten. Gerade hier ist es gefährlich, da nicht alle Züge halten. Welche
nun halten und welche nicht, habe ich noch nicht so recht herausgefunden.
Auf jeden Fall habe ich zur Orientierung den
Fahrplan. Jetzt geht
es nur noch nach Rotkreuz. Das ist wohl der längste Teil ohne Halt. Dafür
mit einem
Dienstbahnhof, der aus der Doppelspur eine Einspur macht und der
eine Stationsgeschwindigkeit hat, die überwacht wird. Mit dem Flirt ist
die Einhaltung auch bei rasanter Fahrt kein Problem, denn die
Bremsen
wirken auf trockenen
Schienen ausgesprochen gut. Noch habe ich einen
leichten Rückstand, den ich aufholen will. Beim Halt in
Rotkreuz waren es immer noch ein paar Sekunden. Nun aber ist das Ziel
dieser Fahrt erreicht und ich kann den
Führerstand wechseln. Das geht
mittlerweile schnell und die Erfahrung hilft bei jeder Handlung. Es geht
wieder zurück nach Baar und viel Zeit bis dahin vergeht nicht mehr. Somit
ist etwas Eile angebracht. Die
LEA wird daher nicht ausgeschaltet, sondern
einfach Deckel zu in die Mappe und los geht es. |
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Zurück nach Baar |
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Im neuen
Führerstand richte ich mich wieder ein und ich habe gerade alle Arbeiten
abgeschlossen, als die Stimme vom
KIS damit beginnt die Leute im Zug zu
begrüssen. Trödeln liegt auf der S1 nicht drin und so gibt es auch keine
Erholung zwischen den Fahrten. Ein Blick nach vorne, das Signal zeigt noch
Halt. Daher erfolgt nun ein Blick in den
Fahrplan. Aha, diesmal fahre ich
in Hünenberg Chämleten durch. Der erste Halt ist Hünenberg Zythus. Die
Zeit zur Abfahrt wäre auch erreicht. Auch das
Signal hat mittlerweile seine Meinung geändert und ich kann losfahren.
Zumindest meinte ich das, denn in dem Moment, wo ich die Türen verriegeln
wollte, geht wieder eine auf. Im
Rückspiegel erkenne ich, dass ein paar
Jugendliche einsteigen. So fährt der Zug wieder einmal zu spät los. Die
Türe ist frei, ich kann verriegeln. Im
Spiegel beobachte ich, wie die
Trittbretter eingezogen werden. Die rote Lampe im
Führertisch erlischt
auch. Ich kann die
Rückfahrt in Richtung Baar beginnen und den Zug auf die erlaubte
Geschwindigkeit beschleunigen. Diese ist im
Bahnhof zwar nicht zu sehr
beschränkt, aber unmittelbar danach folgt eine enge
Kurve, so dass ich nur
auf die dort zugelassene Geschwindigkeit beschleunige. Danach kann ich
dann die V-Soll auf 125 km/h einstellen und die
Zugkraft wieder erhöhen.
Die bis Zug engste Stelle der Fahrt ist passiert. Wenn man von Rotkreuz her auf die Haltestelle Hünenberg Zythus zufährt und in der Haltestelle Hünenberg Chämleten durchfahren kann, muss man wissen, wo mit der Bremsung zu beginnen ist. Die Tafel, die die Haltestelle Hünenberg Chämleten ankündigt ist zu früh und die für Hünenberg Zythus zu spät. Man muss den Zug irgendwo dazwischen verzögern. Mittlerweile kenne ich auch diesen Punkt so gut, dass der Halt normal erfolgt und der Puls nicht zu hoch ist. Da die
Haltestelle Hünenberg Zythus in einer
Kurve liegt, kann ich die Türen
nicht auf der ganzen Länge überblicken. Ich muss daher warten, bis sie
selber durch die Automatik geschlossen werden. Erst dann kann ich diese
verriegeln und die Trittbretter einziehen. Erst jetzt erlischt die rote
Lampe der Türfreigabe. Es wird Zeit, dass ich die Fahrt fortsetze und nach
Cham fahre. In Cham
stehen kaum Leute zur Mitfahrt bereit. Man merkt, dass Mittagzeit ist und
sich die Leute an einem Mittagessen erfreuen. Ich kann das nicht und muss
zuwarten, bis ich
Feierabend habe. Bei der Pause war es zu früh für das
Mittagessen und nach der Arbeit zu spät, aber auch das gehört zum Beruf.
Es werden wieder andere Tage folgen und dann kann ich wie die meisten
Leute ein Mittagessen einnehmen. Wiederum
halte ich an den
Haltestellen Cham Alpenblick und Zug Chollermüli an.
Danach geht dann noch einmal richtig auf Tempo bis zum Schutzengel. Ich
kann mir diesmal auch einen Blick zum nahen Seebad leisten. Dieses ist gut
besetzt und die Leute geniessen die warmen Tage dieser Jahreszeit. Hier
wirkt die Wärme des Föhns, aber der Wind geht nicht, dass freut natürlich
die Sonnenanbeter, die sich auf den Wiesen tummeln. Die
Einfahrt
in Zug ist nur mit 60 km/h gestattet. Die
Kurve ist wirklich sehr eng und
kann daher nur langsam befahren werden. Solche engen Einfahrten in
Bahnhöfe sind selten geworden. Oft wurden diese Umgebaut und dabei die
Kurven gestreckt. Hier in Zug ist das jedoch nicht möglich, so dass man
nur mit 60 km/h in den Bahnhof fahren kann. Im
Fahrplan ist das jedoch
berücksichtigt worden. So können die Züge pünktlich verkehren. Beim Halt in Zug blicke ich auf die Uhr im Führerstand und stelle fest, ich bin pünktlich unterwegs. Das ist gut, denn in Baar habe ich nicht sehr viel Zeit um den Führerstand zu wechseln. Doch auch hier müssen sich die Türen zuerst schliessen. Ich kann sie aber im Rückspiegel beobachten und so beruhigt losfahren, als auch das letzte Trittbrett eingezogen wurde. Nächster Halt ist Baar Lindenpark und das liegt noch im Bahnhof Zug. Gerade die
Trittbretter sind beim Flirt angeblich immer wieder für eine Störung gut.
Bestätigen kann ich das jedoch nicht. Kollegen berichteten mir, dass diese
klemmten. Dann muss der Lokführer unter den neugierigen Blicken der
Fahrgäste, den Teppich entfernen und einen Schlüssel suchen. Dabei
natürlich die Zeitnot nicht vergessen. Alles in allem keine gute
Situation. Ich auf jeden Fall kann darauf verzichten. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Zug sind höhere Geschwindigkeiten zugelassen. Die Fahrt bis nach Baar Lindenpark dauert daher nicht besonders lange. Einfach gesagt, ich habe die letzte Weiche von Zug passiert und halte an der anschliessenden Haltestelle an. Bei einer Stadtbahn sind die Haltstellen sehr nahe. Ich möchte diese Fahrt auf jeden Fall nicht mit einer
Re 4/4 I
und dem damaligen
Pendelzug durchführen. Damals war es bei der Eisenbahn
gemütlicher. Endlich habe
ich Baar erreicht und ich kann wieder auf die andere Seite wechseln. Nach
knapp 20 Minuten Fahrt, vier Minuten zum Wechseln und dann wieder 20
Minuten fahren. Das wiederholt sich in Rotkreuz noch einmal. Wenn ich hier
das nächste Mal ankomme, habe ich es geschafft, denn danach geht es nur
noch nach Hause. Das erst noch als Passagier im klimatisierten Abteil der
S2. Doch noch ist es noch nicht so weit. Diesmal kann
ich mit dem Zug nach Rotkreuz in der
Haltestelle Hünenberg Chämleten
durchfahren. Alles andere ist identisch, nur folge ich dem
Interregio und
mass daher ein bisschen mehr auf die Signale achten. Besonders jenes hier
in Baar ist heikel, da es zuerst mit kurzer Fahrt beginnt. Wer da nicht
aufpasst, hat schnell einen Fehler gemacht, der dann viel Ärger bedeutet.
Da der Interregio jedoch pünktlich war, betrifft es mich nicht. Vor dem
Einfahrsignal von Zug komme ich zum Stehen. Es zeigt Halt. Da hier aber
auch gleich die
Haltestelle Lindenpark ist, kann ich die Wartezeit gerade
dazu nutzen um die Leute ein- und aussteigen zu lassen. Zumindest dann,
wenn die das auch wollen. Diesmal ist das auf jeden Fall nicht der Fall
und die Türen bleiben zu. Probleme mit den Trittbrettern gibt es auch
nicht, da die eingezogen bleiben. Ich könnte fahren. In der Ferne
sehe ich, wie die S2 gerade den
Bahnhof Zug in Richtung Erstfeld verlässt.
In einer Stunde werde ich in dem Zug sitzen und nach Hause fahren. Der
Interregio nach Luzern hat den Bahnhof auch verlassen und ich kann in Zug
einfahren. Da die
Ausfahrt noch geschlossen ist, erfolgt das mit 40 km/h.
Auch das ist in den Vorschriften klar geregelt, auch wenn der
Fahrplan das
nicht einberechnet hat. In Zug
warten wieder viele Leute. Die meisten werden vermutlich mit dem
Interregio gekommen sein und steigen nun in den
Regionalverkehr um. Mit
der
Stadtbahn ergeben sich so schlanke Anschlüsse. Auf jeden Fall wird
sich mein Zug kräftig füllen. Kurze Strecken werden so oder so meistens
stehend zurückgelegt. Besonders dann, wenn man bei der
Haltestelle Zug
Schutzengel wieder aussteigen will, denn das dauert nur knapp eine Minute. Der Rest der
Fahrt nach Rotkreuz wiederholt sich. Einzig die Tatsache, dass ich in der
Haltestelle Hünenberg Chämleten durchfahren konnte, unterscheidet sich. So
komme ich auch diesmal pünktlich nach Rotkreuz wo ich mit dem Zug ein
letztes Mal anhalte. Auch jetzt gibt es wieder Anschlüsse nach der
Südbahn. Wenn es klappt und die Züge pünktlich sind, kann man auch mit dem
Regionalverkehr schnell vorwärts kommen. Der letzte
von mir geführte Zug steht nun an und damit es nicht zu langweilig wird,
halte ich diesmal in der
Haltestelle Hünenberg Chämleten an. Alles in
allem eine ausgeglichene Sache mit dem Halt in Hünenberg Chämleten.
Diesmal kann ich mich an der Signalisation orientieren und so den Zug
rechtzeitig zum Stehen bringen. Auf jeden Fall wird es gleich losgehen,
denn das Signal ist grün und die Ansage läuft. In wenigen Sekunden fahre
ich los. Damit es
nicht langweilig wird, ist diesmal das Signal nach der
Haltestelle Cham
Alpenblick geschlossen. Ich muss warten, bis die S9 aus Steinhausen
vorgefahren ist. Eine kurze Haltezeit ergibt sich so. Da auch hier
wiederum ein
Vorsignal im Spiel ist, beginnt die Weiterfahrt mit 40 km/h.
So kommt man nicht vorwärts, aber die Vorschriften sind nun mal so und als
Lokführer hält man sich an Vorschriften. Die Leute im Zug nerven sich
dabei nur. In Zug hatte
ich ein wenig mehr, als eine Minute
Verspätung, daher ist mein Kollege
hinten eingestiegen. Die Übergabe erfolgt daher blind. Das heisst, wir
werden uns nicht sehen und so jeder für sich die Arbeit übernehmen. Ich
auf jeden Fall habe es dann geschafft, aber noch stehen die Halte in Baar
Lindenpark und Baar Neufeld an. Das wird aber auch nicht lange dauern. Auf
jeden Fall bin ich jetzt langsam erschöpft, denn es war ein anstrengender
Arbeitstag. Baar ist
erreicht und ich kann die
LEA endgültig ausschalten und in der Mappe
verstauen. Jetzt muss ich mich nicht beeilen, denn der Zug wird ja von
einem Kollegen geführt. Daher verstaue ich alle Geräte und Materialien
sorgfältig in der Mappe, die ich anschliessend schliesse. Die Arbeit ist
getan, es geht nur noch nach Hause und das mit
Dienstfahrt. Eigentlich bin
ich froh darüber, denn jetzt mag ich nicht mehr. |
|||||
Dienstfahrt nach Hause |
|||||
Der Zug
verlässt den
Bahnhof Baar gerade in dem Moment, wo ich den
Führerstand
verlasse. Bis nach Zug setze ich mich einfach ins erste Abteil, das sich
anbietet. Der Zug ist nicht sonderlich gut besetzt, man merkt den Samstag
und das schöne Wetter. Die Leute halten sich jetzt lieber im Freien auf
und geniessen die Sonne oder suchen den Schatten. Auf jeden Fall will
jetzt kaum jemand auf grosse Reisen gehen, denn das Wetter ist zu schön. Doch, viele
gingen vermutlich auf Reisen, aber die befinden sich jetzt im Hochgebirge.
Gerade bei schönem Wetter begeben sich viele Schweizer für Wanderungen in
die Berge. Am Abend kommen sie dann zurück und besteigen erschöpft die
Züge. So ergeben sich Frequenzen, die im normalen Plan nicht vorgesehen
waren. Die Folge, es wird eng in den Abteilen. Nur, wer kann das Wetter
schon vorhersehen. Auch die Meteorologen raten nur. Lange wird
die Fahrt mit diesem Zug nicht dauern, denn ich muss in Zug umsteigen.
Diese
S-Bahn fährt nach Luzern und nicht nach Erstfeld. In Zug habe ich
dann noch eine sehr kurze Pause. Ich kann dann das WC benutzen und mich
etwas frisch machen. Kühles Wasser hilft gegen müde Lider, denn ich sollte
ja noch ein bisschen wach bleiben. Sonst fahre ich den lieben langen Tag
mit der S-Bahn im Raum Zug herum. In Zug
verlasse ich die
S-Bahn und begebe mich in die Aufenthaltsräume. Dort
stelle ich die Mappe hin und begebe mich auf die Toilette. Die Blase
drückt mächtig, denn während der ganzen Zeit konnte ich nie weg. Jetzt
muss es sein, denn lange halte ich es nicht mehr aus. Danach wasche ich
mir, wie es sich gehört die Hände. Die nassen Hände nutze ich
anschliessend um den Nacken etwas zu kühlen und das Gesicht leicht zu
waschen. Die Zeit
reicht sogar noch für einen Kaffee aus dem Automaten. Zwar kann ich ihn
nicht mehr im Sitzen trinken, aber wenn es um den
Feierabend geht, kann
auch ich über meinen Schatten springen und einen Kaffee mit auf den Weg
nehmen. Der Weg ist nur kurz und durch die Gänge komme ich auch gleich an
der richtigen Stelle aus dem Aufnahmegebäude. Ich kann den Kaffee trinken
und auf die
S-Bahn warten, die in der Ferne gerade Baar Lindenpark
verlässt. Als der Zug
angehalten hat, besteige ich das Abteil in der ersten
Wagenklasse, die ist
noch leer. Niemand wollte die kurze Strecke in diesem Abteil benutzen. Es
ist der RABe 521 mit dem defekten WC. War eine gute Idee noch schnell die
Toilette zu benutzen. Jetzt auf jeden Fall drückt die Blase nicht mehr und
ich kann mich im Ledersessel hinsetzen. In einer Stunde bin ich zu Hause
in Erstfeld oder im Tal der tosenden Winde. Jetzt wo ich
Ruhe habe, merke ich die Müdigkeit. Zudem ist es im Abteil angenehm kühl,
so dass ich etwas vor mich hin dösen kann. Die ersten
Haltestellen bekam
ich noch mit, doch dann war ich kurz weg. Ich erwache erst wieder, als in
Arth-Goldau die Türe zum Abteil geöffnet wird. Doch das kurze Nickerchen
reichte, dass ich mich wieder fit fühle. Zudem bekomme ich nun
Unterhaltung, denn ein Lokführer von Arth-Goldau steigt zu. Während er
sich hinsetzt und sein Gepäck abstellt, erkenne ich wie die Fahnen im Wind
wehen. Es geht scheinbar ein kräftiger Föhnsturm, denn bis Goldau mag er
selten. Mein Kollege meint, dass er in Basel war und es dort kühler ist.
Auf jeden Fall habe er letzte Nacht kaum ein Auge zugebracht. Er war damit
nicht alleine, ich weiss, wie es war, denn auch ich hatte meine Mühe mit
dem Schlaf. Beide hoffen auf jeden Fall, dass es wieder etwas kühler wird. Im Gespräch
bekamen wir die ersten
Haltestellen nicht mit. Auf jeden Fall können wir
nun den Urnersee mit seinem Wellengang erkennen. Der Zug fährt gerade in
Sisikon ein. Auf dem See hat es viele Windsurfer. Das ist nun ein Eldorado
für diese Sportler, denn beim Föhn jagen sie regelrecht über den Urnersee.
Sicher angenehm auf dem Wasser. Der Kollege meint, dass er mit seiner
Familie heute auch noch an den See gehen werde. So erreichen
wir Altdorf, wo der Kollege aussteigt. Er wohnt hier und er war auf seinem
Arbeitsweg. Ich muss noch einen Moment warten, bis auch ich den Zug
verlassen kann und in Erstfeld vom Wind empfangen werde. Man hört es am
Fahrgeräusch, dass der Föhn immer noch durch den Kanton zieht. Eigentlich
wäre es ein so schöner Abend, aber auf dem Grill geht nichts, denn bei dem
Föhn ist das leichtsinnig. Noch schnell
ins
Depot, das
Handy muss abgegeben werden und die Mappe gehört auch an
ihre Stelle. Ich benutze dazu die
Unterführung und den Weg der Strasse
entlang. Das ist zwar wegen den Autofahrern nicht sicherer, als das
Gleis,
aber ich will die
Warnweste nicht auspacken. Danach habe ich endgültig
Feierabend und mich erwartet das Wochenende. Ich kann das
Dienstgebäude
des Depots Erstfeld verlassen.
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